VL3 Affektive Störungen 1: Depression Flashcards

(45 cards)

1
Q

Welche drei Hauptformen affektiver Störungen nennt die ICD-10?

A

Depressive Episode (F32), rezidivierende depressive Störung (F33), bipolare affektive Störung (F31).

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2
Q

Was sind die drei Kernsymptome einer Depression laut ICD-10?

A

Depressive Stimmung

Interessenverlust/Freudlosigkeit (Anhedonie)

Verminderter Antrieb oder gesteigerte Ermüdbarkeit

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3
Q

Nenne mindestens vier Zusatzsymptome einer Depression laut ICD-10.

A

Verlust des Selbstwertgefühls

Konzentrationsstörungen

Schuldgefühle

Schlafstörungen

Appetitveränderungen

Suizidgedanken/-handlungen

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4
Q

Wie wird die Schwere einer depressiven Episode nach ICD-10 eingeteilt?

A

Leicht: 2 Kernsymptome + 2 Zusatzsymptome

Mittel: 2 Kernsymptome + 3 Zusatzsymptome

Schwer: 3 Kernsymptome + 4 Zusatzsymptome

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5
Q

Wie hoch ist die Lebenszeitprävalenz von Depressionen weltweit?

A

Ca. 20 %. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer (25 % vs. 12 %).

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6
Q

Was sind typische Komorbiditäten bei Depression?

A

Angststörungen (50–60 %)

Körperliche Erkrankungen (60–70 %)

Alkohol-/Drogenmissbrauch (20–30 %)

Persönlichkeitsstörungen (30–40 %)

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7
Q

Was ist laut DSM-5 ein zentrales Diagnosekriterium einer Major Depression?

A

Mindestens 5 Symptome über mindestens 2 Wochen, davon eines entweder depressive Verstimmung oder Interessenverlust.

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8
Q

Was bedeutet „Remission“ bei Depression?

A

Klinische Gesundung mit weitgehendem oder vollständigem Rückgang der Symptome (MADRS ≤10 oder HAM-D17 ≤7).

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9
Q

Was beschreibt Seligmans Modell der erlernten Hilflosigkeit?

A

Depression entsteht durch die Erfahrung, dass eigenes Verhalten keine Auswirkung auf aversive Ereignisse hat → Gefühl von Kontrollverlust → Resignation.

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10
Q

Was besagt die kognitive Theorie von Aaron T. Beck zur Depression?

A

Negative Triade (negatives Selbstbild, Weltsicht, Zukunftsperspektive), kognitive Verzerrungen und negative Schemata führen zur Depression.

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11
Q

Welche vier Bedingungstypen nennt Margraf zur Erklärung der Depression?

A

Anfälligkeit / Prädisposition

Auslösende Bedingungen

Aufrechterhaltende Bedingungen

Schutz- und gesundheitsfördernde Faktoren

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12
Q

Nenne drei psychologische Schutzfaktoren gegen Depression.

A

Intaktes soziales Netz

Positive Kindheitserfahrungen

Lebensstilfaktoren (z. B. Bewegung, Stressbewältigung)

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13
Q

Nenne drei Risikofaktoren für Depression.

A

Weibliches Geschlecht

Niedriger sozioökonomischer Status

Chronische körperliche Erkrankung

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14
Q

Was beschreibt Lewinsohns behaviorales Modell der Depression?

A

Depression entsteht durch einen Verlust positiver Verstärkung und geringe Aktivität, die zu weniger belohnenden Erfahrungen führen.

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15
Q

Was sind Becks „kognitive Verzerrungen“ bei Depression? (nennen Sie 3)

A

Katastrophisieren

Personalisieren

Dichotomes Denken (Schwarz-Weiß-Denken)

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16
Q

Was ist die Monoaminmangelhypothese?

A

Sie vermutet, dass Depression durch Mangel an Neurotransmittern wie Serotonin, Noradrenalin oder Dopamin im synaptischen Spalt verursacht wird.

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17
Q

Was spricht gegen die Monoaminmangelhypothese?

A

Kein konsistenter Nachweis eines Mangels bei allen Patienten

Antidepressiva erhöhen zwar schnell die Monoamine, wirken aber verzögert

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18
Q

Welche Rolle spielt die HHN-Achse bei Depression?

A

Chronisch erhöhte Cortisolspiegel → gestörte Emotionsregulation, beeinträchtigte Amygdala-Inhibition → depressive Symptome

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19
Q

Was ist die Neuroplastizitätshypothese der Depression?

A

Depression ist mit reduzierter Neuroplastizität assoziiert, v. a. im Hippocampus; erfolgreiche Therapien fördern die Neurogenese/Plastizität.

20
Q

Was zeigt Seligmans Tiermodell zur erlernten Hilflosigkeit?

A

Hunde, die unkontrollierbare Schocks erleben, lernen kaum noch, diese durch eigenes Verhalten zu vermeiden → analog depressive Passivität beim Menschen.

21
Q

Welche Schutzfaktoren wirken präventiv gegen Depression?

A

Intaktes soziales Netz

Positive Beziehungen

Gute körperliche Gesundheit

Autonomie und Mobilität

Kein finanzieller Stress

Höherer Bildungsgrad

Zuwendung in der Kindheit

Gesunder Lebensstil (z. B. Bewegung, Ernährung)

Psychologische Ressourcen (z. B. Eigenverantwortung, Motivation)

Zugang zu Gesundheits-, Bildungs- und Sozialeinrichtungen

22
Q

Welche Risikofaktoren (pathogene Faktoren) erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Depression?

A

Weibliches Geschlecht

Adoleszenz als Erstmanifestation

Ledig, geschieden oder verwitwet

Niedriger sozioökonomischer Status

Belastende Lebensereignisse

Geringer Bildungsstand

Leben in der Stadt

Chronische körperliche Erkrankungen (z. B. Krebs, Diabetes, Schlaganfall)

23
Q

Welche kognitiven Verzerrungen beschreibt Aaron T. Beck im Rahmen seiner Depressions-Theorie?

A

Willkürliche Schlussfolgerungen

Selektive Abstraktion

Übergeneralisierung

Magnifizierung oder Minimierung

Übertriebenes Verantwortungsgefühl

Personalisierung

Katastrophisieren

Dichotomes (absolutes) Denken

24
Q

Welche 9 Symptome listet das DSM-5 zur Diagnose einer Major Depression? (Mind. 5 erforderlich, eines davon Symptom 1 oder 2)

A

Depressive Verstimmung

Deutlich vermindertes Interesse oder Freude

Signifikanter Gewichtsverlust oder -zunahme / Appetitveränderung

Insomnie oder Hypersomnie

Psychomotorische Unruhe oder Verlangsamung

Müdigkeit oder Energieverlust

Gefühle von Wertlosigkeit oder Schuld

Konzentrations-/Entscheidungsprobleme

Suizidgedanken, -versuch oder -planung

25
Welche Verlaufskriterien sind zentral bei depressiven Störungen?
Ansprechen (Response): Symptomrückgang um ca. 50 % Remission: Symptome weitgehend verschwunden, z. B. MADRS ≤ 10 Rückfall: Wiederauftreten innerhalb von 4–6 Monaten nach Ansprechen Rezidiv: Neue Episode nach einer Remission Chronifizierung: Symptome bestehen > 2 Jahre ohne vollständige Remission
26
Wie ist die Prognose bei Depression bzgl. zukünftiger Episoden?
Nach 1. Episode: 50–60 % Wahrscheinlichkeit für 2. Episode Nach 2 Episoden: 70 % Risiko für 3. Episode Nach 3 Episoden: 90 % Risiko für 4. Episode 5–10 % entwickeln manische Episode (innerhalb von 6–10 Jahren)
27
Welche biologischen Modelle zur Depression werden unterschieden?
Genetische Modelle: Zwillingsstudien, polygenetische Übertragung Monoaminmangel-Hypothese: Serotonin-, Dopamin-, Noradrenalinmangel HHN-Achse-Dysregulation: Chronisch erhöhte Cortisolwerte Neuroplastizitäts-Hypothese: Verminderte Plastizität, v. a. im Hippocampus Neurobiologische Marker: z. B. Überaktivität im Cg25 (subgenualer PFC)
28
Welche neurobiologischen Befunde stützen die Neuroplastizitäts-Hypothese?
Stress mindert Dendritenverzweigung im Hippocampus Antidepressiva, Psychotherapie, EKT, TMS fördern Neurogenese Reduziertes Hippocampusvolumen bei Depressiven Volumenzunahme nach erfolgreicher Therapie
29
Welche Fragen sind diagnostisch hilfreich bei Verdacht auf Depression?
Haben Sie Schlafstörungen? Können Sie sich noch über etwas freuen? Fühlen Sie sich antriebslos oder müde? Interessieren Sie sich noch für gewohnte Dinge? Haben Sie Appetitverlust oder Gewicht verloren? Grübeln Sie viel? Haben Sie Gedanken, dass das Leben sinnlos ist? Haben sich Probleme in der Sexualität entwickelt?
30
Welche Items enthält das Beck-Depressionsinventar (BDI)? (Beispiele)
Suizidgedanken (von „kein Gedanke“ bis „würde es tun“) Arbeitsfähigkeit (von „wie früher“ bis „unfähig“) Libidoverlust (von „unverändert“ bis „völliger Verlust“)
31
Welche Störungen müssen differentialdiagnostisch von einer Depression abgegrenzt werden?
Bipolare und schizoaffektive Störungen Normale Trauerreaktionen Depressive Syndrome infolge körperlicher Erkrankungen (z. B. Schilddrüsenunterfunktion) Substanzinduzierte depressive Störungen (z. B. durch Alkohol, Medikamente)
32
Welche Formen depressiver Störungen unterscheidet die S3-Leitlinie?
Major Depression Persistierende depressive Störung (Dysthymie) Prämenstruelle dysphorische Störung (PMDD) Disruptive Affektregulationsstörung Substanz-/Medikamenteninduzierte depressive Störung Depression infolge medizinischer Erkrankung Andere näher bezeichnete depressive Störung Nicht näher bezeichnete depressive Störung
33
Was ist eine Dysthymie (F34.1)?
Eine chronisch verlaufende, meist milde depressive Störung mit Symptomen über mindestens 2 Jahre, die oft weniger intensiv, aber anhaltender ist als eine Major Depression.
34
Was ist eine prämenstruelle dysphorische Störung (PMDD)?
Eine zyklusabhängige depressive Störung mit affektiven Symptomen in der Lutealphase, die zu deutlichen Beeinträchtigungen führt. Sie ist im DSM-5 aufgeführt, aber nicht im ICD-10.
35
Welche therapeutischen Ansätze werden bei Depression empfohlen?
Psychotherapie: Kognitive Verhaltenstherapie, interpersonelle Therapie, psychodynamische Verfahren Pharmakotherapie: Antidepressiva (SSRI, SNRI, trizyklische Antidepressiva etc.) Kombinationsbehandlung (bei moderaten bis schweren Verläufen) Weitere Verfahren: EKT, rTMS, Lichttherapie, Bewegungstherapie, Achtsamkeit, Online-Therapien
36
Wann ist eine medikamentöse Behandlung besonders indiziert?
Mittelgradige bis schwere Depression Suizidalität Chronische oder rezidivierende Verläufe Unzureichendes Ansprechen auf Psychotherapie alleine
37
Welche Merkmale sprechen für eine gute Prognose bei Depression?
Leichte Episoden Später Krankheitsbeginn Vollständige Remission zwischen Episoden Stabile familiäre Beziehungen Gute psychosoziale Anpassung Keine Komorbiditäten
38
Welche psychologischen Konstrukte werden zur Erklärung von Depression herangezogen?
Verstärkerverlust (behaviorales Modell) Dysfunktionale Kognitionen (kognitive Modelle, z. B. Beck) Erlernte Hilflosigkeit (Seligman)
39
Welche genetischen Hinweise gibt es zur Depression?
Zwillingsstudien: MZ-Konkordanzrate ca. 50 % DZ-Konkordanzrate 10–25 % → genetische Mitverursachung wahrscheinlich, aber kein einfacher Erbgang
40
Welche biologischen Auffälligkeiten sind bei Depression beobachtbar?
Dysregulation von Neurotransmittern (Noradrenalin, Serotonin, Dopamin) Neuroendokrine Veränderungen (z. B. Cortisol über HPA-Achse) Abnorme Schlafmuster (z. B. REM-Latenz verkürzt) Störungen des circadianen Rhythmus
41
Welche psychosozialen Auslöser sind für depressive Episoden besonders relevant?
Daily Hassles (Alltagsbelastungen) Kritische Lebensereignisse (z. B. Verlust) Nichterreichen zentraler Lebensziele (z. B. Familie, Beruf) Aktivitätsmangel, Unterforderung
42
Welche seltenen, aber möglichen Stressoren werden ebenfalls genannt?
Umweltkatastrophen Chronische Umweltstressoren (z. B. Armut, Migration)
43
Wovon hängt die Wirkung von Stressoren laut Stressmodell (Folkman & Lazarus, 1986) ab?
Subjektive Bewertung: Wichtigkeit Intensität & Dauer Kontrollierbarkeit Vorhersagbarkeit Bewältigungsfertigkeiten
44
Was ist „social support“ und welche Bedeutung hat er bei Depression?
„Social support“ = Wissen, versorgt und geschätzt zu werden; Teil eines stabilen Netzwerks zu sein. Fehlender social support → schlechtere Langzeitprognose bei Depression
45
Was erklärt das Vulnerabilitäts-Stress-Modell bei Depression?
Psychische Störungen entstehen, wenn individuelle Vulnerabilitäten (z. B. genetisch, kognitiv) mit äußeren Belastungen (Stressoren) zusammentreffen → überschreiten Belastungstoleranz → Symptomauslösung