Theoretische Modelle Flashcards
(80 cards)
Schritte der Informationsverarbeitung
(Bless, 2004)
Wie werden Informationen verarbeitet?
(Soziale Kognition)
Bless, H., Fiedler K., & Strack, F. (2004). Social cognition. How individuals construct social reality. [Social psychology: A modular course.] Phila-delphia, PA: Psychology Press.
nach H. Bless, 2004
Das, was Menschen als soziale Realität wahrnehmen, ist eine subjektive Konstruktion.
(1) Sozialer Stimulus (externer Input)
Interne Verarbeitungssequenzen
(Interner Input > Gedächtnisinhalte (in Abhängigkeit von Verarbeitungsmodus und Bedürfnissen)
⇩
2) Initiale Wahrnehmung (Salienz)
3) Enkodierung und Kategorisierung (Prime, Schema, Stereotyp, Kategorisierung)
4) Urteilen und Entscheiden
⇩
(5) Soziales Verhalten (behavioraler Output)
Duales Prozessmodell: Kontinuum-Modell der Eindrucksbildung (Fiske, Neuberg) Wie bilden sich Menschen Eindrücke von anderen Menschen?
(Soziale Kognition)
Fiske, S. T., & Neuberg, S. L. (1990). A continuum model of impression formation from category-based to individuating processing: Influences of information and motivation on attention and interpretation. In M. P. Zanna (Ed.), Advances in experimental and social psychology (Vol. 23, pp.1-74). Orlando, FL: Academic Press
nach Fiske, Neuberg
→ Kategoriebasierte Reaktionen haben Vorrang.
→ Die Bewegung entlang des Kontinuums von kategoriebasierten zu individualisierten Reaktionen
wird durch Interpretations-, Motivations- und
Aufmerksamkeitsprozesse beeinflusst.
Voraussetzungen zur kontrollierten Verarbeitung:
→ Motivation
→ volle Verarbeitungskapazität
Ziele, die die kontrollierte, individualisierte Verarbeitung auslösen:
→ Abhängigkeit des Ergebnisses von der Zielperson
→ Verantwortlichkeit des Wahrnehmenden
→ Genauigkeit der Versuchsinstruktion
(automatisch vs. kontrollierte Informationsverarbeitung)
Theorie der kognitiven Dissonanz Festinger (1957)
Zugrunde liegende Bedürfnisse; hier nach
Konsistenz.
(Soziale Kognition)
Festinger, L. (1957). A theory of cognitive dissonance. Stanford, CA: Standford University Press.
nach Leon Festinger, 1957
Konsistenztheorie, in der angenommen wird, dass es sich bei Dissonanz um einen aversiven motivationalen Zustand handelt, der Menschen dazu anregt, ihn zu reduzieren
Wenn eine Person etwas zu tun oder zu sagen muss, was nicht ihrer Einstellung entspricht, entsteht eine Tendenz zur Einstellungsänderung oder zur selektiven Informationssuche (Frey) um es ins Gleichgewicht zu bringen.
Prospect Theory oder Paradigma der Heuristiken und Verzerrungen, Daniel Kahneman, Amos Tversky (2002)
Welchen Verzerrungen unterliegen Menschen und welche Heuristiken wenden sie zur Erklärung an?
(Rationalität von Entscheidungen)
Kahneman, D., & Tversky, A. (1979). Prospect theory an analysis of decision under risk. Econometrica, 47, 263-291.
nach Daniel Kahneman, Amos Tversky, 2002
Entscheidungsverhalten mit dem Ziel maximaler Nutzenmaximierung
(→ statistisch-mathematisches Optimum).
- Aufdecken von Abweichungen (Wahrschein-lichkeitsschätzungen, Referenzpunkt, Rahmung).
- Irrationales Verhalten (i.S.v. Abweichung von maximaler Nutzenmaximierung).
Entscheidungsverhalten weicht vor allem aufgrund von Rahmen, Wahrscheinlichkeitsschätzungen und Referenzpunkt von der Rationalität ab. Es wird auf Heuristiken zurückgegriffen
Prinzip der Nutzenmaximierung > Beobachtung
Entscheidungen in Dilemmasituationen > Abweichung von stat.-mathematischer Rationalität = bias (Verzerrung)
→ Menschen neigen in Situationen, in denen sie einen Verlust erwarten, zu riskantem Verhalten (nichts zu verlieren).
→ In Situationen, in denen sie einen Gewinn erwarten, neigen sie zu risikolosem Verhalten.
Bsp. Experiment unter verändertem Rahmen von Tversky und Kahnemann
Theorie der begrenzten Rationalität (bounded rationality), Gerd Gigerenzer (1996)
(Rationalität von Entscheidungen)
Gigerenzer, G., & Selten, R. (Eds.). (2001). Bounded Rationality: The adaptive toolbox. Cambridge, MA: MIT Pres
nach Gerd Gigerenzer, 1996
Kritik am Ansatz von Kahnemann und Tversky: enge Normen und zugrunde liegende Prozesse.
Ausgangslage :
Beschränktheit der menschlichen Verarbeitungs-kapazität (Zeitdruck, Aufmerksamkeit, Konzentra-tionsfähigkeit etc.).
Menschliches Entscheidungsverhalten ist rational, wenn die Beschränkungen der menschlichen Verarbeitungskapazität berücksichtigt werden.
Entscheidungsverhalten, das auf Heuristiken ba-siert, die schnell und sparsam sind (fast & frugal), ist verständlich und kosteneffektiv, mithin also rational (Gigerenzer, 2001).
Anspruchs-Anpassungs-Theorie / aspiration adaption theory (Selten, 2001)
Entscheidungsverhalten ist stark davon beeinflusst welchem Anspruchslevel (aspiration level) eine Entscheidung überhaupt gerecht werden muss.
Je nach Anspruchslevel muss das entscheidende Individuum unterschiedlich viel Aufwand betreiben, um dieses Level zu erreichen.
= optimaler Kosten-Nutzenertrag (fast and frugal)
Entscheidungsverhalten lässt sich im Dreieck der Begriffe „Anspruchslevel“, „Zufriedenstellung“, „Anpassung an die Situation“ begreifen.
Verzerrungen bzw. kognitive Illusionen können als sinnvolle Adaption an eine komplexe Umwelt verstanden werden (Bsp. Einschätzung des eigenen Fahrstils).
Affect Infusion Model (AIM), Forgas (2002)
Komplexeres Modell zur Wirkung von Stimmungen auf kognitive Prozesse, das vier Prozessstrategien unterscheidet, die Menschen in sozialen Situa-tionen anwenden und die unterschiedlich stark durch Stimmungen beeinflussbar sind.
(Einfluss von Emotionen und Stimmungen auf kognitive Entscheidungsprozesse)
Forgas, J. P. (1995). Mood and judgment – the affect infusion model (Aim). Psychological Bulletin, 117, 39-66.
nach Joseph Forgas
Welche der vier Prozessstrategien verwendet werden, ist maßgeblich durch die jeweilige Person, deren Aufgabe und die Situation bestimmt.
Das AIM sagt vorher, wann Affekte besonders viele Auswirkungen auf unser Denken und Handeln in sozialen Situationen haben.
! Merke:
→ Die Stimmung legt nach dem Affect Infusion Model die Qualität, aber nicht die Quantität der Denkprozesse fest.
→ Wie viel kognitiver Aufwand betrieben wird, ist nicht alleine durch die Stimmung determiniert, sondern durch die Verwendung der vier Prozessstrategien
Merkmale des Objekts (Vertrautheit, Typikalität, Komplexität) +
Merkmale der Situation (Bedürfnis nach Korrektheit, Verfügbarkeit von Kriterien, soziale Erwünschtheit)»_space; Merkmale des Beurteilers (Persönliche Relevanz, motivationale Ziele, affektiver Zustand, kognitive Kapazität)»_space;
Strategien
a) mt geringer Infusion, rekonstruktiv
1) Direkter Zugriff/ Abruf eines bereits existierenden Verhaltens (kristallisiert, vollständige o. gerichtete Suche, Stereotypisieren?)
2) Motivational/ motivierte Verarbeitung eines bereits gesetzten Ziels (zielgerichtet, unvollständige o. gerichtete Suche, Stimmungkontrolle?)
b)Strategien mit starker Infusion, konstruktiv
3) Heuristisch/ Anwendung einer Heuristik (vereinfacht, unvollständige o. offene Suche, Affekt als Information?)
d) Substantiell/ substantielle generative Verarbeitung um Verhalten zu planen (ausführlich, vollständig o. offene Suche, Affekt-Priming?)
- Ersten beiden Prozessstrategien werden verwendet, wenn keine eigene Planung vorgenommen werden muss und die Abfolge der nächsten Handlungsschritte festgelegt ist.
- Letzten beiden werden vor allem eingesetzt, wenn das zukünftige Verhalten noch nicht festgelegt ist.
Theorie leistungsbezogener Attributionen, Weiner (1979, 1985)
(Attribution: Entwicklung der Erklärung für das Verhalten anderer Menschen)
Weiner, B. (1985b). An attributional theory of achievement motivation and emotion. Psychological Review, 92, 548-573.
nach Bernard Weiner
Unsere Schlussfolgerungen über die Ursachen von Erfolg und Misserfolg sollten unmittelbaren Einfluss auf künftige Motivationen und Emotionen haben.
→ Lokation,
→ Stabilität (Ursachen stabil oder instabil) und
→ Kontrollierbarkeit
Internal: unkontrollierbar, stabil: Begabung unkontrollierbar, instabil: Konzentrationsvermögen kontrollierbar, stabil: Wissen kontrollierar, instabil: Anstrengung
External:
unkontrollierbar, stabil: Aufgabenschwierigkeit
unkontrollierbar, instabil: Glück oder Zufall
kontrollierbar, stabil: dauerhafte Ressourcen
kontrollierbar, instabil: temporäre Ressourcen
Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerung Jones & Davis (1965)
Ziel: Ursachen von beobachteten Handlungen anderer Menschen erschließen
(Attribution: Entwicklung der Erklärung für das Verhalten anderer Menschen)
Jones, E. E., & Davis, K. E. (1965). From acts to dispositions: The attribution process in person perception. In L. Berkowitz (Ed.), Advances in experimental social psychology (Vol. 2, pp. 219-266). New York, NY: Academic Press.
nach Jones & Davis
- Beobachter muss entscheiden, ob der Handelnde die Handlung mit Absicht ausgeführt hat (zufällig => keinen Informationsgehalt).
- Beobachter muss entscheiden, welche Disposition(en) den Handelnden zu der konkreten Handlung veranlasst haben (Vergleich Handlungsmöglichkeiten).
Spezifische Konsequenzen sind solche, die ausschließlich mit einer bestimmten Handlungsalternative, nicht jedoch mit anderen möglichen Handlungen einhergehen (Prinzip der nicht-gemeinsamen Effekte).
Aufschlussreich sind der Theorie nach spezifische Konsequenzen, deren Wert im Allgemeinen als gering oder sogar negativ eingeschätzt wird.
Bsp.: Sich für den Job mit geringerer Bezahlung bei einem Mehr an Arbeit entscheiden.
Kovariationstheorie Kelley (1973) Wie wägen Wahrnehmende unterschiedliche mögliche Ursachen für Verhalten gegeneinander ab, und wie entscheiden sie sich für eine Erklärung?
(Attribution: Entwicklung der Erklärung für das Verhalten anderer Menschen)
Kelley, H. H. (1973). The processes of causal attribution. American Psychologist, 28, 107-128
Attribution Theory
Kelley’s view of the attribution theory assumes that the attributions we make are, for the most part, accurate and logical. In his covariation model, which is also known as his ANOVA Model (Analysis of Variance Model), Kelley suggests that people attribute a behavior to whatever it covaries with, specifically there are three main aspects of his view. 1) Consistency: “Is the behavior consistent across most people in the given situation?” 2) Distinctiveness: “Does the behavior vary across different situations?” and 3) Consensus: “Do most people engage in this behavior in this situation?”.[20] These important components of the attribution process are visually represented in what became known as the “Kelley cube”, in which Persons, Entities, and Time could each be constant or changing, to inform how we make attributions.
nach Harold Kelley
Kausalität wird auf die Person, Entität/Stimulus oder die Situation/ Umstand attribuiert, unab-hängig davon, welcher dieser Faktoren mit der beobachtbaren Wirkung kovariiert. Das Kovariationsprinzip besagt, dass ein be-obachteter Effekt derjenigen Ursache zugeschrie-ben wird (der Person, dem Stimulus oder den Umstände), mit der er über die Zeit hinweg kova-riiert. Das Modell hat Idealcharakter, bei unzureichen-den Informationen erfolgt Rückgriff auf kausale Schemata (= Konfigurationsprinzip). Kausale Schemata (Kausale Schemata: Wissensstrukturen, in denen durch Erfahrung gewonnene abstrakte Annahmen darüber repräsentiert sind, welche Ursachenfaktoren für bestimmte Arten von Ereignissen verantwortlich sind, bzw. wie diese Ursachenfaktoren zusammenspielen umfassen Ergänzungsschema und Schema der multiplen, hinreichenden Ursa-chen. Abstrakte Attributionsprinzipien (Aufwertungs- und Abwertungsprinzip) unterstützen die Schlussfolgerungen.
Konsensusinformation (how do other people behave?)
HIGH: most people behave like this
LOW: not many people behave like this
Konsistenzinformation (does x ever behave like this?)
HIGH: x always behave like this
LOW: x seldom behave like this
Distinktheitsinformation (differs x behavoir in this situation from other situations?)
HIGH: x does not behave like this in other situations
LOW: x does behave like this in other situations
Personenattribution:
Consensus LOW, Consistency HIGH, Distinction LOW
Stimulusattribution:
Consensus HIGH, Consistency HIGH, Distinction HIGH
Umstandsattribution:
Consensus LOW, Consistency LOW, Distinction HIGH
Duales Prozess Modell der Attribution, Gilbert (1988)
(Attribution: Entwicklung der Erklärung für das Verhalten anderer Menschen)
Gilbert, D. T., Pelham, B. W., & Krull, D. S. (1988). On cognitive busyness: When person perceivers meet persons perceived. Journal of Personality and Social Psychology, 54, 733-740
Dual process model of attribution
nach Gilbert, Pelham, Krull
- Bildung einer automatischen Personenattribution
(d.h. vernachlässigen situative externe Faktoren und führen das Verhalten auf in der Person liegende Dispositionen zurück), beeinflusst durch die Erwartungen des Beobachters. - Sind Voraussetzungen gegeben, wird ein kontrollierter Attributionsprozess eingeleitet, in
dem systematisch weitere Informationen zur
Schlussfolgerung herangezogen werden. - prior beliefs
- situative perception
- behavioral expectation
- behavior perception
- dispositional inference > automatically
ATTRIBUTION - situative correction > controlled
Nach dem fünften Schritt wird die ursprüngliche dispositionale Schlussfolgerung ggf. modifiziert oder möglicherweise vollständig durch eine
andere Attribution ersetzt (situationsbezogene Korrektur).
! Merke: Zu einem weiteren Schritt der Informationsverarbeitung kommt es nur, wenn die Person über die nötigen kognitiven Ressourcen
verfügt und sie entsprechend motiviert ist, diese zu verwenden.
Eigenschaftsbasierte Eindrucksbildung, Asch (1946)
(Eindrucksbildung, Der erste Eindruck)
Impression Formation
Asch, S. E. (1946). Forming impressions of personality. Journal of Abnor-mal and Social Psychology, 41, 258-290.
Nach Solomon E. Asch (1946)
ist die Eindrucksbildung ist nicht
das Resultat einfacher Addition wahrgenommener
Merkmale.
Einzelne Merkmale sind abhängig voneinander.
Impression ≠ a+b+c+d+e
Einzelne Merkmale werden von vornherein in Abhängigkeit voneinander, im Kontext ihrer Beziehung zu anderen, gewichtet, interpretiert
und zu einem subjektiven Gesamteindruck integriert.
Zentrale Persönlichkeitsmerkmale haben großen, periphere Persönlichkeitsmerkmale haben geringen Einfluss auf die Eindrucksbildung.
Informations-Integrations-Theorie (IIT), Anderson (1974, 1981)
(Eindrucksbildung, Der erste Eindruck)
Anderson, N. H. (1981). Foundations of Information Integration Theory. London: Academic Press.
nach Norman H. Anderson
Anderson ging von der Unabhängigkeit einzelner
Eigenschaftsmerkmale aus, d.h. → kein
Nachweis von Interaktionseffekte verschiedener
Eigenschaften auf den Gesamteindruck.
Hinweise darauf, dass die Informationen über
bestimmte mathematische Regeln zu einem Gesamtbild gemittelt werden.
Diese mathematischen Gesetzmäßigkeiten werden
auch als „kognitive Algebra“ bezeichnet.
Nach der Informationsintegrationstheorie (IIT)
werden Informationen bestimmten mathematischen
Regeln folgend zu einem Gesamteindruck integriert.
- Jede Information hat einen Wert:
positiver, neutraler oder negativer Einfluss auf
den Eindruck.
- Jede Information hat ein bestimmtes Gewicht, also eine Stärke, mit dem sich diese Bewertung auf die Eindrucksbildung auswirkt.
→ Weiterentwicklung im Weight Average Modell.
Weight Average Modell, Himmelfarb (1973)
Himmelfarb, S. (1973). General Test of a Differential Weighted Averaging Model of Impression Formation. Journal of Experimental Social Psy-chology, 9, 379-390
nach S. Himmelfarb
Mathematisches Modell, das genau den Prozess
der Integration der Informationen zu erklären
versucht; es stellt also den nächsten Schritt in
Andersons Überlegungen der IIT dar, weil es beschreibt, wie sich der Gesamteindruck bildet
Gemäß dem Weight Average Modell gehen einzelne Attribute unterschiedlich stark in die Eindrucksbildung ein.
Der Gesamteindruck ergibt sich aus gemittelten Attributwerten.
Durch Zugabe neutraler Eigenschaften wird, je nach Kombination, der Gesamteindruck
entweder verbessert oder verschlechtert.
Kategoriebasierte Eindrucksbildung, Brewer (1988)
Implizite Persönlichkeitstheorien beziehen Motive, Bedürfnisse, Ziele mit ein
Brewer, M. B. (1988). A Dual Process Model of Impression Formation. In T. K. Srull, & R. S. Wyer (Eds.), Advances in Social Cognition, Volume I, A Dual Process Model of Impression Formation. Hillsdale: Erlbaum.
nach Marylinn Brewer
Sie entwickelte auf der Basis von Anderson und
Asch ein duales Prozessmodell der Eindrucks-bildung.
Statt eines Kontinuums der Verarbeitung, wie bei
Fiske und Neuberg, gibt es zwei distinkte Modi
(daher höherer empirischer Bezug).
Unterschiede zwischen Individualisierung und
Personalisierung:
Bsp.: „Lisa ist Krankenschwester.“
→ Bei Individualisierung dient Kategorie
Krankenschwester als Referenzpunkt.
Informationssuche nach kategoriekonformen
Merkmalen der Person.
→ Bei personalisierter Wahrnehmung ist
„Krankenschwester sein“ ein Attribut von vielen. Informationssuche erfolgt kategorielos und in alle Richtungen
- Identifizierung: automatische Merkmals-wahrnehmung: Eindrucksbildung beginnt mit einer initialen Identifizierung der Zielperson (ZP). Bestimmte Merkmale werden automatisch
wahrgenommen (z.B. Geschlecht, äußere Erscheinung). Z.B. Nurse, Frau… - Hat die ZP Relevanz erfolgt die kontrollierte Verarbeitung auf zwei Wegen:
a. Personalisierte Wahrnehmung:
persönliche Bedeutung → personalisierte Wahrnehmung: Informationssuche läuft kategorielos in alle Richtungen → Wahrnehmung als Individuum. Lisa: Krankenschwester, sportlich, attraktiv…
b. Kategorisierte Wahrnehmung:
keine persönliche Bedeutung → Kategorisierung mittels visuell repräsentierten Prototypen, die bei
fehlender Passung durch Subtypisierung
korrigiert werden. → Individualisierung (mittels Suche nach kategoriekonformen Merkmalen).
Abgrenzung der Kategoriebasierten Ein-drucksbildung von Brewer zum Kontinuum-Modell Fiske/Neuberg
Beide Modelle sind duale Prozessmodelle, die grundsätzlich davon ausgehen, dass die Verarbei-tung mit der Kategorisierung beginnt.
Während Brewer bereits bei Involviertheit der eigenen Person annimmt, dass direkt eine Personalisierung erfolgt, erfolgt diese Betrachtung im Kontinuum-Modell erst am Ende des Verarbeitungsprozesses (Schritt-für-Schritt).
Fiske und Neuberg gehen von einem Kontinuum der Verarbeitung aus, das von kategorienbasierter Wahrnehmung nur dann zu individualisierter übergeht, wenn Ziele und Selbstbezug es notwendig machen. Ansonsten stoppt der Prozess in einem früheren Stadium und gewährleistet so ökonomisches Haushalten mit den kognitiven Kapazitäten.
Parallel Constraint Satisfactory Theory, Kunda/ Thagard
Konnektionistisches Modell
Kunda, Z., & Thagard, P. (1996). Forming Impressions From Stereotypes, Traits, and Behaviors: A Parallel-Constraint-Satisfaction Theory. Psy-chological Review, 103 (2), 284-308.
nach Kunde & Thagard
Stereotype, Eigenschaften und Verhaltensweisen sind in konnektionistischen Netzwerken als Knotenpunkte miteinander verbunden.
! Merke: In Kunda und Thagards Modell kommen Stereotypen und Kategorien keine andere Rolle zu als Eigenschaften oder Verhalten (Abgrenzung zu den Modellen von Brewer und Fiske und Neuberg)
Die Wahrnehmung einer Zielperson aktiviert entsprechende Knotenpunkte → parallele Informationsverarbeitung.
Die Aktivierung breitet sich aus und wirkt entweder hemmend oder fördernd und erst nach Aktivierung greift Beobachter auf Gedächtnisinhalte zurück. Die Eindrucksbildung beruht auf bereits bestehenden Verknüpfungen, die durch Vorerfahrung entstanden sind.
Reaktanztheorie (Hard-to-get Effekt)
Unterpersonale Beziehungen
reactance theory (Brehm)
Reaktanz als einen aversiven Zustand, der durch Einschränkung der Freiheit einer Person zustande kommt, zwischen wichtigen Verhaltensalternativen auswählen zu können; dies führt wiederrum zu einer Motivationstendenz, die eingeschränkte Freiheit wiederherzustellen.
Gemäß der Reaktanztheorie halten Menschen in einer Situation (wie bei Shakespeare) als Reaktion auf ein Verbot oder Hindernis an ihrem Verhalten mit besonderem Nachdruck fest.
Effekt beeinflusst die behaviorale, kognitive und emotionale Ebene.
Austausch- und Interdependenztheorien,
Thibaut, Kelley, Blau u.a. (Beziehungstypen)
Interpersonale Beziehungen
Thibaut, J. W., & Kelley, H. H. (1959). The social psychology of groups. New York: Wiley.
Intedependence Theory
nach Thibaut, Kelley, Blau
Sie gehen davon aus, dass Menschen soziale Beziehungen aufbauen, weil sie im Hinblick auf ihre
Bedürfnisbefriedigung wechselseitig voneinander
abhängig sind.
Interpersonale Beziehungen dienen dem Austausch
individuell benötigter materieller, sozialer
oder psychologischer Ressourcen.
Ob Personen eine Beziehung aufnehmen, aufrechterhalten oder abbrechen, hängt vom Verhältnis der wahrgenommenen Nutzen und
Kosten ab.
Resultat liegt über dem erwarteten Ergebnis der
besten Beziehungsalternative +
Wahrgenommener Nutzen (Bedürfnisbefriedigung)
übersteigt die Kosten (eigene Investitionen) =
Beziehungen werden aufgenommen oder
fortgesetzt.
Austausch- und Gemeinschaftsbeziehungen, z.B. Clark & Mills (1993)
Interpersonale Beziehungen
Clark, M. S., & Mills, J. (1993). The difference between communal and ex-change relationships: What it is and is not. Personality and Social Psychology Bulletin, 19, 684-691.
nach Clark u. Mills
Interpersonale Beziehungen unterscheiden sich
bezüglich der Normen oder Prinzipien, nach denen
das wechselseitige Geben und Nehmen von
Ressourcen erfolgt
a) Austauschbeziehungen („exchange relationships“)
• Geben und Nehmen orientiert sich am Gleichheitsprinzip.
• Interesse am Ausgleich von Kosten und Nutzen.
• Beispiele: Beziehungen zwischen Fremden, Arbeitskollegen, Nachbarn oder Bekannten
b) Gemeinschaftsbeziehungen („communal relationships)
• Geben und Nehmen orientiert sich am Bedürfnisprinzip.
• Interesse am Wohlergehen des Anderen (bei Intensivierung der emotionalen Bindung).
• Beispiele: enge Familienbeziehungen,
Liebesbeziehungen, Freundschaften.
Beziehungsschemata, Baldwin (1992)
Unterpersonale Beziehungen
Baldwin, M. W. (1992). Relational schemas and the processing of social information. Psychological Bulletin, 112, 461-484.
nach Baldwin
Eindrücke über und Erfahrungen mit der anderen
Person bilden den Kern für sogenannte Beziehungsschemata, die drei Komponenten beinhalten.
→ Beziehungsschemata helfen, das eigene
Verhalten auf den Interaktionspartner abzustimmen
und Vorhersagen über den wahrscheinlichen
Ausgang einer Interaktion zu machen.
- Selbst-Schema
das das Selbst in der betreffenden Interaktion oder
Beziehung betrifft (wie man sich selbst wahrnimmt
oder in der Situation erlebt) - Partner-Schema
das die Eigenschaften des Beziehungspartners
beschreibt - Skript
das die erwartete Abfolge von Interaktions-sequenzen enthält, die auf Grundlage von Interaktionen mit dieser Person in der Vergangenheit angelegt wurde
Klassifikationssystem der Liebe, Lee (1973)
Liebe
Lee, J. A. (1973). The Colours of Love: An Exploration of the Ways of Lov-ing. Don Mills: New Press
nach Lee
Ein verbreitetes Klassifikationssystem der Liebe
wurde von John Alan Lee vorgeschlagen (1973;
Analyse von romantischer Prosa, Interviewverfahren)
Nach Lee lassen sich drei primäre Liebes-Stile unterscheiden:
- Eros (leidenschaftlicher, erotischer Stil)
- Ludus (Liebe als Spiel)
- Storge (kameradschaftlicher, ruhiger Stil)
Aus den Primär-Stile ergeben sich drei sekundäre Stile:
- Pragma: pragmatischer, kühl
- Agape: aufopfernd
- Mania: intensiv, schmerzhaft
Dreieck der Liebe, Sternberg (1986, 1987)
Liebe
Sternberg, R. J. (1986). A triangular theory of love. Psychological Review, 93, 119-135.
nach Sternberg
Varianten von Liebe können durch unterschiedliche
Kombination dreier basaler Komponenten erklärt werden.
- Intimität (warme Komponente) steht für Zuneigung, Wohlwollen und Verbundenheit
- Leidenschaft (heiße Komponente) als Motor für Romantik, physische Anziehung und sex.
Handlungen.
- Bindungskomponente (kalte Komponente)
entspricht der kognitiven Entscheidung, eine
andere Person zu lieben und der langfristigen
Festlegung auf Beziehung.
Übersicht über die resultierenden acht
Varianten der Liebe (non-love nicht dargestellt):
1. Intimität (mögen, nur Intimität)
2. Kameradschaftliche Liebe (Intimität+Verbindlichkeit)
3. Verbindlichkeit (leere Liebe, nur Verbindlichkeit)
4. Einfältige Liebe (Leidenschaft+Verbindlichkeit)
5. Leidenschaft (Vernarrtheit, nur Leidenschaft)
6. Romantische Liebe (Intimität+Leidenschaft)
7. Vollzogene Liebe (Intimität+Leidenschaft+Verbindlichkeit)
Es ist zu beachten, dass es sich bei diesen Varianten um Idealtypen handelt. In der Realität basieren Liebesbeziehungen nicht selten auf
Mischformen, da die Komponenten dieses Modells unterschiedlich stark ausgeprägt sein können
Investitionsmodell, Rusbult (2001)
Stabilität von Beziehungen
Rusbult, C. E., & Buunk, B. P. (1993). Commitment processes in close relationships: An interdependence analysis. Journal of Social and Personal Relationships (Special issue: Relational maintenance), 10, 175-204.
nach Rusbult
Das Modell beruht auf einer Erweiterung klassischer austauschtheoretischer Überlegungen. Im Mittelpunkt des Modells steht das Konzept des
„Commitment“ gegenüber einer bestehenden
Beziehung.
Commitment bedeutet die innere Festlegung auf
eine Beziehung:
→ Absicht, die Beziehung aufrechtzuerhalten
(Verhaltenskomponente),
→ Gefühl der affektiven Bindung an die Beziehung
(emotionale Komponente)
→ Orientierung, sich und den Beziehungspartner
auch künftig als Paar zu sehen (kognitive
Komponente).
Rusbult zufolge hängt die Stärke des Commitment von drei unabhängigen Faktoren ab.
Hohe Investitionen und eine Vielzahl an gemeinsamen Ressourcen erhöhen das Commitment gegenüber der Beziehung unabhängig von der Höhe der Zufriedenheit oder der Qualität der Ressourcen, da sie die Kosten des Beendens der Beziehung steigern.
Satisfacton Level / Zufriedenheit + Quality of Alternatives / Alternativen + Investment Size / Investitionen = Commitment Level / innere Festlegung > Beständigkeit der Beziehung
Selbstwahrnehmungstheorie, Bem (1972)
Quelle selbstbezogenen Wissens, Selbst und Identität
Bem, D. J. (1972). Self-perception-theory. In L. Berkowitz (Ed.), Advances in Experimental Social Psychology (Vol. 6, pp. 1-62). New York: Aca-demic Press.
nach Bem
Sie postuliert, dass Menschen nicht nur in sich
„hineinsehen“, um Wissen über sich selbst zu
erwerben, sondern dass sie unter bestimmten
Umständen auch ihr eigenes Verhalten als
Informationsquellen für ihre Eigenschaften,
Einstellungen etc. heranziehen.
Vgl. Attributionstheorien: So wie wir aus dem Verhalten anderer auf deren Einstellung schließen, schließen wir aus unserem eigenen Verhalten auf unsere Einstellung – sofern keine externen, situationalen Ursachen vorliegen!
Alternativerklärung zur kognitiven Dissonanz Festingers (1957): Sie kommt mit weniger Annahmen aus und vermag trotzdem dieselben
Phänomene zu erklären!