Posttraumatische Belastungsstörung Verhaltenstherapie Flashcards

1
Q

Merkmale eines Traumas:

A
  • schockierendes (z.T. unerwartetes) Ereignis
  • Existentielle Bedrohung der körperlichen
    Unversehrtheit (Lebensgefahr, tatsächliche oder
    drohende schwere Körperverletzung, sexualisierte Gewalt)
  • Auslösung subjektives Gefühl intensiven Schreckens,
    Horrors oder Hilflosigkeit DSM-IV
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2
Q

Was ist ein Trauma? ICD-10

A

„Traumata sind kurz- oder langanhaltende Ereignisse oder Geschehen von außergewöhnlicher Bedrohung mit katastrophalem Ausmaß, die nahezu bei jedem tiefgreifende Verzweiflung auslösen würden.”

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3
Q

Was ist ein Trauma? ICD-11

A

„an event or situation (either short- or long-lasting) of an extremely threatening or horrific nature.”

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4
Q

Was ist ein Trauma?
—> DSM-5

A

—> Konfrontation mit tatsächlichem oder drohendem Tod, schwerer Verletzung oder sexualisierter
Gewalt auf eine (oder mehrere) der folgenden Arten:
1. direkte Erfahrung des traumatischen Ereignisses
2. Zeug:in davon sein, wie das/die Ereignis(se) anderen Personen zugestoßen ist
3. Erfahren, dass eine nahestehende Person Gewalt oder Unfall erlebt hat.
4. Wiederholte oder extreme Konfrontation mit aversiven Details eines oder mehrerer
traumatischer Ereignisse (z.B. Ersthelfer:in, die menschliche Überreste einsammelt; Polizeiangehörige, die wiederholt mit Details von sexualisierter Gewalt konfrontiert werden)

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5
Q

Welche drei Arten von Trauma gibt es?

A
  1. Man-made Trauma
    - sexualisierte oder körperliche Gewalt, Kriegserlebnisse, Vergewaltigung, folter etc.
  2. Katastrophen Unfälle
    - Verkehrsunfälle, Arbeitsunfälle, Naturkatastrophen
  3. Andere
    - lebensgefährliche Erkrankung, Beobachtung von Traumata bei anderen
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6
Q

Typ 1 Traumata

A

einmalig, unerwartet

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7
Q

Typ 2 Traumata

A

andauernd, chronisch, wiederholt

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8
Q

Handelt es sich hierbei um ein Trauma?
Frau D. erlebt eine Fehlgeburt nach lang ersehnter Schwangerschaft

A

Nein

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9
Q

Handelt es sich hierbei um ein Trauma?
Markus wird in seinem Sportverein nach dem Training von seinem Trainer unter der Dusche beobachtet und berührt.

A

Ja

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10
Q

Handelt es sich hierbei um ein Trauma?
Herr U kommt nach hause und findet seine Tochter blutüberströmt inmitten eines suizidversuchs vor.

A

Ja

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11
Q

Handelt es sich hierbei um ein Trauma?
Herr und Frau K trennen sich nach jahrelangen Streitereien. Der Streit um das Sorgerecht artet aus und muss vor Gericht geklärt werden.

A

Nein

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12
Q

Handelt es sich hierbei um ein Trauma?
Als Ersthelferin hat Frau B mehrmals dabei geholfen menschliche Überreste aufzuheben. Den tatsächlichen Unfall hat sie nie miterlebt.

A

Ja

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13
Q

Psychische Störungen infolge einer traumatischen Erfahrung:

Trauma muss vorliegen!

A
  • Anpassungsstörung
  • Angststörung
  • Depression
  • PTBS
  • komplexe PTBS
  • Substanzkonsum
  • Persönlichkeitsstörung
  • Essstörung
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14
Q

Entwickeln alle Traumaüberlebende chronische Probleme?

A

Nein

  • traumatische Erlebnisse sind häufig
  • viele traumüberlebende mit psychischen Problemen erholen sich ohne Hilfe oder Behandlung innerhalb der ersten monate
  • nur eine Minderheit von traumüberlebenden entwickeln chronische Probleme (auch abhängig von art des Traumas)
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15
Q

Ein paar Worte zu epidemiologischen Werten

A

–> Prävalenz abhängig von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Lebensraum
–> 1-Monats-Prävalenz (ICD-11) bei 14- bis 99jährigen Personen in der deutschen
Allgemeinbevölkerung:
‒ Gesamt: 1,5%
‒ (21% aus der Stichprobe haben mindestens eine potenziell traumatische Situation erlebt)

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16
Q

Symptomatik: Was muss vorliegen?

A
  • Mindestens 1 Monat Symptome von Wiedererleben, Vermeidung/Gefühlstaubheit und Übererregung, Leidensdruck, Einschränkung
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17
Q

DSM-5 Kriterien

A

A. Konfrontation mit einem Trauma

B. Symptome des Wiedererlebens (mind. 1)
(1) intrusive Erinnerungen
(2) Albträume
(3) Dissoziative Reaktionen (Flashbacks)
(4) starke emotionale Reaktion auf Erinnerungsreize
(5) starke physiologische Reaktion auf Erinnerungsreize

C. Symptome der Vermeidung (mind. 1)
(1) Vermeidung von Erinnerungen, Gedanken oder Gefühlen (2) Vermeidung von äußeren Erinnerungsreizen/Situationen

D. Veränderungen in Kognitionen und/oder Emotionen (mind. 2)
(1) Erinnerungslücken
(2) negative Überzeugungen über Selbst, andere oder
die Welt
(3) übertriebene Schuldkognitionen
(4) persistierende negative Emotion
(5) Interessensverlust
(6) Abgeschnitten/distanziert von anderen Menschen
(7) Unfähigkeit, positive Gefühle zu erleben

E. Symptome erhöhten Arousals (mind. 2)
(1) Ärger
(2) Rücksichtsloses oder selbstverletzendes Verhalten (3) Hypervigilanz
(4) übertriebene Schreckreaktion
(5) Konzentrationsprobleme
(6) Schlafstörungen

F. Dauer mind. 1 Monat

G. Klinisch bedeutsames Leiden oder Beeinträchtigung

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18
Q

Was bedeutet Dissoziation? Was sind die Auswirkungen?

A
  • Losgelöst sein von psychischen Prozessen
  • Keine bewusste Kontrolle & Gedächtnisdefizite
  • Derealisation und Out-of-Body Erlebnis/ Depersonalisation
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19
Q

Ätiologische Faktoren der PTBS
Trauma und Gehirn
Was passiert während und nach einem traumatischen Ereignis im Gehirn? Wie werden Traumata (neurobiologisch) verarbeitet?
—> Beispiele aus der Forschung (Neurokognitive Psychologie, Klinische Psychologie, Stress- und Gedächtnisforschung):

A
  • Sensorische Elemente des Traumas (z.B Geräusche und Gerüche) sehr gut abrufbar
  • Konzeptuelle Elemente des Traumas (z.B Zeitpunkt) sehr schlecht abrufbar
  • Hippocampus: Integration von Einzelkomponenten einer Erfahrung zu kohärenter Episode
    ‒ Stress beeinflusst Gehirnstrukturen: Beeinträchtigung Hippocampus unter Stress (akut oder strukturell)
    ‒ Schnittstelle Trauma und Stress: Trauma als extremer oder auch chronischer Stressor
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20
Q

Emotionale Verarbeitungstheorie der PTBS:

A

—> Hintergrund: Netzwerkmodelle des Gedächtnisses

–> Ausgangspunkt: Furchtstruktur im Gedächtnis
‒ Stimuluselemente (z.B. Messer)
‒ Reaktionselemente (z.B. Herzrasen)
‒ Bedeutungselemente (z.B. Gefahr, Schuld)
—> Besonderheiten bei PTBS
‒ Besonders viele Stimuluselemente
‒ Besonders starke Reaktionselemente
‒ Unrealistische Verknüpfung harmloser Stimuluselemente mit Reaktions- und Bedeutungselementen

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21
Q

Duale Repräsentationstheorie

  • Annahme:
A

—> Traumaerinnerungen sind in verschiedenen Gedächtnissystemen gespeichert
—> hohes Erregungs-/Stresslevels während der Traumatisierung –> Hemmung des Hippocampus
- reduzierte Encodierung und Speicherung detaillierter c-rep/VAM Informationen
- überproportionale Encodierung und Speicherung in s-rep/SAM Repräsentationen

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22
Q

—> VAM/c-rep:

A

‒ Narrative “bewusste“, intentional „top-down“ abrufbare Erinnerung
‒ enthält v.a. verbale und bedeutungshaltige, kontextualisierte Information (z.B.
Ort, Zeit des Geschehens)
‒ autobiografisch integriert (explizites Gedächtnis)
‒ zugänglich für kognitive Bewertungen

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23
Q

—> SAM/s-rep:

A

‒ nicht bewusst zugängliche Erinnerungen
‒ kann „bottom-up“ durch traumaassoziierte Reize aktiviert werden
‒ enthält v.a. sensorische Informationen sowie körperliche und emotionale Reaktionen ohne Kontextualisierung

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24
Q

Ungleichgewicht SAM / VAM wird angesehen:

A
  1. als Merkmal des Traumagedächtnisses und
  2. als Erklärung für intrusionen (Wiedererleben)
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25
Q

Kognitives Modell

A

—> Zusätzlicher Fokus auf kognitive Komponente: Traumagedächtnis und Bewertung
—> Empirisch gut gestütztes Modell

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26
Q

—> Merkmale der Traumaerinnerung:

A

Bildung assoziativer Netzwerke im autobiografischenGedächtnis
1. Unzureichende Elaboration und ungenügende Verbindung mit anderen autobiographischen Erinnerungen
- häufige Auslösung ungewollter Erinnerungen
- Wiedererleben des Traumas im „Hier und jetzt“
- z.T. Probleme beim intentionalen Abruf
2. Hohes perzeptuelles Priming für traumabezogene Reize
niedrige Wahrnehmungsschwelle
3. Starke konditionierte Verbindungen

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27
Q

—> PTBS aufgrund einer „Gedächtnisstörung“:

A

Entwicklung eines Traumagedächtnisses Ò Merkmale der Traumaerinnerung: Bildung assoziativer Netzwerke im autobiografischen
Gedächtnis

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28
Q

—> Bewertung von Trauma und dessen Folgen relevant für Aufrechterhaltung der Symptomatik und des Bedrohungsgefühls
‒ Bewertungen des Traumas:

A

‒ „Ich bin nirgendwo sicher.“
‒ „Ich bin verletzlich, mir kann so etwas jederzeit wieder passieren.“
‒ „Ich ziehe Unglück an.“

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29
Q

—> Bewertung von Trauma und dessen Folgen relevant für Aufrechterhaltung der Symptomatik und des Bedrohungsgefühls
- Bewertung des eigenen Verhaltens und Erlebens während des Traumas:

A

‒ „Es ist meine Schuld, dass es passiert ist.“
‒ „Meine Reaktion während des Traumas zeigt, dass ich ein schlechter Mensch bin.“

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30
Q

—> Bewertung von Trauma und dessen Folgen relevant für Aufrechterhaltung der Symptomatik und des Bedrohungsgefühls
‒ Bewertung der Symptome/Folgen nach dem Trauma:

A

‒ „Ich habe mich für immer verändert.“
‒ „Ich werde verrückt.“

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31
Q

—> Kontrollstrategien:

A
  • fördert Aufrechterhaltung der Symptomatik
    ‒ Vermeidungsverhalten (z.B. nicht alleine rausgehen)
    ‒ Sicherheitsverhalten (z.B. Waffe mitführen, nur in Begleitung Haus verlassen)
    ‒ Kognitive Vermeidung/Gedankenunterdrückung (z.B. nicht an das Trauma denken)
    —> Weitere Möglichkeiten von Kontrollstrategien:
    ‒ exzessives Grübeln
    ‒ Alkohol- oder Drogengebrauch zur Kontrolle der Symptome
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32
Q

Was wird als Teufelskreis bezeichnet?

A

Keine Veränderung Traumagedächtnis –> keine Modifikation der negativen Interpretation –> Sicherheitsverhalten verstärkt Überzeugung von Bedrohung (und von vorne)

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33
Q

Wann wurde im DSM III die Diagnose der posttraumatischen Belastungsstörung eingeführt?

A

Erst 1980 wurde im DSM-III jedoch erstmalig offiziell die Diagnose der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) („posttraumatic stress disorder“, PTSD) als eine spezifische Störung in Reaktion auf traumatische Erleb- nisse eingeführt, was zu einer intensiven Forschung zur Ätiologie und Behandlung der Störung geführt hat.

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34
Q

Was ist ein Trauma: Die nötige Voraussetzung für PTBS

A

Die Definition der PTBS nimmt innerhalb der Klassi- fikationssysteme psychischer Störungen eine Sonder- stellung ein, da ein spezifischer ätiologischer Faktor – das Erleben eines Traumas – eine notwendige Vor- aussetzung für die Diagnosestellung ist. Der Traumabe- griff, d. h., die Frage, welche Ereignisse als Traumata bezeichnet werden, hat damit einen großen Einfluss auf die Störungsdefinition, die Prävalenz der Störung sowie die Möglichkeit für Betroffene, Behandlung zu erhalten

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35
Q

Wie wurden Traumata in den anfangen der PTBS Forschung typischerweise definiert? Wie sieht es im ICD 10 aus?

A

In den An- fängen der PTBS-Forschung wurden Traumata typi- scherweise definiert als außergewöhnliche Ereignisse, die bei fast jedem Menschen eine starke Belastungsre- aktion hervorrufen. Diese Sichtweise findet sich auch noch in der ICD-10 wieder, in der Traumata definiert werden als „belastende Ereignisse oder Situationen au- ßergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenarti- gen Ausmaßes (kurz- oder langanhaltend), die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würden“

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36
Q

Wie steht die Traumadefinition des ICD 10 im Widerspruch zu epidemiologischen Befunden? Was besagt demnach der ICD 11?

A

Diese Traumadefinition steht jedoch in Widerspruch zu epidemiologischen Befunden, die zum einen zeigen, dass traumatische Ereignisse nicht sel- ten sind, sowie zum anderen, dass Menschen sehr un- terschiedlich auf traumatische Erlebnisse reagieren (7 Abschn. 51.3). In der ICD-11 wurden diese proble- matischen Aspekte daher aus der Traumadefinition he- rausgenommen, die nun nur noch von Trauma als „ex- posure to an extremely threatening or horrific event or series of events“ spricht

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37
Q

Wie wird im DSM 5 ein traumatisches Ereignis operationalisiert?

A

Im DSM-5 (APA 2015) wird ein traumatisches Ereig- nis operationalisiert als Konfrontation mit tatsächlichem Tod, schwerer Verletzung oder sexueller Gewalt, wobei diese Ereignisse entweder selbst erlebt wurden oder die betroffene Person Zeuge bzw. Zeugin davon war, wie das Ereignis einer anderen Person zugestoßen ist. Als zwei Sonderfälle definiert das DSM-5 zudem Traumata, bei denen jemand erfahren hat, dass eine nahestehende Per- son Gewalt oder einen Unfall erlebt hat, sowie die Kon- frontation mit aversiven Details von traumatischen Erleb- nissen, z. B. als Ersthelferin bzw. Ersthelfer oder Polizis- tin bzw. Polizist.

38
Q

m bereits nicht mehr gültigen DSM-IV wurde im Rahmen des sog. „subjektiven Traumakriteri- ums“ gefordert, dass:

A

Im bereits nicht mehr gültigen DSM-IV wurde im Rahmen des sog. „subjektiven Traumakriteri- ums“ gefordert, dass die betroffene Person auf das Ereig- nis mit Furcht, Hilflosigkeit oder Entsetzen reagiert hat; dieses Kriterium wurde jedoch bei der Entwicklung des DSM-5 wieder fallengelassen, da sich gezeigt hat, dass sehr unterschiedliche Arten der peritraumatischen (d. h. während des Traumas ablaufenden) Reaktion zu einer PTBS führen können

39
Q

PTBS im Alltagsgebrauch: Auch traumatisch?

A

Im Alltagsgebrauch werden häufig auch andere belas- tende Lebensereignisse oder Erfahrungen (z. B. Tren- nung von einer Partnerin, natürlicher Tod eines nahen Angehörigen, Mobbing, Abwertung durch andere) als traumatisch bezeichnet. Die Definitionen des DSM und der ICD sind demgegenüber spezifischer und fo- kussieren auf Ereignisse, die mit Verletzung, Tod oder sexueller Bedrohung einhergehen.

40
Q

Untergruppen von Traumata (3 Stück) und Trauma Typ 1 und 2

A

das DSM-5 beschreibt verschiedene Untergruppen von Traumata, die sich hinsichtlich des Bezugs der betroffe- nen Person zum traumatischen Geschehen unterscheiden. Daneben wird häufig zwischen Traumata, in denen es ei- nen Täter oder eine Täterin gibt („man-made trauma“) auf der einen Seite, und Verkehrsunfällen, Naturkatastro- phen oder anderen Unglücksfällen auf der anderen Seite differenziert. Schließlich hat Terr (1991) vorgeschlagen, zwischen Typ-I-Traumata (definiert als einmalige, uner- wartete und plötzliche Ereignisse) und Typ-II-Traumata (wiederholte, daher nach einiger Zeit erwartete und lang andauernde Ereignisse) zu unterscheiden.

41
Q

Obwohl sich traumatische Ereignisse auf diese ver- schiedenen Arten differenzieren lassen, zeigt sich insge- samt, dass verschiedene Traumata ähnliche Symptom- profile hervorbringen und sich lediglich in ….. unterscheiden , was für … spricht.

A

Obwohl sich traumatische Ereignisse auf diese ver- schiedenen Arten differenzieren lassen, zeigt sich insge- samt, dass verschiedene Traumata ähnliche Symptom- profile hervorbringen und sich lediglich in der bedingten Wahrscheinlichkeit für die Entwick- lung einer PTBS unterscheiden , was für die Beibehaltung eines einheitlichen Traumabegriffs spricht.

42
Q

Was führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem komplexen symptombild als einmalige Traumata?

A

Auf der anderen Seite gibt es vielfältige Hinweise darauf, dass wiederholte und/oder lang anhaltende inter- personelle Traumata (z. B. wiederholte sexuelle oder kör- perliche Gewalt in der Kindheit, häusliche Gewalt über einen längeren Zeitraum, Folter; vgl. Überlappung mit dem Konzept des Typ-II-Traumas) mit höherer Wahr- scheinlichkeit zu einem komplexen Symptombild führen als einmalige Traumata

43
Q

Nach der ICD-11 ist die posttraumatische Belas- tungsstörung (6B40) durch drei Gruppen von Sympto- men gekennzeichnet:

A
  • Wiedererleben des traumatischen Erlebnisses/der
    traumatischen Erlebnisse in Form lebhafter intru- siver Erinnerungen, Flashbacks oder Albträume
  • Vermeidung von Gedanken und Erinnerungen an das Erlebnis/die Erlebnisse oder Vermeidung von Aktivitäten, Situationen oder Menschen, die an das Ereignis/die Ereignisse erinnern;
  • anhaltende Wahrnehmung erhöhter aktueller Be- drohung in Form von Hypervigilanz oder erhöhter Schreckreaktion.
44
Q

Was wird als Kernmerkmal der PTBS betrachtet?

A

Das ungewollte und belastende Wiedererleben des Traumas bzw. der Traumata

45
Q

Intrusive Erinnerungen: Traumaüberlebende mit PTBS erleben häufig ungewollt Erinnerungen an das Trauma, die eine Reihe von typischen Merkmalen auf- weisen:

A
  • Dominanz sensorischer Eindrücke (z. B. Gesicht des Täters; Geräusch von quietschenden Reifen; Geruch von Feuer);

-„Hier-und-Jetzt-Qualität“: Erinnerungen werden (zu einem gewissen Grad) so erlebt, als würden sie jetzt wieder stattfinden;

  • starke emotionale und körperliche Reaktionen während der Erinnerung;
  • Erinnerungen enthalten die ursprünglichen Bewer- tungen, selbst dann, wenn später zusätzliche In- formationen erhalten wurden, die diesen wider- sprechen
  • Erinnerungen werden durch vielfältige Reize aus- gelöst, die mit dem Trauma verbunden waren.
46
Q

Albträume:

A

Teile des Traumas oder Situationen mit ei- ner ähnlichen Bedeutung kehren in Albträumen wieder.

47
Q

Flashbacks:

A

Bei Flashbacks handelt es sich um disso- ziative Reaktionen, bei denen die Person sich so fühlt oder so handelt, als ob das Trauma sich aktuell wie- der ereignen würde.

48
Q

Wie können Intensive Erinnerungen und Flashbacks voneinander unterschieden werden?

A

Intru- sive Erinnerungen und Flashbacks können durch den Grad der Dissoziation voneinander unterschieden wer- den. Es handelt sich dabei jedoch nicht um klar qua- litativ abgrenzbare Phänomene, sondern eher um ein Kontinuum, bei dem dissoziative Flashbacks mit voll- ständigem Realitätsverlust als eine extreme Ausprägung angesehen werden können

49
Q

Was gehört noch zu den Symptomen des Wiedererlebens?

A

Auch eine starke emotionale und/oder physiologi- sche Reaktivität auf Reize, die an das Trauma bzw. die Traumata erinnern, gehört zu den Symptomen des Wiedererlebens.

50
Q

Was ist der grundlegende Unterschied der Diagnosenstellung im ICD 10 und dem DSM 5

A

Während diese Phänomene in der ICD-11 als häufige Begleiterscheinungen von in- trusivem Wiedererleben in Form von Erinnerungsbil- dern oder Flashbacks beschrieben werden, erlaubt das DSM-5 die Diagnosestellung einer PTBS auch dann, wenn lediglich eine ausgeprägte emotionale oder phy- siologische Reaktivität auf Erinnerungsreize ohne be- wusstes Wiedererinnern gegeben ist.

51
Q

Die DSM-5-Definition der PTBS weist gegenüber der ICD-11-Definition einige Unterschiede auf :

A
  • keine unterschiedlichen Diagnosen für einfache vs.
    komplexe Symptomatik;
  • neben den drei mit der ICD-11 geteilten Symptom-
    clustern zusätzlicher Symptomcluster mit „Verände-
    rungen in Kognitionen und Emotionen“;
  • mehr Einzelsymptome pro Symptomcluster (insge-
    samt 20 Symptomkriterien);
  • Unterscheidung von Subtypen einer PTBS mit vs.
    ohne dissoziative Symptome (Depersonalisation und Derealisation).
52
Q

Was bedeutet Dissoziation?

A

Als Dissoziation bezeichnet man die Desintegration psychischer Prozesse (z.B. Wahrnehmung, Motorik, Emotion, Gedächtnis), die üblicherweise integriert ab- laufen. Peritraumatische Dissoziation, d.h. Dissozia- tion während des Traumas, erhöht das Risiko für die Entwicklung einer PTBS.

53
Q

Posttraumatische dissoziative Symptome im Rahmen der PTBS:

A

Posttraumatische dissoziative Symptome treten im Rahmen der PTBS häufig auf, z. B. in Form von dissoziativen Flashbacks, aber auch Sym- ptomen der Depersonalisation (Reduktion oder Verlust des Kontaktes zum Selbst, z. B. Erinnerungen, Gefühle, Körperempfindungen) und/oder Derealisation (Reduk- tion oder Verlust des Kontaktes zur Umgebung). Sie werden klinisch häufig als automatische Form der Ver- meidung aversiver Erinnerungen, Gefühle oder Gedan- ken betrachtet. Differenzialdiagnostisch ist dies von dis- soziativen Störungen zu unterscheiden, bei denen disso- ziative Symptome als Leitsymptom auftreten.

54
Q

Die Anpassungsstörung im Unterschied zu PTBS:

A

Die Anpassungsstörung gehört gemeinsam mit der PTBS sowohl in der ICD-11 als auch im DSM-5 zur Gruppe von Störungen, die durch äußere Belastungen ausgelöst werden. Im Unterschied zur PTBS ist das auslösende Ereignis jedoch weniger stark spezifiziert. In der ICD-11 (6B43) werden als Beispiele Scheidung, Krankheit, sozioökonomische Probleme oder Kon- flikte am Arbeitsplatz genannt, die alle nicht der Defi- nition eines Traumas entsprechen. Als Hauptmerkmale werden die Präokkupation mit dem Stressor (z. B. Sor- gen, Grübeln) sowie eine Unfähigkeit, sich auf die neue Situation einzustellen (Maladaptation) genannt. Das DSM-5 unterscheidet demgegenüber verschiedene Sub- typen mit unterschiedlichen Symptomprofilen. In bei- den Klassifikationssystemen kann die Anpassungsstö- rung nur dann diagnostiziert werden, wenn die Krite- rien für keine andere psychische Störung (inklusive der PTBS) erfüllt sind.

55
Q

Diagnostische Instrumente: CAPS

A

Die „Clinician-Administered PTSD Scale for DSM-5“ ist ein struk- turiertes Interview, das speziell für die PTBS-Diagnos- tik nach DSM-5 Kriterien entwickelt wurde. Die CAPS ermöglicht sowohl die Diagnosestellung einer PTBS als auch die Feststellung des Schweregrads der PTBS-Sym- ptome im letzten Monat. Vor allem in der Forschung zählt die CAPS zu den am häufigsten eingesetzten diag- nostischen Verfahren.

56
Q

DIagnostische Instrumente: PTSD Checkliste for DSM 5

A

eben diagnostischen Interviews eignen sich Selbst- beurteilungsfragebögen besonders gut zur Erfassung der Symptomhäufigkeit und -intensität. Zur Erfassung der PTBS-Symptomatik nach DSM-5 liegt in deutscher Übersetzung die „PTSD-Checklist for DSM-5“

57
Q

Diagnostische Instrumente: ITQ

A

Der „International Trauma Questionnaire“ (ITQ) ist ein neuer Selbstberichtfragebogen, der mit Hilfe von 23 Items die Symptomschwere der PTBS sowie kPTBS nach ICD-11 erfasst

58
Q

Epidemiologie
Prävalenz

Wovon hängt die Verbreitung der PTBS stark ab? Wie viele Menschen leiden im laufe ihres Lebens an einem Trauma (Prozent)?

A

Die Verbreitung der PTBS hängt stark von den gesell- schaftlichen Rahmenbedingungen und dem regionalen Lebensraum ab, da diese die Häufigkeit traumatischer Ereignisse beeinflussen. Ergebnisse der bisher größten bevölkerungsre- präsentativen Erhebung in Deutschland deuten jedoch daraufhin, dass die Rate von Menschen die im laufe ihres Lebens ein Trauma erleiden hier mit 24 % deutlich niedri- ger liegt In manchen Ländern (z. B. Bürgerkriegsgebieten) ist demgegenüber davon auszugehen, dass fast die gesamte Bevölkerung bereits traumatische Erlebnisse hatte.

59
Q

Wie viel Prozent der Menschen die ein traumatisches Ereignis erlebt haben entwickeln eine PTBS?

A

Nach der Konfrontation mit einem traumatischen Ereignis entwickeln im Durchschnitt lediglich 10–20 % der Betroffenen eine PTBS , wobei die bedingte Wahrscheinlichkeit je nach Art, Schwere, Dauer und Häufigkeit der Erlebnisse stark variiert. Mit bedingten Wahrscheinlichkeiten von bis zu 55 % zählen sexuelle Gewalterfahrungen zu den pathogensten Traumata, wohingegen Unfälle mit einer bedingten Wahrscheinlichkeit von 7 % deutlich weniger häufig eine PTBS nach sich ziehen. Zudem ist das Risiko nach wie- derholter Traumatisierung höher als nach einmaligen Erlebnissen

60
Q

Lebenszeitprävalenzen von PTBS:

A

Die Lebenszeitprävalenz einer PTBS nach DSM-IV in der Gesamtbevölkerung liegt in den USA bei 6,8 %. Maercker et al. (2008) berich- ten in einer repräsentativen deutschen Bevölkerungs- stichprobe eine 1-Monats-Prävalenz von 2,3 % für die PTBS nach DSM-IV. In einer neueren Studie derselben Arbeitsgruppe, in der die neuen Störungsdefinitionen nach ICD-11 angewandt wurden, zeigten sich 1-Mo- nats-Prävalenzen von 1,5 % für die PTBS sowie 0,5 % für die kPTBS

61
Q

Verlauf:

A
  • Unmittelbar nach Konfrontation mit einem Trauma oder mehreren Traumata treten bei Betroffenen oft akute Belastungssymptome auf.
  • Eine PTBS kann jedoch erst nach einem Monat (nach DSM-5) bzw. mehreren Wochen (nach ICD-11) diag- nostiziert werden. Dieses Zeitkriterium trägt der Tat- sache Rechnung, dass in den ersten Tagen und Wochen nach einem traumatischen Ereignis bei vielen Betroffe- nen eine spontane Erholung von der posttraumatischen Belastungssymptomatik zu beobachten ist. PTBS-Sym- ptome in der unmittelbaren Folge eines Traumas kön- nen daher auch als normale Reaktion auf das trauma- tische Erlebnis betrachtet werden, d. h., eine PTBS ent- steht nach dieser Sichtweise dann, wenn eine Erholung von der akuten Belastungsreaktion ausbleibt
62
Q

Vier prototypische Verläufe von PTBS:

A

In einem Über- blicksartikel zu Langzeitverläufen nach traumatischen Erlebnissen unterscheiden Bonanno et al. (2011) vier prototypische Verläufe (.Abb.51.2):

  1. Die größte Gruppe von Traumaüberlebenden erweist sich dabei als resilient, d. h., sie zeigt bereits kurz nach dem Ereignis keine oder nur eine geringe Ausprägung an Belastungs- symptomen und behält diese langfristig bei.
  2. Eine wei- tere Gruppe erlebt zunächst starke Symptomatik, je- doch im weiteren Verlauf eine spontane Erholung.
  3. Bei einer dritten Gruppe zeigen sich bereits kurz nach dem Trauma ausgeprägte Belastungssymptome, die sich im weiteren Verlauf chronifizieren.
  4. Schließlich ist bei einer kleinen Gruppe von Traumaüberlebenden ein verzöger- ter Beginn festzustellen, mit zunächst niedriger Sym- ptomausprägung und einem Erstauftreten der vollen PTBS-Symptomatik einige Wochen oder Monate nach dem Ereignis. Eine verspätete Verstärkung der Sympto- matik kann u. a. durch kritische Lebensereignisse aus- gelöst werden, tritt jedoch vergleichsweise selten auf
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Q

Komorbidität und PTBS Prozentzahlen

A
  • Die PTBS zeigt konsistent hohe Komorbiditätsraten mit anderen Störungen. In der Studie von Kessler et al. (1995) hatten 88 % der erwachsenen Männer und 79 % der Frauen mit PTBS mindestens eine komorbide psy- chische Störung.
  • Untersuchungen an Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland zeigten sehr ähnli- che Befunde, hier litten 87,5 % der PTBS-Patienten un- ter mindestens einer weiteren Störung
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Q

Komorbidität und PTBS: häufigsten klomorbiden Störungen

A

Die häufigsten komorbiden Störungen sind da- bei Angststörungen, affektive Störungen und Substanz- missbrauch. Es ist allerdings zu berücksichtigen, dass es bisher wenig gesicherte Erkenntnisse darüber gibt, ob die PTBS oder die komorbiden Störungen die primäre Störungdarstellen. Einerseitsistesmöglich,dassandere Störungen bereits vor der Traumatisierung vorlagen und somit die Vulnerabilität der Betroffenen für eine PTBS er- höhen (z. B. der/die Betroffene hatte einen schweren Un- fall da er/sie trotz Missbrauchs von Substanzen Auto ge- fahren ist). Andererseits ist denkbar, dass die komorbiden Störungen sekundär, also als Komplikation, auftreten können (z. B. der/die Betroffene missbraucht Substanzen, um negative Gefühle oder Erinnerungen an einen trau- matischen Unfall zu unterdrücken). In der epidemiologi- schen Studie von Kessler et al. (1995) zeigte sich, dass ko- morbide affektive Störungen oder Substanzmissbrauch in den meisten Fällen nach der PTBS entstanden waren. Bei etwa 50 % der Betroffenen stellte die PTBS die primäre Störung bei komorbiden Angststörungen dar.

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Q

Risikofaktoren
Die Tatsache, dass traumatische Erlebnisse häufig sind, je- doch nur eine Minderheit der Traumaüberlebenden eine chronische PTBS entwickeln , wirft die Frage auf, welche Faktoren die unterschiedlichen Verläufe nach Traumata und insbesondere die Entstehung und Aufrechterhaltung der PTBS-Symptome erklären kön- nen:

A

In Längsschnittstudien konnten verschiedene Risi- kofaktoren identifiziert werden, u. a. prätraumatische Ri- sikofaktoren (z. B. weibliches Geschlecht, niedriger so- zioökonomischer Status, niedrige Intelligenz, frühere Traumatisierung, frühere psychische Störung), Merkmale des Traumas (z. B. Art, Schwere, Anzahl), die Verarbei- tung während des Traumas (z. B. Angst, Hilflosigkeit, Dissoziation), frühe PTBS-Symptome sowie posttrauma- tische Risikofaktoren (z. B. geringe soziale Unterstützung, psychosoziale Belastungen, Vermeidung, Gedankenunter- drückung, exzessives Grübeln

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Q

Psychologische Störungsmodelle
Emotional-Processing-Theorie

Grundannahme:

A

Die Emotional-Processing-Theorie zur Erklärung der PTBS ist eine Adaptation des einflussreichen Modells selben Namens, das Foa und Kozak (1986) ursprünglich zur Erklärung der the- rapeutischen Wirkung von Expositionsverfahren bei Angststörungen entwickelt hatten. Eine Grundannahme des für PTBS adaptierten Mo- dells ist, dass traumatische Erinnerungen in sog. Furchtstrukturen im Gedächtnis repräsentiert sind, die ein Programm zum Umgang mit Bedrohung darstellen.

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Q

Emotional Processing Theory
Eine solche Furchtstruktur wird als Netzwerk mit fol- genden Elementen beschrieben:

A
  1. Repräsentation von Reizen, die während des Trau- mas anwesend waren, die durch assoziative Lern- prozesse mit
  2. behavioralen und physiologischen Reaktionen (z. B. wegrennen, sich verstecken, Herzklopfen, Schwitzen etc.) verknüpft sind, sowie
  3. die subjektive und emotionale Bedeutung dieser Reiz-Reaktions-Verknüpfungen (z.B. „Ich werde sterben.“).
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Q

Emotional processing Theory
Die Theorie schlägt nun vor, dass sich das Furchtge- dächtnis von Personen mit und ohne PTBS in wichti- gen Merkmalen unterscheidet:

A
  1. Eine pathologische Furchtstruktur ist durch unrea-
    listische Assoziationen zwischen eigentlich harmlo- sen Reizen (z. B. T-Shirt in einer bestimmten Farbe) mit bedrohungsbezogenen Reizen (z. B. Täter), Re- aktionselementen (z. B. Angstreaktionen) und Be- deutungselementen (z. B. Gefahr) gekennzeichnet.
  2. Die Furchtstruktur enthält bei PTBS besonders starke Reaktionselemente, z. B. Angst, physiologi- sche Reaktionen oder Vermeidung.
  3. Die Anzahl der im Netzwerk repräsentierten Stimu- luselemente ist besonders hoch.
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Q

In Erweiterungen ihres Modells (emotional processing theory) postulieren Foa und Kolleginnen zudem, dass ein weiteres Merkmal pathologischer Furchtstrukturen folgendes ist:

A

In Erweiterungen ihres Mo- dells postulieren Foa und Kolleginnen zudem, dass ein weiteres Merkmal pathologischer Furchtstrukturen eine Fragmentierung und Desorganisation der explizi- ten Erinnerung an das Trauma ist und dass sehr rigide prätraumatische Überzeugungen und Schemata die Entstehung einer pathologischen Furchtstruktur und damit einer PTBS begünstigen können (Foa und Riggs 1993). Zudem wird angenommen, dass die Vermei- dung von traumabezogenen Reizen und der Angst zwar kurzfristig zu einem Ausbleiben bzw. einer Linderung
der Angstreaktion führt, langfristig die PTBS jedoch aufrechterhält, da keine Veränderung der Furchtstruk- tur stattfindet.

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Q

Als therapeutische Implikationen leiten die Au- torinnen aus der Emotional-Processing-Theorie zwei notwendige Bedingungen für eine Veränderung der Furchtstruktur ab:

A
  1. die Furchtstruktur muss in der Therapie aktiviert werden, damit
  2. die Integration korrektiver Informationen erfol- gen kann, die inkompatibel mit den Elementen der Furchtstruktur sind
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Q

Emotional processing theory:
Diese inkompatiblen Informationen können dabei ver- schiedene Quellen haben:

A

eine Abnahme der erfahre- nen Angst (Habituation) während einer Konfrontati- onsübung sowie die Abnahme der Angst über Übun- gen und Sitzungen hinweg und die daraus folgende Erkenntnis, dass die Konfrontation mit dem Trauma- reiz nicht die gefürchtete Bedeutung bzw. Konsequenz hatte. Gelingt es, während der Therapie neue Informa- tionen über die Furchtstruktur zu generieren, so kön- nen diese neu gewonnenen Erkenntnisse (z. B. „Ich bin meinen Emotionen nicht ausgeliefert“) und körperli- chen Erfahrungen (z. B. Angst nimmt ab) bezüglich der Reiz-Reaktions-Verbindungen in die Furchtstruk- tur integriert und fälschlicherweise erlernte Reiz-Re- aktions-Verbindungen sowie dysfunktionale Kogniti- onen und Bewertungen im Hinblick auf Traumareize geschwächt werden.

72
Q

Was erkennt die Emotional Processing Theory neben assoziativen Lernaspekten? Für was bildet sie die Grundlage?

A

Die Emotional-Processing-Theorie ist bis heute ei- nes der einflussreichsten Störungsmodelle für Angststö- rungen im Allgemeinen sowie PTBS im Speziellen, da sie neben den assoziativen Lernaspekten (Reiz-Reak- tions-Verbindungen) die Relevanz von kognitiven Pro- zessen in dem Erwerb und der Behandlung von Angst- störungen erkennt. Zudem bildet sie die theoretische Grundlage für die prolongierte Exposition als eine der am besten untersuchten evidenzbasierten Behandlun- gen für die PTBS.

73
Q

Duale Repräsentationstheorie: Wovon geht die Theorie aus?

A

Auch die duale Repräsentationstheorie beschäftigt sich mit den Gedächtnisphänomenen, die der PTBS zugrunde liegen. Die Theorie geht davon aus, dass traumatische Erinnerungen in verschiedenen Gedächtnissystemen gespeichert werden, nämlich zum einen im sog. „verbally accessible memory“ (VAM) und zum anderen im „situationally accessible memory“ (SAM).

74
Q

Duale Repräsentationstheorie: Zugänglichkeit und Abrufbarkeit vom VAM und SAM

A

Der im VAM abgespeicherte narrative „be- wusste“ Teil der Erinnerungen ist intentional abruf- bar, mit anderen autobiografischen Erinnerungen inte- griert und damit für kognitive Bewertungen zugänglich. Der im SAM gespeicherte Teil der Erinnerung hingegen ist nicht bewusst zugänglich, sondern kann durch as- soziierte Traumareize (internal oder external) automa- tisch hervorgerufen werden und tritt daher oft in Form von Flashbacks oder Albträumen auf.

75
Q

Duale Repräsentationstheorie: Was geschieht durch sehr hohe Erregung und Stresszustände, wie sie durch traumatische Erlebnisse ausgelöst werden?

A
  • Sehr hohe Erre- gungs- und Stresszustände, wie sie durch traumatische Erlebnisse ausgelöst werden, hemmen dem Modell zu- folge die Funktion des Hippocampus, welcher ein wich- tige Rolle bei der Verarbeitung und Speicherung von Erinnerungen im VAM-System spielt, und verhindern dadurch eine Encodierung detaillierter und lückenloser Erinnerungen an das Trauma.
  • Hinzu kommt, dass eine eingeschränkte kognitive Kapazität während des Trau- mas zu einer bevorzugten Encodierung des Traumas im SAM führt.
  • Eine exzessive Repräsentation des Traumas im SAM bei geringer Repräsentation im VAM ist damit nach der Theorie für die häufige Auslösung sensorischer und hoch emotionaler SAM-Erinnerungen in Form intrusiven Wiedererlebens verantwortlich.
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Q

Duale Repräsentationstheorie: Was sind Erinnerungen im SAM System im Gegensatz zu Erinnerungen aus dem VAM System?

A

In ei- ner überarbeiteten Version der Theorie (Brewin et al. 2010) erklären die Autoren weiter, dass Erinnerungen im SAM-System (nun: S-rep für „sensory-bound me- mory representation“) im Gegensatz zu Erinnerun- gen im VAM-System (nun C-rep für „contextual me- mory representation“) nicht kontextualisiert sind, d. h., sie umfassen keine Information über Ort oder Zeit und führen daher bei Aktivierung zu einem sensorischen Wiedererleben im Hier und Jetzt (z. B. Intrusionen).

77
Q

Duale Repräsentationstheorie: Was soll die Zusammenführung von S rep und C rep zu einer ganzheitlichen Traumaerinnerung ermöglichen?

A

Ein intentionales Hervorrufen der S-rep im Rahmen traumafokussierter Therapie soll folglich eine Integra- tion von fehlenden bzw. neuen Erinnerungselementen befördern (Kontextualisierung) und so eine Zusammen- führung von S-rep und C-rep zu einer ganzheitlichen Traumaerinnerung ermöglichen.

78
Q

Kognitives Modell nach Ehlers und Clark: Was steht im Zentrum des Modells?

A

Im Zentrum des kognitiven Modells der PTBS nach Ehlers und Clark (2000) steht die Beobachtung, dass Traumaüberlebende mit PTBS eine aktuelle Bedrohung wahrnehmen, obwohl das Trauma bereits in der Ver- gangenheit liegt und bereits abgeschlossen ist.

79
Q

Kognitives Modell nach Ehlers und Clark: Dieses Gefühl der aktuellen Bedrohung und die nach Ansicht des Modells daraus resultierenden PTBS-Symptome haben nach Ehlers und Clark zwei zentrale Quellen:

A
  1. Zum einen postulieren die Autoren, dass sich die Be- wertung des traumatischen Ereignisses und seiner Kon- sequenzen zwischen Personen mit und ohne PTBS un- terscheidet. Der genaue Inhalt dieser Bewertungen ist idiosynkratisch und kann sich auf das traumatische Er- eignis selbst (z. B. „Das Trauma zeigt, dass ich nieman- dem vertrauen kann.“), das eigene Erleben und Verhal- ten während des Traumas (z. B. „Meine Reaktion wäh- rend des Traumas zeigt, dass ich ein schlechter Mensch bin.“), oder Folgen des Traumas beziehen (z. B. „Die Intrusionen bedeuten, dass ich verrückt werde.“; „Mein Leben ist für immer zerstört.“). Gemeinsames Merk- mal dieser Bewertungen bei Personen mit PTBS ist nach Annahme des Modells jedoch, dass sie die Wahr- nehmung einer aktuellen Bedrohung verstärken.
  2. Zweitens gehen Ehlers und Clark (2000) davon aus, dass das Gefühl der aktuellen Bedrohung sowie das in- trusive Wiedererleben auf Besonderheiten des Trau- magedächtnisses zurückgehen. Dazu machen Sie eine Reihe spezifischer Annahmen. So postulieren sie, dass die Entwicklung einer PTBS dann wahrscheinlich ist, wenn während des Traumas eine starke Encodierung perzeptueller Informationen bei gleichzeitig schwa- cher Encodierung kontextueller bzw. bedeutungshal- tiger Informationen stattfindet. Die Autoren sprechen hier auch von der Dominanz einer datengeleiteten ge- genüber einer konzeptuellen Verarbeitung. Darüber hinaus soll eine redu- zierte selbstbezogene Verarbeitung während des Trau- mas verhindern, dass das Ereignis in den Kontext auto- biografischer Erinnerungen eingebettet wird.
80
Q

Kognitives Modell: Als Folge dieser peritraumatischen Prozesse unterscheidet sich in der Folge nach Ehlers und Clark dann auch die konsolidierte Erinnerung an das Trauma in zwei we- sentlichen Aspekten von Traumaerinnerungen bei Personen ohne PTBS:

A
  1. Zum einen dominieren auch hier perzeptuelle Inhalte sowie ursprüngliche Bewertun- gen, die während des Traumas vorlagen,
  2. zum anderen fehlt der Traumaerinnerung der autobiografische Kon- text, d. h., sie ist nur unzureichend mit anderen auto- biografischen Erinnerungen verbunden.
81
Q

Kognitives Modell: Erklärung des Modells intrusiver Erinnerungen

A

Die häufige Auslösung intrusiver Erinnerung durch eine Vielzahl an Hinweisreizen erklärt das Modell darüber hinaus durch ein starkes perzeptuelles Priming (eine Form des im- pliziten Gedächtnisses) für traumabezogene Reize, was die Wahrnehmungsschwelle für diese Reize senkt, sowie durch besonders starke konditionierte Verbindungen zwischen neutralen Reizen mit dem Inhalt des Traumas.

82
Q

Worauf legt das kognitive Modell einen besonderen Schwerpunkt? Was schlagen Ehlers und Clark dazu vor?

A

Das kognitive Modell legt einen besonderen Schwerpunkt darauf zu erklären, welche Faktoren zur Aufrechterhaltung von posttraumatischen Belastungs- symptomen auch über die akute Phase hinaus und schließlich zur Entwicklung einer chronischen PTBS beitragen. Dazu schlagen Ehlers und Clark (2000) vor, dass Personen, die unter einer PTBS leiden und eine starke aktuelle Bedrohung wahrnehmen, verschiedene kognitive und/oder behaviorale Strategien einsetzen, um die Symptome und die wahrgenommene Bedro- hung zu kontrollieren.

83
Q

Kognitives Modell: Wozu führen diese Strategien. die PatientInnen einsetzen?

A

Diese Strategien können zwar unter Umständen kurzfristig wirksam sein, führen je- doch langfristig zur Aufrechterhaltung der PTBS, da sie eine Veränderung der traumabezogenen Bewertun- gen sowie eine Aktualisierung und Verarbeitung der Traumaerinnerung verhindern und teilweise paradoxer- weise sogar direkt Symptome verstärken. Beispiele sind Gedankenunterdrückung, exzessives Grübeln, Vermei- dungs- und Sicherheitsverhalten sowie problematischer Substanzkonsum. Zudem tragen nach Ehlers und Clark (2000) auch Veränderungen der Informationsverarbei- tung zur Aufrechterhaltung der Störung bei

84
Q

Psychobiologische Erklärungsansätze: Psychobiologische Modelle der PTBS gehen davon aus, dass

A

Psychobiologische Modelle der PTBS gehen davon aus, dass eine der PTBS zugrunde liegende chronisch persis- tierende Stressreaktion für psychobiologische und neu- rofunktionale Veränderungen im Gehirn verantwort- lich ist. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Hy- pothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HHNA) und verschiedene Gehirnareale, die mit Emotionsverar- beitung assoziiert sind (z. B. präfrontale Gebiete, Hip- pocampus und Amygdala).

85
Q

Psychophysiologie und PTBS:

A

Als Indikatoren für eine langfris- tige Stressreaktion wurden eine Anzahl psychophysio- logischer Veränderungen bei PTBS-Patienten identi- fiziert. Dazu zählen ein erhöhtes autonomes Arousal im Ruhezustand (Herzrate und Blutdruck), verringerte Herzratenvariabilität und abnorme Schreckreaktionen auf auditive Reize (Morris et al. 2016) sowie ein gestei- gertes Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten (Bosca- rino 2008). Es sollte allerdings erwähnt werden, dass einige dieser Symptome nicht spezifisch für die PTBS sind, sondern auch bei anderen Störungsbildern, vor allem den Angststörungen, in unterschiedlichen Aus- prägungen zu finden sind

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Q

Endokrinologie und PTBS:

A

Die HHNA gilt als zentrales Regelsys- tem bei der Entstehung und Aufrechterhaltung einer PTBS. Eine normale Aktivierung der HHNA bewirkt die Ausschüttung von Glukokortikoiden (z. B. Kortisol) durch die Nebennierenrinde sowie die Sekretion wei- terer Hormone in Hypothalamus und Hypophyse. Ein Zusammenspiel der ausgeschütteten Hormone bewirkt unter gewöhnlichen Umständen die Hemmung weite- rer Stressreaktionen. Bei lang anhaltendem Stress kann die erhöhte Ausschüttung von Glukokortikoiden jedoch zu Veränderungen im Gehirn führen (Regenbogen und Pauly 2013). So führt die initial vermehrte Ausschüt- tung von Glukokortikoiden langfristig zu einer chroni- schen Adaption der HHNA, welche sich u. a. durch eine niedrige basale Kortisolkonzentration sowie eine erhöhte Feedbacksensitivität bei PTBS-Patienten äußert (Mor- ris et al. 2016). Allerdings gibt es auch abweichende Be- funde, was die Suche nach Moderatoren dieses Zusam- menhangs bedeutsam macht. So fanden Morris et al. (2016) eine negative Korrelation zwischen Kortisolspiegel und PTBS-Symptomen bei Probanden über 30 Jahren, jedoch eine positive Assoziation bei jüngeren Probanden.

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Q

Im Rahmen der Stressregulation wird der HH- NA-Aktivität eine wichtige Rolle in der Gedächtnisver- arbeitung eines traumatischen Ereignisses zugeschrieben:

A

Da Glukokortikoidrezeptoren im Hippocampus (d. h. ei- ner subkortikalen Hirnregion, die für komplexe Lernpro- zesse, inklusive der kontextuellen Verarbeitung von Erin- nerungen, verantwortlich ist) eine besonders hohe Dichte aufweisen, können abnorme Glukokorti- koidspiegel zu Dysfunktionen in der Gedächtnisverarbei- tung führen.

88
Q

Neurofunktionelle Befunde bei PTBS:

A
  • Neben stressbedingten Ver- änderungen im Hormonhaushalt ist die PTBS durch eine Dysfunktion spezifischer Gehirnregionen und neu- ronaler Netzwerke charakterisiert.
  • Vor allem das lim- bische System, welches eine Anzahl subkortikaler Strukturen enthält, die maßgeblich an (emotionalen) Gedächtnisprozessen und der Verarbeitung von Emo- tionen beteiligt sind (wie z. B. der Hippocampus und die Amygdala), ist von funktionalen Abweichungen im Sinne einer Hyperaktivierung betroffen
  • Kortikale Areale, wie z. B. der mediale präfrontale Kortex, zeigen bei PTBS-Patien- ten demgegenüber eine Hypoaktivierung. Da diese Hirnregionen stark mit Vermeidungs- verhalten und verändertem Inhibitionsverhalten ver- bunden sind, kann eine fehlerhafte Verschaltung von mit Emotionen und Gedächtnis assoziierten subkor- tikalen Arealen mit präfrontalen kortikalen Arealen möglicherweise Probleme in der Emotionsverarbei- tung (z.B. Inhibition, Kontrolle, Extinktionslernen) bei PTBS Patienten erklären.
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Neuromorphologie bei PTBS:

A
  • Abgesehen von funktionalen Ab- weichungen zeigen einige Hirnregionen außerdem ana- tomische Veränderungen. So weisen Traumatisierte ein reduziertes Hippocampusvolumen, eine Verminderung der weißen Substanz in frontalen Bereichen und ein verringertes Amygdalavolumen auf.
  • Zusammen- fassend lässt sich eine Volumenreduktion in Gedächt- nis- und emotionsassoziierten Arealen bei PTBS Pa- tienten beobachten. Die observierten Veränderun- gen sind allerdings nicht unbedingt diagnosespezifisch und werden durch eine Vielzahl anderer Faktoren be- einflusst (z. B. Alter, Geschlecht, Medikation, Schwere der PTBS
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Im Zentrum der aktuell dominierenden Störungsmo- delle zur Erklärung der PTBS stehen…..

A

Im Zentrum der aktuell dominierenden Störungsmo- delle zur Erklärung der PTBS stehen zum einen kog- nitive Faktoren sowie zum anderen psychobiologische Merkmale . Dar- über hinaus spielen jedoch soziale und gesellschaftliche Faktoren (z. B. soziale Unterstützung, gesellschaftliche Akzeptanz) eine zentrale Rolle. Auch Probleme der Emotionsregulation wer- den zunehmend als ein relevanter Faktor für die Ent- stehung und Aufrechterhaltung identifiziert