Ü1. Empirische Methoden Flashcards
(18 cards)
Ökonomische Experimente
- Vorteile
- Replizierbarkeit
- Messbarkeit der Variablen
- Kontrolle:
→ gleiche Bedingungen / Informationsstand (ceteris paribus)
→ Framing
→ über Präferenzen durch Anreize (wahres Entscheidungsverhalten)
Ökonomische Experimente
- Nachteile
- Kosten
→ TN müssen Geld verdienen, damit Entscheidungen relevant sind - Häufig nur kleine Stichproben
→ Experimentierende haben zu wenig Geld
→ Zufallslosung kann schief gehen (zufällig nur Männer in Treatmentgruppe) - Externe Validität
→ Teilnehmende häufig Studierende
→ Ergebnisse übertragbar auf „reale Welt“?
Ökonomische Experimente
- Weitere Kritik
„Experimente sind unrealistisch“
- Aber: Ökonomische Modelle sind meistens auch unrealistisch
- Ziel von Modellen:
→ Vorgänge der realen Welt vereinfachen, dass man einen Ausschnitt dieser Realität oder einen speziellen relevanten Mechanismus isoliert untersuchen kann
→ Reihe von (evtl. unrealistischer) Annahmen, die die Analyse des relevanten Mechanismus vereinfachen
- Nach Untersuchung und Erforschung einzelner Zusammenhänge: schrittweise aufheben der Annahmen und Analyse ob der Hauptmechanismus stabil bleibt
Ökonomische Experimente
- Grenzen
Grenzen der Kontrolle:
- Umwelteinflüsse: Bei schlechtem Wetter kommen nur Studierende aus Uni-Nähe
- Grundgesamtheit: Welcher Studierenden-Typ nimmt an Experimenten teil?
Weiteres:
- Experimente sind nur beispielhafte Evidenz
- Keine Allgemeingültigkeit wie Theorien
Aber: Durch Replikationen von Experimenten werden Ergebnisse robuster!
Ökonomische Experimente
- Kritik: Validität
Misst ein Experiment das, was es messen soll?
Interne Validität: Erlauben die Daten kausale Folgerungen?
- Design so, dass beobachteter Effekt nur durch eine bestimmte Sache ausgelöst wird?
- Auswertung der Daten korrekt?
Externe Validität: Können Beobachtungen aus Labor auf Verhalten in „Realität” übertragen werden?
- Experiment geeignet, um Verhalten in realen ökonomischen Entscheidungssituationen zu erklären?
- Wird oft in Frage gestellt
- Isomorphie: muss für „reale Welt” relevante Strukturen abbilden
- Erfasst die Kernelemente der zu untersuchenden Fragestellung
- Vereinfachungen notwendig (erlauben bessere Beobachtung der Kausalität)
- Design so einfach wie möglich
Ökonomische Experimente
- Generell
- Existenz externer Validität von Experimenten gegeben nicht abschließend nachweisbar
- kein Ersatz für Felddaten oder Fragebogenstudien
- alle Methoden sollten sich ergänzen
Experimente sind unrealistische, künstliche Situationen (Falk & Heckmann, 2009)
- Vereinfachte Darstellung einer realen Fragestellung
- Teilnehmenden sind oft Studierende, was sagen deren Entscheidungen
über die Entscheidungen der Bevölkerung oder von Managern aus - Geringe Bezahlung (low stakes)
- Geringe Anzahl an Teilnehmenden/ Beobachtungen
- Unerfahrene Teilnehmende
- Beobachtung durch die Experimentleitung hat Einfluss auf das Verhalten
- Selbstselektion der Teilnehmenden
Experimente sind unrealistische, künstliche Situationen (Falk & Heckmann, 2009)
1. Vereinfachte Darstellung einer realen Fragestellung
- Kritik gilt nicht nur für Experimente
- Ökonomische Modelle nutzen in der Regel auch Vereinfachungen
- Vereinfachung notwendig, um bestimmte Aspekte isoliert zu betrachten, später Ergänzungen möglich
- Test einer Theorie: korrekte Abbildung der Theorie notwendig, nicht der kompletten Realität
Experimente sind unrealistische, künstliche Situationen (Falk & Heckmann, 2009)
2. Teilnehmende sind oft Studierende
- Rekrutierung anderer TN, z.B. Manager (Cooper et al., 1999) oder SOEP (Dohmen et al., 2005)
- bei Überprüfung einer Theorie kommt es auf deren Annahmen über die Agenten an
Experimente sind unrealistische, künstliche Situationen (Falk & Heckmann, 2009)
3. Geringe Bezahlung (low stakes)
- Was wäre realistische Bezahlung?
- Häufig geht es z.B. bei Kaufentscheidungen nicht um erhebliche Summen
- Studien zeigen, dass Einfluss der Höhe der Bezahlung nur in bestimmten
Situationen eine Rolle spielt
Experiment mit erhöhter Entlohnung durchführen (z.B. Holt & Laury, 2002)
Experimente sind unrealistische, künstliche Situationen (Falk & Heckmann, 2009)
4. Geringe Anzahl an Teilnehmenden/ Beobachtungen
- Geeignete statistische Verfahren nutzen, die es erlauben Experimente mit geringer Anzahl an Beobachtungen zu analysieren
- Anzahl der Teilnehmenden erhöhen (z.B. Dohmen et al., 2005)
- Heute oft hunderte Teilnehmende pro Experiment
- Kostenfrage
- Wie groß ist der Pool der potenziellen Teilnehmenden?
Experimente sind unrealistische, künstliche Situationen (Falk & Heckmann, 2009)
5. Unerfahrene Teilnehmende
- Mehrere Runden, so dass Teilnehmende Erfahrung sammeln können
- Rekrutierung erfahrener Teilnehmenden
- Unerfahrenheit kann auch erwünscht sein, damit vorangegangene Erfahrungen nicht das Verhalten beeinflussen (oder Wissen aus Vorlesungen angewendet wird)
- In Realität verfügen Entscheider auch nicht immer über Vorerfahrungen
Experimente sind unrealistische, künstliche Situationen (Falk & Heckmann, 2009)
6. Beobachtung durch die Experimentleitung hat Einfluss auf das Verhalten
- Je anspruchsvoller / interaktiver das Experiment, desto geringer wird Experimentleitung wahrgenommen
- Auch im Internet oder am Arbeitsplatz sind Handlungen häufig beobachtbar
- Variation der Beobachtbarkeit
→ Beobachtung durch andere Teilnehmende
→ Video
→ Auszahlung der Teilnehmenden durch andere Person als Experimentleitung
Experimente sind unrealistische, künstliche Situationen (Falk & Heckmann, 2009)
7. Selbstselektion der Teilnehmenden: Wer macht bei Experimenten mit?
- Selektionsprobleme treten ebenso bei Felddaten und Fragebogendaten auf
- Kontrolle des sozioökonomischen Hintergrunds sowie der Persönlichkeitsfaktoren der Teilnehmenden
- Selektion erwünscht bei manchen Fragestellungen (Männer vs. Frauen)
Was zeichnet ein gutes Experiment aus?
- Sieben Fragen von Shyam Sunder, Yale University
- Welche Frage wollen Sie mit Hilfe des Experiments beantworten? (einzelner Satz mit Fragezeichen am Ende)
- Was wissen Sie bisher über mögliche Antworten auf Ihre Frage?
- Was sind mögliche Wege, um Ihre Frage zu beantworten?
→ Experimente
→ andere mögliche Methoden - Was sind die Vor- und Nachteile eines Experiments in Bezug auf Ihre Fragestellung? Es könnte besser sein, kein Experiment durchzuführen.
- Wie wahrscheinlich ist es, dass die Ergebnisse des Experiments Sie und andere überraschen? Wie wahrscheinlich ist es, dass die Ergebnisse einen Einfluss auf die Meinung von anderen haben?
- Wie würden Sie das Experiment durchführen? (Design und Instruktionen aufschreiben)
- Ist Ihr Design so einfach wie möglich?
Ökonomische Experimente
- Vorgehen
- Festlegen der Forschungsfrage
- Genaue Formulierung
- Abgrenzung von der bereits vorhandenen Literatur
- Standardhypothese
- Evt. alternative Hypothese z.B. soziale Präferenzen - Design des Experiments
- Vorbereitung des Experiments
- Durchführung des Experiments
- Datenanalyse und Aufschreiben des Papiers
Real effort vs. chosen effort
Chosen/abstract effort:
- Teilnehmenden wählen eine Zahl, die mit Kosten
verbunden ist
Real effort:
- Teilnehmende führen eine „echte” Aufgabe aus
→ Realistischeres Setting
→ Kostenfunktion bzw. Disnutzen der Arbeitsanstrengung sind für den Experimentator nicht messbar
→ Starke Unterschiede in den Fähigkeiten der Teilnehmenden
→ Intrinsische Motivation für die Aufgabe
→ Alternative Tätigkeiten im Labor?
Ökonomische Experimente
- Täuschung
Keine Täuschung der TN in ökonomischen Experimenten:
- „ungeschriebenes Gesetz“ der experimentellen Wirtschaftsforschung
- Reputationsverlust bei den TN, bei allen nachfolgenden Experimenten werden die TN eine Täuschung erwarten → Kontrollverlust
- Forschung wird nicht anerkannt und wird sehr schwer publizierbar sein
- In Psychologie ist Täuschung erlaubt → vorsichtiger Umgang mit TN, die an solchen Studien teilnehmen