Vorlesung 1 - Das Unbewusste Flashcards
(9 cards)
Was ist die Psychoanalyse?
anthroplogische Wissenschaft, die Erleben und Verhalten als ein Zusammenwirken von bewussten und unbewussten seelischen Prozessen erforscht
- psychoanalytische Persönlichkeitslehre
- psychoanalytische Krankheitslehre
- psychoanalytische Behandlungsmethode
Veränderung des Erlebens und Verhaltens vorrangig durch Einflussnahme auf unbewusste Prozesse
unbewusste Bedeutung von Reden, Handlungen, imaginären Bindungen herausstellen
Was ist das Unbewusste?
Terminus von Freud zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Hypothese, dass beim Auftreten psychischer Konflikte ängstigende oder peinliche Vorstellungen entstehen
- sind mit “Ich” unvereinbar und werden daher verdrängt
Aufdeckung von Verdrängungen, um eine Wiederkehr des Verdrängten zu verhindern
Welche Ebenen der Psyche unterscheidet das topographische Modell?
Bewusstsein:
- dient als Sinnesorgan zur Wahrnehmung psychischer Qualitäten
Vorbewusstsein:
- umfasst seelische Inhalte, auf die nicht sofort zugegriffen werden kann
- kann auf der Suche nach Zusammenhängen auftauchen oder einem “einfallen”
Unbewusstsein:
- durch eine Zensur vom Vorbewusstsein getrennt
- Region der verdrängten Wünsche, Leidenschaften und Fantasien
“dynamisches” Unbewusstes:
Was sind die drei Instanzen von Freuds Modell?
ES:
- weitgehend identisch mit dem Bereich der angeborenen Triebe und lebensgeschichtlich erworbenen Triebschicksalen
- Verdrängungs- und Trieb-Unbewusste
ICH:
- vermittelt zwischen Es und Über-Ich und der Außenwelt
- unbewusster Verdrängungsakt
ÜBER-ICH:
- Sitz von Erfahrungen, die in Kindheit als Ideale, Moral und Gewissen verinnerlicht wurden
- Zensur
Freud erkennt unbewussten Ich- und Über-Ich-Anteilen einen hohen Stellenwert zu
Wie funktioniert die therapeutische Arbeit in Bezug auf das Instanzenmodell?
“das Ich stärken”
- Ich vom Über-Ich unabhängiger machen
- Wahrnehmungsfeld des Ichs vergrößern und seine Organisation auszubauen
- damit sich das Ich neue Stücke des Es aneignen kann
Was sind neuere Unterscheidungen des Unbewussten?
explizit-deklarativ:
- Inhalte sind dynamisch organisiert und können bewusst gemacht werden
implizit-prozedural:
- keine bildliche oder sprachliche symbolische Repräsentanz
- können nicht bewusst gemacht werden
in der Therapie spielen explizite Inhalte der Rede und prozedurale Modi des Sprechens zusammen
- Behandlungsfokus mit zunehmendem Grad an strukturellen Defiziten auf Seite des Prozeduren
Inwiefern unterscheiden sich das Gegenwarts-Unbewusste und das Vergangenheits-Unbewusste?
Gegenwartsunbewusstes:
- überwiegend dekorative, autobiographische Gedächtniselemente
- konstituiert sich im Verlauf einer Interaktion immer wieder aufs Neue
- beeinflusst durch Vergangenheits-Unbewusstes
Vergangenheitsunbewusstes:
- durch tiefe, in der Kindheit grundgelegte Verdrängungsschranke vom Bewusstsein abgetrennt
- besteht zum Großteil aus nicht-deklarativen, impliziten Wissens- und Fühlelementen
Was sind die erste und zweite Zensur?
erste Zensur:
- Zensur zwischen den Systemen Unbewusst und Vorbewusst
- reguliert Trieb-/ Abwehrkonflikte
zweite Zensur:
- Zensur zwischen Vorbewusst und Bewusst
- reagiert auf Schamaffekte und Gefährdung des narzisstischen Gleichgewichts
- Schamaffekt reagiert auf alle Zustände von Hilflosigkeit und Mangel, Gefühl nicht geliebt zu werden, böse, dumm, naiv oder lächerlich zu sein
Bedeutung der zweiten Zensur begründet, warum die Selbstregulation in der Gegenwart der Sitzung so wichtig ist
Scham für Erwachsene, das Infantile in sich zur Kenntnis zu nehmen
Was charakterisiert die Arbeit an der zweiten Zensur?
Arbeit im Hier und Jetzt und Deutungsarbeit an den aktuellen Konflikten
- erst wenn diese erlebt werden können, entsteht Raum für Wahrnehmung und Verständnis für Affekte aus infantilen Konflikten
Arbeit an der zweiten Zensur ist eine Arbeit an der großen Vermeidung von Ängsten, schmerzhaften Einsichten und liebevollen Gefühlen, die als kindlich, unangemessen und verpönt abgewiesen werden