Leitfragen (Teil 4) Flashcards
(15 cards)
Wie unterscheiden sich Lasten- und Pflichtenheft?
Das Lastenheft beschreibt aus Sicht des Auftraggebers was eine Lösung leisten soll, einschließlich Anforderungen, Rahmenbedingungen und Zielsetzungen.
Das Pflichtenheft wird vom Auftragnehmer erstellt und beschreibt wie die im Lastenheft genannten Anforderungen umgesetzt werden sollen. Es konkretisiert technische Lösungen und Vorgehensweisen.
Anwendung: Bei der Einführung eines neuen Lagerverwaltungssystems dokumentiert das Logistikunternehmen im Lastenheft die funktionalen Anforderungen. Der IT-Dienstleister konkretisiert diese im Pflichtenheft mit technischen Lösungsvorschlägen.
Was sind Verwendungsformen und Vorteile eines Einsatzes von Prototypen?
Prototypen werden im Verlauf der Produktentwicklung in verschiedenen Ausprägungen eingesetzt, um spezifische Ziele zu erfüllen:
1. Designprototypen dienen der Bewertung von Design, Ergonomie und Marktakzeptanz. 2. Geometrische Prototypen unterstützen die Prüfung geometrischer Anforderungen wie Herstell- und Montierbarkeit. 3. Funktionsprototypen ermöglichen die Überprüfung funktionaler Eigenschaften und die Planung von Produktionsanlagen. 4. Technische Prototypen werden zur Dauerbelastungsprüfung und für Kundenfeedback bei seriennaher Fertigung genutzt. 5. Vorserienprototypen (bis ca. 500 Stück) dienen der Markteinführung, Markttests und Prozessoptimierung.
Vorteile des Prototypeneinsatzes sind:
* Risikominimierung: Fehler werden früh erkannt, bevor hohe Produktionskosten entstehen. * Kundenorientierung: Reales Nutzerfeedback verbessert die Passung zum Markt. * Bessere Kommunikation: Visuelle und haptische Modelle erleichtern das Verständnis im interdisziplinären Team. * Qualitätssteigerung bei geringeren Entwicklungskosten: Iteratives Testen reduziert spätere Nachbesserungen. * Lernprozesse: Fehler gelten nicht als Scheitern, sondern als Chance zur Verbesserung im Rahmen eines agilen Vorgehens. Insgesamt leisten Prototypen einen wesentlichen Beitrag zur Effizienz, Qualität und Marktorientierung im Innovationsprozess.
Anwendung: Ein Start-up testet ein App-Interface zunächst als Klick-Dummy mit Testpersonen, bevor es in die Programmierung investiert. So werden Bedienfehler früh erkannt und kostspielige Fehlentwicklungen vermieden.
Wie sind Innovationen mit Neuproduktprojekten verknüpft?
Neuproduktprojekte sind konkrete Umsetzungen von Innovationen. Innovationen stellen neue Ideen, Produkte oder Prozesse dar. In Neuproduktprojekten wird die Marktreife angestrebt. Der Innovationserfolg zeigt sich letztlich im Erfolg dieser Projekte auf dem Markt (Adoptionsrate, Umsatzentwicklung etc.)
Anwendung: Ein Konsumgüterhersteller nutzt Marktanalysen, um innovative nachhaltige Verpackungsideen direkt in neue Produktlinien zu integrieren und frühzeitig Marktvorteile zu sichern.
Was ist unter dem Konzept des „Simultaneous Engineering” (SE) zu verstehen?
Simultaneous Engineering (auch bekannt als gleichzeitige oder parallele Produktentwicklung) ist ein modernes Vorgehensmodell in der Produktentwicklung, bei dem mehrere Entwicklungsprozesse gleichzeitig und interdisziplinär ablaufen – im Gegensatz zum klassischen, sequentiellen Vorgehen.
Ziel von Simultaneous Engineering: * Zeitersparnis: Durch parallele statt serielle Arbeitsschritte wird die Entwicklungszeit deutlich verkürzt. * Kostenreduktion: Frühes Erkennen von Fehlern senkt Korrektur- und Änderungskosten. * Qualitätssteigerung: Durch frühe Einbindung aller relevanten Bereiche (z. B. Produktion, Einkauf, Service) wird die Produktqualität verbessert.
Anwendung: In der Automobilindustrie entwickeln Entwicklung, Produktion und Qualitätssicherung gleichzeitig ein neues Fahrzeugmodell – was die Time-to-Market deutlich verkürzt.
Was sind die Vor- und Nachteile des Konzepts?
Vorteile:
* Reduzierte Entwicklungszeiten
* Frühzeitige Fehlererkennung
* Bessere Abstimmung zwischen Abteilungen
Nachteile:
* Höherer Koordinationsaufwand
* Komplexere Projektorganisation
* Potenzial für Konflikte bei Zielabweichungen
Anwendung: Ein Maschinenbauunternehmen profitiert durch parallele Entwicklungsschritte von kürzeren Durchlaufzeiten – muss aber hohe Abstimmungskosten im Projektmanagement berücksichtigen.
Was ist Design Thinking?
Design Thinking ist ein auf den Menschen bezogener Innovationsansatz, der sich aus dem Werkzeugkasten des Designers bedient, um die Bedürfnisse der Menschen, die Möglichkeiten der Technologie und die Anforderungen an den Geschäftserfolg zu integrieren.
Anwendung: Eine Bank nutzt Design Thinking, um mit Kund*innen neue Formen der digitalen Kontoeröffnung zu entwickeln – iterativ und nutzerzentriert.
Welche Prinzipien und Prozesse stehen für Design Thinking?
Design Thinking ist ein ganzheitlicher Innovationsansatz mit dem Ziel, nutzbare, machbare und wirtschaftlich tragfähige Lösungen für komplexe Probleme zu entwickeln. Es basiert auf einem iterativen, nutzerzentrierten Prozessund vereint drei Dimensionen:
1. Vorgehensmodell: Sechs klar strukturierte Phasen –
Verstehen → Beobachten → Sichtweise definieren → Ideen finden → Prototypen entwickeln → Testen
2. Haltung: Offen, experimentierfreudig, empathisch und interdisziplinär
3. Werkzeugkasten: Methoden zur Ideenfindung, Nutzerforschung, Prototyping und Feedback
Zentrale Prinzipien: * Nutzerzentrierung statt Technikfokus * Iteratives Arbeiten statt linearem Ablauf * Prototypen statt langer Planung * Fehler als Lernquelle * Teamarbeit auf Augenhöhe * Kreativität statt Kontrolle Ziel: Innovation entsteht im Spannungsfeld von Nutzerwunsch (desirability), technischer Machbarkeit (feasibility) und wirtschaftlicher Tragfähigkeit (viability)
Anwendung: Ein interdisziplinäres Team entwickelt in mehreren Schleifen Prototypen für ein Smart-Home-Gerät und integriert kontinuierlich Nutzerfeedback – statt klassisch vorab alles durchzuplanen.
Was verbinden Sie mit dem Begriff Innovationskommunikation?
Innovationskommunikation umfasst alle kommunikativen Maßnahmen, die dazu dienen, Informationen über Innovationen innerhalb des Unternehmens (interne Kommunikation) sowie gegenüber externen Anspruchsgruppen (externe Kommunikation) gezielt zu vermitteln. Ihr Ziel ist es, Wissenstransfer zu ermöglichen, Akzeptanz zu schaffen und die erfolgreiche Umsetzung und Vermarktung von Innovationen zu unterstützen.
Im Innovationsprozess erfüllt die Innovationskommunikation zentrale Funktionen: 1. Interne Innovationskommunikation fördert die bereichsübergreifende Zusammenarbeit (z. B. zwischen F&E, Marketing und Produktion), unterstützt die Koordination und hilft dabei, eine innovationsfreundliche Unternehmenskultur aufzubauen. Sie trägt zur Akzeptanz neuer Ideen im Unternehmen bei und beschleunigt die Entscheidungsprozesse. Externe Innovationskommunikation richtet sich an Kunden, Partner und die Öffentlichkeit. Sie schafft Vertrauen in neue Produkte, fördert die Marktdurchdringung und beeinflusst die Wahrnehmung der Innovationsfähigkeit des Unternehmens positiv. Typische Instrumente sind Öffentlichkeitsarbeit, Messeauftritte oder Social Media.
Anwendung: Ein Pharmaunternehmen kommuniziert eine geplante Prozessinnovation frühzeitig über interne Roadshows, um Ängste bei Mitarbeitenden zu reduzieren und Akzeptanz zu schaffen.
Was ist mit der 4 x 3-Methode der internen Innovationskommunikation gemeint?
Die 4×3-Methode ist ein praxisorientiertes Modell zur Gestaltung der internen Innovationskommunikation. Es handelt sich um eine systematische Vorgehensweise, die sicherstellt, dass in jeder Phase des Innovationsprozesses passende Kommunikationsmaßnahmen ergriffen werden.
Die Methode basiert auf zwei Dimensionen:
* Vier Phasen des Innovationsprozesses: 1. Ideenfindung 2. Ideenbewertung 3. Ideenumsetzung 4. Markteinführung * Drei Kommunikationsziele pro Phase: 1. Aufmerksamkeit erzeugen – z. B. durch Impulsvorträge, visuelle Reize 2. Verständnis schaffen – z. B. durch Workshops, Informationsveranstaltungen 3. Akzeptanz fördern – z. B. durch Beteiligung, Feedback, Dialogformate Insgesamt ergibt sich ein Raster aus 12 Feldern, das als Orientierung dient, um in jeder Phase gezielt geeignete Kommunikationsmaßnahmen auszuwählen und anzuwenden. Fazit: Die 4×3-Methode hilft dabei, Innovationsprozesse kommunikativ zu begleiten, Widerstände frühzeitig abzubauen und Mitarbeitende aktiv in Veränderungsprozesse einzubinden. Sie fördert so die Akzeptanz und Umsetzung von Innovationen im Unternehmen.
Anwendung: Ein Produktionsunternehmen nutzt die 4×3-Methode, um bei der Einführung einer neuen Fertigungstechnologie in jeder Phase gezielt Aufmerksamkeit, Verständnis und Akzeptanz bei den Mitarbeitenden aufzubauen.
Wie verläuft der typische Adoptionsprozess von neuen Produkten im Markt? Welche Phasen werden unterschieden?
Der Adoptionsprozess beschreibt den Entscheidungsprozess, den Konsumenten oder Organisationen durchlaufen, wenn sie mit einer Innovation – wie einem neuen Produkt oder Service – konfrontiert werden. Ziel des Prozesses ist die Übernahme der Innovation in die regelmäßige Nutzung. Der klassische Adoptionsprozess gliedert sich in fünf aufeinanderfolgende Phasen:
1. Aufmerksamkeit (Awareness): Der potenzielle Nutzer nimmt die Innovation erstmals wahr, hat aber noch keine detaillierten Informationen. 2. Interesse (Interest): Es entsteht Neugier. Der Nutzer beginnt, gezielt Informationen über die Innovation zu sammeln. 3. Bewertung (Evaluation): Der Nutzer beurteilt auf Basis der gesammelten Informationen, ob die Innovation für ihn persönlich relevant und vorteilhaft ist. 4. Versuch (Trial): Die Innovation wird testweise genutzt, z. B. in Form eines Probekaufs oder einer begrenzten Anwendung. 5. Übernahme (Adoption): Nach positiven Erfahrungen im Versuchsstadium wird die Innovation dauerhaft und regelmäßig genutzt. Einflussfaktoren auf den Adoptionsprozess sind unter anderem: * Persönliche Merkmale der Nutzer (z. B. Alter, Bildung, Innovationsfreude) * Soziale Einflüsse (z. B. Meinungsführer, Gruppenverhalten) * Kommunikationskanäle, über die die Innovation verbreitet wird (z. B. Werbung, soziale Medien) * Art der Innovation, insbesondere deren Komplexität, wahrgenommener Nutzen, Kompatibilität mit bestehenden Werten und Systemen Fazit: Der Adoptionsprozess ist ein zentraler Bestandteil der Markteinführung neuer Produkte. Ein gutes Verständnis seiner Phasen und Einflussfaktoren ist für Unternehmen wichtig, um gezielte Marketing- und Kommunikationsstrategien zu entwickeln.
Anwendung: Ein Tech-Unternehmen beobachtet, wie neue Smartwatches zunächst nur von Innovatoren gekauft werden – und gestaltet dann Marketingmaßnahmen speziell für die frühe Mehrheit.
Welche Arten von Kunden gibt es im Rahmen des Adoptionsprozesses?
Fünf Gruppen:
1. Innovatoren (2,5 %) – technologiebegeistert, risikofreudig
2. Frühe Übernehmer (13,5 %) – Meinungsführer
3. Frühe Mehrheit (34 %) – abwägend, pragmatisch
4. Späte Mehrheit (34 %) – skeptisch, sicherheitsorientiert
5. Nachzügler (16 %) – technologiefern, zögerlich
Anwendung: Bei der Produkteinführung einer veganen Fleischalternative richtet sich die erste Kampagne an Innovatoren und Trendsetter, bevor Massenwerbung auf die späte Mehrheit abzielt.
Welche Timing-Strategien gibt es im Kontext einer Markteinführung?
Timing-Strategien beschreiben die zeitliche Planung des Markteintritts bei der Einführung innovativer Produkte. Unternehmen können je nach Ziel, Ressourcen und Marktsituation zwischen verschiedenen Strategien wählen:
1. Pionierstrategie (First Mover):
Der Markteintritt erfolgt frühzeitig, idealerweise als erster Anbieter.
Vorteile:
○ Technologieführerschaft
○ Aufbau von Markteintrittsbarrieren
○ Möglichkeit zur Setzung von Standards
Nachteile:
○ Hohes Risiko bei mangelnder Marktakzeptanz
○ Hoher Aufwand für Marktentwicklung
2. Folgerstrategie (Late Follower):
Der Markteintritt erfolgt verzögert, nachdem erste Anbieter den Markt getestet haben.
Vorteile:
○ Geringeres Risiko durch Lerneffekte
○ Möglichkeit zur Verbesserung bestehender Lösungen
Nachteile:
○ Verlust von Marktanteilen
○ Spätere Kundenbindung
Diese können kombiniert werden mit: * Wasserfallstrategie: Schrittweise Einführung auf Märkten * Sprinklerstrategie: Gleichzeitiger Markteintritt auf mehreren Märkten Fazit: Die Wahl der geeigneten Timing-Strategie hängt von Faktoren wie Marktattraktivität, Innovationsgrad, Ressourcenverfügbarkeit und Wettbewerbsumfeld ab. Eine gezielte Abstimmung von Timing und Markteintrittsstrategie ist entscheidend für den Innovationserfolg.
Anwendung: Ein mittelständisches Unternehmen nutzt die Folgerstrategie, um ein etabliertes Produkt mit eigenen Verbesserungen auf den Markt zu bringen – kostengünstiger und risikoärmer.
Was sind die Einflussfaktoren der Timing-Entscheidung? Wie wirken diese auf Folger und Innovationsführer?
Einflussfaktoren:
* Strategische Haltung: offensiv → First Mover / defensiv → Follower
* Risikobereitschaft: hoch → First Mover
* Technologieerfahrung: hoch → First Mover
* Produktkomplexität & Innovationsgrad: hoch → First Mover
* Kundensegment: risikobereit → First Mover / konservativ → Follower
Diese bestimmen, ob sich ein früher oder später Markteintritt besser eignet
Anwendung: Ein Medizintechnikhersteller entscheidet sich für einen späten Markteintritt, da das Zielsegment eher konservativ ist und Vertrauen über Pilotprojekte aufgebaut werden muss.
In welche Gruppen kann man gewerbliche Schutzrechte grundsätzlich unterteilen?
Gewerbliche Schutzrechte lassen sich unterteilen in:
* Technische Schutzrechte (Patent, Gebrauchsmuster)
* Designschutz (Geschmacksmuster)
* Kennzeichenschutz (Markenrecht)
* Urheberrecht (in speziellen Fällen bei Software etc.)
Anwendung: Ein Modeunternehmen sichert seine Produktform über ein Geschmacksmuster, seine Marke über das Markenrecht und nutzt zusätzlich ein Gebrauchsmuster für einen innovativen Verschlussmechanismus.
Wodurch unterscheiden sich Marke, Geschmacksmuster, Gebrauchsmuster und Patent?
Die gewerblichen Schutzrechte Marke, Geschmacksmuster, Gebrauchsmuster und Patent unterscheiden sich in ihrem Schutzgegenstand, ihrer Schutzdauer sowie in den rechtlichen Voraussetzungen für den Schutz.
- Marke:
○ Schutzgegenstand: Kennzeichen wie Wörter, Logos, Buchstaben oder Kombinationen zur Unterscheidung von Waren/Dienstleistungen
○ Schutzdauer: 10 Jahre, beliebig oft verlängerbar
○ Besonderheit: Keine technische Erfindung; Schutz entsteht durch Eintragung und tatsächliche Nutzung - Geschmacksmuster (seit 2014 offiziell: „eingetragenes Design“):
○ Schutzgegenstand: Ästhetische Gestaltung von Produkten (Form, Farbe, Muster)
○ Schutzdauer: Bis zu 25 Jahre (verlängerbar in 5-Jahres-Schritten)
○ Voraussetzung: Neuheit und Eigenart zum Zeitpunkt der Anmeldung - Gebrauchsmuster:
○ Schutzgegenstand: Technische Erfindungen, insbesondere Produkte (keine Verfahren)
○ Schutzdauer: Maximal 10 Jahre
○ Vorteil: Schnellere und kostengünstigere Alternative zum Patent, da keine inhaltliche Prüfung erfolgt („kleines Patent“) - Patent:
○ Schutzgegenstand: Technische Erfindungen, sowohl Produkte als auch Verfahren
○ Schutzdauer: Maximal 20 Jahre ab Anmeldetag
○ Voraussetzung: Neuheit, erfinderische Tätigkeit und gewerbliche Anwendbarkeit; umfangreiches Prüfverfahren durch das Patentamt
Fazit:
Während Patente und Gebrauchsmuster technische Innovationen schützen, zielen Marken auf die Unterscheidbarkeit im Markt ab, und Geschmacksmuster sichern das äußere Erscheinungsbild von Produkten. Die Wahl des geeigneten Schutzrechts hängt von Art und Ziel der Innovation ab.
Anwendung: Ein Start-up entwickelt ein multifunktionales Küchenwerkzeug: Das Design wird als Geschmacksmuster geschützt, die Technik als Patent, und der Produktname als Marke – so entsteht umfassender Wettbewerbsschutz.