VL5 Soziale Wahrnehmung und Attribution Flashcards
(41 cards)
Was ist soziale Wahrnehmung?
Der Prozess, bei dem Informationen über die Merkmale einer Person gesammelt und interpretiert werden – z. B. Aussehen, Verhalten, Stimme, Kontext.
Welche zwei Merkmale sind besonders zentral bei der Eindrucksbildung?
Wärme und Kompetenz.
Was sind implizite Persönlichkeitstheorien?
Annahmen darüber, welche Persönlichkeitsmerkmale typischerweise zusammen auftreten. Diese sind erlernt und kulturell geprägt.
Was bedeutet „man as scientist“ (Heider, 1958)?
Menschen verhalten sich wie Laienwissenschaftler:innen: Sie beobachten Verhalten und schließen daraus auf Ursachen (Kausalattribution).
Was ist Kausalattribution?
Der Prozess, durch den Betrachter:innen zu Schlussfolgerungen über die Ursachen des Verhaltens anderer gelangen.
Was untersucht die Attributionsforschung?
Nicht die handelnde Person selbst, sondern wie Beobachter:innen das Verhalten erklären.
Was besagt die Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerungen (Jones & Davis, 1965)?
Aus absichtlichem Verhalten werden Dispositionen und Motive geschlossen, wenn das Verhalten als frei gewählt erscheint.
Was sind internale und externale Ursachen nach Heider?
Intern: Ursachen in der Person (z. B. Motivation, Werte)
Extern: Ursachen in der Situation (z. B. Zeitdruck, Umgebung)
Was ist die Theorie der leistungsbezogenen Attribution (Weiner, 1979, 1985)?
Menschen attribuieren Erfolge/Misserfolge nach drei Dimensionen:
Lokation (intern vs. extern),
Stabilität (stabil vs. variabel),
Kontrollierbarkeit (kontrollierbar vs. unkontrollierbar)
Warum ist die Attribution von Leistungserfolgen/Misserfolgen wichtig?
Sie beeinflusst Motivation, Selbstbild und Verhalten – z. B. Fixed vs. Growth Mindset.
Was besagt die Theorie der gelernten Hilflosigkeit (Seligman, 1975)?
Depressionen entstehen durch das Erlernen, dass eigenes Verhalten keinen Einfluss auf Ergebnisse hat. Geprägt durch Attribution auf internale, stabile und globale Ursachen.
Was ist eine selbsterfüllende Prophezeiung?
Eine ursprünglich falsche Erwartung führt durch verändertes Verhalten dazu, dass sie sich erfüllt.
Was ist die Kovariationstheorie nach Kelley (1967)?
Menschen ziehen Attributionen auf Basis dreier Informationsarten:
Konsensus (verhalten sich andere ähnlich?)
Distinktheit (verhält sich Person nur hier so?)
Konsistenz (tritt Verhalten regelmäßig auf?)
Was ist der fundamentale Attributionsfehler?
Tendenz, Verhalten anderer stärker auf internale Ursachen (Disposition) zurückzuführen und situative Einflüsse zu unterschätzen.
Warum spricht man heute eher von „Korrespondenzverzerrung“?
Weil Menschen zwar dispositionale Schlüsse ziehen, diese aber – je nach Motivation oder Kapazität – später korrigieren. Dies gelingt nicht immer vollständig.
Was zeigte die Studie von Jones & Harris (1967)?
Menschen schreiben dem Verfasser eines Pro-Castro-Artikels eine pro-Castro-Haltung zu, selbst wenn dieser keine Wahl der Position hatte.
Was bedeutet Wahrnehmungssalienz?
Was im Fokus der Aufmerksamkeit steht, wird als kausal wirksamer wahrgenommen – meist ist das die beobachtete Person, nicht die Situation.
Was ist der Quizmaster-Effekt (Ross et al., 1977)?
Fragende Personen werden als intelligenter eingeschätzt als Antwortende, obwohl ihre Rolle per Zufall zugeteilt wurde – Salienzverzerrung.
Was ist der Akteur-Beobachter-Unterschied?
Menschen erklären eigenes Verhalten eher situativ, das Verhalten anderer eher dispositional.
Was sind selbstwertdienliche Attributionen?
Erfolge werden intern (z. B. „Ich bin kompetent“), Misserfolge extern (z. B. „Die Aufgabe war unfair“) attribuiert – dient dem Schutz des Selbstwerts.
Warum sind Attributionsverzerrungen nicht immer schlecht?
Sie helfen, Selbstwert zu erhalten, geben ein Gefühl von Kontrolle und Stabilität – zu realistische Attributionen können sogar depressionsfördernd sein.
Was sind Konsequenzen sozialer Attributionen im Alltag?
Sie beeinflussen unsere Einstellungen, unser Verhalten gegenüber anderen und unsere Entscheidungen – z. B. im Beruf, im Gesundheitssystem oder in Beziehungen.
Was zeigt die Studie von Miller (1984) zur Kultur und Attribution?
US-amerikanische Kinder zeigen mit dem Alter zunehmend dispositionale Attributionen, während indische Kinder auch mit zunehmendem Alter stärker situative Faktoren berücksichtigen.
Was ist ein Unterschied zwischen westlichen und östlichen Kulturen in Bezug auf Attributionen?
Westliche Kulturen bevorzugen internale Attributionen (individuelle Verantwortung), östliche Kulturen bevorzugen eher situative bzw. kontextbezogene Attributionen (sozial eingebettet).