PPB Flashcards

(135 cards)

1
Q

Aufbau psychiatrisches Erstgespräch

A
  1. unstrukturierter Teil: Pat berichtet von aktuellen Beschwerden
  2. strukturierter Teil: gezielte Fragen an den Pat.
  3. erneut offener Teil: Pat. kann Fragen stellen
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Q

Dissimulation

A

Dinge werden verschwiegen

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3
Q

Simulation

A

bewusste Vortäuschung

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4
Q

Bagatellisieren

A

herunterspielen

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5
Q

Aufbau PPB

A
  1. äußeres Erscheinungsbild
  2. Verhalten in der Untersuchungssituation
  3. Bewusstsein
  4. Orientierung
  5. Aufmerksamkeit und Gedächtnis
  6. Formales und inhaltliches Denken
  7. Wahrnehmungsstörungen
  8. Ich-Störungen
  9. Antrieb und Psychomotorik
  10. Affektivität
  11. Zirkadiane Besonderheiten
  12. Suizidalität, Fremdgefährdung
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6
Q

Quantitative Bewusstseinsstörungen

A

Benommenheit
Somnolenz
Sopor
Koma

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7
Q

Benommenheit

A

Pat. ist schläfrig, aber durch Ansprechen oder Anfassen leicht erweckbar. Gut orientiert. Verhalten verlangsamt. Reflexe und Muskeltonus ungestört.

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8
Q

Somnolenz

A

Pat. so schläfrig, dass durch auf lautes Ansprechen oder Anfassen erweckbar. Einigermaßen orientiert. Oft keine spontanen sprachlichen Äußerungen bzw kaum verständlich (zB Murmeln). Reflexe erhalten. Muskeltonus vermindert. Reaktion auf Schmerzreize erfolgt gezielt

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9
Q

Sopor

A

nur durch starke Weckreize wie Schütteln oder Zwicken erweckbar. Nicht orientiert. Keine sprachlichen Äußerungen. Abwehrbewegungen auf Schmerzreize ungezielt. Reflexe erhalten. Muskeltonus herabgesetzt.

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10
Q

Koma

A

durch stärlste Weckreize nicht erweckbar, keine Abwehrbewegungen, Reflexe erloschen ggf path. Reflexe, Störung zentraler vegetativer Funktionen (Atmung, Kreislauf, Temperatur)

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11
Q

Qualitative Bewusstseinsstörungen

A

Vigilanz ist erhalten, Pat. hat aber keine adäquaten Reaktionsmöglichkeiten auf sich verändernde Umweltbedingungen

Bewusstseinseintrübung, Bewusstseinseinengung, Bewusstseinsverschiebung

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12
Q

Bewusstseinseintrübung

A

Beeinträchtigung der geistigen Klarheit in Bezug auf das gesamte Erleben und Verhalten. Die Fähigkeit, Aspekte zu verstehen, sinnvoll miteinander zu verbinden, sich mitzuteilen und sinnvoll zu handeln geht verloren. (Delir, Intox)

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13
Q

Bewusstseinseinengung

A

Das gesamte Erleben und Verhalten ist eingeengt, z.B. durch Fokussierung auf ein bestimmtes Thema. Ansprechbarkeit auf Außenreize vermindert. (Dämmerzustand, Hypnose, akute Belastungsreaktion)

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14
Q

Bewusstseinsverschiebung

A

Das Bewusstsein ist im Gegensatz zum sonstigen normalen Tagesbewusstsein verändert und die Wahrnehmung von Raum, Zeit und Sinnesempfindungen ist intensiviert. Patienten fühlen sich wacher, lebendiger und offener. (Schizophrenie, Halluzinogene)

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15
Q

Orientierungsstörungen

A

ZOPS
-> sprechen für eine organische Genese der Erkrankung
-> geht idR zunächst zur Zeit, dann Ort und Situation und zuletzt zur Person verloren

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16
Q

Konzentrationsstörungen

A

Verminderte Fähigkeit, sich ausdauernd konzentriert einer Tätigkeit oder einem Thema zuzuwenden

Test: von 100 fortlaufend 3 abziehen

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17
Q

Auffassungsstörungen

A

Verminderte Fähigkeit, Auffassungen oder Texte in ihrer Bedeutung zu begreifen und miteinander zu verbinden

Test: Sinn von Sprichwörtern erklären lassen, Unterschiede/Gemeinsamkeiten von Begriffen (Treppe/Leiter)

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18
Q

Gedächtnis
1. Arbeitsgedächtnis
2. Neugedächtnis
3. Altgedächtnis

A
  1. Speicherung und Reproduktion kurzfristiger Gedächtnisinhalte für 10-30 s
  2. ca 20 min
  3. stabil; Informationen, die Tage/Jahre zurückliegen
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19
Q

Korsakow-Syndrom-Trias

A

Desorientiertheit
Merkfähigkeitsstörung
Konfabulationen

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20
Q

Konfabulationen

A

vom Pat. für echte Erinnerungen gehaltene Lückenfüller. Dabei hält der Pat. die Aussage für wahr, auch wenn die gleiche Lücke jedes Mal mit einem anderen Inhalt gefüllt wird

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21
Q

Paramnesien

A

Verfälschtes Erinnern von Ereignissen oder Erinnern von Ereignissen, die nicht stattgefunden haben (Deja-Vu, Hypermnesien, Ekmnesie)

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22
Q

Zeitgitterstörung

A

Unfähigkeit, biografische Gedächtnisinhalte in die richtige Reihenfolge zu bringen

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23
Q

Gedächtnisstörungen

A

Verminderte oder aufgehobene Fähigkeit, sich Informationen längerfristig zu merken (>10 Minuten) bzw. Erlerntes aus dem Gedächtnis abzurufen

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24
Q

Merkfähigkeitsstörungen

A

Verminderte oder aufgehobene Fähigkeit, sich neue Inhalte über einen Zeitraum von ca. zehn Minuten zu merken

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25
Wahn-Paramnesie
Die Person erinnert sich an einen Wahn, der nicht stattgefunden hat. Vorkommen vor allem im Rahmen von Schizophrenien
26
Ekmnesie
Störung des Zeiterlebens, die Vergangenheit wird als Gegenwart erlebt
27
Konkretismus
Begriffe und Sätze können nur noch wörtlich (bzw. nur im "konkreten" Sinne) und nicht mehr im übertragenen Sinn verstanden werden – demzufolge sind Metaphern bzw. Sprichwörter nicht mehr nachvollziehbar (affekt. Störungen, Schizophrenie) zB: Nachbar zur Patientin: "Sie haben nicht mehr alle Tassen im Schrank!", Patientin: "Doch, doch, die Tassen sind alle im Küchenschrank.''
28
formale Denkstörung
Störungen des Denkablaufs, die sich in sprachlichen Äußerungen zeigen. Hierbei kann es sich um Veränderungen der Geschwindigkeit, fehlende Zusammenhänge oder mangelnde Schlüssigkeit der Gedankenabläufe handeln. Formale Denkstörungen stehen im Gegensatz zu inhaltlichen Denkstörungen, bei denen der Inhalt des Denkens und die Realitätskontrolle beeinträchtigt sind.
29
Denkzerfahrenheit (-inkohärenz)
Gedanken und Zusammenhänge sind für Außenstehende nicht nachvollziehbar; Gedankenbruchstücke werden wahllos miteinander in Verbindung gebracht (Schizophrenie) zB: „Sie sind Ärztin, weil ich gestern U-Bahn gefahren bin. Um 8 Uhr ist es hell.“
30
Paralogik
Unlogisches Denken, der Satzbau ist jedoch intak
31
Paragrammatismus
Unlogisches Denken, bei dem der Satzbau zerstört ist
32
Sprachzerfall/ Schizophasie
Begriffe verlieren ihre Bedeutung. Sie werden wandelbar und haben keine eindeutige Zuordnung mehr, sodass in einem Gespräch ein Begriff mit verschiedenen Worten ausgedrückt wird -> Im Extremfall entsteht ein Durcheinander von Silben und Wörtern, das sowohl grammatikalisch als auch logisch vollkommen zusammenhanglos ist.
33
Denkhemmung
Die betroffene Person berichtet subjektiv von dem Phänomen (Depression, Schizophrenie)
34
Denkverlangsamung
Phänomen wird von der untersuchenden Person wahrgenommen (Depression, Schizophrenie)
35
Gedankenabreißen
Plötzlicher Abbruch eines zunächst flüssigen Gedankenganges ohne erkennbaren Grund - subjektiv wahrgenommen (Schizophrenie)
36
Gesperrtes Denken
Plötzlicher Abbruch eines zunächst flüssigen Gedankenganges ohne erkennbaren Grund - objektiv wahrgenommen (Schizophrenie) Bspw. beginnt die betroffene Person einen Satz, schweigt dann aber plötzlich.
37
Ideenflucht
Die Person kann einen Gedankengang nicht fixieren, kommt von einer Idee zur nächsten, ohne anhalten zu können (Manie)
38
Perseveration
Die Person bleibt an Wörtern oder Handlungen haften, die im aktuellen Bezug nicht mehr sinnvoll erscheinen (Hirnorganische Störungen, Zwangsstörungen) Bspw. benennt eine Person richtigerweise einen Apfel und antwortet dann immerzu mit dem Wort „Apfel“, auch wenn sie etwas anderes gefragt wird. Perseveration wird von außen beurteilt, d.h. die untersuchende Person beobachtet das (Sprech‑)Verhalten und schätzt die Sinnhaftigkeit im aktuellen Zusammenhang ein.
39
Grübeln
= unablässiges, jedoch nicht zur Lösung oder zum Ziel führendes Beschäftigtsein mit unangenehmen Themen Die Person denkt immerzu über die gleichen, meist unangenehmen Inhalte nach (Depressionen, Zwangsstörungen, Generalisierte Angststörung) Grübeln wird von der betroffenen Person selbst beurteilt, d.h. sie muss anhand ihrer subjektiven Beurteilung von der Denkstörung berichten.
40
eingeengtes Denken
Der inhaltliche Denkumfang ist eingeschränkt und die Gedanken reduzieren sich auf wenige Themen (Depression)
41
umständliches Denken
Unwesentliches kann im Gespräch nicht von Wesentlichem getrennt werden. Ein inhaltlicher Zusammenhang ist jedoch vorhanden (F20)
42
Gedankendrängen
Die Person fühlt sich dem Druck immer neuer Einfälle und Gedanken ausgeliefert, die sie nicht ordnen oder beherrschen kann (F20)
43
Beschleunigtes Denken
Die Person berichtet subjektiv von einem schnelleren Denkablauf
44
Vorbeireden
Die Antwort auf eine Frage geht am Thema vorbei, obwohl die Frage verstanden wurde (F20)
45
Neologismen
Wortneuschöpfungen, die so bisher im Sprachgebrauch nicht vorkommen (F20) Bspw. „Eisflügelpferd“
46
Kontamination
Verschmelzung von mehreren Wörtern zu einem einzigen Wort
47
Inhaltliche Denkstörungen
Definition: Beeinträchtigung des Denkinhalts und der Realitätskontrolle. Zu unterscheiden sind hierbei Befürchtungen und Zwangssymptome von wahnhaften Denkstörungen. Inhaltliche Denkstörungen stehen im Gegensatz zu formalen Denkstörungen, bei denen der Ablauf des Denkens gestört ist.
48
Nicht-wahnhafte inhaltliche Denkstörungen
Hypochondrie, Phobie, Überwertige Idee, Zwangssymptome
49
Kriterien der Zwangssymptome
1. immer wieder gegen inneren Widerstand aufdrängend 2. zwar der Person zugehörig, jedoch ich-fremd 3. werden von Pat. als unsinnig/ unangenehm wahrgenommen 4. lassen sich nicht/ nur schwer unterbinden
50
Zwang
Ich-fremde Gedanken oder Handlungsimpulse drängen sich immer wieder auf. Diese können nicht unterdrückt oder verdrängt werden, werden als unsinnig und unangenehm erlebt. Wird de Gedanken/ Handlungsimpulsen nicht nachgegeben, resultieren daraus Angst und Unruhe. Als krankhafte Störung ist es erst anzusehen, wenn der Betroffene darunter leidet und sie ihn in seiner Leistungsfähigkeit erheblich beeinträchtigt.
51
Zwangsgedanken
Vorstellungen, Ideen (engl: „obsessions“) - Einordnung als eigene Gedanken - Meist quälender Charakter Beispielhafte Ausprägungen: - Kontamination: Gedanken an Schmutz und Infektion - Pathologischer Zweifel: Gedanken in Bezug auf eigenes Handeln - Ordnung: Gedanken an Symmetrie und Struktur - Magie: Gedanken an Konsequenzen des eigenen Denkens und Handelns Beispiel: „Wenn ich an eine Beerdigung denke, wird jemand aus meiner Familie sterben.“ → Kann zu neutralisierenden Zwangsritualen führen.
52
Zwangsimpulse
sich aufdrängende Handlungsimpulse - Oft angstauslösend und als unsinnig bewertet - Werden in aller Regel nicht ausgeführt - sind oft gewaltsamer Natur. Bspw. kann der autoaggressive Zwangsimpuls bestehen, sich „impulsartig“ von einer Brücke zu stürzen.
53
Zwangshandlungen
Von außen sichtbare oder rein kognitive Handlungen (engl: „compulsions“) - Meist Folge von Zwangsgedanken oder zielen auf Vollständigkeitserleben ab - Repetitive, meist sicherheitsgebende und oft ritualisierte Handlungen gegen inneren Widerstand - Ausführung wird nicht als angenehm empfunden, oft auch als unsinnig empfunden Häufige Ausprägungen: Waschzwang Kontrollzwang Ordnungszwang Zählzwang
54
Phobie
- Angst wird durch klar definierte und im Grunde ungefährliche Situationen ausgelöst - Variable Symptome können das Ausmaß einer Panikattacke erreichen - Häufig tritt im Vorfeld schon Erwartungsangst auf und es kommt zu Vermeidungsverhalten - Deutlicher Leidensdruck wegen Angstsymptomatik oder Vermeidungsverhalten - Eigene Angstreaktion wird als unangemessen/unsinnig bewertet, der Pat. kann sich jedoch nicht dagegen wehren
55
Agoraphobie F40.0
Furcht oder Vermeidung von Menschenansammlungen, Öffentlichen Plätzen, Reisen ohne Begleitung, Reisen mit großer Entfernung vom Wohnort
56
Soziale Phobie F40.1
- Furcht oder Vermeidung von Situationen, in denen die Person im Zentrum der Aufmerksamkeit steht - Vermeidung von Situationen aufgrund der Befürchtung von - Kritischer Bewertung durch Andere - Eigener Peinlichkeit - Häufig geringes Selbstwertgefühl
57
spezifische Phobie F40.2
Ängste sind auf spezifische Objekte oder Situationen beschränkt (ausgenommen: Agoraphobie und soziale Phobie) Situationen oder Objekte meist gefahrlos Häufige spezifische Phobien: Höhe (Akrophobie) Geschlossene Räume (Klaustrophobie) Spinnen (Arachnophobie)
58
Hyporchondrie F45.2
Bei den hypochondrischen Störungen ist der Patient davon überzeugt und verängstigt, unter bestimmten schweren Erkrankungen zu leiden (z.B. HIV, Malignome). Normale Körperfunktionen erhalten oft eine übermäßige Bedeutung. Die Symptome sind teilweise wahnhaft gesteigert. Die Aufmerksamkeit ist dabei in der Regel nur auf das betroffene Organsystem gerichtet. Der Beginn ist häufig vor dem 50. Lebensjahr. Beide Geschlechter sind gleichermaßen betroffen.
59
Wahn - Definition
Subjektive Fehlbeurteilung der Realität, die die Lebensführung behindert und trotz objektiver Widersprüchlichkeit nicht verworfen wird
60
Wahn - Kriterien nach Jaspers
1. Gewissheit (Vollkommene Überzeugung, dass die eigene Beurteilung der Realität korrekt ist) 2. Unkorrigierbarkeit 3. Inhalte sind objektiv falsch
61
parathymer Wahn
Der Wahninhalt passt nicht zur Stimmung (F20 o. wahnhafte Störung) Z.B. wird ein Größenwahn bei depressiver Stimmung als parathymer Wahn bezeichnet und spricht eher gegen eine Depression.
62
Synthymer Wahn
Der Wahninhalt entspricht der Stimmung Depression → Verarmungswahn Manie → Größenwahn
63
Überwertige Idee
Als sehr bedeutend erlebte Ideen, die für andere Personen kaum nachvollziehbar sind. Kriterien eines Wahns nicht vollständig erfüllt (intakte Realitätskontrolle, größere logische Konsistenz der Inhalte, geringere Ich-Bezogenheit) Die überwertige Idee ist (im Gegensatz zum Wahn) korrigierbar. Die Grenzen zu einem Wahn sind allerdings fließend.
64
Wahnwahrnehmung
Wahnhafte Fehlinterpretation / Umdeutung eines realen Ereignisses Z.B. wird ein Auto mit verdunkelten Scheiben zu einem den Betroffenen verfolgenden Fahrzeug des Geheimdienstes umgedeutet
65
Wahnstimmung
Die Wahnstimmung ist ein unspezifisches Gefühl, dass etwas (mit einem selbst) passieren wird. Die Realität bzw. die Situation wird dabei als bedrohlich und unheimlich empfunden, ohne dass die Ursache genau benannt werden kann. Ist eher diffus.
66
Wahndynamik
Beschreibt den Grad der affektiven Beteiligung, den eine Person im Zusammenhang mit dem wahnhaften Erleben zeigt Beispiel für hohe Wahndynamik: Eine Patientin mit Verfolgungswahn berichtet sehr ängstlich und höchst erregt über ihre geplanten Abwehrmaßnahmen gegen vermeintliche Feinde.
67
Wahnarbeit
Ausgestaltung des Wahns mit Verknüpfungen, Begründungen und Beweisen Bspw. sitzt eine Person mit Verfolgungswahn zu Hause, sieht Autos vor dem Fenster vorbeifahren und interpretiert dies als Beweis dafür, überwacht zu werden.
68
Wahneinfall (Wahnidee)
Plötzliches Auftreten einer wahnhaften Vorstellung oder einer wahnhaften Überzeugung Ohne vorausgehende objektiv-richtige Sinneswahrnehmung
69
Wahngedanken
Aus Wahnwahrnehmungen oder Wahneinfällen entwickeln sich wahnhafte Überzeugungen “Vor drei Jahren ist mir klar geworden, dass ich Außerirdische bekämpfen muss und ich weiß nun ganz genau, dass dies meine Mission ist.“
70
Wahnsystem (systematisierter Wahn)
Durch Wahnarbeit und Herstellen weiterer Verknüpfungen zu anderen Wahnphänomenen, Sinnestäuschungen, Ich-Störungen entsteht ein Wahnsystem
71
Beziehungswahn
Die Person bezieht Ereignisse aus der Umwelt ausschließlich auf sich, alles geschieht nur ihretwegen
72
Beeinträchtigungswahn
Die Person empfindet, dass alle Ereignisse gegen sie gerichtet seien
73
Nihilistischer Wahn
Wahnhafte Überzeugung, nicht zu existieren
74
Zu den Wahrnehmungsstörungen/ Sinnestäuschungen gehören...
Illusionen, Halluzinationen und Pseudohalluzinationen
75
Körperbildstörung
Gestörte (i.d.R. negativ verzerrte) Wahrnehmung und Bewertung des eigenen Körpers
76
Illusionäre Verkennung
Definition: Verfälschte Wahrnehmung und Verkennung der Realität Vorkommen: Bspw. bei Dunkelheit, Übermüdung, affektiver Anspannung oder unter Drogeneinfluss
77
Halluzination
Definition: Eine Halluzination ist eine Sinneswahrnehmung ohne objektiv nachweisbaren Reiz. Definitionsgemäß können Betroffene die irreale Wahrnehmung nicht von einer realen unterscheiden.
78
Akoasmen
Non-Verbale Halluzinationen, die Geräusche jeder Art sein können (Rauschen, Summen, Pfeifen, Zischen, etc.)
79
kommentierende Stimmen
Die von einer Person wahrgenommenen Stimmen kommentieren das eigene Handeln
80
dialogisierende Stimmen
Die von einer Person wahrgenommenen Stimmen unterhalten sich miteinander
81
imperative Stimmen
Die von einer Person wahrgenommenen Stimmen fordern zu einer Handlung auf (z.B. einen Suizid zu begehen)
82
taktile/ haptische Halluzinationen
Die Person fühlt sich von etwas Unsichtbarem berührt, angefasst und nicht selten auch sexuell belästigt V.a. bei org. Psychosen
83
chronisch taktile Halluzinose (Dermatozoenwahn)
Überzeugung, dass Insekten oder andere Tiere in der Haut leben V.a. bei org. Psychosen
84
Zonästhesien
Bizarre Leibempfindungen Z.B. inneres Verfaulen, Wärme oder Feuer im Körper, seltsame, unerträgliche Schmerzen. Im Gegensatz zu Beeinflussungserlebnissen als mögliche Ich-Störung fehlt bei Zönästhesien der Charakter des "von außen Gemachten“.
85
Pseudohalluzinationen
Ist eine Person in der Lage zu erkennen, dass ihre Halluzinationen irreal sind, werden diese als Pseudohalluzinationen bezeichnet Bspw: emotionale Ausnahmezustände (zB Panik)
86
Hypnagoge Halluzinationen
Optische und akustische Sinnestäuschungen, zu denen es in Halbschlafphasen kommen kann physiologisch beim Einschlafen, Übermüdung, Narkolepsie, Halluzinogenmissbrauch
87
Geruchs- und Geschmackshalluzinationen
Geschmäcker und Gerüche werden wahrgenommen, ohne dass eine entsprechende Reizquelle vorhanden ist Schizophrenie
88
Metamorphopsien
Mikropsien/Makropsien: Gegenstände werden kleiner/größer wahrgenommen als sie in Wahrheit sind -> Eine Maus wird so groß wie ein Hund empfunden Dysmorphopsien: Gegenstände bzw. Teile der Umgebung werden deformiert wahrgenommen -> Die Beine einer normal gebauten Person werden als überdimensional lang wahrgenommen.
89
Ich-Störungen
Bei den Ich-Störungen ist die Ich-Umwelt-Grenze beeinträchtigt. Die betroffene Person nimmt die Umwelt oder sich selbst verändert wahr (Ich-Störungen auf der Gefühlsebene) oder glaubt, dass persönliche Aspekte (z.B. Gedanken) in die Umwelt gelangen oder von der Umwelt manipuliert werden (Ich-Störungen mit Fremdbeeinflussungserleben). -> die eigenen seelischen Vorgänge werden als "von außen gemacht" erlebt
90
Ich-Störungen auf der Gefühlsebene
Derealisation, Depersonalisation
91
Derealisation
Die Person empfindet die Umwelt als fremd, unvertraut und unwirklich. Die Derealisation wird von Betroffenen als ausgesprochen quälend empfunden
92
Depersonalisation
Störung des Einheitserlebens der Person Die Person kommt sich selbst fremd, unwirklich, unmittelbar verändert oder uneinheitlich vor
93
Ich-Störungen mit Fremdbeeinflussungserleben
Gedankenentzug, Gedankenausbreitung, Gedankeneingebung bes. bei F20
94
Gedankenentzug
Die Person empfindet, dass ihr Gedanken und Vorstellungen von der Umwelt (z.B. anderen Personen, Institutionen, Objekten) entzogen werden
95
Gedankeneingebung
Die Person empfindet, dass ihre Gedanken und Vorstellungen von der Umwelt gelenkt werden
96
Gedankenausbreitung
Die Person empfindet, dass sich ihre Gedanken im Raum ausbreiten. Folglich stellt sich auch das Gefühl ein, nicht verhindern zu können, dass die Gedanken von Dritten gelesen werden
97
Störung der Affektivität
Störungen der Affektivität können sowohl bei psychisch Gesunden als auch im Rahmen psychischer Erkrankungen vorkommen, wobei sich der Krankheitswert an der Stärke der Ausprägung bemisst -> Da die Grenze zwischen gesundem Erleben und pathologischem Befund in diesem Bereich sehr unscharf ist, erfolgt nach dem AMDP-System stets eine deskriptive Abbildung aller Gefühlsäußerungen – unabhängig davon, ob sie pathologischen Charakter besitzen oder als angemessene Reaktion auf bestimmte Lebensereignisse oder Situationen gewertet werden können (z.B. Insuffizienzgefühle aufgrund eines Arbeitsplatzverlusts).
98
Affektarmut
Die Anzahl der gezeigten Gefühle ist vermindert (wirkt teilnahmslos, unbeteiligt, gelichgültig) Schizophrenie Persönlichkeitsstörungen Depressionen
99
Anhedonie
Das fehlende Empfinden von Freude, Vergnügen oder Lust bezeichnet man bspw. als Anhedonie.
100
Affektverflachung
Die Intensität aller gezeigten Gefühle ist vermindert Schizophrenie Persönlichkeitsstörungen Depressionen
101
Affektstarre
Verringerte Schwingungsfähigkeit: Die Stimmung einer Person verharrt auf einem Niveau (z.B. stetige Gereiztheit) und wird situationsunabhängig beibehalten Betroffene können also nicht zwischen verschiedenen Gefühlsausdrücken modulieren. So behält jemand bspw. seine gedrückte Stimmungslage bei, obwohl eine positive Nachricht überreicht wird. Hirnorganische Störungen Schizophrenie Depressionen Manie
102
Affektlabilität
Schneller Stimmungswechsel auf äußere Reize (rascher Wechsel von Weinen zu Lachen) Hirnorganische Störungen Demenz Emotional instabile Persönlichkeitsstörung
103
Affektinkontinenz
Affekte können schon bei geringem Anstoß nicht mehr beherrscht werden und kommen stärker als angemessen zum Ausdruck Histrionische Persönlichkeitsstörung
104
Ambivalenz
Gleichzeitiges Vorliegen widersprüchlicher Gefühle, Gedanken oder Intentionen Einteilung nach Bleuler in Ambivalenz des Wollens (Ambitendenz) , des Denkens und des Fühlens (Bspw. möchte eine Person gleichzeitig essen und nicht essen und führt dabei wiederholt den Löffel auf halbem Weg zum Mund und wieder zurück.) Physiologisch Depressionen Zwangsstörungen Schizophrenien
105
Parathymie
Affekt und berichteter Inhalt stimmen nicht überein Paranoide Schizophrenie Hirnorganische Störungen PTBS
106
Paramimie
Affekt und Mimik bzw. Gestik stimmen nicht überein Paranoide Schizophrenie Hirnorganische Störungen PTBS
107
Gefühl der Gefühlslosigkeit
Die Person empfindet keine Gefühle und leidet sehr darunter. Dieser häufig als „Leere“ empfundene Zustand ist für Außenstehende nur schwer nachzuvollziehen Insb. bei Depressionen Persönlichkeitsstörungen vom Borderline-Typ
108
Störung der Vitalgefühle
Herabsetzung des Gefühls von Kraft und Lebendigkeit; PAt. fühlt sich kraftlos, matt, energielos
109
Insuffizienzegfühl
Die Person hat das Vertrauen in sich verloren und das Gefühl, weniger oder nichts wert zu sein Depressionen
110
gesteigertes Selbstwertgefühl
Als angenehm empfundenes Gefühl, mehr Wert zu sein oder mehr vollbringen zu können als normalerweise Manie
111
Euphorie
Übersteigertes Wohlbefinden und Zuversicht Reaktiv, bspw. nach überstandener Gefahr Manie
112
Dysphorie
Missmutige Verstimmung: Die Person ist verstimmt, schnell gereizt und unzufrieden Depressionen Persönlichkeitsstörungen Alkoholentzug Hirnorganische Störungen
113
Störung der Vitalgefühle
Als vermindert empfundene Kraft und Energie Depressionen
114
Antriebsstörungen
Störungen des Antriebs äußern sich als Veränderung der Energie, Aktivität und Initiative eines Menschen. Der Antrieb wird in erster Linie am Aktivitätsniveau sowie an der Psychomotorik erkennbar und kann häufig schon aus der Beobachtung der betroffenen Person im Untersuchungsgespräch beurteilt werden.
115
Antriebsarmut
Mangel an Energie, Initiative, Elan und Anteilnahme mit spärlicher spontaner Motorik. Die Person wirkt in sich selbst versunken und zieht sich häufig im Verlauf immer mehr von der Außenwelt zurück. Nach einer psychotischen Episode Bei organischen Störungen, z.B. Endokrine Funktionsstörungen (z.B. Hypothyreose) Hirnorganische Schäden Schizophrenie (Negativsymptomatik) Affektive Störungen (z.B. Depression) Ist eine Antriebsarmut vorhanden, sind Energie und Initiative einer Person vermindert. Bei der Antriebshemmung hingegen werden Energie und Initiative als gebremst oder blockiert wahrgenommen!
116
Antriebshemmung
Energie, Initiative und Anteilnahme werden als gebremst/blockiert erlebt. Die Person will etwas Bestimmtes machen, schafft es aber nicht, bricht ab, fühlt sich blockiert und gebremst, rafft sich wieder auf, etc. Insb. bei Depression Schizophrenie Ist eine Antriebsarmut vorhanden, sind Energie und Initiative einer Person vermindert. Bei der Antriebshemmung hingegen werden Energie und Initiative als gebremst oder blockiert wahrgenommen, wobei sie vorhanden sind!
117
Antriebssteigerung
Zunahme an Energie und Initiative im Rahmen einer geordneten (zielgerichteten) Tätigkeit, die objektiv nicht sinnvoll sein muss. Betroffene können häufig unruhig oder hyperaktiv sein. Die Antriebssteigerung kann bis zur Antriebsenthemmung gesteigert sein, die sich dann in ziellosen Tätigkeiten äußert Manie Schizophrenie
118
Psychomotorikstörungen
Psychomotorische Störungen können u.a. im Rahmen von psychischen Erkrankungen auftreten. Sie ziehen eine Beeinträchtigung der Bewegungen und der Gesamtheit des Bewegungsablaufs mit sich.
119
Motorische Unruhe
Ziellose, gesteigerte und ungerichtete motorische Aktivität, die sich bis zur Tobsucht steigern kann Manie Schizophrenie
120
Stupor
Zustand relativer bis hin zu absoluter Reglosigkeit bei wachem Bewusstsein -> Betroffene reagieren nicht auf Außenreize, häufig besteht eine ausgeprägte innere Anspannung und es wird auch keine Nahrung aufgenommen. Je nach Ursache unterscheidet man bspw. einen depressiven Stupor von einem dissoziativen oder einem psychogenen Stupor. Schizophrenie Malignes neuroleptisches Syndrom Depression Dissoziative Störung Organische Hirnerkrankungen Intoxikationen Metabolische Entgleisungen
121
Parakinesen
Abnorme, komplexe Bewegungen in Gestik, Mimik und Sprache Mögliche Symptome: Verbigeration Katatone Symptome, z.B.: Katalepsie ≈ Haltungserstarren Echolalie / Echopraxie Flexibilitas cerea Negativismus Organische Hirnerkrankungen Psychosen aus dem schizophrenen und affektiven Formenkreis
122
Verbigeration
Aneinanderreihung und teilweise endlose Wiederholung von Silben und Wörtern, die zusammengesetzt keinen Sinn ergeben
123
Katalepsie
Passiv vorgegebene, selbst unangenehme Körperhaltungen werden über einen abnorm langen Zeitraum nicht verändert Häufig in Kombination mit Flexibilitas cerea (lat. für „wächserne Biegsamkeit“): Bei passiver Bewegung durch die untersuchende Person fällt eine wächserne, zähe Beweglichkeit der Gliedmaßen auf
124
Flexibilitas cerea
lat. für „wächserne Biegsamkeit“: Bei passiver Bewegung durch die untersuchende Person fällt eine wächserne, zähe Beweglichkeit der Gliedmaßen auf
125
Befehlsautomatismus
Person führt automatisch Handlungen aus, die er selbst als nicht von ihm intendiert erlebt
126
Negativismus
Verweigerung von Handlungen, zu denen aufgefordert wurde Werden im Anschluss an die Aufforderungen keinerlei Handlungen ausgeführt, spricht man von passivem Negativismus. Werden andere Handlungen und mitunter genau das Gegenteil ausgeführt, liegt ein aktiver Negativismus vor.
127
Manierismen
Sonderbare, unnatürliche, posenhafte, gekünstelte Bewegungen und Handlungen Vor allem bei Schizophrenie
128
theatralisches Verhalten
Situationen, Beschwerden und Störungen werden von der Person aufgebauscht und dramatisiert Manie Schizophrenie Persönlichkeitsstörung (z.B. histrionische Persönlichkeitsstörung)
129
Mutismus
Wortkargheit bis hin zu vollständigem Schweigen über längere Zeit (Tage, Wochen, Jahre), obwohl das Sprachvermögen erhalten ist. Ursache sind psychische, selten auch organische Beschwerden. Elektiver Mutismus: Auftreten in früher Kindheit; Kind spricht mit bestimmten Personen, verstummt jedoch bei anderen Totaler Mutismus: Sprachlicher Kontakt wird zu allen Personen eingestellt Ängstliche Persönlichkeit Traumata Psychosen Demenz
130
Logorrhö
Unstillbarer Rededrang mit übermäßigem Reden, der eine sinnvolle Kommunikation mit der betroffenen Person erschwert Vor allem bei paranoider Schizophrenie Manie
131
Impulsiv
Die Person tendiert dazu, unüberlegt und spontan zu handeln
132
Raptus
Plötzlich auftretender ungeordneter Bewegungssturm aus einem Zustand der Ruhe heraus
133
Distanzlos
Die Person wahrt keine angemessene Distanz zu Anderen
134
desorganisiert
Die Person hat Probleme, mehrschrittige Aufgaben zu planen und umzusetzen, wodurch gesetzte Ziele nicht erreicht werden
135
Zirkadiane Besonderheiten
Schwankungen der Befindlichkeit/ des Verhaltens über den Tag Bspw: Morgentief Abendtief