Vorlesung 4 Flashcards
(20 cards)
Was bedeutet „politische Kultur“ im geisteswissenschaftlich-sinnverstehenden Ansatz?
Ein System von Symbolen, das gesellschaftliche Praktiken ausdrückt und beeinflusst – z. B. politische Sprache, Rituale, Architektur, Symbole.
Was bedeutet „politische Kultur“ im empirisch-analytischen Ansatz?
Muster politischer Einstellungen mit spezifischer Verteilung; das subjektiv verinnerlichte politische System.
Wie definierten Almond und Verba (1963) politische Kultur?
Als das spezifische Muster der Verteilungen politischer Einstellungen der Mitglieder einer Nation zum politischen System, seinen Komponenten und zur eigenen Rolle darin.
Was ist das Ziel früher politischer Kulturforschung laut Almond/Verba?
Die Erklärung von (In-)Stabilität politischer Systeme.
Was zeigt das Modell zur Kongruenz von Struktur und Kultur?
Politisches Handeln entsteht aus dem Zusammenspiel individueller Einstellungen, politischer Kultur und politischer Struktur – bei Inkongruenz können Spannungen entstehen.
Wo bestehen laut Sitzung aktuelle Debatten über eine fehlende Kongruenz zwischen Struktur und Kultur?
Dort, wo politische Institutionen nicht mehr zu den kulturellen Erwartungen und Einstellungen der Bürger:innen passen (konkrete Beispiele können situationsabhängig sein).
Welche drei Idealtypen politischer Kultur nennt Almond/Verba?
- Parochial Culture (lokal, uninteressiert)
- Subject Culture (loyal, aber passiv)
- Participant Culture (aktiv, engagiert).
Was ist eine „Civic Culture“?
Eine Mischform, die Elemente aller drei Typen verbindet – gilt laut Almond/Verba als ideal für stabile Demokratien.
Welche Probleme sind mit dem Konzept „politische Kultur“ verbunden?
Unschärfe: Welche Einstellungen zählen?
Mikro-Makro-Transfer schwierig
Gefahr des individualistischen Fehlschlusses
Schwierigkeit eindeutiger Typisierungen
Wie hat sich die Forschung zur politischen Kultur seit den 2000ern verändert?
Weniger Typologien, mehr Fokus auf Einzelaspekte wie:
politisches Wissen
Verbundenheitsgefühle
Demokratiezufriedenheit
Vertrauen in Institutionen
Regierungszufriedenheit
Wie war die politische Kultur in der Bundesrepublik der 1950er Jahre laut Almond/Verba?
Zynische Untertanenkultur“:
Hohe Wahlbeteiligung und Vertrauen in Verwaltung
Geringe Partizipationsbereitschaft
Schwacher System-Affect
Stabilität basierte v. a. auf wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit („Schönwetterdemokratie“)
Wie veränderte sich die politische Kultur nach den 1950er Jahren?
Höhere politische Involvierung
Entstehung „kritischer Bürger:innen“ („Critical Citizens“)
Was kennzeichnet die heutige politische Kultur laut Sitzung 4?
„Kritisch-partizipative Kultur“:
Höhere Involvierung, aber auch mehr Kritik
Sinkende Unterstützung seit 1980er/90er
Systemvertrauen > Regimevertrauen > Vertrauen in Akteure
Geringere Unterstützung im Osten als im Westen
Warum reicht ein Blick auf Mittelwerte zur Beschreibung politischer Kultur nicht aus?
Weil die politische Kultur heterogen ist – es gibt wachsende Subkulturen und Polarisierungen innerhalb der Gesellschaft.
Welche drei Ebenen stehen im Modell zur politischen Kultur in Wechselbeziehung?
- Individuelle politische Einstellungen
- Politische Kultur (verinnerlichte politische Struktur)
- Politische Struktur (Institutionengefüge und Normen)
Was passiert, wenn politische Struktur und politische Kultur nicht übereinstimmen?
Es entsteht Inkongruenz, die zu politischer Spannung und potenziell zu Instabilität führen kann.
Warum reicht laut Sitzung ein Blick auf Durchschnittswerte in der politischen Kulturforschung nicht aus?
Weil politische Kulturen zunehmend differenziert sind – wichtig ist die Analyse von Subkulturen und Polarisierungen.
Was meint „Subkulturen“ in der politischen Kulturforschung?
Unterschiedliche, teils kontrastierende politische Orientierungen und Wertehaltungen innerhalb einer Gesellschaft.
Was versteht man unter „Liquid Democracy“?
Ein Modell, das direkte und repräsentative Demokratie kombiniert – Bürger:innen können jederzeit Verantwortung übernehmen oder delegieren.
Warum wurde „Liquid Democracy“ im Kontext politischer Kultur thematisiert?
Weil sie neue Formen politischer Beteiligung ermöglicht, die stärker zur heutigen kritisch-partizipativen Kultur passen.