VL6 Suizid Flashcards

(38 cards)

1
Q

Was bedeutet Suizid wörtlich?

A

Vom Lateinischen sui caedere = sich töten.

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2
Q

Warum sind Begriffe wie „Selbstmord“ oder „Freitod“ problematisch?

A

Weil sie moralisch gefärbt sind: „Selbstmord“ ist stigmatisierend, „Freitod“ idealisierend.

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3
Q

Welche Begriffe werden unterschieden?

A

Suizididee: Gedanken an Tod

Suizidalität: latente oder manifeste Absicht

Suizidversuch: bewusste Handlung zur Selbsttötung

Suizid: vollendete Selbsttötung

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4
Q

Was ist ein erweiterter Suizid?

A

Einbezug anderer Personen gegen deren Willen (z. B. im Rahmen von Psychosen oder Depressionen).

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5
Q

Was ist ein gemeinsamer Suizid?

A

Zwei oder mehr Personen begehen einvernehmlich Suizid.

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6
Q

Was ist Parasuizidalität?

A

Verhalten im Übergangsbereich zwischen Suizidversuch und Selbstverletzung ohne Todesabsicht.

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7
Q

Ist Suizidalität eine eigene Diagnose?

A

Nein. Sie ist ein Symptom und kann mit F-Diagnosen (z. B. Depression) und X60–X84 kodiert werden.

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8
Q

Wann muss Suizidalität abgeklärt werden?

A

Im Erstgespräch, bei jeder Krise oder Befindensverschlechterung – verbindlich im klinischen Kontext.

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9
Q

Was erschwert die Einschätzung des Suizidrisikos?

A

Fehlende objektive Kriterien – Einschätzung beruht stark auf Offenheit und Kooperationsbereitschaft des Patienten.

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10
Q

Nenne wichtige Risikomerkmale für Suizid.

A

Männlich, 35–54 Jahre

Partnerschaftsende, Arbeitslosigkeit

Psychische und körperliche Erkrankungen

Alleinleben, Hoffnungslosigkeit

Frühere Suizidversuche

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11
Q

Welche psychischen Erkrankungen sind mit erhöhter Suizidalität assoziiert?

A

Depression (v. a. schwere Formen)

Substanzabhängigkeit

Essstörungen, Zwangsstörungen

Psychosen, komorbide Störungen

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12
Q

Welche Schutzfaktoren können Suizid verhindern?

A

Zukunftsorientierung

Behandlungsmotivation

Soziale Bindungen

Absprachefähigkeit („Anti-Suizid-Pakt“)

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13
Q

Wie sollte Suizidalität angesprochen werden?

A

Offen, direkt, empathisch und konkret – keine Tabuisierung.

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14
Q

Was wird bei der Abschätzung des Suizidrisikos untersucht?

A

Gedanken, Pläne, Absichten

Belastungen, Zukunftsperspektiven

Bereitschaft zur Hilfeannahme

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15
Q

Was tun bei akuter Suizidgefahr?

A

Klinikeinweisung – notfalls auch gegen den Willen (gesetzliche Verpflichtung zum Schutz des Patienten).

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16
Q

Wie häufig sind wiederholte Suizidversuche?

A

Ca. 40 % unternehmen mehrere Versuche; bei der Hälfte liegt < 1 Jahr zwischen den Versuchen.

17
Q

Wie viele Betroffene sind im Nachhinein froh über ihre Rettung?

A

Etwa 80 % der Überlebenden.

18
Q

Wie verändert sich das Suizidrisiko mit dem Alter?

A

Es steigt mit zunehmendem Lebensalter – bei Männern und Frauen.

19
Q

Wie beschreibt Shneidman (1987) Suizidalität?

A

Als Ausdruck mangelnder Problemlösestrategien – Suizid erscheint als einziger Ausweg.

20
Q

Was besagt die Interpersonale Theorie von Joiner (2005)?

A

Drei Voraussetzungen für suizidales Verhalten:

  1. Gefühl der Last
  2. Gefühl des Nicht-Dazugehörens
  3. Erlernte Fähigkeit zur Selbsttötung
21
Q

Was ist der Werther-Effekt?

A

Nachahmungsverhalten nach medialer Darstellung eines Suizids – besonders bei Identifikationsfiguren.

22
Q

Was sollte in Medienberichten über Suizid vermieden werden?

A

Titelseitenplatzierung

Details zu Methode/Ort

Romantisierung („mit seiner Liebsten vereint“)

Abschiedsbriefe oder Fotos

Hinweise auf Suizidforen

23
Q

Was ist das Ziel der Suizidprävention?

A

Verhinderung der Umsetzung von Gedanken → Zeitgewinn für Therapie.

24
Q

Was sind Maßnahmen der Stabilisierung?

A

Aufbau sicherer Beziehung

Offenes Ansprechen

Krisenintervention

Perspektivenerweiterung

Behandlung der zugrundeliegenden Störung

25
Phasen der Krisenintervention?
1. Beziehung aufbauen 2. Risikoabschätzung 3. Zeit gewinnen 4. Selbstkontrolle stärken 5. Settingwahl (ambulant/stationär)
26
Was besagt §212/§13 StGB?
Totschlag durch Unterlassen: Behandler ist verpflichtet zu handeln, wenn ein Mensch suizidgefährdet ist.
27
Was besagt §217 StGB (bis 2020)?
Verbot geschäftsmäßiger Förderung der Selbsttötung – inzwischen vom BVerfG aufgehoben.
28
Welche Position vertreten ethische Fachgesellschaften wie die AWMF?
Unterstützen Orientierung am niederländischen Modell: Freiwilligkeit, Unheilbarkeit, Leiden, Aufklärung und Entscheidungsfähigkeit müssen gegeben sein.
29
Warum ist die direkte Ansprache suizidaler Gedanken wichtig?
Weil sie entlastend wirkt, Tabus abbaut und oft Vertrauen schafft – sie erhöht nicht das Risiko eines Suizids.
30
Was spricht gegen sogenannte „No-Suicide-Contracts“ (Anti-Suizid-Pakte) als alleinige Maßnahme?
Sie sind nicht rechtlich bindend und bieten keine Garantie, können aber Ausdruck von Kooperationsbereitschaft sein.
31
Wie wirken Medikamente auf das Suizidrisiko?
Antidepressiva: können kurzfristig aktivierend wirken – engmaschige Kontrolle nötig Lithium: nachweislich suizidprotektiv bei affektiven Störungen Clozapin: einziger Neuroleptikum mit suizidpräventivem Effekt bei Schizophrenie
32
Welche Bedeutung hat das soziale Umfeld bei der Suizidprävention?
Schutzfaktor bei stabilen Bindungen Risiko bei Isolation, Konflikten oder Überforderung Bezugspersonen als wichtige Frühwarnsysteme
33
Was sind Beispiele für psychotherapeutische Interventionen bei Suizidalität?
Kognitive Umstrukturierung Problemlösetraining Aufbau positiver Aktivitäten Arbeit an Hoffnung, Sinn und Selbstwirksamkeit
34
Warum sind Suizidgedanken oft ambivalent?
Viele Betroffene wollen nicht sterben, sondern dem Leiden entkommen – dies ermöglicht therapeutische Anknüpfungspunkte.
35
Was ist das Ziel stationärer Aufnahme bei Suizidalität?
Akutschutz, Diagnostik, Krisenintervention – möglichst niederschwellig und entlastend, nicht strafend.
36
Welche institutionellen Anlaufstellen gibt es bei Suizidalität?
Klinik für Psychiatrie/Psychosomatik Krisen- und Notdienste Telefonseelsorge (0800-1110111) Hausärzte, Beratungsstellen, Psychotherapeut:innen
37
Was ist ein Beispiel für ein suizidpräventives Kommunikationsverhalten?
„Ich merke, dass es Ihnen sehr schlecht geht – haben Sie auch daran gedacht, sich etwas anzutun?“ → direkt, empathisch, nicht wertend
38
Was ist Ziel langfristiger Therapie nach akuter Suizidalität?
Rückfallprophylaxe Ressourcenaufbau Integration traumatischer Erfahrungen Förderung von Lebensperspektiven und Selbstfürsorge