Gerechtigkeit Flashcards

(223 cards)

1
Q

Was ist der Unterschied zwischen moralischer und rechtlicher Schuld laut Höffe?

A

Moralische Schuld betrifft den Verstoß gegen das Gewissen und sittliche Normen, rechtliche Schuld den Verstoß gegen Gesetze.

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2
Q

Wann kann jemand moralisch schuldig, aber rechtlich unschuldig sein?

A

Wenn jemand aus Eigeninteresse moralische Pflichten verletzt, die rechtlich nicht verbindlich sind.

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3
Q

Wann kann jemand rechtlich schuldig, aber moralisch unschuldig sein?

A

Wenn jemand ein Gesetz unter einer illegitimen Herrschaft bewusst bricht.

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4
Q

Was versteht man unter sittlicher Schuld?

A

Das bewusste Übertreten einer moralischen Norm.

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5
Q

Welche Frage stellt sich im Beispiel des Schulranzens?

A

Ob es sittlich oder rechtlich vertretbar ist, den Einzelhandel zur Beratung zu nutzen und dann online günstiger zu kaufen.

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6
Q

Was besagt das Schuldprinzip im Strafrecht?

A

Strafe setzt Schuld voraus und die Strafhöhe wird durch die Schuld begrenzt.

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7
Q

Welche vier Voraussetzungen müssen für rechtliche Schuld gegeben sein?

A

Schuldfähigkeit, Schuldmerkmale, Vorsatz oder Fahrlässigkeit, Unrechtsbewusstsein.

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8
Q

Wann gilt jemand laut § 20 StGB als schuldunfähig?

A

Bei krankhaften seelischen Störungen, tiefgreifenden Bewusstseinsstörungen, Schwachsinn oder anderen psychischen Störungen.

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9
Q

Was ist der Unterschied zwischen Vorsatz und Fahrlässigkeit?

A

Vorsatz ist absichtliches Handeln, Fahrlässigkeit ist unachtsames Handeln.

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10
Q

Was besagt der Verbotsirrtum (§17 StGB)?

A

Der Täter wusste nicht, dass sein Handeln verboten ist.

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11
Q

Was bedeutet Willensfreiheit im Sinne des Alternativismus?

A

Die Fähigkeit, sich willentlich auch anders entscheiden zu können.

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12
Q

Warum lässt sich laut Merkel/Roth Vergeltung als Strafzweck nicht mehr legitimieren?

A

Weil das Alternativismus-Prinzip nicht empirisch nachweisbar ist; Handlungen sind durch Persönlichkeit und Umstände bestimmt.

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13
Q

Welche alternative Lösung schlagen Merkel/Roth für den Umgang mit Tätern vor?

A

Individuell abgestimmte Hilfen und Therapieangebote statt nur traditionelle Strafen.

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14
Q

Was ist der Kern der absoluten Straftheorien?

A

Strafe dient allein der Vergeltung des begangenen Unrechts.

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15
Q

Was ist der Kern der relativen Straftheorien?

A

Strafe dient der Verhinderung künftiger Delikte (Prävention).

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16
Q

Was ist Spezialprävention?

A

Einwirkung auf den Täter durch Besserung, Abschreckung oder Sicherung.

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17
Q

Was ist Generalprävention?

A

Einwirkung auf die Allgemeinheit durch Abschreckung oder Festigung der Rechtstreue.

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18
Q

Was fordert Kant zur Legitimation der Strafe?

A

Strafe darf nur wegen des begangenen Verbrechens verhängt werden (Vergeltung, nicht Mittel zum Zweck).

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19
Q

Wie ordnet sich Kants Position ein?

A

Zur absoluten Straftheorie (Vergeltung).

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20
Q

Was betont das Tatstrafrecht?

A

Die Beziehung der Strafe zur Tat, unabhängig von Täterumständen.

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21
Q

Was betont das Täterstrafrecht?

A

Faktoren der Täterpersönlichkeit und soziale/psychologische Hintergründe.

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22
Q

Wie wird der Strafvollzug in Deutschland heute primär begründet?

A

Durch das Ziel der Resozialisierung und den Schutz der Allgemeinheit.

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23
Q

Warum kann Resozialisierung im Widerspruch zum Schutz der Allgemeinheit stehen?

A

Zu frühe Entlassung könnte Rückfälle begünstigen, Sicherung der Gesellschaft verlangt oft längere Haft.

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24
Q

Warum zeigen Straffällige aus Clanstrukturen oft Resistenz gegenüber Resozialisierung?

A

Starke Loyalität zu kriminellen Strukturen, fehlende Bindung an gesellschaftliche Normen.

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25
Wie definiert Aristoteles Gerechtigkeit?
Als Tugend, die sich auf andere bezieht und sowohl allgemeine als auch besondere Formen annimmt.
26
Was ist Verteilungsgerechtigkeit (iustitia distributiva) bei Aristoteles?
Güter werden proportional nach Leistungen und Würdigkeit verteilt.
27
Was ist Ordnungsgerechtigkeit (iustitia commutativa)?
Gleichheit beim Austausch (freiwillig oder unfreiwillig), etwa im Handel oder bei Strafen.
28
Was ist Rawls' Schleier des Nichtwissens?
Menschen entscheiden ohne Wissen um ihre gesellschaftliche Stellung über Gerechtigkeitsprinzipien.
29
Nenne Rawls' zwei Gerechtigkeitsprinzipien.
1. Gleiche Grundfreiheiten für alle. 2. Ungleichheiten nur, wenn sie den am wenigsten Begünstigten nützen und Chancengleichheit gewährleistet ist.
30
Was ist das Differenzprinzip bei Rawls?
Soziale Ungleichheiten sind gerecht, wenn sie den Schwächsten Vorteile bringen.
31
Wie begründet Valentin Beck globale Verantwortung?
Durch weltweite wirtschaftliche und ökologische Verflechtungen sowie historische Ungleichheit.
32
Was ist laut Beck problematisch an Singers Teichvergleich?
Globale Armut ist komplexer, nicht durch eine einfache Handlung zu beheben.
33
Was ist der Ressourcenfluch?
Reichtum an Rohstoffen führt durch schlechte Institutionen oft zu Gewalt, Korruption und Armut.
34
Welche Rolle spielen NGOs laut Beck?
Sie sollen Druck auf Regierungen und Konzerne ausüben, globale Armut zu bekämpfen.
35
Welche Verantwortung tragen wir laut Beck für globale Armut?
Durch Konsum und politische Strukturen tragen wir indirekt zur Armut bei und müssen Verantwortung übernehmen.
36
Was fordert Barack Obama in Bezug auf Krieg und Frieden?
Anerkennung, dass Krieg manchmal nötig ist, aber an moralische Regeln gebunden bleibt.
37
Welche Rolle spielt laut Obama wirtschaftliche Sicherheit für Frieden?
Wahrer Frieden erfordert auch ökonomische Sicherheit und Beseitigung von Mangel.
38
Was versteht man unter moralischer Schuld?
Schuld durch bewusstes Handeln, Unterlassen oder Vorsatz gegen das Gewissen und sittliche Normen.
39
Was versteht man unter rechtlicher Schuld?
Schuld durch faktischen Verstoß gegen Gesetze, unabhängig vom Bewusstsein.
40
Kann jemand moralisch schuldig, aber rechtlich unschuldig sein?
Ja, z.B. bei Pflichtverletzung ohne rechtliche Bindung.
41
Was bedeutet sittliche Schuld am Beispiel 'Schulranzen'?
Moralische Schuld entsteht durch Inanspruchnahme von Beratung im Laden und anschließenden Online-Kauf ohne Gegenleistung.
42
Was ist das Schuldprinzip im Strafrecht?
Schuld ist Voraussetzung für Strafe, die Strafhöhe ist durch die Schuld begrenzt.
43
Was bedeutet Schuldfähigkeit im Strafrecht?
Fähigkeit, das Unrecht der Tat einzusehen und nach dieser Einsicht zu handeln.
44
Wer gilt nach §20 StGB als schuldunfähig?
Kinder unter 14 Jahren, Menschen mit krankhaften seelischen Störungen, tiefgreifenden Bewusstseinsstörungen oder Schwachsinn.
45
Was ist der Unterschied zwischen Absicht und bedingtem Vorsatz?
Absicht: Zielgerichtetes Handeln; bedingter Vorsatz: Täter hält Rechtsverstoß für möglich und nimmt ihn billigend in Kauf.
46
Was ist fahrlässiges Handeln?
Handeln aus Unachtsamkeit, z.B. unbeabsichtigter tödlicher Schuss beim Reinigen eines Gewehrs.
47
Was ist ein Verbotsirrtum?
Unwissenheit über das rechtliche Verbot des eigenen Handelns (§17 StGB).
48
Nenne Entschuldigungsgründe im Strafrecht.
Gefahr für eigenes Leben oder nahestehende Personen, Notwehr, Nötigung.
49
Was bedeutet Willensfreiheit im Sinne des Alternativismus?
Die Fähigkeit, sich bewusst auch anders entscheiden zu können.
50
Warum kritisieren Roth/Merkel den Alternativismus?
Weil Handeln kausal bestimmt ist durch genetische, soziale und psychologische Faktoren.
51
Was ist eine Konsequenz der Kritik am Schuldprinzip?
Statt Schuld und Strafe sollen Ursachen analysiert und individuelle Hilfen angeboten werden.
52
Was ist absolute Straftheorie?
Strafe dient allein der Vergeltung des Unrechts, unabhängig von gesellschaftlichem Nutzen.
53
Was ist relative Straftheorie?
Strafe dient der Prävention: Verhinderung künftiger Straftaten (General- und Spezialprävention).
54
Was ist Generalprävention?
Abschreckung der Allgemeinheit und Festigung des Rechtsbewusstseins durch Strafe.
55
Was ist Spezialprävention?
Einwirkung auf den Täter durch Besserung, Abschreckung oder Sicherung.
56
Was ist das Tatstrafrecht?
Strafzumessung richtet sich nach der Tat, persönliche Faktoren werden ignoriert.
57
Was ist das Täterstrafrecht?
Strafzumessung richtet sich nach der Täterpersönlichkeit und ihren Umständen.
58
Was fordert Kant zur Strafe?
Strafe muss wegen der Tat erfolgen, nicht als Mittel zum Zweck; Prinzip der Gleichheit.
59
Wie begründet Aristoteles Verteilungsgerechtigkeit?
Ungleichheit ist gerecht, wenn sie auf Leistung und Würdigkeit beruht.
60
Was ist laut Aristoteles Strafgerechtigkeit?
Strikte Gleichheit, Strafe soll Ausgleich für begangenes Unrecht schaffen.
61
Was ist Rawls' Schleier des Nichtwissens?
Entscheidungsträger kennen ihre soziale Position nicht, um fair zu entscheiden.
62
Nenne Rawls' zwei Gerechtigkeitsgrundsätze.
1. Gleiche Grundfreiheiten für alle; 2. Ungleichheiten nur zum Vorteil der Schwächsten.
63
Was fordert Beck in Bezug auf globale Gerechtigkeit?
Umbau globaler Strukturen (Handel, Finanzen, Umwelt) zur Bekämpfung extremer Armut.
64
Warum kritisiert Beck Singers Teich-Vergleich?
Weil globale Armut systemisch ist und viele Akteure Verantwortung tragen.
65
Was sagt Obama zum gerechten Krieg?
Krieg kann nötig sein, muss aber moralischen Regeln folgen (z.B. Verbot von Folter).
66
Was versteht Obama unter gerechtem Frieden?
Frieden basiert auf Rechten, Würde und wirtschaftlicher Sicherheit.
67
Was bedeutet die Gerechtigkeitsformel „Jedem das Gleiche“?
Alle Menschen werden gleich behandelt – ohne Rücksicht auf Unterschiede. Gilt z.B. bei Grund- oder Menschenrechten.
68
Welches Problem gibt es bei der Formel „Jedem das Gleiche“?
Menschen sind nicht gleich, haben unterschiedliche Voraussetzungen. Gleiche Behandlung kann zu Ungerechtigkeit führen.
69
Was bedeutet die Gerechtigkeitsformel „Jedem gemäß seinen Verdiensten“?
Jeder bekommt, was er verdient.
70
Welches Problem gibt es bei der Formel „Jedem gemäß seinen Verdiensten“?
Definition von „Verdienst“ ist schwierig – keine einheitlichen Kriterien. Viele Faktoren spielen eine Rolle: Resultat, Absicht, Einsatz etc.
71
Was bedeutet die Gerechtigkeitsformel „Jedem gemäß seinen Werken“?
Nur das Resultat einer Handlung wird bewertet.
72
Welches Problem gibt es bei der Formel „Jedem gemäß seinen Werken“?
Moralische Werte und Absichten werden nicht berücksichtigt. Auch Anstrengung, Opfer oder individuelle Voraussetzungen bleiben außen vor. Alternative: „Jedem gemäß seiner Leistung/Fähigkeiten“.
73
Was bedeutet die Gerechtigkeitsformel „Jedem gemäß seinen Bedürfnissen“?
Ursprünglich sozialistische Formel. Alle lebenswichtigen oder für ein menschenwürdiges Leben nötigen Bedürfnisse sollen erfüllt werden.
74
Welches Problem gibt es bei der Formel „Jedem gemäß seinen Bedürfnissen“?
Knappe Ressourcen. Unterschiedliche Bedürfnisse – schwer zu bestimmen, was für ein menschenwürdiges Leben notwendig ist.
75
Was bedeutet die Gerechtigkeitsformel „Jedem gemäß seinem Rang“?
Aristokratisches Modell – Menschen werden nach ihrem Rang bzw. ihrer gesellschaftlichen Zugehörigkeit behandelt.
76
Welches Problem gibt es bei der Formel „Jedem gemäß seinem Rang“?
Nicht vereinbar mit den Menschenrechten. Kann Unterdrückung rechtfertigen. Gruppenzugehörigkeit ist nicht veränderbar (von Geburt an festgelegt). Leistung wird nicht anerkannt.
77
Was bedeutet die Gerechtigkeitsformel „Jedem gemäß dem ihm durch das Gesetz Zugeeilte“?
Gerechtigkeit bedeutet, sich an das geltende Rechtssystem zu halten. Die Einhaltung wird von einem Richter überwacht.
78
Welches Problem gibt es bei der Formel „Jedem gemäß dem ihm durch das Gesetz Zugeeilte“?
Unterschiedliche Gesetze je nach Land. Gerechtigkeit hängt vom Machthaber ab. Gesetze können ungerecht sein (z. B. NS-Regime, Nordkorea).
79
Warum ist Gerechtigkeit laut Aristoteles die wichtigste Tugend?
Sie bezieht sich auf das Miteinander in der Gemeinschaft. Der Mensch als zoon politikon braucht sie für ein tugendhaftes Leben in der Polis.
80
Wie definiert Aristoteles Gerechtigkeit im allgemeinen und speziellen Sinn?
Allgemein: Besitz aller ethischen Tugenden; Gesetzestreue. Speziell: Richtige Mitte zwischen Übermaß und Mangel.
81
Was ist „ausgleichende Gerechtigkeit“ (iustitia commutativa)?
Betrifft freiwilligen & unfreiwilligen Verkehr (Zivil-/Strafrecht). Gerechtigkeit zwischen Personen: kein Zuviel/Zuwenig. Ziel: arithmetische Proportionalität, kein unfairer Vorteil/Nachteil.
82
Was ist „austeilende Gerechtigkeit“ (iustitia distributiva)?
Verteilung öffentlicher Güter. Jedem gemäß seinem Verdienst. Geometrische Proportionalität.
83
Was wissen Menschen laut Rawls im „Urzustand“?
Politische & wirtschaftliche Theorien Gesellschaftliche Grundregeln Menschliche Psychologie Eine schwache Theorie des Guten
84
Worüber haben Menschen im „Urzustand“ laut Rawls kein Wissen?
Soziale Stellung Talente, Alter, Geschlecht, Gesundheit, Intelligenz Moralvorstellungen
85
Was ist die Maximin-Regel bei Rawls?
Wähle die Option, bei der das schlechtestmögliche Ergebnis besser ist als bei allen anderen.
86
Was bedeutet die Maximin-Regel für gesellschaftliche Gerechtigkeit?
Fokus auf das bestmögliche Minimum Alternative zum Utilitarismus Sozialstaat, der auch den am schlechtesten Gestellten ein gutes Leben ermöglicht
87
Was sind die zwei Gerechtigkeitsprinzipien bei Rawls?
Gleichheit bei Grundrechten und -pflichten Ungleichheiten nur gerecht, wenn sie allen – besonders den Schwächsten – Vorteile bringen
88
Was ist das Gleichheitsprinzip (Principle of Equal Liberty)?
Jede Person soll gleiches Recht auf umfassende Grundfreiheiten haben Diese Freiheiten müssen mit einem allgemeinen Freiheitssystem vereinbar sein
89
Welche Grundfreiheiten zählen laut Rawls zum Gleichheitsprinzip?
Wahlrechte Meinungs-, Versammlungs- und Denkfreiheit Gewissensfreiheit Schutz vor willkürlicher Verhaftung Recht auf Eigentum
90
Was besagt das Differenzprinzip von Rawls?
Soziale & ökonomische Ungleichheiten sind nur gerechtfertigt, wenn sie dem größten Vorteil der am schlechtesten Gestellten dienen – bei fairer Chancengleichheit.
91
Welche Regel unterstützt das Differenzprinzip bei Rawls?
Die Maximin-Regel: Wähle die Ordnung, die im schlimmsten Fall das beste Ergebnis bietet.
92
Welches Prinzip hat Vorrang vor dem Differenzprinzip?
Das Prinzip der gleichen Freiheit – es gilt immer zuerst.
93
Was ist der Unterschied zwischen Niti und Nyaya?
Niti: Korrektheit von Institutionen und Regeln Nyaya: Verwirklichte Gerechtigkeit; Fokus auf tatsächliche Ergebnisse & Verhinderung von Unrecht
94
Was zeigt das Flötengleichnis?
Es gibt keine eindeutige, allgemein gültige Theorie von Gerechtigkeit Drei Perspektiven: Clara (Libertarismus): Sie hat die Flöte gebaut Bob (Egalitarismus): Er ist arm Anne (Utilitarismus): Sie kann gut Flöte spielen
95
Was ist Amartya Sens Kritik an Rawls’ Gerechtigkeitstheorie?
Rawls ist zu perfektionistisch (transzendentaler Institutionalismus) Fokus sollte auf tatsächlichen gesellschaftlichen Realitäten liegen Frage sollte lauten: „Was wird verwirklicht?“ statt „Sind Institutionen ideal?“ Der hypothetische Urzustand ignoriert reale soziale Perspektiven
96
Worum geht es in Sens nichtidealer Gerechtigkeitstheorie?
Keine perfekte Gerechtigkeit in idealer Welt Ziel: mehr Gerechtigkeit in der realen Welt Fokus auf konkrete Lebens- und Entfaltungsmöglichkeiten Vergleich von Alternativen: Welche ist gerechter? Wichtiger: Unrecht verhindern statt Ideal anstreben
97
Was ist laut Sen die theoretische Grundlage für Gerechtigkeit?
Normative Beurteilung realer Gesellschaften Entwicklung praktischer Alternativen & institutioneller Verbesserungen
98
Was ist Rawls' „Schleier des Nichtwissens“ und was ist daran problematisch?
Soll Unparteilichkeit ermöglichen Kritik: Nur Gedankenexperiment – Menschen können nicht völlig von ihrer Lage abstrahieren
99
Was meint Adam Smith mit dem „unparteiischen Beobachter“?
Verhalten soll so beurteilt werden, wie es ein neutraler Zuschauer tun würde Ziel: Objektivität durch kritische Prüfung & öffentliche Diskussion
100
Warum ist Demokratie laut Sen Voraussetzung für Gerechtigkeit?
Sie ermöglicht öffentlichen Vernunftgebrauch (Redefreiheit, Informationsfreiheit etc.) Nur so sind kollektive Entscheidungen und Aufklärung möglich Demokratie schützt vor Hungersnöten durch freie Medien & öffentlichen Druck
101
Wie wirkt Demokratie laut Sen gegen soziale Missstände?
Bürger können Missstände öffentlich machen Druck zwingt Regierungen zum Handeln Ergebnis: Entwicklung & soziale Wohlfahrt
102
Was bedeutet „globale Orientierung“ in der Gerechtigkeitstheorie?
Gerechtigkeit muss global („mit den Augen der Menschheit“) beurteilt werden Menschen identifizieren sich über nationale Grenzen hinweg Nationale Entscheidungen haben globale Auswirkungen Berücksichtigung globaler Normen & Werte → mehr Objektivität Gerechtigkeitstheorie muss von Anfang an global gedacht sein
103
Was ist der Fähigkeitenansatz (Capability Approach)?
Entwickelt von Amartya Sen (1970er), mit Martha Nussbaum Fokus: gutes Leben, praktische Lebensführung Wohlergehen = Befähigungen (capabilities) + Verwirklichungen (functionings)
104
Was bedeutet „Befähigung“ im Capability Approach?
Handlungen/Zustände, die ein Mensch erreichen könnte, wenn er sich dafür entscheidet.
105
Was bedeutet „Verwirklichung“ im Capability Approach?
Handlungen/Zustände, die Menschen tatsächlich erreichen, gemessen an ihren Möglichkeiten.
106
Was ist laut Sen die Rolle der Freiheit im Capability Approach?
Zentrale Voraussetzung für Gerechtigkeit Wahre Freiheit = freiwillig ungenutzte Wahlmöglichkeiten Wichtig ist sowohl der Entscheidungsprozess als auch das Ergebnis
107
Was ist der Chancen- und Prozessaspekt im Capability Approach?
Chancen-Aspekt: Fähigkeit, Ziele zu erreichen Prozess-Aspekt: Freiheit, überhaupt wählen zu können
108
Wodurch unterscheidet sich der Befähigungsansatz von anderen Theorien?
Fokus auf tatsächliche Freiheit, nicht nur Nutzen oder Einkommen Keine starre Theorie, sondern Bewertung individueller realer Chancen Berücksichtigt viele unterschiedliche Lebensweisen & Ziele
109
Warum gilt die Reine Rechtslehre als juristische Lehre als unbrauchbar?
Blendet gesellschaftliche Wirklichkeit aus Ignoriert soziale, politische und ökonomische Bedingungen Trennt künstlich zwischen Theorie & Praxis Zu formalistisch
110
Welche politischen Folgen hat die Reine Rechtslehre?
Legitimation jeder Zwangs- und Machtordnung Stabilisierung bestehender Machtverhältnisse Anfällig für Missbrauch, da Inhalte rechtlich irrelevant sind
111
Was bedeutet „Staat = Rechtsstaat“ nach der Reinen Rechtslehre?
Staat ist Rechts- und Zwangsordnung Staat und Recht sind identisch Existiert nur durch Rechtsnormen in Staatsakten
112
Kann das Recht laut Reiner Rechtslehre zur Legitimation des Staates dienen?
Nein, das Recht darf nicht zur inhaltlichen Legitimation herangezogen werden – auch ein autokratischer Staat ist ein Rechtsstaat, solange er nach Rechtsnormen handelt.
113
Was regelt das Recht laut Reiner Rechtslehre?
Das Verhalten von Menschen – auch von Staatsorganen, insbesondere wenn ihr Verhalten auf Rechtserzeugung abzielt.
114
Wie ist der Stufenbau der Rechtsordnung nach Kelsen aufgebaut?
Grundnorm Verfassung Gesetze Rechtsverordnungen, Urteile, Verwaltungsakte Rechtsanwendungsakte
115
Was ist der Unterschied zwischen materiell-statisch und formal-dynamisch im Stufenbau?
Materiell-statisch: Gültigkeit durch Inhalt Formal-dynamisch: Gültigkeit durch korrekte Erzeugung
116
Was ist die Grundnorm?
Abstraktes Prinzip für Gültigkeit & Autorität der Rechtsordnung Wissenschaftliche Letztbegründung Wird als Hypothese/Fiktion vorausgesetzt Nicht beweisbar
117
Warum braucht es laut Kelsen die Grundnorm?
Weil sich die höchste Norm (z. B. Verfassung) nicht weiter begründen lässt – sie ist Ausgangspunkt der Rechtsordnung.
118
Kann die Geltung der Verfassung rechtlich begründet werden?
Nein, die Geltung der Verfassung kann nicht mit Mitteln des positiven Rechts begründet werden – sie beruht auf der Grundnorm.
119
Was ist die Grundannahme des Rechtspositivismus?
Recht = geltendes positives Recht Keine inhaltliche Bewertung (gerecht/ungerecht) Rechtliche Normen müssen nicht moralisch gerecht sein Strikte Trennung von Recht und Moral
120
Was versteht man unter Naturrechtslehre?
Dualismus: Naturrecht vs. positives Recht Naturrecht = ideales, unveränderliches, von Gott/Vernunft/Natur gesetztes Recht Positives Recht nur gültig, wenn es mit Naturrecht übereinstimmt
121
Was ist der Hauptkritikpunkt an der Naturrechtslehre?
Sie begeht den logischen Fehler, vom Sein auf ein Sollen zu schließen (naturalistischer Fehlschluss).
122
Was unterscheidet Recht und Moral laut Rechtspositivismus?
Recht: moralisch neutral, basiert auf Zwang, ggf. mit physischer Gewalt Moral: basiert auf Missbilligung, keine physische Gewalt, kann zur Legitimation politischer Ziele dienen
123
Welche Gemeinsamkeit haben Recht und Moral?
Beide regeln menschliches Verhalten über soziale Normen – aber müssen nicht übereinstimmen.
124
Wie unterscheiden sich Recht und Naturwissenschaft?
Recht: Vorschriften über menschliches Verhalten (Sollen) Natur: beschreibt kausale Gesetzmäßigkeiten (Sein) Recht basiert auf Willensakten, Natur ist davon unabhängig
125
Was ist der Unterschied zwischen Rechtsnorm und Naturgesetz?
Rechtsnorm: "Wenn A, soll B sein" (Sanktion) Naturgesetz: "Wenn A ist, ist B" (kausal, unabhängig vom Willen)
126
Wie grenzt Kelsen Recht von Politik ab?
Recht: objektive, wertfreie Analyse des positiven Rechts Politik: Erzeugung/Anwendung von Recht nach Werten/Ideologien, nicht objektiv
127
Welche Haltung vertrat Kelsen zur Wissenschaftlichkeit des Rechts?
Er wollte die Struktur des Rechts wissenschaftlich analysieren – unabhängig vom Inhalt oder politischen Werten (Wertrelativismus).
128
Warum war Kelsens Ansatz umstritten?
Er lehnte eine inhaltliche Bewertung von Recht ab – das führte zur Gegnerschaft verschiedener ideologisch geprägter Gruppen.
129
Was ist das Ziel der Reinen Rechtslehre?
Formulierung einer „reinen“, wissenschaftlichen Rechtslehre Trennung von Recht und fremden Elementen (Moral, Politik) Untersuchung der Struktur des Rechts, unabhängig vom Inhalt Betrachtet Recht als menschlich gesetztes Phänomen
130
Was ist der Gegenstand der Reinen Rechtslehre?
Positives (vom Menschen gesetztes) Recht – keine spezifische Ordnung, sondern die Struktur aller Rechtsordnungen.
131
Welche drei Grundsätze enthält die Radbruch'sche Formel?
Positives Recht gilt auch bei inhaltlicher Ungerechtigkeit Bei unerträglicher Ungerechtigkeit: Gilt nicht als Recht Wenn Gleichheit aller Menschen bewusst verneint wurde: Recht ist ungültig
132
Wie begründet die Radbruch'sche Formel die Ablehnung bestimmten Rechts?
Wenn Recht extrem ungerecht oder bewusst menschenverachtend ist, verliert es seine Gültigkeit.
133
Was fordert der Rechtspositivismus laut Trennungsthese?
Strikte Trennung von Recht und Moral – rechtlich ist nur, was gesetzlich festgelegt wurde (legal ≠ legitim).
134
Wie sieht die Naturrechtslehre das Verhältnis von Recht und Moral?
Notwendige Verbindung – Recht muss auch moralisch legitim sein und auf Naturrecht basieren.
135
Was ist die Kritik am Rechtspositivismus aus Sicht der Naturrechtslehre?
Positives Recht kann unmenschlich sein (z. B. NS-Regime), wenn es sich nicht an moralischen Prinzipien orientiert.
136
Was ist die Kritik am Naturrecht aus Sicht des Rechtspositivismus?
Die Quellen des Naturrechts (Gott, Natur, Vernunft) gelten als unsicher und subjektiv.
137
Wodurch unterscheidet sich positives Recht vom Naturrecht?
Positives Recht: Vom Menschen gemacht, zeitlich begrenzt, rechtlich verbindlich Naturrecht: Überzeitlich, moralisch verbindlich, ewig gültig
138
Welche Funktion erfüllen positives Recht und Naturrecht in Bezug auf Staaten?
Positives Recht: Begründet die Legalität Naturrecht: Begründet die Legitimität
139
Was besagt die These „Das Recht verhindert Moral“?
Liberales Argument Recht kommt zu früh → ersetzt moralische Überlegung Gewissen kann „verkümmern“
140
Was meint die Aussage „Das Recht ist gesellschaftlich sanktionierte Rache“?
Ideologiekritischer Ansatz Recht zementiert ungerechte Zustände, kommt zu spät Spannungsverhältnis zu moralischer Gerechtigkeit
141
Was meint man mit „Das Recht ist geronnene Moral“?
Weniger kritische Sichtweise Recht ist Folge der Moral Moralische Werte „erstarren“ im Recht
142
In welchem Verhältnis stehen Rechtsnormen zu Moralnormen?
Können moralisch entsprechen (z. B. Tötungsverbot) Können neutral sein (z. B. Rechtsfahrgebot) Können moralisch umstritten sein (z. B. Luftsicherheitsgesetz)
143
Was unterscheidet Rechtsnormen von Moralnormen?
144
Wie unterscheiden sich Recht und Moral im Hinblick auf Legitimität?
Recht (legal): gesetzlich erlaubt Moral (legitim): moralisch gerecht Z. B. Luftsicherheitsgesetz: legal, aber nicht legitim Ziviler Ungehorsam: illegal, aber legitim
145
Was bedeutet das Subsidiaritätsprinzip?
Eine übergeordnete Instanz darf erst eingreifen, wenn die untergeordnete Einheit ihre Aufgabe nicht erfüllen kann. Reihenfolge: Jeder selbst Freunde/Nachbarn Lokale Gemeinschaft Staat
146
Welche Institutionen prägen laut Etzioni die moralische Infrastruktur?
Familie: Wertevermittlung, Ehe als stabilisierendes Element Schule: Charakterbildung, Verantwortungsübernahme Gesellschaft: politische Teilhabe, Pflicht statt Recht Soziale Netzwerke: persönliche Bindungen, soziale Kontrolle
147
Wie entstehen Werte laut Etzioni?
Demokratisch entwickelt Stimmen mit bestehenden Werten überein Basieren auf Zwillingswerten: Ordnung und Autonomie
148
Welche Kernwerte nennt Etzioni?
Demokratie Grundrechte Gegenseitige Achtung zwischen gesellschaftlichen Gruppen
149
Welches Verfahren empfiehlt Etzioni zur Bewertung von Normen?
Moralischer Dialog – Orientierung an Grundwerten wie Autonomie, um moralische Urteile zu begründen.
150
Was versteht Amitai Etzioni unter der „Stärkung der Moral“?
Individuelle Werte und Verhaltensweisen sollen auf ihre Auswirkungen auf die Gemeinschaft hin betrachtet werden.
151
Welche drei Ebenen tragen laut Etzioni zur moralischen Ordnung bei?
Innere Stimme der Moral (soziales Gewissen) Moralische Stimme der Gemeinschaft (soziale Kontrolle) Staatliche Unterstützung durch Gesetze und Strafen
152
Welche Rolle spielt die Gemeinschaft laut Etzioni?
Teilt gemeinsame Werte und Normen Fördert moralisches Bewusstsein Stärkt das Gemeinwohl und erhält soziale Ordnung
153
Wie soll die Gemeinschaft zur Förderung der Moral beitragen?
Verantwortung für Erziehung und Bildung übernehmen Institutionen und Praktiken zur Moralförderung schaffen
154
Welche Probleme sieht Etzioni in modernen Industriegesellschaften?
Werteverfall durch übermäßigen Individualismus Moralische Verwirrung und soziale Anarchie Zerstörung demokratischer Grundlagen
155
Was ist laut Etzioni das Grundübel moderner Gesellschaften?
Zunahme individueller Rechte bei gleichzeitiger Abnahme der Bereitschaft zur Übernahme gemeinschaftlicher Pflichten
156
Nenne Beispiele für den moralischen Verfall laut Etzioni.
Abnehmende Sexualmoral Immer mehr Scheidungen Sinkende Moral am Arbeitsplatz Skandale von Politikern Eltern priorisieren Karriere statt Kindererziehung
157
Wie definiert Etzioni „Gesellschaft“ und „Gemeinschaft“?
Gesellschaft: Gruppe von Individuen, die zusammenleben und interagieren Gemeinschaft: Soziale Netze mit persönlichem Kontakt, moralische Instanzen
158
Was bedeutet Gemeinschaft für das Wohlergehen der Gesellschaft?
Stärke und Zusammenhalt der Gemeinschaften fördern das Gemeinwohl Weniger staatliche Kontrolle nötig bei funktionierenden Gemeinschaften
159
Was meint Etzioni mit „Ordnung und Autonomie“?
Soziale Ordnung und individuelle Autonomie sollen zusammen bestehen Ziel ist freiwillig verantwortliches Handeln durch starke Gemeinschaftsbindungen
160
Welche Entwicklungen bedrohen laut Etzioni die soziale Ordnung?
Gemeinschaft wird als Zwang empfunden Orientierung an Gemeinschaft löst sich auf Wachsende Ablehnung sozialer Verantwortung Autonomiebestrebungen verdrängen Ordnung
161
Was versteht man unter Kommunitarismus bei Etzioni?
Eine politische und soziale Philosophie, die auf Gemeinschaft (lat. communitas) und gemeinsame moralische Grundlagen setzt.
162
Was sind zentrale Ziele des Kommunitarismus?
Rekonstruktion der Gemeinschaft Erneuerung gesellschaftlicher Institutionen am Gemeinwohl Stärkung sozialer Tugenden und Bürgertugenden
163
Welche Verantwortung hat der Einzelne im Kommunitarismus?
Verantwortung gegenüber der Umgebung, Beitrag zu gemeinsamen Projekten mit Zeit, Kraft und Ressourcen.
164
Was wird im Kommunitarismus gegenüber dem Liberalismus kritisiert?
Sozialer Zusammenhalt wurde untergraben Gesellschaftliches Wertesystem ausgehöhlt
165
Welche Schwächen hat laut Etzioni der Liberalismus?
Unrealistische Vorstellung individueller Autonomie Ignoriert soziale Einflüsse Unterschätzt die Bedeutung von Gemeinschaft
166
Welche Schwächen hat der Kommunitarismus laut Kritik?
Unklare Trennung von faktischer und normativer Gebundenheit Unterschätzt sozialen Druck der Gemeinschaft Überschätzt Bereitschaft zur Beteiligung
167
Welche Stärken hat der Liberalismus?
Schutz individueller Rechte und Freiheiten Betonung demokratischer Entscheidungsprozesse Kognitiv-rationale moralische Erziehung
168
Welche Stärken hat der Kommunitarismus?
Fokus auf Wertegemeinschaft Förderung starker gemeinsamer Moral Konkrete Tugenden und aktive moralische Erziehung
169
Was sagt der Liberalismus zur Rolle der Gemeinschaft im Leben des Einzelnen?
Gemeinschaft ist wichtig, aber das Leben soll frei und selbstbestimmt gestaltet werden – unabhängig von Geburt in bestimmte Gruppen.
170
Was kritisiert der Liberalismus konkret am Kommunitarismus?
Einschränkung individueller Lebensplanung Staat soll keine Werte vorschreiben Gefahr der Diskriminierung von Minderheiten durch starke Gemeinschaften
171
Wie unterscheiden sich die Moralverständnisse beider Positionen?
Liberalismus: Schwache, abstrakte, universelle Moral Kommunitarismus: Starke, traditionsgebundene, konkrete Moral
172
Wie erfolgt moralische Erziehung im Kommunitarismus?
Durch aktive Einübung bestimmter Tugenden im gemeinschaftlichen Leben.
173
Welche zwei Aspekte beeinflussen laut Nussbaum alle menschlichen Tätigkeiten?
Praktische Vernunft und Verbundenheit mit anderen Menschen.
174
Was macht laut Nussbaum eine Tätigkeit spezifisch menschlich?
Die Vernunft – sie verleiht Handlungen ihren menschlichen Charakter.
175
Als was versteht Nussbaum den Menschen grundsätzlich?
Als soziales Wesen, das stets in Verbindung zu anderen handelt.
176
Was ist das Ziel menschlichen Handelns laut Nussbaum (in Anlehnung an Aristoteles)?
Eudaimonia – ein glückliches, gelungenes Leben durch Verwirklichung der Grundfähigkeiten.
177
Was ist der Fähigkeitenansatz (Capability Approach)?
Eine Theorie, laut der ein würdevolles Leben durch reale Möglichkeiten zur Entfaltung menschlicher Grundfähigkeiten erreicht wird.
178
Welche zehn zentralen menschlichen Grundfähigkeiten nennt Nussbaum?
Leben Körperliche Gesundheit Körperliche Integrität Sinne, Vorstellungskraft, Denken Gefühle Praktische Vernunft Zugehörigkeit Bezug zu anderen Spezies Spiel Kontrolle über die eigene Umwelt
179
Wie definiert Nussbaum Menschenwürde im politischen Kontext?
Als Maßstab für Gerechtigkeit – nur Verhältnisse, die ein Leben in Würde ermöglichen, sind gerecht.
180
Wann liegt laut Nussbaum eine Verletzung der Menschenwürde vor?
Wenn die Entfaltung oder Ausübung einer Grundfähigkeit behindert wird.
181
Welche Voraussetzung muss erfüllt sein, damit eine Fähigkeit menschenwürdig wirksam ist?
Es braucht reale Möglichkeiten zur Entfaltung und Verwirklichung der Fähigkeit – nicht nur ihr bloßes Vorhandensein.
182
Welche drei Hauptziele verfolgt der Fähigkeitenansatz laut Martha Nussbaum?
Philosophische Grundlage für Verfassungsprinzipien schaffen Staaten verpflichten, ein Minimum an Menschenwürde zu garantieren Maßstab zur Messung von Lebensqualität weltweit entwickeln
183
Was kennzeichnet den moralischen Liberalismus?
Schwache, rational begründete Moral Betonung von Freiheit und Chancengleichheit
184
Was kennzeichnet den wirtschaftlichen und politischen Liberalismus?
Freie Marktwirtschaft Schutz wirtschaftlicher Freiheiten Ablehnung staatlicher Kontrolle Garantie von Grundrechten Gewaltenteilung und demokratischer Rechtsstaat
185
Wer sind zentrale Vertreter des Liberalismus?
ohn Rawls, Ronald Dworkin, Richard Rorty
186
Was sind zentrale Aussagen des Kommunitarismus im Vergleich zum Liberalismus?
Mensch existiert nur innerhalb von Gemeinschaft Freiheit nur durch soziale Eingebundenheit Starke, gemeinschaftliche Moral Vorrang des Guten vor dem Recht
187
Welche Kritik äußert der Kommunitarismus am Liberalismus?
Sinn- und Orientierungskrise Verlust verbindlicher Werte Überbetonung individueller Rechte Vernachlässigung des Gemeinwohls Rückzug des Staates = Verlust des öffentlichen Lebens
188
Was fordert der Kommunitarismus als Reaktion auf den Liberalismus?
Korrektur des Individualismus Etablierung verbindlicher gemeinsamer Werte Ausgewogenes Verhältnis zwischen Rechten und Pflichten
189
Was sind Menschenrechte?
Rechte, die jedem Menschen allein aufgrund seines Menschseins zustehen.
190
Welche Eigenschaften haben Menschenrechte?
Angeboren Universal (gelten überall auf der Welt) Gelten gleichermaßen, unabhängig von Ethnie, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung, Hautfarbe, Alter etc.
191
Wie entstand die Idee der Menschenrechte in der Antike?
Erste Idee der Gleichheit aller Menschen; jedoch war Sklaverei gesellschaftlich anerkannt.
192
Welche historischen Dokumente legten frühe Menschenrechte fest?
Magna Charta Libertatum (England, 1215) Habeas-Corpus-Akte (England, 1679)
193
Was ist die Bedeutung der Aufklärung für die Menschenrechte?
Idee unveräußerlicher und überzeitlich gültiger Rechte, basierend auf Vernunft und Naturrecht.
194
Welche bedeutenden Erklärungen entstanden im 18. Jahrhundert?
Virginia Bill of Rights (1776) Unabhängigkeitserklärung der USA (1776) Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (Frankreich, 1789)
195
196
Was müssen Staaten im Hinblick auf Menschenrechte tun?
Achten (Respect) Schützen (Protect) Gewährleisten (Fulfil)
197
Welche internationalen Institutionen überwachen die Menschenrechte?
UN-Menschenrechtsrat (Genf) UN-Sicherheitsrat (New York) Internationaler Strafgerichtshof (Den Haag) NGOs wie Amnesty International, Human Rights Watch
198
Welche Artikel umfasst die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (AEMR)?
Die 30 Artikel beinhalten u.a.: Freiheit und Gleichheit bei Geburt Diskriminierungsverbot Recht auf Leben, Freiheit, Sicherheit Verbot der Sklaverei Verbot von Folter Anerkennung als Rechtsperson ... bis zu Rechte dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.
199
Wie ist die Qualität der Menschenrechte zu verstehen?
Komplexe Rechte zwischen Moral, Politik und Recht Träger ist der einzelne Mensch (individuelle Rechte) Staaten sind für die Umsetzung verantwortlich Menschenrechte sind unteilbar Alle Rechte hängen voneinander ab
200
Wo beginnen die Menschenrechte laut Eleanor Roosevelt (1948)?
„An den kleinen Plätzen, nahe dem eigenen Heim“ – in Alltag, Schule, Arbeit etc. Ohne Achtung der Rechte im persönlichen Umfeld sind sie global bedeutungslos.
201
Was sind die vier Strukturmerkmale der Menschenrechte?
Universalität – gelten für alle Menschen Moralische Geltung – rational gerechtfertigt Fundamentalität – Schutz fundamentaler Bedürfnisse Priorität – Maßstab für Gesetze, Grundlage ihrer Legitimität
202
Welche Dimensionen der Menschenrechte gibt es laut der AEMR?
1. Dimension: Freiheitsrechte (z. B. Leben, Freiheit, Asyl) 2. Dimension: Politische Rechte (z. B. Wahlen, Meinungsfreiheit) 3. Dimension: Soziale Rechte (z. B. Arbeit, Bildung, Sicherheit)
203
Was versteht man unter Strafbedürfnissen laut Émile Durkheim?
Gesellschaften zeigen Reaktionen auf Normverletzungen, um den Rechtsfrieden wiederherzustellen – Ausdruck kollektiven Gemeinschaftsbewusstseins.
204
Welche Funktionen erfüllen kollektive Strafbedürfnisse?
Wiederherstellung von Rechtsfrieden und Gerechtigkeit Ausdruck von Sühne, Genugtuung Verhinderung von Selbstjustiz durch staatliche Kanalisierung
205
Was ist Strafe im rechtlichen Sinne?
Gezielt zugefügtes Übel bei Normverstößen; dient als Reaktion des Staates auf kriminelle oder vorsätzliche Rechtsverletzungen.
206
Welche Folgen kann eine Strafe haben?
Freiheits- und Persönlichkeitsrechte werden eingeschränkt Öffentliche Bloßstellung Wirtschaftlicher Ruin Verlust gesellschaftlicher/politischer Ämter
207
Welche Kritik gibt es an der Universalität der Menschenrechte?
Westlicher Imperialismus und eurozentrische Bevormundung Menschenrechte = Produkt strukturellen Unrechts Geprägt durch westliche Aufklärung und christliche Theologie
208
Was besagt die Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam (1990)?
Unterzeichnet von 45 islamischen Staaten Scharia als alleinige Grundlage der Menschenrechte Ablehnung von Kolonialismus
209
Was ist die ASEAN Human Rights Declaration (2012)?
Erklärung der südostasiatischen Staatengemeinschaft Betonung asiatischer Werte: das Kollektiv steht über dem Individuum
210
Was kennzeichnet absolute Straftheorien?
Vergangenheit im Fokus Keine Zweckverfolgung Repressiv Strafmaß richtet sich nach der Schwere der Schuld Vertreter: Kant (artgleiche Vergeltung), Hegel (wertgleiche Vergeltung)
211
Was versteht man unter relativen Straftheorien?
Zukunftsorientiert Ziel: Verhinderung künftiger Straftaten Strafe hat eine präventive Funktion
212
Was ist Generalprävention?
Wirkung auf die Allgemeinheit Positiv: Normbestätigung Negativ: Abschreckung Vertreter: Feuerbach
213
Was ist Spezialprävention?
Wirkung auf den Täter Positiv: Resozialisierung Negativ: Unschädlichmachung, Denkzettel Vertreter: Liszt
214
Was ist ein Täter-Opfer-Ausgleich?
Wiedergutmachung bei geringfügigen Straftaten Vor allem im Jugendstrafrecht Kann zu Verfahrenseinstellung oder Strafminderung führen
215
Was besagt die Vereinigungstheorie laut BVerfG (1977)?
Ziel: Schutz der Gesellschaft (Défense sociale) Strafrecht verbindet alle Strafzwecke: Schuldausgleich, Prävention, Resozialisierung, Sühne und Vergeltung Betonung eines ausgewogenen Verhältnisses
216
Was ist das „Paradox der Toleranz“ laut Popper?
Toleranz gegenüber Intoleranz kann zur Zerstörung der offenen Gesellschaft führen – sie darf sich nicht selbst aufheben.
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Wie entwickelte sich der Begriff der Toleranz historisch?
Ab 16. Jh.: religiöse Konflikte → Toleranz gegenüber Glaubensrichtungen Aufklärung (18. Jh.): Ausweitung auf alle Meinungen und Lebensformen Heute: Respekt gegenüber kultureller, politischer, sexueller Vielfalt
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Was ist die Erlaubnis-Konzeption von Toleranz?
Vertikale Toleranz: Autorität/Mehrheit erlaubt der Minderheit ihre Überzeugungen – pragmatisch begründet, kein positiver Wert.
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Was ist die Koexistenz-Konzeption von Toleranz?
Horizontale Toleranz zwischen gleich starken Gruppen; Toleranz als Mittel zur Vermeidung von Konflikten.
220
Was ist die Respekt-Konzeption von Toleranz?
Gleichberechtigte Gruppen erkennen sich gegenseitig als politisch und moralisch gleichwertig an.
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Was ist die Wertschätzungs-Konzeption von Toleranz?
Gegenseitige Wertschätzung der Lebensentwürfe bei grundlegendem gemeinsamen Werterahmen.
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Wie definiert Rainer Forst Toleranz?
Duldung negativ bewerteter Überzeugungen, die aber nicht verboten werden – mit drei Komponenten: Ablehnungskomponente Akzeptanzkomponente Zurückweisungskomponente
223