Trauma und Arbeit mit DolmetscherInnen Flashcards

(30 cards)

1
Q

Eine Trauma-Anamnese sollte nicht Bestandteil von jeder diagnostischen Abklärung im Kindes-und Jugendalter sein, da dadurch traumatische Erlebnisse auch getriggert werden können. (R/F)

A

Falsch

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2
Q

Gibt es Hinweise auf ein Trauma, sollte das Trauma unverzüglich mit Details exploriert werden. (R/F)

A

Falsch

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3
Q

Im DSM-5 gibt es einen speziellen Subtypus für eine PTSD bei Vorschulkindern (R/F)

A

Richtig

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4
Q

Beim Erleben eines Traumas kann zur Beruhigung und Stabilisierung Medikation (z.B. Benzo) zum Einsatz kommen, sollte dann aber sofort wieder abgesetzt werden (R/F)

A

Falsch

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5
Q

Nach einer Katastrophe sollten alle betroffenen KJ routinemässig ein Debriefing erhalten

A
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6
Q

Traume: Definition

A

„Existentiell bedrohliche, überwältigende Lebenssituation, die die Fähigkeit des Ich zur Organisation und Regulation überfordert und mit einem Zustand von Ohnmacht einhergeht.“

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7
Q

Trauma: Kennzeichen je nach Alter: 1. Lebensjahr

A
− Häufiges Schreien
− Auffälliges Bindungsverhalten
− Vermehrte Schreckhaftigkeit
− Verminderte Beruhigbarkeit
− Fütter-und Gedeihstörungen
− Schlafstörungen, Dysregulation von Rhythmen
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8
Q

Trauma: Kennzeichen je nach Alter: 1.-3. Lebensjahr

A
− Trennungsängste/ andere Ängste
− Affektlabilität
− Aggressivität, oppositionelles Verhalten
− Auffälliges Beziehungs-/Bindungsverhalten
− Traumatisches Spiel
− Schlafprobleme, Parasomnien
− Hyperaktivität, Hyperreagibilität
− Hypervigilanz
− Mutismus
− Jactatio corporis/ capitis
− Ev. Gedeihstörung
− Regressives Verhalten
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9
Q

Trauma: Kennzeichen je nach Alter: 4.-6. Lebensjahr

A
− Symptome 1.-3. Lebensjahr+ zusätzlich:
− Somatisierungssymptome
− Affektregulationsstörungen
− Impulskontrollprobleme
− Sozialer Rückzug
− Albträume
− Dissoziative Symptome
− Aggressives und oppositionelles Verhalten
− Spezifische Phobien
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10
Q

Trauma: Kulturspezifität (cf. Termin 11, S. 10)

A
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11
Q

Trauma: Klassifikation - Traumadefinition DSM-5 (Personen älter als 6 Jahre)

A
  • „Ereignisse, die eine Konfrontation mit dem Tod, schweren Verletzung oder sexueller Gewalt beinhalten.“
  • Direktes Erleben eines oder mehrerer traumatischer Ereignisse
  • Persönliches Erleben eines oder mehrerer solcher traumatischer Ereignisse bei anderen Personen (als Zeuge/in)
  • Erfahren, dass einem nahen Familienmitglied oder einem engen
    Freund ein oder mehrere traumatische Ereignisse zugestossen sind.
  • Die Erfahrung wiederholter oder extremer Konfrontation mit aversiven Details von einem oder mehreren derartigen Ereignissen
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12
Q

Trauma: Klassifikation - Traumadefinition DSM-5 (Personen jünger als 6 Jahre)

A
  • Direktes Erleben eines oder mehrerer traumatischer Ereignisse
  • Persönliches Erleben eines oder mehrerer solcher traumatischer Ereignisse bei anderen Personen (als Zeuge/in), insbesondere bei primären Bezugspersonen
  • Erfahren, dass einem nahen Familienmitglied oder einem engen
    Freund ein oder mehrere traumatische Ereignisse zugestossen sind. - Fällt weg von: Die Erfahrung wiederholter / extremer Konfrontation mit aversiven Detailsvon einem / mehreren derartigen Ereignissen
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13
Q

Trauma: Klassifikation - Traumadefinition ICD-10

A

„Kürzeres oder längeres Ereignis oder Geschehen von aussergewöhnlicher Bedrohung und mit katastrophalem Ausmass, das nahezu bei jedem tiefgreifende Verzweiflung auslösen würde.“

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14
Q

Trauma: PTSD Diagnose

A

− Kriterium A: Erleben eines traumatischen Erlebnisses
− Kriterium B: Symptome des Wiedererlebens (mind. 1 Symptom)
− Kriterium C: Vermeidung (mind. 1 Symptom)
− Kriterium D: Negative Veränderungen in Kognitionen &
Stimmungen (mind. 2 Symptome)
− Kriterium E: Hyperarousal (mind. 2 Symptome)
− Kriterium F: Symptomatik B-E > 1 Monat
− Kriterum G: Funktionale Einschränkungen
− Kriterium H: Symptome nicht aufgrund von Substanzen/
Medikamenten

–> Subtypen: dissoziativen Symptomen; mit verzögertem Beginn; Vorschultypus

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15
Q

Was sind die Limitationen des Traumabegriffsund der Trauma-diagnostik in ICD-10 und DSM-5 mit Blick auf Kinder + Jugendliche?

A

− Schliesst häufige Erfahrungen dieser Altersstufe aus, Vollbild meist nicht erfüllt
− Beispiele: Emotionale Vernachlässigung, invasive medizinische Behandlungen, „Bindungstraumata“, Vernachlässigung
− Geringe Eltern-Kind Übereinstimmung bei PTSD zwischen Eltern und Kind–> Über-oder Unterschätzung des Schweregrads
− Symptome schwer erkennbar (z.B. Intrusionen) oder für die Altersgruppe von geringer Bedeutung (z.B. begrenzte Affekttiefe)
− Kognitive Auffälligkeiten in anderer Form vorhanden/sichtbar

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16
Q

Trauma: PTSD Diagnose - Im DSM-5: Subtypus für das Vorschulalter

A

− Anpassung der Traumadefinition (Kriterium A) zusammen mit:
- mind. 1 Symptom des Wiedererlebens
- 1 Symptom aus dem Bereich Vermeidung oder dem Bereich
negativer kognitiver/affektiver Veränderungen und
- 2 Symptome der Übererregung
− Umformulierung einiger Symptome (z.B. kleinkindliche Wutanfälle)
− Weglassung einzelner Symptome (z.B. Amnesie, Schuldgefühle)
− z.T. Reduktion der Anzahl notwendiger Symptome pro Cluster bzw. Kombination von Cluster C und D

17
Q

Trauma - Erhebungsinstrumente

A

− Checkliste zur Akuten Belastungssymptomatik (CAB)
− Interviews zur Erfassung von Belastungsstörungen bei Kindern
und Jugendlichen (IBS-KJ)
− Essener Trauma-Inventar für Kinder und Jugendliche (ETI-KJ)
− UCLA PTSD Reaction Index
− Young Child PTSD Checklist
− Erfassung der PTBS für Kinder im Vorschulalter gemäss DSM-5
mittels Fragebogen für Bezugsperson
− CRIES-Plus
− Screener für PTBS-Symptome und komorbide Angst und Depression für 7-18 Jährige

18
Q

Trauma: Kindliche Traumaanamnese

A

− Kindliche Traumaanamnese in Form eines Selbst-und eines
Fremdberichtes als Teil der Befunderhebung bei allen
psychodiagnostischen Abklärungen im Kindes-und Jugendalter
− Altersadäquates Vorgehen
− Berücksichtigung des familiären und kulturellen Kontexts
− Bei positiver Traumaanamnese: PTBS-spezifische Screening-
Verfahren
− Gefährdende Symptome (z.B. Dissoziation, Suizidrisiko) erheben
− Zu Beginn der Behandlung aktuelle Gefährdung des Kindes bzw.
des Jugendlichen abgeklärt werden

19
Q

Trauma: Zahlen und Prävalenzen

A

− 56% der 9. Klässler mind. 1 traumatisches Erlebnis
− Verlauf: 7,4% entwickeln eine PTSD
− 4,2% leiden an einer PTSD (weiblich: 6,2%, männlich: 2,4%)
− Geschlechtseffekte: Gleich viele traumatische Erlebnisse
− Hohe Heterogenität beim Verlauf der unbehandelten PTSD: 27% schwer
− Hohe Prävalenz von Kindern mit Familien und unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge
− Untersuchung von geflüchteten Kindern (9 Monate nach Ankunft):
− 36% PTSD
− 33% Depression
− 7% Angststörung

20
Q

Trauma: Komorbiditäten und Verhaltensauffälligkeiten

A

A) Vorschulkinder:

  • Oppositionelles Trotzverhalten
  • Trennungsangst
  • ADHS
  • Depression
  • Spezifische Phobien

B) Grundschulkinder:

  • Angststörungen
  • Depression
  • ADHS

C) Jugendliche:

  • Angststörungen
  • Depression
  • Suizidale Vorstellungen
  • Selbstverletzung
  • Substanzabhängigkeit
21
Q

Trauma: Erklärungsansätze

A

− Neurobiologische Modelle: Dysregulation in der HPA-Achse
− Lerntheoretische und kognitive Ansätze
− Transaktionales Traumabewältigungsmodell (Merkmal des Traumas hat Einfluss auf Merkmale des Individuums+Umfeld; die zu einer kogn. Bewertung, dann Bewältigungsverhalten, dann psychotraumatische Symptomatik führt.)

22
Q

Trauma: Interventionsansätze

A
  • Akute Intervention
  • Narrative Expositionstherapie für Kinder (KIDNET)
  • Trauma-fokussierte KVT (Tf-CBT)
23
Q

Trauma: Interventionsansätze - Akute Intervention

A

− Vor Ort vs. nach Abklingen der Schockphase
− Stabilisierung, Verhinderung Dekompensation vs. Trauma-
bearbeitung und Rekonstruktion des Ereignisses
− Sicherheitsvermittlung, Orientierung, Aktivierung sozialer
Unterstützung

24
Q

Trauma: Interventionsansätze - Phasen der Traumatherapie

A
  1. Stabilisierung
    - Psychoedukation
    - Körperlich
    - Affektiv (keine Suizidalität, keine Panikreaktionen, keine dissoziativen Symptome)
    - Sozial(stabiles Umfeld)
  2. Traumabearbeitung
    - Rekonstruktiondes traumatischen Ereignisses durch ein
    kohärentes Traumanarrativ
    - Mittels Spielmaterialien, mündlich, schriftlich, zeichnen
    - Kognitionen& Emotionen
    - Einbezug der Elternnötig
  3. Integration
    - Einordnen in Biografie
    - Zukunftsperspektive –> „move forward“
    - Überlebende/r statt Opfer
25
Trauma: Interventionsansätze - Narrative Expositionstherapie für Kinder (KIDNET)
− Für traumatisierte Flüchtlingskinder − Traumatische Erfahrungen im Kontext der gesamten Biografie − Fokus: Integration ‚heißer‘ (Emotionen, Körperempfindungen etc.) und ‚kalter‘ (Fakten) Gedächtnisinhalte − Seil als Lifeline, Blumen und Steine für gute und schlechte Erfahrungen − Erstellung eines kohärenten Narrativs mit Verbalisierung der Gefühle − Zeichnungen als Hilfsmittel zur Erstellung des Narrativs − Detaillierte Beschr. (um ‚kalte‘ Gedächtnisinhalte aufzubauen; z.B. Zeit, Ort, Umgebung, genaue Beschreibung des Ereignisses) − Vorlesen der Narration und Fokussierung auf traumatische Erlebnisse − Vergleich der Gefühle ‚damals‘ und ‚jetzt‘, am Ende Hoffnungen und Wünsche für Zukunft in ‚lifeline‘ integrieren
26
Trauma: Interventionsansätze - Trauma-fokussierte KVT (Tf-CBT)
− 8-15 Sitzungen − 7-16-jährige Kinder und Jugendliche − Supportive Massnahmenparallel durchgeführt − Beziehung: Sicherheit –Verlässlichkeit –Vertrauen − Einzelsitzungen und Sitzungen mit den Eltern
27
Trauma: Interventionsansätze - Trauma-fokussierte KVT (Tf-CBT): Prozess in 3 Teile
1. Sitzung 1-4: - Psychoedukation und Elternfertigkeiten zum spezifischen Trauma und Traumareaktion (z.B. Bilderbücher; Rolle des Gehirns, ...). - Relaxation: Safe place, fokussiertes Atmen, PMR - Affektregulation: Alltagsgefühle, Selbstberührungen, externe Aufmerksamkeitslenkung, Safe Place, magisches Objekt - Kognitive Bewältigung und Verarbeitung: Kognitives Dreieck 2. Sitzung 5-8: - Traumanarrativ - In-vivo-Bewältigung von Traumahinweisreizen 3. Sitzung 9-12: - Conjoint parent child session: Teilen des Traumanarrativs(oft zuerst ohne Kind), Enttabuisierung - Erleichtern zukünftiger Sicherheit und Entwicklung: realistische Sicherheitsbedenken, Rückfälle, äussere Sicherheitsmassnahmen
28
Trauma: Interventionsansätze - Psychotherapie mit DolmetscherIn: Schwierigkeiten/Herausforderungen
− Rollendiffusion, problematische Übertragungsprozesse in Triade − Mangelnde Therapiebeziehung − DolmetscherIn ins Privatleben einbezogen − „Brücke zwischen Kulturen“ vs. Konkurrenz − Teilweise eigene Flüchtlingsgeschichte − Gefahr der sekundären oder Retraumatisierung-->unzureichend geschützt − Ungenauigkeiten bei der Übersetzung, Pausen, Verlust von Mimik/Gestik, Entkopplung von Sprache − Politische, ethnische und religiöse Zugehörigkeit − Geschlecht von DolmetscherIn und TherapeutIn − Umgang mit tabuisierten Themen: vage Ausdrücke, Vermeidung und Umschreibung (z.B. „Kaffee kochen“) − Unklare Äusserungen seitens der PatientInnen vs. Kompetenzdefizite − Loyalitätskonflikt − Mangelndes Verständnis für Psychotherapie und Interventionen (z.B. Psychologie, Depression, Therapie oft nicht zu übersetzen)
29
Trauma: Interventionsansätze - Psychotherapie mit DolmetscherIn: Gemeinsames Verständnis therapierelevanter kultursensibler Themen
− Quelle für Interaktionsschwierigkeiten-->DolmetscherIn gleicht aus − Krankheitsverständnis und -erleben: oft als unabhängig vom Menschen erlebt (--> vs. chronische Erkrankungen) und kein Leib-Seele-Dualismus (--> körperliches Erleben) − Veränderungserwartung: intrapsychischer Prozess vs. Veränderung äusser Umstände − Glaubhaftigkeit der Aussage − Definition des Selbst: interdependent, wir-Form vs. individualistisch − High-contex tvs. low-context Kommunikation: spiralförmige Problemdarstellung − Sprachstruktur und Leidensdruck
30
Trauma: Interventionsansätze - Psychotherapie mit DolmetscherIn: Unbedingt zu machen/beachtenr
A) NEUTRALITÄT • Alles Gesprochene unverändert übersetzen • Dolmetschen in Ich-Form • Bewusstsein über nonverbale Kommunikation erforderlich B) UNBEFANGENHEIT • Keine persönlichen Beziehungen wg. Rollenkonfusion • Kein Einbezug von Bekannten und Angehörigen, v.a. Kinder C) SCHWEIGEPFLICHT • Gilt auch für DolmetscherIn • Verschwiegenheitspflicht gg. Dritten schriftlich festhalten D) Sonstiges − Klarheit, Transparenz und Konsequenz der Rollenverteilung − Verantwortung für Gesprächsführung liegt bei TherapeutIn--> Blickkontakt, direkt ansprechen, Körperhaltung − Verantwortung für korrekte Übersetzung liegt bei DolmetscherIn − DolmetscherIn gibt Zeichen, wenn zu langer Übersetzungsteil − DolmetscherIn geht als Letztes in den Therapieraum − DolmetscherIn und PatientIn sollen sich im Wartezimmer nicht austauschen