Vorlesung 4: Datenerhebung Flashcards
(32 cards)
Vergleiche qualitative und
quantitative Studien
>Qualitativ: - Stichprobengrösse: gering - Fragen: offen - Daten: Text - Messung: Gründe, Meinungen Motivationen Emotionen >Quantitativ - Stichprobengrösse: hoch - Fragen: geschlossen - Daten: Quantifizierbar - Messung: Merkmale
Vergleiche die Qualitative Forschung mit der
Quantitative Forschung
> Qualitative Forschung - geistes-, kulturwissenschaftlich geprägt - „Verstehen“und „interpretieren“ - Subjektbezogen, personenzentriert > Quantitative Forschung - Naturwissenschaftlich orientiert - „Erklären“ i.S.v. Objektivität und Gesetzmässigkeit - objektbezogen, verallgemeinernd
Beschreibe die quantitativen Daten und deren Verwendung
> Zählen, Urteilen, Testen, Befragen / Beobachten Messen im physiologisch/physikalischen Sinne
Psychologie als harte Wissenschaft
Verwendung:
Objektive Messung und Quantifizierung, Testen von Hypothesen, Überprüfung statistischer Zusammenhänge
Was sind die Vorteile von quantitativen Daten?
- Quantifizierbare Ergebnisse (Mathematisierung)
- Verallgemeinerbarkeit (Stichprobe -Population)
- ökonomisch (wenig Geld, wenig Zeitaufwand)
- objektiv und reliabel , höhere externe Validität
- Relativ lange Tradition in den Sozialwissenschaften
- umfangreiche Sekundärliteratur
- viele «Werkzeuge» Methoden
Was sind die Nachteile von quantitativen Daten?
- Unflexibel und statisch
- Individualität geht verloren
- Keine Möglichkeit Hintergründe, Ursachen für
Sachverhalte zu erfragen
- Verbesserungsvorschläge können nicht eingebaut werden
- Methodenzwang
Wozu dienen qualitative Daten, wie wird die Psychologie gesehen und welche Techniken gibt es dabei?
> Beschreibung, Interpretieren von Zusammenhängen, Analyse subjektiver Prozesse und komplexer psychischer/sozialer Handlungszusammenhänge
Psychologie als individualisierende, idiografische und Humanistische Wissenschaft
Durch thematischen Leitfaden hohe inhaltliche Validität
Technik:
- häufig sprachlich oder verbal (Text) erhoben
- direkter Kontakt VP-VL
- Teilnehmende Beobachtung/Gespräch
Was sind die Vorteile von qualitativer Daten?
- flexibel in der Situation , passt sich dem Untersuchten an
- «Wahrere» Information
- Möglichkeit zur persönlichen Interaktion
- höhere inhaltliche Validität
Was sind die Nachteile von qualitativer Daten?
- zeit und kostenintensiv
- Hohe Abhängigkeit von der Kompetenz des
Untersuchers
- Hohe Anforderungen an die Auswertung
- Externe Validität eingeschränkt
Was ist der Vorteil und Nachteil wenn qualitative Daten auch andere Aspekte der Fragestellung zur Geltung bringen?
> Vorteil:
- Inhaltlicher Reichtum einer Befragung bleibt erhalten
Nachteil:
- Schwierige Vergleichbarkeit
- weiter Interpretationsspielraum
- Individuelle Kompetenz zählt (Werturteil!!)
Sind Quantitative Daten und Qualitative Daten wirklich Gegensätze und wie wird der Entscheid gefällt?
> Gleichsetzung Nominaldaten und verbale Daten nur bedingt zulässig
Transformation Quantitativ – Qualitativ möglich, Achtung: Nicht reziprok, Qualitativ zu Quantitativ
Keine konkurrierende Ansätze, sondern unterschiedliche Strategien
Ergänzung, Gleichberechtigt, Alternativ
Entscheid pro/contra auf Basis
- des Wissenschaftsverständnisses
- des impliziten Menschenbildes
Was gilt für die Reliabilität und Objektivität bei qualitativen Daten?
> Objektivität:
- i. S. eines interpersonalen (der Anwender) Konsens der Methoden und einer minimalen Standardisierung
Reliabilität:
- regelrechter Widerspruch, aufgrund der Betonung von
Einzigartigkeit, Individualität, historische Unwiederholbarkeit
Was gilt für die Validität bei qualitativen Daten und welches ist das wichtigste Kriterium?
> Basis der Validitätsbestimmung sind häufig
- Vergleich unterschiedlicher Teile desselben Materials
- Vergleiche zwischen Personen (Übereinstimmung ja/nein)
- Hintergrundinformationen aus Literatur/Experten
Wichtigstes Kriterium: Konsensuelle Validierung
(Interpersonale Konsensbildung)
- Konsens zwischen den beteiligten Forschern
- Konsens zwischen Forscher und Beforschtem
- Konsens mit Aussenstehenden (Laien/Fachleuten)
Zwischen welchen Methoden der Datenerhebung unterscheidet man?
> Teilnehmend – Nicht Teilnehmend
Beobachtung erkennbar – Nicht erkennbar
Befragung - Beobachtung
Welche Techniken der Befragung gibt es?
- Mündlich
- Schriftlich
- Freie Antworten
- Vorgegebene Antworten
- Einzel oder Gruppenbefragung
- Standardisierung der Befragung
Welches sind die Vorteile bei der mündlichen Befragung?
Vorteile:
- Zusätzlich subjektive, nonverbale Informationen durch
Beobachtung des Befragten:
Tonfall, Mimik, Erröten, Bewertung der Frage
- unzureichende Informationen können nachgefragt werden
unerwartete Aspekte können wahrgenommen bzw. vertieft werden.
–> Ockhams Razzor hier:
- Mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel Information
- A priori abklären, was machbar ist
Was sind die Nachteile bei der mündlichen Befragung?
Nachteile:
- Erheblicher Zeitaufwand für alle Beteiligten - Sensible Themen (Anonymität gewahrt ?)
- Es sollte erst eine Beziehung zwischen den Interviewpartnern entstehen → zeitliche Dynamik
- Die Frage bestimmt die Antwort
- Schwierigkeiten der Auswertung
- Schwierige Kontrolle einfachster Variablen: Kleidung, Geruch etc
Welches sind Probleme im Interview?
- Die explizite Verweigerung einer Antwort (Item-Nonresponse)
- Die Abgabe einer Weiß-nicht-Antwort (Meinungslosigkeit)
- Die Abgabe einer inhaltlichen Antwort, obwohl keine Meinung zum erfragten Gegenstand ausgebildet worden ist („Non-Attitudes“
- Die Abgabe sozial erwünschter Antworten („Social-Desireability-Response-Set“)
- Reaktionen auf Merkmale des Interviewers (Interviewereffekte)
- Reaktionen auf formale Aspekte von Fragen (Frageeffekte) - Reaktionen auf die Abfolge von Fragen (Positionseffekte)
- Reaktionen auf die Anwesenheit Dritter beim Interview
(Anwesenheitseffekte) - Reaktionen auf den Auftraggeber der Studie („Sponsorship-Effekte“)
-Zustimmung zu Fragen unabhängig vom Inhalt der Fragen
(Akquieszenz-Phänomen)
Welches sind Vorteile und Nachteile von schriftlichen Befragungen?
Vorteile
- sehr ökonomisch (finanziell, zeitlich unabhängig, mehrfach)
- die multiplen Interviewereinflüsse entfallen
- hohes Mass an Standardisierung
-hohes Mass an Anonymisierung
Nachteile
- keinerlei Zusatzinformationen
- keinerlei Flexibilität
- geringe Kontrollierbarkeit der Testsituation
- geringe Rücklaufquoten
Welche Alternativen zu schriftlichen und mündlichen Befragungen gibt es?
> z.B Telefonbefragung
- verringerter Aufwand gewisse Zusatzinformationen sind erhältlich
elektronische Fragebögen Hogrefe Testsystem
Direkte Eingabe der Daten in ein Auswertesystem
- Interessant: Höhere Bewertung im Bereich der Anonymität, dadurch ehrlichere Beantwortung
Weitere Möglichkeiten in der Entwicklung
-S. Kapitel E-Research
Wo kommen freie Antworten hauptsächlich vor und welches sind die Vor- und Nachteile?
> Vor allem bei mündlicher Befragung
Vorteile
- vielfältige Antwortmöglichkeiten, auch unerwartetes wird erfasst -
- Voraussetzungs/Theoriefrei (Werturteil !!!!)
- Wichtig in Frühphasen: Bestimmung des Itemuniversums (!!!)
- gut bei sehr heterogenen Stichproben
Nachteile:
- s. Einzelfallanalysen (Inhaltliche Ähnlichkeit)
- erhebliche Auswertungsaufwand
- Häufig zunehmende Festlegung der Antwortmöglichkeiten im Laufe einer Studie
Was sind die Vor- und Nachteile von vorgegebenen Antworten?
> Vorteile
- einfacher und schneller zu beantworten
- schnell und leicht auswertbar
- weniger Ambivalenz des Befragten
- gute interindividuelle Vergleichbarkeit der Antworten
Nachteile
- Informationsverlust
- Antwortauswahl bestimmt die Antwort
- Alternativantworten beeinflussen sich gegenseitig
- Eingeengte Wahlmöglichkeit kann zur Reaktanz führen (!)
Beschreibe die Einzel- und Gruppenbefragung
Einzelbefragung:
- nötig bei mündlicher Befragung und sensiblen Themen
- Kompetenz seitens des Interviewers. Interaktion muss stimmen
Gruppenbefragung
- schnell, billig, effizient
- mögliche Dynamik, die sich dabei entfaltet,
kann mit erfasst werden
- Aktive Gestaltung der Gruppensituation
- Gegenseitiges „Anstacheln“ vs. „Einschüchterung“ - Herausforderung an den Interviewer
Wann ist Befragung 100% standardisiert und wann 0%?
> 100% standardisiert
- gut auszuwerten
- gute Vorbereitung (Vor und Nachteil)
- Unflexibel, möglicher Informationsverlust
- statistischer Auswertung unmittelbar zugänglich
- hohe Objektivität und hohe Reliabilität
0% standardisiert:
- Völlige Freiheit – Auswertungschaos,
- qualitative Analyse, sog. „narratives Interview“.
- Transformation und Interpretation vor der Auswertung
- Leitfaden-Interviews
Welches sind Fehlerquellen bei der Befragung?
> Befragtenmerkmale
- soziale Erwünschtheit, Response-Set, Meinungslose, Akquieszenz – Phänomen
Fragemerkmale
- Frageformulierung, Frageposition, Effekt der Antwortkategorien
Situationsmerkmale
- Merkmale des Interviewers/Situation