Sitzung 2: Rahmenmodelle und Paradigmen in der klinischen Psychologie Flashcards
(48 cards)
Bewertung psychischer Krankheiten: 1. Statistische Norm
abnorm ist das Ungewöhnliche, Seltene
-> Normative Kraft des Faktischen, Konformität vs. Nonkonformität
Bewertung psychischer Krankheiten: 2. Idealnorm
abnorm ist das nicht vollkommene
-> Präskriptive Aspekte stehen im Vordergrund
Bewertung psychischer Krankheiten: 3. Sozialnorm
gesellschaftlich definierte Verhaltensnormen - abnorm ist das Abweichende
-> Vorschriften für Verhalten, durch die Werte einer Gesellschaft bestimmt
Bewertung psychischer Krankheiten: 4. Subjektive Norm
individuell definierte Verhaltensnorm - ist das aus individueller Sicht Abweichende
-> individuelle Maßstab zur Bewertung von Verhaltensweisen als normal oder nicht normal, aufgrund von z.B.: Erfahrung, gebildeten Wissen, …
Bewertung psychischer Krankheiten: 5. Funktionale Norm
abnorm ist das schädliche -> z.B.: Alkohol kann funktional für Wohlbefinden sein, aber dysfunktional für die Fahrtüchtigkeit
Was ist Kilps - im engen Sinne (“Störungsspezifische KLIPS”) - Gegenstand & Aufgabe
Gegenstand: Psychische Störungen
Aufgabe: Beschreiben, Erklärung, Vorhersage, Klassifikation, Diagnostik & Behandlung von psychischen Störungen
Was ist Kilps - im weiten Sinne (“kontextuelle KLIPS”)
Gegenstand:
- Psychische Störungen
- Psychische Aspekte körperlicher Erkrankungen
- psychische Krisen
Aufgabe:
- beschreiben, Erklärung, Vorhersage, Klassifikation, Diagnostik & Behandlung von psychischen Störungen
- Gesundheitsförderung und Prävention
- Rehabilitation
- Beratung usw.
Psychologie Definition
Wissenschaft vom Verhalten (jede physische Reaktion des Körpers) und Erleben (subjektives Gewahrwerden von Gedanken/Gefühlen)
Klinische Psychologie Definition
Teildisziplin der Psychologie
Beschäftigt sich mit solchen Formen des Verhaltens und Erlebens, die für Menschen in irgendeiner Weise problematisch sind (oder mit einiger Wahrscheinlichkeit zu Problemen führen werden)
Angewandte Wissenschaft
Die Geschichte der KLIPS
Die Anfänge im Altertum
- Dämologischer Ansatz (Wiederaufleben im Mittelalter)
- Somatogenetischer Ansatz (Hippokrates, 400 v. Chr.)
- Psychologischer Ansatz (u.a. Plati, bei den Römern Galen 130-200 n. Chr.)
Die vier Tempramente
- der reizbare Mann
- der Melancholiker
- der bequeme Mann
- der launische Mann
Die Geschichte der KLIPS
1. Renaissance und Aufklärung
(1500-1800 n. chr.)
- Kampf gegen die Inquisition
- Aufkommen vulgärpsychologischer Vorstellungen
- Führete zur Ausgrenzung der “Unvernünftigen” in Asylen (“Irrenhäusern”)
- Ab 1750 “moral managment”-> “Befreiung der psychisch Kranken von den Ketten” = humanitäre Behandlung psychisch kranker Menschen
- Kampf zw. “Psychikern” und “Somatikern” um die Vormacht bei der Behandlung psychischer Störungen
Bedeutende Ereignisse in der Geschichte der KLIPS
1895-1903
1820-1906
1895: in “Studie über Hysterie” von Freund & Breuer werden Grundlagen für eine ätiologische Theorie neurotischer Störungen entwickelt,
1896: Witmer richtet in philadelphia die erste “Psychologische Klinik” ein, Behandlung von Körperlich & geistig Behinderten Kindern
1903: Wird die “Deutsche Gesellschaft für experimentelle Psychologie “ gegründet, die spätere “Deutsche Gesellschaft für Psychologie”
Bedeutende Ereignisse in der Geschichte der KLIPS
1910-1919
1909-1932
1910: Gründung der “Internationalen Psychoanalytischen Gesellschaft”
1912: H. Münsterberg stellt der am krankheitsbegriff orientierten Psychopathologie sein Konzept der Pathopsychologie gegenüber
1919: A.Adler eröffnet die erste Erziehungsberatungsstelle in Wien.
Die Klinische Sektion der Anerican Psychological Association wird eingerichtet
Bedeutende Ereignisse in der Geschichte der KLIPS
1941-1946
1940-1946
1941: wird in Deuschalnd die Diplom-Prüfungsordnung für das Fach Psychologie eingeführt
1942: Carls Rogers publiziert die erste Darstellungen seiner Klientenzentrierten Psychotherapie
1944: 2. Weltkrieg: Behandlung von Soldaten mit PTBS in den USA
1946: Der “Berufsverband Deutscher Psychologen” wird gegründet
Bedeutende Ereignisse in der Geschichte der KLIPS
1951-1964
1949-1964
1951:Fritz Perls entwickelt die Gestalttherapie
1958/59: Wolpe & Eysenck verwenden erstmals systematische den Begriff “Behavior Therapy”
1964: In den USA wird, angeregt durch J.F. Kennedy ein Gesetz zur bundesweiten Einrichtung von gemeindenahmen psychiatrisch-psychologischen Versorgungszentren erlassen
Bedeutende Ereignisse in der Geschichte der KLIPS
1975-2019
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1975: Deutscher Budnestag verabschieden die Psychiatire-Enquete
1987: Verhaltenstherapie wird neben Psychoanalyse und Tiefenpsychologie als drittes Verfahren von den Gesetzlichen Krankenkassen anerkannt
1999: Nach Demonstrationen und Vermittlungsverfahren tritt am 1.1 das Psychotherapeutengesetzt in Kraft
2019: Reform des Psychotherapeutengesetzes -> umfangreiche Änderung der Ausbildung und Weiterbildung
Rahmenmodelle der KLIPS: 1. das medizinische Modell: Sichtweise von Krankeheit und Gesundheit
1. das medizinische Modell: Unterschied zwischen Krankheit und Gesundheit
- Krankheit und Gesundheit = qualitativer Unterschied
für Abbildung s. F. 19
Rahmenmodelle der KLIPS:
1. das medizinische Modell
Sichtweise auf Störungen
- voneinander abgrenzbare Krankheitseinheiten
- mit typischen, vorhersehbaren, objektiveierbaren und naturwissenschaftlich erklärbaren Verlauf
- Ursachen = Organisch (externe Faktoren = Auslöser), Externe Faktoren können höchstens Auslöser psychischer Krankheiten sein
- Entwickeln sich unwillentlich (keine Verantwortung)
- Diagnose und Therapie = nur von Expert*innen mit medizinischer Ausbildung
Rahmenmodelle der KLIPS:
1. das medizinische Modell
Kritikpunkte
–> kam vor allem aus der Medizin selbst, später auch aus der Soziologie (Antipsychiatrie & Etikettierungsansatz)
- Labeling/ Etikettierung: Die Diagnostik für zu Zuschreibung von Eigenschaften und somit zur Stigmatisierung und Etikettierung
- Antipsychiatrie: organmedizinische Krankheitskonzepte lassen Lebensprobleme und Abweichungen undefiniert und somit verschleiert (s. Auckethaler s. 100)
- Absicherung ärztlicher Dominanz: diene zu Absicherung dieser und der Ausübung von Kontrolle
- Abhängigkeit der Patienten: Diese werden zwar einerseits entlastet, gleichzeitig wird in ihnen aber das Gefühl von Hilflosigkeit und Inkompetenz verstärkt
Rahmenmodelle der KLIPS:
2. das psychosoziale Modell
Grundannahmen
–> hier sind die Antipsychiatrie und die soziologischen Ansätze, sowie die meisten klinisch-psychologischen Modelle zu verorten
- Kontinguitätsannahme: es gibt in der Häufigkeit und Intensität einen quantitativen Unterschied zw. Krankheit und Gesundheit, Übergänge sind fließend zwischen den Zuständen
- Äquivalenzannahme: Veränderungsbedingungen von Verhalten findet nach den gleichen Prinzipien statt, sowohl bei gestörten als auch normalem
- Annahme der Kontextbedingtheit: Betonung des sozialen Kontexts für Entstehung, Definition und Behandlung
- Multikausalitätsannahme: Vielfalt von ätiologisch relevanten Faktoren. Die Faktoren können unterschiedlicher Art sein (somatisch, sozial oder psychisch) aber i.d.R. sind mehrere Faktoren beteiligt
Rahmenmodelle der KLIPS:
3. Das biopsychosoziale Modell: Grundannahmen
- > wurde von Egel (1977/19979) auf Grundlage der allgemeinen Systemtheorie von Bertalanffy (1968) entwickelt
1. Grundannahmen:
a) organische, psychische und soziale Bedingungen und Prozesse stehen in Wechselwirkung zueinander und bilden ein komplexes Wirkgefüge
b) geht von einem hieratisch aufgebauten System aus, das sich von physikalischen System (z.B.: Atome) über organische (z.B.: Zellen), personale (Erleben und Verhalten), soziale (z.B.: Familie), kulturelle und gesellschaftliche Systeme bis hin zur Biosphäre erstreckt. Benachbarte Subsysteme stehen in Wechselwirkung zueinander -> daher kann man nicht nur auf organische Faktoren achten, sondern muss alle miteinander abwägen
Rahmenmodelle der KLIPS:
Arten
- das medizinische Modell
- das psychosoziale Modell
- das biopsychosoziale Modell
Paradigmen in der KLIPS - Paradigma Definition
Wissenschaftliche Schule mit gemeinsamen theoretischen Grundannahmen, oft verborgene und nicht hinterfragte Regeln