Ethnizität, Nation und Rassismus Flashcards

1
Q

Der moderne Staat (Weber)

A
  • besitzt das Monopol legitimer physischer Gewaltsamkei
  • ist als anstaltsmässiger Herrschaftsverband organisiert
  • Effizienz/Rationalität
  • Bürokratie: Regeln statt Willkür
  • Universalität: Allgemeingültigkeit der Regeln

—> Problem: Universalität der Regeln vs. Partikularität des Sozialen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Nation, moderner Staat, Nationalismus (Gellner)

A

—> Moderne Industriegesellschaften bringen das Bedürfnis nach standardisierter
und homogener Hochkultur hervor
—> Das Bedürfnis nach kultureller Einheit entsprich dem Bedürfnis nach der Nation

− Im Nationalismus bringt sich das Bedürfnis nach der Nation zum
Ausdruck
—> Forderung nach der Kongruenz von territorialer Verwaltungseinheit
und kultureller Einheit: Die Nation kommt im Staat ‚zu sich‘
—> Charakteristik des Nationalismus: Vorstellung der Vorgängigkeit der
Nation als kultureller Einheit
Aber: Die als Nation adressierte kulturelle Einheit ist erst noch zu schaffen
—> Entgegen des Selbstverständnisses des Nationalismus gibt es keine
vorgängige Nation, die im Nationalstaat ihre ‚natürliche‘ Form findet
—> Die Nation ist „sozial konstruiert“ (Joppke)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Nation als Imagined Communities

A

1) Jede Nation ist imaginiert/vorgestellt.
- Selbst die Mitglieder der kleinsten Nation können sich nicht kennen
Face-to-Face, aber es existiert die geteilte Vorstellung einer Gemeinschaft
2. Jede Nation ist begrenzt.
- Nationen sind von Grenzen eingehegt.
3. Eine Nation versteht sich als souverän.
- Ihr Begriff wurde in einer Zeit geboren wurde, als Aufklärung und
Revolution die Legitimität der dynastischen Reiche Reiche zerstörten.
4. Eine Nation versteht sich als Gemeinschaft.
- Unabhängig von realer Ungleichheit und Ausbeutung versteht sie sich
als kameradschaftlicher Verbund von vermeintlich Gleichen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Nation: Begriff

A

− Nation als Herrschaftsverband über ein Volk in einem vorhandenen oder erstrebten Staat über ein Gebiet mit einem Gewaltmonopol, einem
überzeitlichem Anspruch, Zugehörigkeitsregeln (meist exklusiv) und
reziproken Verpflichtungen sowie allgemeinen und gleichen Rechten seiner Mitglieder
− Vorstellungswandel: Modernes Verständnis von Nationen ist multikulturell, multiethnisch und integrativ für dauerhaft auf einem Staatsgebiet lebende Menschen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Ethnien: Begriff

A

Ethnisch: „einem Volke eigentümlich“
− Vorstellung eines gemeinsamen Ursprungs (Abstammung)
− traditionell: Volksgruppe, die sich durch kulturelle Praktiken oder
Einstellungen (v.a. Sprache, Geschichte, Herkunft, Religion, Kleidung) von
anderen unterscheidet
—> Aber: entgegen einer ‚essentialistischen‘ (bzw. „primordialen“) Definition,
die auf die (oft nicht vorhandene) Gemeinsamkeit bestimmter Merkmale
abhebt, wird heute die Selbst- oder Fremdzuschreibung als verwandte
Volksgruppe (Erblichkeit der Zuordnung) als einziges konstitutives
Merkmal anerkannt
—> „Pragmatischerer Umgang“ mit dem Begriff „Ethnizität“

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Etablierte und Aussenseiter

A
  • Ansatz von Elias: Figuration von Etablierten und Aussenseitern: zugewanderte von Alteingesessenen stigmatisiert, ohne erkennbare andere soziale Unterschiede
  • Gruppen tendieren dazu Gruppenidentitäten in Unterscheidung von anderen (schlecht) zu etablieren
  • Gruppen entwickeln Zusammenhalt und Vertrauen in Abgrenzung zu
    anderen u. halten dieses gegenüber ‚Neuankömmlingen‘ u.
    ‚Fremdgruppen‘ aufrecht durch soziale Kontrolle (Norm und
    Sanktion)

− Die Zugehörigkeit zu etablierten Gruppen verschafft den Mitgliedern
Vorteile u. Macht in Abgrenzung zu ‚Außenseitern‘(Lob- und
Schimpfklatsch)

− Außenseitergruppen erfahren eine Benachteiligung (selbst verstärkt)
durch Etablierte u. weisen ein geringes Maß an Selbstwertgefühl u.
sozialer Integration auf

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

“Wir-Gruppen” und Ethnozentrismus

A

− Wir-Gruppen sind Gruppen, deren Mitglieder ein Gefühl der Zusammengehörigkeit (Wir-Gefühl) entwickeln und über längere Zeit relativ kontinuierlich kommunizieren und interagieren, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Die Gemeinsamkeit kultureller oder körperlicher Merkmale ist keine notwendige Bedingung für die Entstehung einer Wir-Gruppe
− Die nötige Anpassung der Individuen an die eigene Gruppe geht mit einer Ausgrenzung anderer Gruppen einher, die Individuen unterscheiden zwischen ‚ihrer‘ Gruppe und der der ‚anderen‘
− Die Eigengruppe wird aufgewertet, die Fremdgruppe abgewertet (z.B. Begriff der ‚Barbaren‘ bei den Griechen, abwertend für ‚Fremde‘)
− Mythen begründen die Überlegenheit der eigenen Gruppe; Stigmatisierung als Mittel des sozialen Kampfes um Macht und Vorherrschaft, wobei die Unterlegenen ihre Unterlegenheit z.B. durch Devianz, unfeines Verhalten etc. lfd. ‚bestätigen‘

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Formen ethnischer Abgrenzung

A

– Vorurteile: Meinungen oder Einstellungen, die Angehörige einer Gruppe aufgrund selektiver Wahrnehmung und Generalisierung gegenüber den Mitgliedern einer anderen hegen

− Rassismus: Die Anschauung, dass gewisse physische Merkmale mit
moralischen, geistigen und anderen nichtphysischen Eigenschaften
assoziiert sind, die ihre Träger anderen unter- oder überlegen machen.
Heute eher eine „Rassismus ohne Rassen“ (Etienne Balibar)

− Diskriminierung: Signifikante soziale Entscheidungen und Handlungen, die auf der mutmaßlichen rassischen oder ethnischen Identität ihrer
Adressaten basieren (positive oder negative)

− Rechtliche u. administrative Regelungen: Rechte und administrative
Praktiken, die auf der mutmaßlichen ethnischen Identität ihrer Träger
gründen (Staatsbürgerschaftsrecht, Gruppenrechte, Quotenregelungen)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Minderheit: Begriff

A

Minderheit: Bezeichnet nicht lediglich eine numerische Größe
− Gruppen, die gegenüber der Mehrheit kraft ihrer distinkten Merkmale
(z.B. Religion, Sprache, kulturelle Praktiken) gegenüber der Mehrheit
unterschieden sind
− Minderheiten entwickeln ein Gefühl der Gruppensolidarität
− Vergleichsgröße ist meist die als homogen vorgestellte
Mehrheitsbevölkerung moderner Staaten; die Zuschreibung resultiert oft aus der statistischen Erfassung und ist mit dem Zuweisen oder Versagen von Rechten verbunden

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

“Rasse”: Begriff

A

– „Rasse“ als Versuch einer biologischen Plausibilisierung der
Abstammungsgemeinschaft
− Meist mehr oder weniger willkürliche Zuordnung von Volksgruppen anhand körperlicher oder askriptiver Merkmale (z.B. Hautfarbe, Haar, Gesicht, Größe). Unterschiedliche Anwendung in angelsächsischen und kontinentaleuropäischen Kontexten
− Religiöse Ursprünge in der ‚Reconquista‘ (spanische Rückeroberung) 1492 mit dem Zwangsbekehrungsedikt und der Forderung der ‚Reinheit des Blutes‘ gegen Juden
− Der Begriff lebt wieder auf in den Adelsgesellschaften in Frankreich und der Anthropologie d. 19. Jahrhunderts u. schließlich im diffusen, biologistisch verbrämten NS-Rassen-Antisemitismus

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Rassismus

A

− Entstehung im 18. Jahrhundert (vgl. Mosse 1996) (= modernes
Phänomen)
− Vorstellung davon, dass Rassen «objektiv» existieren würden und dass sie wissenschaftlich, zum Beispiel anhand von unterschiedlichen Formen von Schädel oder Nase und Körpergröße, messbar seien.
− Das individuelle Verhalten ist durch die Rassenzugehörigkeit determiniert (»Charakterologie« als an den Universitäten gelehrtes Fach beschreibt und erklärt diesen Nexus).
− Die Rassen sind hierarchisch geordnet, d.h. sie stehen in einem Verhältnis von »höher« zu »niedriger «.
− Die Vermischung der Rassen vermindert stets die Qualität der »höheren«Rasse; daraus folgt ein striktes Verbot der Rassenmischung

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

“Rasse”: Kritik

A

Die vorrangig biologische Begründung von Menschengruppen als Rassen – etwa aufgrund der Hautfarbe, Augen- oder Schädelform – hat zur Verfolgung, Versklavung und Ermordung von Abermillionen von Menschen geführt. Auch heute noch wird der Begriff Rasse im Zusammenhang mit menschlichen Gruppen vielfach verwendet. Es
gibt hierfür aber keine biologische Begründung und tatsächlich hat es diese auch nie gegeben. Das Konzept der Rasse ist das Ergebnis von Rassismus und nicht dessen Voraussetzung.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Intersektionalität

A

Racial Capitalism
Ausbeutung auf der Basis von ethnischer Identität, Hautfarbe, etc.
– PoC haben häufig ein niedrigeres Einkommen, niedrigeren Lebensstandadard, Lebenserwartung, etc.
– Diskriminierung bezüglich Justiz und Politik
– Vor allem African Americans sind diskriminiert im Racial Capitalism.
– Historische Fortführung der Sklavenhaltergesellschaft

Women, Race & Class

− Kritik am weißen Feminismus (white feminism)
—> Auslassung von Black Women
− Black Women nicht nur von Ausbeutung im Kapitalismus
betroffen, sondern zusätzlich auch von:
o Rassismus (wie PoC)
o Sexismus (wie Frauen)
− Black Women werden auf dreifache Weise unterdrückt: Gender, Race und Class

− Schnittpunkt bzw. Kreuzung von Ungleichheit. Binäre Kategorien (z.B. Mann/Frau)
sind nicht hinreichend: Wie wird z.B. eine schwarze Frau diskriminiert?
− Konzept entsteht im Kontext des Black Feminism und der Critical Race Theory und betrachtet Race, Class und Gender in ihre Verschränkung

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly