Rahmenmodelle und Paradigmen in der Klinischen Psychologie – „Selbstverständnisse“ (Teil 2) Flashcards

1
Q

Das psychodynamische Paradigma
Grundgedanke und Beispiel:

A

—>Grundgedanke:
psychische Störungen werden durch unbewältigte und unbewusste Konflikte in der (frühen) Kindheit verursacht
—> Beispiel:
der Ansatz von Sigmund Freud (viele andere, auch aktuellere z.B. Otto Kernberg)

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2
Q

Das psychodynamische Paradigma
Fünf zentrale Punkte
(nach Freud, ohne Berücksichtigung verschiedener (Weiter-)Entwicklungen seiner Theorien oder aktuelleren Theorien)

A
  1. Psychische Störungen entstehen dadurch, dass betroffene Personen aktuelle Lebenssituationen mit unbewältigten Konfliktsituationen aus der Kindheit „verwechseln“
  2. Verwechslung wird ermöglicht durch die Verdrängung der Konflikte in das Unbewusste
  3. Ausgangskonflikte entstehen, wenn eigene Triebimpulse des Kindes mit Beschränkungen in Konflikt geraten à erzeugt Angst
  4. Angst wird zum Motor für Abwehrmechanismen
  5. Spezifitätsfrage: die Art der Störung hängt davon ab, in welcher Entwicklungsphase die unbewältigten Konflikte auftreten (je früher, desto gravierender)
    —>Triebsteuerung!
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3
Q

Das psychodymanische Paradigma
Schon frühzeitige Veränderungen in der (ersten und allen weiteren) Theoriebildung
z.B.

A
  • Alfred Adler begründete die Individualpsychologie und ist bekannt für seine Darstellung des Minderwertigkeits- komplexes
  • Ablehnung der Triebtheorie, der Umwelt und dem Ich werden größere Bedeutung beigemessen
    Fazit:
    Sehr heterogene theoretische Ansätze, die sich alle aus der ursprünglichen Theorie von S. Freud (oder in Abgrenzung entwickelten)
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4
Q

Das psychodymanische Paradigma
Der Konflikt und zentrale Annahme, dass

A

…innerpsychischer Kräfte motiviert Verhalten!

—> Psycho-dynamik
—> Zentrale Annahme, die bis heute Bestand hat (und auch im sogenannten „Konfliktmodell“ der
psychodynamischen Psychotherapie sich wieder findet —> Vgl. Seminar Störungsmodelle)
—> Jede Handlung hat eine Ursache und einen Zweck
‒ Aufdeckung von Ursache und Zweck durch die Analyse von Gedankenassoziationen, Träumen, Fehlern (wie z.B. Fehlleistungen) oder Verhaltenshinweisen

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5
Q

Das humanistische Paradigma

Grundgedanke und Beispiel

A

—>Grundgedanke:
psychische Störungen durch Behinderung der einzigartigen menschliche Tendenz zur Selbstverwirklichungàbesondere Gefährdung durch unrealistische / starre Selbstkonzepte

—>Beispiel: der Ansatz von Carl Rogers
(aber auch hier, viele weitere, die sich auch als „humanistisch“ betrachten)

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6
Q

Das humanistische Paradigma: drei zentrale punkte nach rogers

A
  1. JederMenschkonstruiertsichseineWelt/Wirklichkeit àpersönliche Sinn- und Bedeutungszuschreibungen wichtiger als äußere Gegebenheiten
    —> Menschen entscheiden selber, wie sie sich in ihrer Umwelt verhalten und welche Erfahrungen sie zulassen
  2. UmeinenanderenMenschenzuverstehen:sichindie subjektive Wahrnehmung in Gänze einfühlen/eindenkenà „innerer Bezugsrahmen“
  3. Zentraler Fokus: das Verhältnis zwischen „Organismus-Erfahrungen“ (angenehm, unangenehm) und dem Selbstkonzept (von Bezugspersonen geprägte Auffassung darüber, wie „ich wirklich bin“)
    —> bei Diskrepanz (=„Inkongruenz“) Auslösung von Angst, Spannung —> führt zu einer verstärkten der Verzerrung/Verleugnung der Wahrnehmung, um ein Bild, dass jemand von sich hat, aufrecht erhalten zu können
    —> Selbststeuerung!
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7
Q

Das humanistische Paradigma: Fazit

A

viele verschiedene Erklärungsansätze innerhalb des humanistischen Paradigmas (z.B. Gestaltpsychologie, Existentialismus), unklar, inwieweit sie von einer gemeinsamen Basistheorie abstammen, sehen sich selbst ähnlich heterogen wie die (Theorien in den anderen) Paradigmen

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8
Q

Das behavioristische Paradigma: Grundgedanke und Beispiel

A

—> Grundgedanke:
(abnormales) Verhalten wird erlernt – Beschäftigung mit den Gesetzmäßigkeiten, nach denen einen Mensch lernt, auf bestimmte Umweltreize (Stimuli) mit bestimmten Verhaltensweisen (Response) zu reagieren

—> Beispiel: der Ansatz von Watson, Skinner, Wolpe

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9
Q

Das behavioristische Paradigma: vier zentrale punkte

A
  1. Psychische Störungen entstehen dadurch, dass fehlangepasstes Verhalten erlernt wird. Dabei finden dieselben (Lern-)Prinzipien Anwendung wie bei nicht betroffenen Personen
  2. a) ein Mensch lernt, auf bestimmte Umweltreize (Stimuli)mit bestimmten Verhaltensweisen (Response) zu reagieren und
    b) problematische Formen des Verhaltens und Erlebens werden verstärkt und/oder nicht problematische („normale“) Formen des Verhaltens und Erlebens werden nicht verstärkt (gelöscht o. bestraft)
  3. Abweichendes Verhalten als Lebensprobleme, die mittels Anwendung von Verhaltens- und Lernprinzipien verändert werden können
  4. Konzentration auf „beobachtbares“ Verhalten und regelhafte „Wenn-dann Zusammenhänge“
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10
Q

Klassische Konditionierung
(S-R Lernen) erweitert um

A

a) Das Phänomen der Generalisierung
b) Konditionierung höherer Ordnung
c) Sensible Entwicklungsphasen
d) Unterschiedliche Konditionierbarkeit
e) Preparedness

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11
Q

Operante Konditionierung
R-K Lernen erweitert um
Erweiterungen:

A

a) Intermittierende Verstärkung
b) Relativität von Verstärkern
c) Emotionen als (innere) Verhaltensweisen
d) Modelllernen

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12
Q

Das behavioristische Paradigma: Fazit

A

Fazit:
psychologische Grundlagentheorie (experimentelle Lerntheorie) wird auf psychische Störungen angewandt – Weiterentwicklung und Erweiterung des Ansatzes um viele weitere Methoden bis heute

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13
Q

Das kognitive Paradigma: Grundgedanke und Beispiel

A

—> Grundgedanke:
psychische Störungen entstehen durch ungünstige
kognitive Vermittlungsprozesse zwischen Umweltreizen und Verhalten
—> Beispiel:
der Ansatz von Aaron Tim Beck oder Albert Ellis

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14
Q

Das kognitive Paradigma: Vier zentrale Punkte

A
  1. Psychische Störungen entstehen dadurch, dass betroffene Personen Reize (selektiv) wahrnehmen und ungünstig bewerten
    Zwischen dem S und R des behavioristischen Ansatzes befindet sich noch die „Kognition“ = kognitive Vorgänge (wie Aufmerksamkeit-, Wahrnehmung-,
    Gedächtnisprozesse – innere Vorgänge) S à (Kognition) à R
  2. Menschen konstruieren sich dadurch ihre Realität und die subjektive Bedeutung
  3. Ein Hauptziel ist die Analyse ungünstiger kognitiver (Vermittlungs-) prozesse (allerdings: unterschiedliche Vertreter*innen nutzen sehr unterschiedliche Begriffe und Konstrukte …manchmal verwirrend)
  4. Veränderung von Selbstgesprächen (Selbstverbalisationen, inneren Monologen)
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15
Q

Das kognitive Paradigma: Beispiel Albert Ellis

A

—>„irrational beliefs“ (psychische Störungen werden durch im Grunde völlig irrationale Überzeugungen verursacht)
—>Irrational, wenn sie auf einer „Muss-Ideologie“ beruhen
—>Werden im Rahmen der Sozialisation erworben und sind nicht immer gleich ersichtlichàHerausfilterung im Rahmen von Analysen der Selbstgespräche
—> Beispiele:
1. es ist absolut notwendig, von praktisch jeder anderen Person in
meinem Umfeld geliebt und anerkannt zu werden
2. ich bin (nur dann) wertvoll, wenn andere mich in jeder Hinsicht als kompetent, tüchtig und leistungsfähig halten
3. Es ist leichter, bestimmten Schwierigkeiten auszuweichen, als sich ihnen zu stellen.

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16
Q

Andere kognitive Konzepte mit klinischer Relevanz

A
  • Kognitive Triade
  • Erwartungen
  • Attributionen
    Kognitive Situationsbewältigung (Stressmanagement) –> Selbstmanagement
17
Q

kognitives Paradigma: Fazit

A

entstanden aus der Beschränkung des behavioristischen Paradigmas, nicht- beobachtbare Prozesse (Wahrnehmung und Bewertung) seien entscheidend dafür, wie sich Menschen fühlen und verhalten

18
Q

Das interpersonelle Paradigma: Grundgedanke, Beispiel und Fazit

A

—>Grundgedanke:
psychische Störungen verkörpern gestörte Kommunikationsabläufe in sozialen Interaktionssystemen
—> Beispiel:
der Ansatz Paul Watzlawick
—>Fazit:
erstmalig Wechselseitigkeit (statt Einseitigkeit) betont, bleibt bis heute besonders darin

19
Q

Das unterpersonelle Paradigma: vier zentrale Punkte

A
  1. Nicht der einzelne Mensch, sondern sein (ganzes) soziales System wird untersucht
  2. Funktionen psychischer Störungen in sozialen Interaktionssystemen („Index-Patient“)àdas (abnormale) Verhalten sagt weniger über denjenigen etwas aus, der es zeigt, sondern über dass soziale System, in dem er lebt
  3. „zirkuläre Kausalität“ (wechselseitige Beziehungen zwischen Verhaltensweisen von Individuen in sozialen Systemen)
  4. Selbstorganisation (Beziehungssysteme sind über die Zirkularität in der Lage, sich selbst zu organisieren, von innen!)
20
Q

Das biologische Paradigma: Grundgedanke und Klassische Annahme

A

—> Ursprünglicher Grundgedanke:
das menschliche Erleben und Verhalten ist eng mit körperlichen (= biologischen) Vorgängen verknüpft
—> Klassische Annahme: Biologische Vorgänge führen zu psychischen Störungen (aber: psychische Vorgänge führen zu körperlichen Störungen)
—> Biopsychologisches Paradigma (das Zusammenwirken von biologischen und psychologischen Vorgängen führt zu psychischen (oder körperlichen) Störungen

21
Q

Zur Erinnerung: die “Macht“ des Paradigmas
Auswahl der „richtigen“ (Forschungs-)Methoden

A

—> Psychophysiologische MethodenErhebung von Parametern des vegetativen Nervensystems
‒ Herzrate, Blutdruck, Hautleitfähigkeit, EKG, EDA und des motorischen Systems
‒ Muskelanspannung, Tremor; EMG
—> Neurophysiologische Methoden
Erhebung von Parametern des zentralen Nervensystems
‒ EEG, CT, PET, NMR
—> Biochemische Methoden
Registrierung von Variablen des endokrinen Systems
‒ Kortikosteroide, Katecholamin