Vorlesung 3 Flashcards
(21 cards)
Was versteht man unter „Einstellungssystemen“ (belief systems) laut Converse (1964)?
Ein Einstellungssystem ist ein Set von Überzeugungen und Einstellungen, das durch ein gewisses Maß an logischer Konsistenz oder funktionalem Zusammenhang miteinander verbunden ist.“
Welche drei Merkmale von Einstellungssystemen nennt Converse?
- Umfang (Range): Wie viele Objekte werden abgebildet?
- Zentralität: Wie wichtig sind einzelne Einstellungen im System?
- Verknüpfung (Dichte): Wie stark hängen die Einstellungen zusammen?
Auf welcher Methode basierte Converse’ Analyse von Einstellungssystemen?
Repräsentative Befragungen der US-Bevölkerung zu politischen Einstellungen, Wahlen, Parteien etc.
Was zeigt das Black-and-White-Modell von Converse über politische Einstellungen?
Dass viele Menschen über die Zeit hinweg sehr instabile oder gar keine konsistenten Einstellungen zeigen.
Was sind „Non-Attitudes“?
Scheinbare Einstellungen, die bei näherer Betrachtung instabil oder beliebig sind – Ausdruck mangelnder politischer Orientierung.
Was ist der ALLBUS?
Eine große sozialwissenschaftliche Umfrage in Deutschland, die seit 1980 alle zwei Jahre durchgeführt wird und für Sekundäranalysen genutzt werden kann.
Welche Variable untersuchte Westle (2020) auf Basis des ALLBUS?
Politisches Interesse
Wie wird eine politische Einstellung definiert?
Als im psychischen System verankerte Neigung, konsistent positiv oder negativ auf politische Objekte zu reagieren.
Wie werden Werte in Abgrenzung zu Einstellungen definiert (nach Roßteutscher/Scherer)?
Werte sind übergreifende, abstrakte Orientierungsmaßstäbe – Einstellungen sind spezifische, gegenstandsbezogene Bewertungen, die sich aus diesen ableiten können
Welche Eigenschaften kennzeichnen Werte?
- Hohe Stabilität
- Frühe Sozialisation
- Positive Besetzung
- Schwächerer Objektbezug als Einstellungen
Was ist laut Welzel (2009) der Unterschied zwischen Werten, Wertorientierungen und Normen?
Werte: Allgemeine Zielorientierungen:
Ein Wert ist nicht irgendetwas Beliebiges, sondern eine innere Zielvorstellung, die unser Verhalten antreibt.
Wertorientierungen: Verinnerlichte Werte:
Ein Wert, der subjektiv verinnerlicht wurde → also tatsächlich das Denken, Fühlen und Handeln einer Person prägt.
Normen: Gesellschaftlich sanktionierte Werte, nicht zwingend verinnerlicht
Welche Werttypen unterscheidet Inglehart?
Materialistische und postmaterialistische Werte.
- Materialistische Werte
Fokus: Sicherheit, Ordnung, wirtschaftliches Überleben.
Menschen priorisieren physische und ökonomische Sicherheit - Postmaterialistische Werte
Fokus: Selbstverwirklichung, Lebensqualität, Teilhabe.
Menschen streben nach Mitbestimmung, Toleranz, Umweltschutz.
Welche Werttypen unterscheidet Klages?
Pflicht-/Akzeptanzwerte vs. Selbstentfaltungswerte.
- Pflicht- und Akzeptanzwerte
Fokus: Pflichterfüllung, Disziplin, Anpassung, gesellschaftliche Ordnung.
Die Person orientiert sich daran, was von ihr „richtiges Verhalten“ verlangt wird. - Selbstentfaltungswerte
Fokus: Individualität, Selbstbestimmung, Kreativität, persönliche Entwicklung.
Die Person strebt nach Selbstverwirklichung und authentischer Lebensführung.
Welche Werttypen unterscheidet Rokeach?
Instrumentelle Werte sind präferierte persönliche Verhaltensweisen oder Eigenschaften, die man als Mittel zum Erreichen eines Ziels für wichtig hält.
→ Diese Werte beschreiben WIE man sich verhalten sollte, um ein gutes Leben zu führen oder gesellschaftlich anerkannt zu sein.
Terminale Werte sind erstrebenswerte Endzustände des Daseins – sowohl individuell als auch gesellschaftlich. Sie beschreiben Ziele, die man im Leben erreichen möchte oder eine Vision einer „guten Gesellschaft“.
→ Sie geben Auskunft über ultimative Lebensziele oder Ideale, die eine Person oder Gesellschaft anstrebt.
Was ist die Kernaussage von Ingleharts Theorie der „Silent Revolution“?
In wohlhabenden Gesellschaften ersetzen postmaterialistische Werte im Generationenwandel zunehmend materialistische Werte.
Welche zwei Thesen formuliert Inglehart zur Erklärung des Wertewandels?
(Silent Revolution)
Mangelhypothese: Menschen streben nach dem, was ihnen fehlt.
Sozialisationshypothese: Wertorientierungen entstehen in der Jugend und bleiben relativ stabil.
Auf welches psychologische Modell stützt sich Inglehart?
Auf Maslows Bedürfnispyramide.
Warum spricht Inglehart von einer „Silent Revolution“?
Weil der Wandel schleichend und generationell erfolgt, aber tiefgreifende Veränderungen im politischen System bewirken kann.
Was misst der Inglehart-Index?
Den Grad der materialistischen vs. postmaterialistischen Wertorientierung einer Person anhand ihrer Prioritäten.
Welche empirischen Entwicklungen zeigt der Inglehart-Index in Deutschland (1980–2014)?
Einen kontinuierlichen Anstieg postmaterialistischer Einstellungen über die Jahrzehnte hinweg.
Was ist ein Kritikpunkt am Inglehart-Index?
Die Kategorisierung vereinfacht komplexe Wertmuster und berücksichtigt Mischtypen nur begrenzt.