VL4 Affektive Störungen II: Bipolare Störungen Flashcards
(33 cards)
Welche Störungen zählen laut DSM-5 zu den bipolaren und verwandten Störungen?
Bipolar-I-Störung
Bipolar-II-Störung
Zyklothyme Störung
Substanz-/Medikamenteninduzierte bipolare Störung
Bipolare Störung aufgrund eines medizinischen Krankheitsfaktors
Andere näher bezeichnete / nicht näher bezeichnete bipolare Störung
Was ist das Hauptkriterium für die Diagnose einer Bipolar-I-Störung?
Mindestens eine manische Episode, unabhängig davon, ob depressive oder hypomane Episoden vorliegen.
Nenne 7 typische Symptome einer manischen Episode. (mind. 3 nötig für Diagnose)
Übersteigertes Selbstwertgefühl / Größenideen
Vermindertes Schlafbedürfnis
Vermehrte Gesprächigkeit
Ideenflucht / Gedankenrasen
Erhöhte Ablenkbarkeit
Zunahme zielgerichteter Aktivität / psychomotorische Unruhe
Übermäßige Beschäftigung mit riskanten Aktivitäten
Was sind die diagnostischen Kriterien der Bipolar-II-Störung?
Mindestens eine hypomane Episode (≥ 4 Tage)
Mindestens eine Episode einer Major Depression (≥ 2 Wochen)
Keine manische Episode in der Vorgeschichte
Was unterscheidet Hypomanie von Manie?
Hypomanie: kürzer (≥ 4 Tage), weniger stark ausgeprägt, keine Psychose, keine Hospitalisierung notwendig
Manie: ≥ 7 Tage oder Hospitalisierung, erhebliche Beeinträchtigung, evtl. Psychose
Was kennzeichnet eine zyklothyme Störung?
≥ 2 Jahre (1 Jahr bei Kindern): viele Perioden mit hypomanen und depressiven Symptomen
Kriterien für hypomane oder depressive Episoden nicht vollständig erfüllt
Symptomfreiheit nie > 2 Monate am Stück
Klinisch bedeutsames Leiden oder Funktionsbeeinträchtigung
Warum wird eine bipolare Störung häufig spät erkannt?
Beginnt oft mit Depression
Hypomanie wird nicht als störend erlebt
Keine Leidensdruck → Patient sucht keine Hilfe
Differentialdiagnosen erschweren Erkennung (z. B. Depression, Schizophrenie)
Nenne diagnostische Hinweise auf eine bipolare Störung bei Depression.
Positive Familienanamnese
Depression in Kindheit/Jugend
Rascher Beginn/Rückbildung
Subsyndromale hypomane Symptome
Wie häufig ist die bipolare Störung laut S3-Leitlinie?
Lebenszeitprävalenz ca. 3 %, kein Geschlechtsunterschied.
Welche Verlaufsmerkmale kennzeichnen die bipolare Störung?
Chronischer Verlauf
Hohe Rezidivrate (nach 1. Episode: 90 % mit weiteren Episoden)
Verkürzung der symptomfreien Intervalle
Unvollständige Remission, v. a. bei Komorbiditäten
Welche genetischen Befunde sprechen für eine Vulnerabilität bei bipolaren Störungen?
Monozygote Zwillinge: Konkordanzrate 33–90 %
Dizygote Zwillinge: 5–25 %
Familiäre Häufung ist deutlich belegt
Welche Neurotransmitter sind bei der bipolaren Störung relevant?
Noradrenalin
Dopamin
Serotonin
→ Fehlregulation dieser Systeme ist an Episodenauslösung beteiligt
Welche neurobiologischen Veränderungen werden bei bipolarer Störung beobachtet?
Neuronale Dysregulation
Neuroanatomische Auffälligkeiten (z. B. Volumenveränderungen im limbischen System)
Dysfunktion biologischer Rhythmen (z. B. zirkadiane Instabilität)
Was ist das integrative Modell von Margraf & Schneider (2009)?
Genetische, biologische, soziale und psychologische Faktoren wirken zusammen
Instabilität biologischer Rhythmen als zentrales Risiko
Mangelnde Ressourcen + belastende Umstände → Verstärkung von Dysregulation
Teufelskreis aus kognitiven, emotionalen und behavioralen Warnzeichen
Welche psychosozialen Faktoren spielen bei der Entstehung bipolarer Störungen eine Rolle?
Zeitnahe kritische Lebensereignisse (z. B. Verluste)
Stressbedingte Schlafstörungen
Belastende familiäre Beziehungen
Soziale Konflikte oder Isolation
Welche Prädiktoren deuten auf eine ungünstige Prognose hin?
Früher Erkrankungsbeginn
Schwere depressive Erstepisode
Hohe psychosoziale Beeinträchtigung
Unvollständige Remissionen
Komorbiditäten (z. B. Substanzmissbrauch, Angststörungen)
Was sind Grundpfeiler der Behandlung bipolarer Störungen laut S3-Leitlinie?
Akutbehandlung: Stimmungsstabilisierer (z. B. Lithium), Antipsychotika
Phasenprophylaxe: Lithium, Antikonvulsiva (z. B. Valproat, Lamotrigin)
Psychotherapie: Psychoedukation, kognitive Verhaltenstherapie, Interpersonelle Therapie
Kombination aus Pharmakotherapie + Psychotherapie empfohlen
Warum ist Lithium bei bipolarer Störung besonders bedeutsam?
Wirksam gegen manische und depressive Episoden
Suizidpräventiv
Wichtig für die Rückfallprophylaxe
Welche komorbiden psychischen Störungen treten häufig bei bipolaren Patienten auf?
Substanzmissbrauch (v. a. Alkohol)
Angststörungen (z. B. Panikstörung, soziale Phobie)
Persönlichkeitsstörungen
Welche Verlaufsform hat die bipolare Störung typischerweise?
Chronischer Verlauf mit wiederkehrenden Episoden
Dauer unbehandelter manischer Episoden: ca. 3 Monate
Mit zunehmender Krankheitsdauer → kürzere Intervallphasen
Was ist charakteristisch für bipolare Störungen?
Wiederholte Episoden deutlich veränderter Stimmung und Aktivitätsniveaus, mit depressiven oder (hypo-)manischen Phasen in wechselnder Reihenfolge; meist chronischer Verlauf.
Was sind die Hauptkriterien einer manischen Episode laut DSM-5?
Abnorm gehobene/expansive oder reizbare Stimmung + gesteigerte Aktivität über ≥1 Woche
Mindestens 3 Symptome (4 bei nur reizbarer Stimmung) wie z. B. Rededrang, Ideenflucht, vermindertes Schlafbedürfnis
Deutliche Beeinträchtigung oder Hospitalisierung notwendig
Nicht durch Substanzen oder medizinische Erkrankung erklärbar
Was unterscheidet die hypomane von der manischen Episode?
Dauer ≥4 Tage
Keine deutliche soziale/berufliche Beeinträchtigung
Keine Hospitalisierung oder psychotische Symptome
Für andere beobachtbar, aber oft subjektiv nicht als problematisch erlebt
Welche Kriterien müssen für eine Bipolar-I-Störung erfüllt sein?
Mindestens eine manische Episode im Leben. Depressive oder hypomane Episoden können, müssen aber nicht vorkommen.