Fragen 3410 Flashcards
(109 cards)
T1
Verantwortungsdiffusion beim Hilfeverhalten
Laborexperiment mit Studenten, nur über Kopfhörer verbunden, in einer angeblichen Gruppendiskussion, die einen epileptischen Anfall eines Mitteilnehmers wahrnehmen
Lektüre: Darley, J.M. & Latané, B. (1968). Bystander intervention in emergencies: Diffusion of responsibility.
Journal of Personality and Social Psychology, 8, 377-383
Forschungstand
Erklärungsbedürftiges Phänomen:
Obwohl viele Menschen die Notlage einer Person beobachten, schreitet keiner ein. Warum?
Laien und Experten rekurrieren häufig auf Persönlichkeitsmerkmale der Beobachter (Bystander) oder bemühen kulturkritische Argumente.
T1
Theorie (S. 377)
Ansatzpunkt für psychologische Erklärung:
Konflikt zwischen dem Bestreben humanitären Normen zu folgen (und einzuschreiten) und der Angst vor negativen Konsequenzen, wenn man einschreitet.
Kernannahme:
Unter bestimmten Umständen kann das Bestreben Normen zu folgen geschwächt werden. Die Anwesenheit anderer Personen kann ein solcher Umstand sein, und dies insbesondere dann, wenn nicht zu erkennen ist, wie sich diese Personen verhalten.
Mögliche Gründe:
1) Verantwortungsdiffusion:
Wenn mehrere Personen Zeugen der Notlage einer anderen Person sind, konzentriert sich die Verantwortung einzuschreiten, nicht auf einen Zeugen allein, sondern auf mehrere Zeugen. Infolgedessen sinkt die Wahrscheinlichkeit für jeden einzelnen Zeugen, dass er einschreitet.
2) Diffusion der Schuld:
Personen in Gruppen können annehmen, dass es weniger wahrscheinlich ist, dass sie persönlich zur Rechenschaft gezogen werden, wenn sie nicht einschreiten, was ihre Bereitschaft einzuschreiten (und Kosten auf sich zu nehmen) senkt.
3) Rationalisierung:
Wenn das Verhalten anderer Zeugen nicht zu beobachten ist, kann ein einzelner Zeuge vermuten, irgendjemand würde schon was tun, und damit sein Nichteinschreiten rechtfertigen
T1 Zentrale Hypothese (S.378)
- Je mehr Beobachter ein Notfall hat, desto weniger und langsamer wird der Einzelne eingreifen oder Hilfe anbieten. (S. 378, linke Spalte, 4. Absatz).
- Das Geschlecht der anderen Beobachter hat Einfluss auf die Geschwindigkeit des Hilfeverhaltens,
- speziell: Männer helfen bei ausschließlich weiblichen Beobachtern schneller, weil es gesellschaftlich von ihnen erwartet wird. (S. 381, linke Spalte, 2. Absatz)
- Persönlichkeitseigenschaften können Hilfeverhalten voraussagen (s. 381, rechte Spalte 2. Absatz)
T1
Durchführung (S. 378-9)
Cover Story und Notsituation:
Cover Story:
Angebliche Diskussion über persönliche Probleme, die aus Gründen der Wahrung der Anonymität über Gegensprechanlage aus jeweils individuellen Kabinen erfolgte. Versuchsleiter war kein Zeuge.
Notsituation:
Angeblicher epileptischer Anfall eines anderen Untersuchungsteilnehmers (tatsächlich Tonbandaufnahme) (. In der zweiten Runde erleidet das Opfer während seiner Redezeit zur Kommentierung nach 70 Sekunden einen epileptischen Anfall und bittet darum, Hilfe zu holen. Nach 125 Sekunden wird die Leitung unterbrochen)
Stichprobe: 72 Studierende (59 Frauen, 13 Männer)
Design:
UV1: Gruppengröße (3-fach gestuft): 2er, 3er und 6er Gruppen)
UV2: Gruppenzusammensetzung in 3er Gruppen (4-fach gestuft, zu Details s. Tabelle 2)
Auffälligkeit: kein vollständig gekreuzter Versuchsplan
Zentrale AV: Geschwindigkeit des Eingreifens vom Begin des “Anfalls” bis zum Verlassen der individuellen Kabine (Reaktionszeitmessung: Ab Beginn des Anfalls wird die Zeit gestoppt und Endet sobald die
Versuchsperson den Diskussionsraum verlässt. Es wurde ein Speedscore ermittelt nach der Formel
100/Reaktionszeit, hoher Speedscore heißt demnach kurze Reaktionszeit.)
Kontrollvariablen: Soziale Erwünschtheit, Anomie, Automatismus u.a. (Persönlichkeitseigenschaften und personenbezogene Statistik)
Statistische Verfahren Gruppengröße/Reaktionszeit - x^2-Test - Varianzanalyse Gruppengrößeneffekt - Duncan Multiple Range Test (6er zu 2er/3er-Gruppe war signifikant)
T1
Ergebnisse
Personen die nicht geholfen haben, schienen emotional erregter als Personen die nicht geholfen haben. Vermutlich haben sie nicht beschlossen nicht zu helfen, sondern befanden sich noch in der Entscheidung.
Es könnte sein, dass 100% geholfen hätten, wenn das Experiment länger gelaufen wäre.
Anzahl der Beobachter
Die Anzahl der Beobachter hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, dass ein Vorfall gemeldet wird.
- 85% der Zweiergruppen holten Hilfe, bevor das Mikrofon abgeschaltet wurde, aber nur 31% der Sechsergruppen.
- Alle aus den Zweiergruppen meldeten den Vorfall innerhalb der Zeit, aber nur 62% der Sechsergruppen.
- Die Zahl Hilfeholender war in den Zweiergruppen zu jeder Zeit höher als in den Dreiergruppen und ebenso bei den Dreiergruppen im Vergleich zu Sechsergruppen.
- 95% halfen in den ersten 3 Minuten
Hilfe aus Sicht des Opfers
Wird dem Opfer mit höherer Wahrscheinlichkeit geholfen wenn mehr Beobachter da sind, da es mehr potentiell helfende Personen gibt?
- Innerhalb der ersten 45 Sekunden halfen 50% in den Zweiergruppen und keiner aus der Sechsergruppe.
- Nach einer Minute ist die Wahrscheinlichkeit in allen Gruppen gleich hoch, dass mindestens eine Person hilft.
Gründe für Helfen oder Nachhelfen
- Ich wusste gar nicht so genau was passiert war (26 von 65)
- Ich dachte, es muss ein Irrtum sein (20 von 65)
- Ich wusste nicht was tun (18 von 65)
Übereinstimmend gaben die Vpn an, dass die Anwesenheit der anderen Teilnehmer keine Auswirkungen auf ihr Verhalten hatte
Der Anfall erzeugte einen Aversions-Aversions-Konflikt. Einerseits Scham oder Schuld über das Nichthelfen, andererseits die Angst vor Blamage durch Überreaktion oder vor Störung des Experiments (Experimentator hatte Anonymität als wichtige Voraussetzung genannt)
In Zweiergruppen war dieser Konflikt schnell gelöst, im Fall größerer Gruppen waren die kosten des Nicht-Helfens kleiner und der Konflikt wahrscheinlich akuter
Weitere Schlussfolgerungen
Die Studie widerspricht den Untersuchungen von Berkowitz, Klandermans & Harris, dass Männer schneller helfen als Frauen. Auch auf Frauen hatte das Geschlecht der übrigen Beobachter keinen Einfluss.
Allerdings wurde bei Berkowitz direktes Hilfeverhalten getestet, während hier indirektes Hilfeverhalten untersucht wurde, bei dem sich für Frauen scheinbar keine höheren Kosten ergeben (Fertigkeiten, Wissen, körperliche Stärke).
Die Notfallsituation war hier konstruiert, denn in realen Situationen sind die Reaktionen anderer Beobachter für potentielle Helfer durchaus beobachtbar (pluralistische Ignoranz). Im Fall Kitty Genovese war aber genau das nicht der Fall. Die Annahmen, dass Persönlichkeitseigenschaften in diesem speziellen Fall der indirekten Hilfe als Erklärung herangezogen werden kann, ist demnach nicht gerechtfertigt, sondern es kann beim Fall Kitty Genovese vom Effekt der Verantwortungsdiffusion als Erklärung ausgegangen werden.
T1
Darley & Latané: Was sind die zentralen Hypothesen der Studie?
A) Ob und wann Menschen in Notfallsituationen einschreiten hängt nicht von der Anzahl der Menschen ab, die ebenfalls Zeuge des Notfalls sind.
B) Je mehr Personen Zeuge eines Notfalls werden, umso weniger wahrscheinlich ist es, dass einer von ihnen einschreitet und umso verzögerter wird sein Einschreiten erfolgen.
C) Je mehr Personen Zeuge eines Notfalls werden, umso wahrscheinlicher ist es, dass einer von ihnen einschreitet, und umso schneller wird sein Einschreiten erfolgen.
D) Je weniger Personen Zeuge eines Notfalls werden, umso weniger wahrscheinlich ist es, dass einer von ihnen einschreitet, und umso verzögerter wird sein Einschreiten erfolgen.
E) Verantwortungsdiffusion kann durch den Bystander-Effekt ausgeglichen werden.
B
T2
Thema: Der relative Einfluss situationaler und dispositioneller Variablen auf Helfen in Notfallsituationen
Laborexperiment mit Theologiestudenten zu Hilfeverhalten in Notfallsituationen
Lektüre:
Darley, J.M., & Batson, C.D. (1973). From Jerusalem to Jericho: A study of situational and dispositional variables in helping behavior. Journal of Personality and Social Psychology, 27, 100-108
Forschungsstand:
Ausgangsbeobachtung:
Die Vorhersagekraft dispositioneller Variablen erwies sich in der Vergangenheit häufig als gering; dies legt mache, alternative Variablen zur Vorhersage (bzw. Erklärung) von Hilfeverhalten in Notfallsituationen heranzuziehen.
T2
Theorie (S. 100-1) und Hypothesen
Ansatzpunkt: Psychologische Interpretation des Gleichnisses vom Barmherzigen Samariter. Hilfeverhalten hängt in der Parabel von Situationsvariablen, nämlich vom Zeitdruck und den Gedankeninhalten (Salienz von Normen) ab sowie von dispositionellen Variablen, nämlich der Art der Religiosität (Priester vs. Levitier vs. Samarita) ab
3 inhaltliche Hypothesen:
1) Personen, die mit einer Notsituation konfrontiert werden, während sie gedanklich mit religiösen oder ethischen Themen beschäftigt sind, werden nicht mit einer größeren Wahrscheinlichkeit helfen als Personen, die sich gedanklich mit anderen Themen beschäftigen (!Wichtig: Test der Gültigkeit der “Nullhypothese”)
2) Personen, die in Eile sind, werden mit geringerer Wahrscheinlichkeit helfen als Personen, die nicht in Eile sind
3) Personen, die (a) aus intrinsischen Gründen oder aus (b) Gründen der Sinnsuche religiös sind, werden mit größerer Wahrscheinlichkeit helfen als andere Personen
Potentiell relevante (Prädiktor)Variablen:
Situationsvariablen:
a) die Inhalten, mit denen sich eine Person gedanklich beschäftigt (→ “situative Salienz von Normen”)
b) Zeitdruck unter dem eine Person steht
Dispositionelle Variablen:
a) Art der Religiosität
T2
Durchführung (S. 103-4)
Laborexperiment, Einzelexperiment
Cover Story und Notsituation:
Cover Story:
Angeblich Untersuchung zum Zusammenhang religiöser Erziehung und der Berufung zum Priesteramt. Untersuchung fand angeblich in zwei Gebäuden statt. Personen wurden einzeln untersucht. Nach Manipulation der UVn wurden die Personen in das zweite Gebäude geschickt.
Notsituation:
Auf dem Weg in das andere Gebäude saß ein Konföderierter mit geschlossenen Augen zusammengesackt auf dem Boden und täuschte einen Schwächeanfall vor.
Stichprobe:
40 Theologiestudenten der Universität Princeton; 7 weitere Teilnehmer wurden von den Analysen ausgeschlossen.
Design:
UV1: Inhalt (2-fach gestuft): aufgabenrelevant vs. relevant für Hilfeverhalten (→ Salienz prosozialer Normen); Operationalisierung über Textmaterial
UV2: Zeitdruck (3-fach gestuft): hoch, mittel, niedrig; Operationalisierung über Instruktionen des VL (!zu beachten: Randomisierungsproblem s. Fußnote 3)
Prädiktorvariablen: Drei Dimensionen von Religiosität: Religiosität als Mittel zum Zweck, Religiosität als Ziel an und für sich, Religiosität als Sinnsuche
Zentrale AV: Beurteilung der Hilfereaktion auf einer 7-stufigen Skala (!zu beachten: a) Rating erfolgte durch Konföderierten; b) Konföderierter war blind gegenüber den UVs und Prädiktorvariablen; c) Skalenniveau: ordinal)
Statistische Verfahren
• Varianzanalyse (trotz Ordinalskala!!!)
• Schrittweise multiple Regression (als „Gegencheck“ wegen der eigentlich nicht angemessenen Varianzanalyse)
T2
Schlussfolgerungen (S.107-8)
1) Ergebnisse bestätigen Hypothese 1: Ein Effekt
für die relative Salienz prosozialer Normen deutet sich zwar an, war statistisch allerdings nicht signifikant. Der Einfluss von Normen schein beim Helfen weniger stark zu sein als man intuitiv vermuten könnte (S.107)
2) Ergebnisse bestätigen Hypothese 2 zum Einfluss von Zeitdruck (situale Variablen)
Weiterführende Überlegungen zu mediierendem Prozess:
Keine bewusste Kosten-Nutzen-Abwägung zu Ungunsten der hilfsbedürftigen Person, vielmehr scheint der Zeitdruck die Interpretation der Situation in ungünstiger Form zu beeinflussen (S. 107-108)
3) Persönlichkeitsvariablen erwiesen sich - wie schon in vorangehenden Untersuchungen - als unbedeutend für die Vorhersage des Hilfeverhatens (d.h. Hypothese 3 wird nicht bestätigt)
Überraschendes Ergebnis: „Sinnsucher“ boten eher zögerlich Hilfe an
Weiterführende Überlegungen:
Die Daten liefern allerdings einige Hinweise darauf, dass Persönlichkeitsvariablen hinsichtlich der Art und Weise, wie eine Person hilft, bedeutsam sein könnten. Die Auswahl der Art zu helfen setzt komplexere Entscheidungsprozesse voraus; es könnte daher sein, dass sich der Effekt von Persönlichkeitsvariablen erst mit längerer Zeit entfaltet.
T1
Wie operationalisierten Darley und Latané (1968) in ihrer Studie „Bystander intervention in emergencies“ ihre zentrale unabhängige Variable?
A) Über die Anzahl der Personen, die von den Versuchspersonen als gleichzeitig anwesend wahrgenommen wurden.
B) Über die Anzahl der Personen von denen die Versuchspersonen annehmen konnten, dass sie den Krampfanfall ebenfalls gehört hatten.
C) Über die Anzahl der Personen, die den Krampfanfall ebenfalls gehört hatten.
D) Über die Zeit, welche die Versuchspersonen benötigten, um den Krampfanfall zu melden.
E) Über die Eile, welcher die Versuchspersonen ausgesetzt waren, als sie den Hof überquerten.
B
T2 Welche Persönlichkeitsvariablen wurden untersucht? A) Religiosität B) Extraversion C) Neurotizismus D) Offenheit für neue Erfahrung E) Bindungstyp
A
T2 Welche dispositionelle Variable wurde gefragt? A) Art der Religiosität B) Extraversion C) Neurotizismus D) Offenheit für neue Erfahrung E) Bindungstyp
A
T2
Darley & Batson: Was sind die verwendeten Prädiktorvariablen?
A) Inhalt, Zeitdruck, Auftreten von Hilfeverhalten
B) Inhalt, Art des Hilfeverhaltens, Religiosität
C) Zeitdruck, Religiosität, Inhalt
D) Dauer bis zum Einschreiten in der Notsituation, Zeitdruck, Religiosität
E) Religiosität, Temperatur, Wetterverhältnisse
C
T3
Verantwortungsdiffusion und die erwarteten Kosten der Hilfeleistung
Feldexperiment in Zügen der New Yorker U-Bahn zu Hilfeverhalten in Notfallsituationen
Lektüre:
Piliavin, I., Piliavin, J.A., Rodin, J. (1975). Costs, diffusion, and the stigmatized victim.
Journal of Personaity and Social Psychology, 32, 429-438
Arousal-Cost-Reward-Modell: Emotionale Erregung, Kosten des Helfens, Kosten des Nicht-Helfens
T3
Forschungsstand (S. 429-32)
Hauptziele:
- Erläuterung eines Modells zur Integration einer Vielzahl von Befunden zum Helfen in Notsituationen
- Test einer aus dem Modell abgeleiteten Hypothese zum Phänomen der Verantwortungsdiffusion
Zentrale Annahmen des Arousal-Cost-Reward-Modell: Emotionale Erregung, Kosten des Helfens, Kosten des Nicht-Helfens von Piliavin u. Piliavin
- Beobachtung eines Notfalls führt zu Erregung
- Je stärker die Erregung ist, desto unangenehmer wird sie erlebt. Der Zeuge (Bystander) ist daher motiviert die Erregung zu reduzieren.
- Es gibt a) bestimmte Umstände und b) bestimmte Persönlichkeitstypen, die dazu führen, dass Bystander “nicht-kalkulativ” auf eine Notsituation reagieren
- Andernfalls wird der Bystander eine Reaktion auswählen, die am schnellsten und wirksamsten seine Erregung reduziert und die mit den geringsten Verhaltenskosten verbunden ist.
T3
Erwartete Verhaltensreaktion als gemeinsame Funktion der erwarteten Kosten für Helfen und Nicht-Helfen (Piliavin et al., 1975, S. 430)
Kosten direkter Hilfeleistung
Niedrig Hoch
Kosten Hoch Direkte Indirekte
durch Hilfeleistung Hilfeleistung
Nicht- o. Redefi-
Helfen nition der
Situation;
Herabsetz-
sung des
Opfers
Niedrig Variiert Situation (abhängig von verlassen, wahrgenom- ignorieren, Normen) verleugnen
Verhalten bei hohen Kosten:
Direkte Hilfe ist die effektivste Reaktion der Erregungsreduktion, hohe Kosten wirken allerdings dagegen, daher entweder
1. Indirekte Hilfe
→ Nicht unmittelbar effektiv: Erregungszustand bleibt länger bestehen als im Falle direkter Hilfe
2. Umdefinition der Situation
→ Ist gegenüber 1. effektiver, da schneller und weniger kostenintensiv
T3
Zentrale inhaltliche Hypothese
Zentrale inhaltliche Hypothese zur Verantwortungsdiffusion:
1. Hypothese: In dem Maße, in dem der Zeige den Notfall plausibel als eine Situation (re)interpretieren kann, welche sein PERSÖNLICHES Eingreifen NICHT unmittelbar erfordert, sollte die Tendenz, keine persönliche Verantwortung zu übernehmen, mit dem Ausmaß der wahrgenommenen Kosten des Helfens ansteigen
→ Verantwortungsdiffusion sollte bei hohen Kosten direkter Hilfe auftreten, aber nicht bei niedrigen Kosten
→ Kosten sollten sich unabhängig von der Verfügbarkeit einer plausiblen Möglichkeit der Übertragung von Verantwortung auf andere auswirken
T3
Durchführung (S.432)
Notsituation:
Konföderierter (weiß, male) stürzt in New Yorker U-Bahn und bleibt im Gang liegen. Acht weitere Konföderierte fungieren als “Bystander”
Stichprobe:
Fahrgäste der U-Bahn (48.4% Männer). Insgesamt 166 Durchgänge.
! Hinweis !: Analyseeinheit ist der Durchgang! ( Aus Gründen von Problemen bei der Versuchsdurchführung werden nur 120 Durchgänge in die Analyse aufgenommen, S. 433)
Statistische(s) Verfahren
x^2-Unabhängigkeitstest / Kontingenztest : Test von H0: X und Y sind unabhängig gegen H1: X und Y sind abhängig
Varianzanalyse: dreifaktoriell mit 2 x 2 x 2 Design
Vergleich von 8 unterschiedlichen Bedingungen, (drei Faktoren mit jeweils 2 Faktorstufen)
Geplante Kontraste : Vergleich von Paaren von Behandlungen, die vorher festgelegt wurden
Experimentelles Design
Das Versuchsdesign stellt ein sehr ausgefeiltes Feldexperiment dar (selten!).
Design:
UV1: Kostenfaktor “Negative Emotionen” (zweifach gestuft): Muttermal (hoch) vs. kein Muttermal (niedrig)
UV2: Kostenfaktor “Zeitverlust”(zweifach gestuft): Nahe am Zielbahnhof (hoch) vs. entfernt vom Zielbahnhof (niedrig)
UV3: Möglichkeit eigene Verantwortung “abzugeben” (zweifach gestuft): “Mediziner” anwesend (hoch) vs. kein “Mediziner” anwesend (niedrig)
Zentrale AVs: Zeit bis zum Eingreifen und Anzahl der Helfer (Zu beachten !: a) Messung erfolgte durch zwei Beobachter, b) alle Konföderierten und Beobachter waren blind gegenüber den UVs)
T3
Schlussfolgerungen (S. 436-7)
1) Ergebnisse unterstreichen den erheblichen Einfluss der wahrgenommenen Kosten auf die Häufigkeit und die Geschwindigkeit, mit der geholfen wird. Die Manipulation des Kostenfaktors “negative Emotionen”, operationalisiert über das Stigma, wirkt sich signifikant auf beide AVn aus. Zusätzlich wirkten sich “natürliche” potentielle Kostenindikatoren aus (unterschiedliche ethnische Zugehörigkeit)
! Hinweis !: der Kostenfaktor “ Zeitverlust” erwies sich als ineffektiv. Zu beachten ist, dass es sich hierbei allerdings um eine indirekte Operationalisierung handelte, was die Unwirksamkeit dieser Variable vermutlich erklärt.
2) Ergebnisse bestätigen die Annahme, dass Verantwortungsdiffusion insbesondere bei hohen Kosten der Hilfeleistung auftritt.
Zentrale Schlussfolgerung:
Verantwortungsdiffusion beruht auf dem Versuch die Kosten des Nichthelfens zu reduzieren, um persönliche Kosten zu vermeiden
T3
Piliavin: Aus welchem theoretischen Modell leiten die Autoren ihre zentralen Hypothesen zum Hilfeverhalten ab, wie heißt es, welche zentralen Einflussgrößen sollen die wahrscheinliche Reaktion beim Hilfeverhalten vorhersagen?
A) Empathie-Altruismushypothese: Kosten des Helfens, Zeitdruck, Stigma
B) Arousal-Cost-Reward-Modell: Kosten des Helfens, ethische Gedanken
C) Arousal-Cost-Reward-Modell: Kosten des Nicht-Helfens, ethische Gedanken
D) Empathie-Altruismus-Hypothese: Kosten des Nicht-Helfens, Zeitdruck, Stigma
E) Arousal-Cost-Reward-Modell: Emotionale Erregung, Kosten des Helfens, Kosten des Nicht-Helfens
E
T3
Piliavin & Piliavin: Welche Konsequenzen ergeben sich gemäß des Modells zum Helfen in Notfallsituationen für die Hilfeleistung, wenn die Kosten durch Nicht-Helfen niedrig und die Kosten direkter Hilfeleistung hoch sind?
A) Es wird direkte Hilfeleistung gewährt.
B) Es wird indirekte Hilfe geleistet.
C) Die Art der Hilfeleistung variiert, je nach Normen.
D) Die Situation wird redefiniert.
E) Es erfolgt keine Hilfeleistung
E
T4
Empathie als Quelle altruistischer Motivation
Elaine Experiment
Lektüre:
Batson, C.D., Duncan, B.D., Ackermann, P., Buckley, T. & Birch, K. (1981). Is empathic emotion a source of altruistic motivation?
Journal of Personality and Social Psychology, 40, 290-302
Diese Hypothese wurde getestet, indem Vpn eine weibliche Studentin beobachteten, der Elektroschocks verabreicht wurden. Es wurde den Vpn währenddessen angeboten, der Studentin zu helfen, indem sie die übrigen Schocks auf sich nehmen
Forschungsstand
1) (Reaktive) Empathie ist eine wichtige Motivationsquelle für Hilfeverhalten
2) Die Empathie-Altruismus Hypothese formuliert die Annahme, dass Empathie zu altruistisch motiviertem Helfen führt
T4
Hauptziele
1) Hauptziel der Untersuchungen ist es, nachzuweisen, dass Empathie zu altruistischer Motivation führt
2) Hierfür ist es erforderlich Situationen zu identifizieren, in denen theoretische Ansätze, die sich auf altruistische motivationale Prozesse (Empathie) beziehen, andere Verhaltensvorhersagen machen als Ansätze, die egoistische Motive postulieren (Alternativerklärungen wie z.B. Reduktion von Distress)