Bak 5 II Flashcards
(45 cards)
Was ist der Unterschied zwischen Privatrecht und öffentlichem Recht?
Privatrecht regelt Beziehungen zwischen Bürger:innen ohne hoheitliche Machtausübung (z. B. Vertragsrecht), während öffentliches Recht das Verhältnis zwischen Staat und Bürger:innen regelt (z. B. Strafrecht, Verwaltungsrecht).
Warum ist die Staatsanwaltschaft in Österreich umstritten?
Sie ist weisungsgebunden gegenüber dem Justizministerium – eine Besonderheit in der EU. Kritiker sehen dadurch die Gefahr politischer Einflussnahme.
Wem gegenüber ist die Staatsanwaltschaft weisungsgebunden? Warum wird dieses
Weisungsrecht immer wieder kritisiert? Wie wurde mit einer Reform im Jahr 2014 versucht, der
öffentlichen Kritik an diesem Weisungsrecht zu begegnen?
Staatsanwaltschaft weisungsgebunden gegenüber Oberstaatsanwaltschaft und BM für Justiz
Kritik: politische Entscheidungen sollen in Gesetzesverfahren keine Rolle spielen, theoretisch könnte
BM für Justiz unangenehme Verfahren einstellen oder Einstellung von genehmen Verfahren
verhindern.
2014 wurde Beirat für den ministeriellen Weisungsbereich eingeführt, der bei Verfahren gegen BP,
BK, Minister, Staatssekretäre, Mitgliedern von Landesreg., VfGH, VwGH, OGH und bei
medienwirksamen Verfahren Empfehlung abgibt, BM für Justiz muss bei nicht Einhalten der
Empfehlung an NR und BR berichten und begründen (Kontrollinstanz)
Welche Alternativen zum Weisungsrecht existieren im EU-Vergleich?
Modelle reichen von völliger Weisungsfreiheit (Italien, Schweden) bis zu gemischten Formen mit Generalstaatsanwalt (z. B. Deutschland); nur in Österreich ist allein der Justizminister weisungsbefugt.
Welche Aufgaben hat der Verfassungsgerichtshof (VfGH)?
Normenkontrolle, Wahlgerichtsbarkeit, Kompetenzstreitigkeiten, Ministeranklagen, Kontrolle von Untersuchungsausschüssen und Kausalgerichtsbarkeit.
Wie wird eine Gesetzesprüfung vor dem VfGH ausgelöst?
Durch Gerichte, betroffene Einzelpersonen, von Amts wegen, oder durch abstrakte Normenkontrolle auf Antrag von 1/3 der Abgeordneten, Landesregierungen oder Bundesregierung.
Was ist ein Drittelantrag und warum ist er wichtig?
Ein Kontrollinstrument für die Opposition: 1/3 der Abgeordneten kann eine Gesetzesprüfung durch den VfGH beantragen. Rund 42 % der Anträge waren (teilweise) erfolgreich.
Kann der VfGH auch Verfassungsrecht aufheben?
Ja, wenn dieses gegen grundlegende Verfassungsprinzipien („Baugesetze“) wie Demokratie oder Rechtsstaat verstößt – erstmals 2001 geschehen.
Was ist ein Drittelantrag und warum ist er wichtig?
Ein Kontrollinstrument für die Opposition: 1/3 der Abgeordneten kann eine Gesetzesprüfung durch den VfGH beantragen. Rund 42 % der Anträge waren (teilweise) erfolgreich.
Welche Rolle spielt der VfGH als politischer Akteur?
Seit den 1980ern zunehmend aktivistisch, besonders bei Grundrechten. Er setzt dem Gesetzgeber enge Grenzen und ist ein zentraler Akteur im liberal-demokratischen System.
Wie kommen die Mitglieder des Verfassungsgerichtshofes ins Amt? Wie scheiden Sie in der
Regel aus dem Amt? Welche Voraussetzungen muss jemand erfüllen, um VfGH-Mitglied werden zu
können?
Ernennung durch BP auf Vorschlag der Regierung (Präsident, Vizepräsident und 6 Mitglieder), des NR
(3 Mitglieder), des BR (3 Mitglieder).
Voraussetzungen: Jus-Studium, 10 Jahre Berufserfahrung, keine parteipolitische Tätigkeit erlaubt. In
der Regel Ausscheiden mit dem Ende des 70. Lebensjahres, Amtsenthebung nur durch VfGH selbst
Was ist eine politische Partei im demokratischen System?
Eine Partei ist ein freiwilliger, dauerhafter Zusammenschluss von Individuen mit dem Ziel, Regierungsverantwortung zu übernehmen – sie tritt dazu bei Wahlen an.
Welche drei Hauptziele verfolgen Parteien laut Politikwissenschaft?
Stimmenmaximierung, Erlangen von Regierungsämtern und Umsetzung politischer Programme – diese Ziele stehen teils in Konflikt zueinander (z. B. Stimmenverlust durch Regierungsbeteiligung).
Was bedeutet „relevante Partei“ nach Sartori?
Eine Partei ist relevant, wenn sie Koalitionspotenzial (Teil möglicher Regierungsmehrheit) oder Erpressungspotenzial (Einfluss auf Verhalten anderer Parteien) hat.
Was ist die Cleavage-Theorie?
Sie erklärt Parteienentstehung durch gesellschaftliche Konfliktlinien mit sozialstrukturellem, normativem und organisatorischem Element (z. B. Arbeit vs. Kapital → SPÖ vs. ÖVP).
Was sind traditionelle gesellschaftliche Cleavages in Europa?
Konfliktlinien wie Arbeit vs. Kapital, Stadt vs. Land, Kirche vs. Säkularismus und Zentrum vs. Peripherie – sie prägen die Parteienlandschaft.
Wie hat sich das österreichische Parteiensystem entwickelt?
Von starker Konzentration (SPÖ/ÖVP) bis Mitte der 1980er hin zu wachsender Fragmentierung (Einzug von Grünen, FPÖ, später NEOS); heute mehr Parteien mit politischem Gewicht.
Wie kann der politische Raum in Österreich beschrieben werden?
Zweidimensional: ökonomisch (links–rechts) und gesellschaftspolitisch (liberal–konservativ); „links“ und „rechts“ sind als Orientierung nützlich, aber nicht ausreichend.
Welche vier Typen des Parteiensystems gibt es nach Sartori?
-Zweiparteiensysteme: Idealtypus, der kaum je in der Realität vorkommt.
-Gemäßigter Pluralismus: relevante Parteien haben oft nur eine geringe ideologische Distanz, neigen
zur polaren Koalitionsbildung und bevorzugen den zentripetalen Wettbewerb.
-Polarisierter Pluralismus: welcher sich durch eine hohe Parteienzahl mit einer großen ideologischen
Distanz untereinander und zum politischen System selbst auszeichnet.
-Systeme mit einer dominanten Partei: Bildet meist die Regierung und nur durch eine Koalition (fast)
aller anderen Parteien abgelöst werden kann/könnte (Mexiko)
Welche Art von Wahlsystem wird in B-VG Art. 26 für die Nationalratswahl vorgeschrieben?
Welche zwei Elemente des österreichischen Wahlsystems erzeugen geringfügige Abweichungen
von dieser Vorgabe?
Verhältnis-Wahlsystem
Abweichungen: 4% Hürde, Verwendung D´Hondtsches Höchstzahlverfahren im 3.
Ermittlungsverfahren (Bundesebene)
Erklären Sie, warum die unterschiedliche Wahlbeteiligung in den Bundesländern
Regionalwahlkreis- und Landesmandate in den Bundesländern unterschiedlich „teuer“ macht!
Der Hauptgrund ist die unterschiedlich hohe Wahlbeteiligung. Die Mandate werden nach Zahl der
Staatsbürger pro Bundesland (inkl. Der im Ausland Lebenden) auf Bundesländer zugeteilt. Über den
Erhalt eines Mandates entscheidet aber der Anteil an gültigen Stimmen. Daher benötigt ein Mandat
umso weniger Stimmen, umso niedriger die Wahlbeteiligung ist, diese kann unter den
Bundesländern variieren → “billigere Mandate”
Welche demokratische Funktion erfüllen Wahlen?
Wahlen legitimieren politische Macht, ermöglichen Macht- und Politikwechsel und gelten als zentraler Input des Volkes ins politische System.
Was sind die fünf Prinzipien des Wahlrechts laut B-VG Art. 26?
Gleich (jede Stimme zählt gleich), unmittelbar (direkte Wahl), persönlich (keine Stellvertretung), frei (keine Zwangsausübung), geheim (Wahlgeheimnis ist zu wahren).
Welche Merkmale hat das Wahlsystem zur Nationalratswahl in Österreich?
Es handelt sich um ein Verhältniswahlsystem mit dreistufigem Ermittlungsverfahren (Regional-, Landes- und Bundeswahlkreise), 4%-Hürde und D’Hondt-Verfahren zur Mandatsverteilung.