Vorlesung 6 - Einsicht in unbewusste Hintergründe Flashcards

(12 cards)

1
Q

Warum spielt die Einsicht in unbewusste Hintergründe eine so zentrale Rolle in der Psychoanalyse?

A

Gewinnen von Einsicht zählt zu den zentralen, spezifischen
Wirkfaktoren psychoanalytischer Therapien
- Psychodynamische Einsicht ist affektive Einsicht, an der kognitive ebenso
wie emotionale Faktoren beteiligt sind (vs. intellektualisierende Pseudo-
Einsichten)
- Einsicht kann nicht als ein einzelnes „Aha-Erlebnis“ verstanden werden,
sondern als ein Prozess des Durcharbeitens

Prozess der Bewusstmachung führt zu bewusstem emotionalen Erleben der bis dahin abgewehrten Wünsche und Affekte
- unbewusste Verhaftungen in vergangenen Beziehungsmustern werden zugänglich
–> verlieren ihre unbewusste Macht auf das Erleben und Handeln, so dass nun freue andere Lösungsmöglichkeiten wählbar sind

zentrale aufdeckende Technik besteht in der Deutungsarbeit

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2
Q

Wie läuft der Deutungsprozess ab?

A

Klarifizierung
Konfrontation
–> vorbereitende Schritte

Deutung
Durcharbeiten
–> nachbereitender Schritt

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3
Q

Was bedeutet der Begriff Klären?

A

Klarifizierung:
- Hineindenken in die Welt vom Patienten
- aufmerksamk zuhören, Problemlage verstehen, Gedanken und Empfindungen nachvollziehen
- implizite Botschaften entschlüsseln
- Pat. oft nicht in der Lage, Gefühle, Gedanken, Wünsche, etc. in klaren Worten mitzuteilen

Unter Klären verstehen wir Bemühen,
- vom Pat. angebotenes Material zu ordnen
- nachvollziehbare Abfolgen des Erlebens und Verhaltens ableiten
- subjektive Realität des Pat. konstruieren

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4
Q

Auf welche Inhalte kann sich eine Klärung richten?

A

aktuelle sowie vergangene Beziehungen mit Affekten, (mal-)adaptiven Verhaltensweisen, negativen Überzeugungen, Ressourcen, etc.

auf therapeutische Beziehung mit realen Aspekten und Übertragungsaspekten

sowie auf Widerstandsphänomene, die in therapeutischer Beziehung auftreten

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5
Q

Mit welchen Techniken lässt sich der Klärungsprozess fördern?

A

Pat. bitten, Angaben zu präzisieren

Versichern, ob neben dem Inhalt der Begebenheit auch emotionale Verarbeitung durch Pat. richtig erfasst wurde

bisher Verstandenes zusammenfassen und Pat. um eine Bestätigung bitten

begleitende Gefühle, Impulse, Gedanken oder Fantasien erfragen

subjektive Bedeutung von Begriffen, Begebenheiten und Verhaltensweisen erfragen

Pat. bitten, weitere Einfälle (Assoziationen) zum Gesagten zu liefern

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6
Q

Was bedeutet Konfrontieren?

A

Patienten mit widersprüchlichen und konflikthaften Aspekten des von ihnen eingebrachten Materials vertraut zu machen

auf Aspekte ihres Erlebens, Denkens und Verhaltens hinzuweisen, die nicht bewusst sind, die sich aber z.B. auf Verhaltensweisen erschließen lassen

Unterschied zur Deutung:
- Deutung = unbewusste Zusammenhänge
- Aufmerksamkeit auf Phänomene legen, die nicht unbewusst für Pat. sind, aber ihrer Aufmerksamkeit entzogen und torbewusst sind

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7
Q

Auf welche Arten lassen sich Konfrontationen in der Psychotherapie anwenden?

A

auf nonverbales Verhalten hinweisen

auf für Therapie wichtige Verhaltensaspekte aufmerksam machen, die Widerstandphänomene darstellen

auf Zusammenhänge mit körperlichen Vorgängen hinweisen

auf Widersprüche zwischen verbal geäußertem Erleben und Verhalten hinweisen

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8
Q

Was sind Deutungen?

A

Klärungen und Konfrontationen bereiten Deutungen vor

Produktionen des Pat. in ihre unbewussten Vorläufer übersetzen
- Erleben und Verhalten mit unbewussten Motiven, Wünschen und Gefühlen in Zusammenhang bringen

im therapeutischen Prozess werden zunächst Hypothesen über unbewusste Determinanten gebildet
- Erleben und Verhalten des Pat. in relevanten Objektbeziehungen

Hypothesen werden wohldosiert zum richtigen Zeitpunkt mitgeteilt
- Form der Mitteilung dieser Hypothesen werden Deutungen genannt

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9
Q

Wie versucht man mit Deutungen Zugang zum Gegenwartsunbewussten zu erlangen?

A

Interessierend sind v.a. die Auswirkungen des Gegenwartsunbewussten

Umarbeitungsprozesse, um infantile Wünsche, die in der Gegenwart aktiviert werden, in einer mit dem Erwachsenenleben verträglichen Form in Bewusstsein zu holen

vordergründig “vernünftige” Verhaltensweisen und Äußerungen des Pat. als Manifestationen des Gegenwartsunbewussten erkennen
- Inhalte des Gegenwartsunbewussten als Abkömmlinge des Infantilen und als Konfliktquelle

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10
Q

Was sind die 4 Arten von Deutungen?

A

Abwehrdeutungen:
-verknüpfen eines Wunsch, Impuls oder Affekt mit Abwehrvorgang, der die ängstigenden Inhalte vom Bewusstsein fernhält

Genetische Deutungen:
- Verbindung zwischen einer wichtige Person aus Vergangenheit und einer aktuellen Bezugsperson herstellen

Widerstandsdeutungen
- gehen auf Abwehr des Pat. in therapeutischer Situation ein
- beschreiben die Art des Widerstand und weisen auf Grund für die Abwehr und das Abgewehrte hin

Übertragungsdeutungen:
- Beziehung zwischen Phänomenen der therapeutischen Beziehung und wichtiger Person in Vergangenheit herstellen
- Übertragungsdeutungen können auch Widerstände zum Inhalt haben
- Übertragungsdeutungen im Hier und Jetzt betonen reales Erleben des Pat. in der aktuellen therapeutischen Situation

genetische Übertragungsdeutungen:
- benennen zusätzlich die Person der Vergangenheit, von der die Übertragung ausgeht

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11
Q

Wie sollte eine Deutung im therapeutischen Rahmen ablaufen?

A

Deutungen haben immer Status von Hypothesen, deren Verifikation oder Falsifikation Pat. obliegt

darauf achten, wie Pat. auf Deutung reagiert und mit ihr umgeht

bei Aspekten Beginngen, die Pat. bewusst oder vorbewusst sind, schrittweise und vorsichtig zu weniger bewussten Inhalten voranschreiten
-> “von der Oberfläche in die Tiefe”

im günstigsten Fall ist Material von Pat. durch Klassifikation und Konfrontation so deutlich aufbereitet, dass es für ihn leicht ist, Zusammenhänge zu sehen und Verknüpfungen herzustellen
-> Patient kann Deutung annehmen, ohne nennenswerten Widerstand

Reaktion des Pat. entscheidend für Stimmigkeit und Wirksamkeit der Deutung
-> wird der therapeutische Prozess dadurch gefördert

wann sind Deutungen kontraindiziert?
- wenn Pat. stark unter dem Eindruck eines Affektes steht und er Unterstützung und Verständnis braucht

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12
Q

Was bedeutet der Begriff “Durcharbeiten”?

A

Festigung der neuen Muster wichtiger Schritt des therapeutischen Prozesses

ermöglicht dem Pat. von emotionaler Einsicht zu realen Veränderungen ihres Lebens zu gelangen

Durcharbeiten heißt, über lange Strecken Klärungen, Konfrontationen und Deutungen geduldig zu wiederholen, bis Pat. diese Vorgänge selbstständig durchführen kann

Gründe, warum Pat. an alten Mustern festhalten:
- Sicherheit gebender Effekt des Altvertrauten
- Loyalitäten und Verpflichtungen ggü. primären Bezugspersonen

Durcharbeiten umfasst eine stetige Widerstandsarbeit
- welche Affekte oder Ängste verhindern, dass Einsicht zu Veränderungen führt

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