6 Flashcards
(37 cards)
Klinische Toxikologie
befasst sich mit den Ursachen und Therapiemöglichkeiten (akuter) Vergiftungen.
experimentelle Toxikologie
erarbeitet (develops) Ergebnisse, die einerseits deskriptiv sind, andererseits die molekularen und zellulären Mechanismen untersuchen, die zum Verständnis der Toxizität beitragen.
regulatorische Toxikologie
bewertet die erhobenen Befunde (findings) in Bezug auf das potenzielle Risiko für den Menschen.
technokratisches Modell
Entscheidungen für Regulierung der Risiken von Chemikalien nach wissenschaftlichen Erkenntnissen alleine
Probleme technokratisches Modell
- Wissenschaftliche Erkenntnisse sind oft unvollständig (incomplete), mehrdeutig (ambiguous) und unsicher.
- Selbst wenn alle Unsicherheiten beseitigt werden könnten, kann die Wissenschaft doch keine Entscheidungen treffen, was die Regulierung von Chemikalien angeht.
- Solche Entscheidungen müssen sich mit der Akzeptanz von Risiken (und den dazu gehörenden Unsicherheiten) im Verhältnis zum erwarteten Nutzen auseinandersetzen (deal with)
- Dabei handelt es sich um Beurteilungen (judgement) auf der Basis gesellschaftlicher Werte; diese können nur politisch und nicht wissenschaftlich entschieden werden.
Red-Book Modell
- Führte (introduced) die immer noch gebräuchlichen Schritte der Risikobewertung ein
- Klare Trennung zwischen Risikobewertung, Management und Kommunikation
- Aber Ignoriert, dass nicht-wissenschaftliche Überlegungen die wissenschaftliche Darstellung von Risiken beeinflussen, z.B. durch die Auswahl von Zielgruppen, Zielrisiken und relevanter Information
Nutzen-Risikoanalyse: Pharmazeutika
- Abwägung (weighing up) zwischen gewünschtem therapeutischen Effekt und möglichen Nebenwirkungen
- Grosse Unterschiede (z.B. Krebsmedikamente vs. rezeptfreie Schmerzmittel)
Nutzen-Risikoanalyse: Pestizide
- In der Regel kein individueller Nutzen, aber Ausnahmen (z.B. Insektizide zur Malariabekämpfung)
- Gesellschaftlicher Nutzen: hochwertige und bezahlbare Lebensmittel
Nutzen-Risikoanalyse: Chemikalien
- Individuelles Risiko durch berufliche oder Umweltexpositionen
- Möglicher Nutzen: individuell (Arbeit), gesellschaftlich (nützliche Produkte)
Gesundheitsrisiko
Die Unterscheidung zwischen Gefahr und Risiko ist entscheidend:
Gefahr * Exposition = Risiko
Gefahr:
Eigenschaft einer Chemikalie, die das Potential, eine Schädigung zu verursachen, beschreibt.
Exposition:
Die Menge einer Substanz, der eine Person ausgesetzt (exposed) ist. Die Absorptionsrate unterscheidet externe von interner Exposition.
Bsp. Gesundheitsrisiko
AKW (nuclear power plant): Substanz sehr gefährlich, aber Exposition sehr klein → Kein Gesundheitsrisiko solange keine Radioaktivität austritt (escapes)
Alkohol: Substanz weniger gefährlich, aber Exposition hoch → Gesundheitsrisiko bei übermässigem Alkoholmissbrauch
Stufenprozess der Risikocharakterisierung
- Problembeschreibung
- Gefahrenidentifizierung
- Dosis-Wirkungs beziehung
- Expositionsabschätzung (assessment)
- Risikocharakterisierung
1.Problembeschreibung
Ziel und Umfang (scope) definieren
Vorhandene Informationen abchecken
Enough precision to make a decision!
Wer? Aufnahmewege? Stressfaktoren? toxikologische Endpunkte? Expositionsszenarien? Datenquellen (sources)?
2.Gefahrenidentifizierung
Gesetzgebung und Richtlinien (legislation and guidelines)
- International z.B. OECD, ICH
Testsysteme
- In Vivo: Akute und chronische Toxizität, Karzinogenese, Reproduktions- und Entwicklungstoxizität
- In Vitro: 3R Prinzipien
- In Silico: Computermodelle
3.Dosis-Wirkungsbeziehung
Paracelsus
Dosis hoch -> mehr Schaden/Häufigkeit?
Dosis-Wirkungsbeziehung: Tierstudien
Gruppen von Tieren werden mit unterschiedlichen Dosen behandelt
Effekt Level
LOAEL: Lowest Observed Adverse Effect Level
Niedrigste gemessene Dosis mit gesundheitsrelevanten Effekten.
NOAEL: No Observed Adverse Effect Level
Dosis mit Effekten, aber die Effekte sind nicht gesundheitsrelevant. = „Sichere Dosis”
NOEL: No Observed Effect Level
Dosis ohne Effekte.
top down
Effekte ohne Schwellenwert (threshold value)
Selbst kleinste Expositionen zeigen einen Effekt - es gibt keine sichere Dosis
Beispiel für Effekt ohne Schwellenwert: erbgutschädigendes (mutagenic) Karzinogen
Regulatorisches Konstrukt: ein Molekül kann Krebs erzeugen (ignoriert DNA-Reparaturmechanismen)
Risikocharakterisierung
Jeder toxische Stoff kann sicher gehandhabt werden, wenn die Exposition niedrig genug ist
Risikocharakterisierung für Effekte mit Schwellenwert: Vergleich eines zulässigen Grenzwertes mit der geschätzten (estimated) Exposition
Es gibt viele verschiedene Grenzwerte für die gleiche Substanz. Das Schutzziel und dessen Exposition ist ausschlaggebend (decisive)
Schutzziele
- Konsumentenschutz: ArfD (Acute Reference Dose): einmalige Höchstmenge 1x
- Konsumentenschutz: ADI (Acceptable Daily Intake): lebenslange und tägliche Höchstmenge
- Anwenderschutz: AOEL (Acceptable Operator Exposure Level): Höchstmenge für Arbeiter 8h/Tag
Grenzwert auf der Basis von Sicherheitsfaktoren (SF)
NOAELmin / (SF 1/2/3)
Gesundheitsbasierter Richtwert (Health-based guidance value, HBGV)
- Ergebnis der Risikocharakterisierung
- Basierend auf Daten aus Toxizitätsstudien
- Zulässige Aufnahme einer Substanz über eine Zeitspanne, z.B. mg/kg Körpergewicht/Tag
- Überschreiten (exceeding) eines HBGV kann, muss aber nicht, mit gesundheitlichen Risiken verbunden sein