Alltagsgedächtnis Flashcards
(21 cards)
Erläutern Sie kurz den Ablauf des DRM-Paradigmas.
- Paradigma der kognitiven Psychologie zur Erforschung von fehlerhaften Erinnerungen
—> soll Beweise für die Einschleusung falscher Infos ins Gedächtnis liefern - vorlesen von Listen mit Worten
- nach jeder Liste folgt ein Recall
- Pbn erhalten Recognitionszettel: zur Bestimmung ob Wörter vorher gehört/nicht gehört worden waren
- critical lure wird oft erkannt als Bestandteil der Liste = false memory
—> critical lure entsteht durch Aktivierung eines generellen Schemas (semantisch-assoziative Netzwerke)
Wie wird infantile Amnesie durch die Entwicklung eines kognitiven Selbst erklärt?
Erst nach Erlangung eines kognitiven Selbst (ca. 3 Jahre) ist autobiografisches Erinnern möglich, denn erst dann entwickelt sich ein Verständnis für Ereignisse die eine persönliche Signifikanz aufweisen. – ohne kognitives Selbst ist Selbstidentifikation und damit die Entscheidung über „für einen selbst“ wichtige Ereignisse nicht möglich.
Wie lassen sich der „own-age bias“ und der „other-race“-Effekt erklären?
„own-age bias“ = Augenzeugen neigen in einer Befragung dazu, gleichaltrige Personen eher zu verdächtigen als Personen aus anderen Altersgruppen. Harrison und Hole (2009) begründen dies mit der höheren Identifizierbarkeit mit Gleichaltrigen, wodurch vermehrte Schemata bei der Befragung aktiviert werden können.
„other-race“-Effekt = Personen können sich besser an Gesichter ähnlich ethnischer Gruppen als an Gesichter anderer ethnischen Gruppen erinnern.
Diese beiden Effekte können durch spezifische Schemata (Bezug zum Alter bzw. zur Ethnie) erklärt werden, die eine größere Identifizierbarkeit mit der Person ermöglicht und folglich das Abrufen der Erinnerung beeinflusst.
Was sind Blitzlichterinnerungen (flashbulb memories)?
Blitzlichterinnerungen (flashbulb memories) sind lebhafte, prägnante und detaillierte Erinnerungen an ein (dramatisches) gesellschaftliches bzw. privates Ereignis. Nach Brown & Kulik (1977) enthalten die Blitzlichterinnerungen oftmals folgende Informationen: Ort (an dem die Nachricht zu hören waren), Zeit, Informant (von wem man die Nachricht erhalten hat), laufende Veranstaltung, eigener emotionaler Zustand, sowie emotionaler Zustand anderer und die Konsequenzen des Ereignisses für den Einzelnen. Blitzlichterinnerungen sind permanent abrufbar. Hierbei erinnert man sich nur an diesen einen Moment der Erinnerung, in dem einem die Information vermittelt wurde.
Was ist der „Saying-is-believing“-Effekt?
Der „Saying-is-believing“-Effekt untermauert den Einfluss von Kommunikation auf nachträgliche Erinnerungen. Hierbei können sich mentale Repräsentationen durch das Verbalisieren der Erinnerungen nachträglich verändern. Kurz gesagt: „Ich glaube, was ich sage“ oder nach Cohen „Memory of memory…“ - Ich erinnere mich später an die „veränderte, verbalisierte“ Erinnerung.
(abstraktes) Beispiel: Erstellen Sie eine ausführliche Täterbeschreibung mit Hilfe diverser, zum Teil ambivalenter Zeugenaussagen.
Wie lässt sich die Zuverlässigkeit von Augenzeugenberichten verbessern (Kognitives Interview nach Geiselman & Fisher, 1997)? Welche der vorgeschlagenen Maßnahmen verbessern nachweislich das Erinnern von Augenzeugen?
Das kognitive Interview nach Geiselman & Fisher (1997) basiert auf vier Erinnerungsregeln:
- Mentales Zurückversetzen in die Umgebung und die Situation der Kontakterfahrung
- Ermutigung zum Bericht jeglicher Details, egal wie unwichtig sie zunächst erscheinen
- Beschreibung des Tathergangs in verschiedenen Abläufen (z.B. rückwärts)
- Beschreibung des Tathergangs aus verschiedenen Blickwinkeln (z.B. dem anderer Augenzeugen)
Die ersten beiden Maßnahmen verbessern die Erinnerungsleistung nachweislich (Colomb & Ginet, 2012).
Wodurch unterscheidet sich das autobiografische Gedächtnis vom episodischen Gedächtnis?
Die Inhalte des autobiografischen Gedächtnisses beziehen zum Teil semantische Information mit ein und haben vorrangig persönliche Bedeutung. Sie sind komplex und umfangreich und reichen meist über Jahre oder Jahrzehnte zurück.
Das episodische Gedächtnis dagegen speichert vorrangig Ereignisse trivialer Natur und ist dementsprechend inhaltlich sowie zeitlich (auf Minuten oder Stunden) limitiert.
Wie lassen sich falsche Täter-Identifikationen von Augenzeugen durch unbewusste Transferenz und verbales Überschatten erklären?
- Unbewusste Transferenz: wenn bei der Gegenüberstellung ein bystander (Anwesender in der Situation) dabei war, wird er öfter als Täter identifiziert, weil er mit der Situation assoziiert wird
- verbales Überschatten: Effekt, dass die Fähigkeit eines Augenzeugen, visuelle Erinnerungen zu reproduzieren, sinkt, wenn vorher eine verbale Beschreibung des Täters durch den Augenzeugen erfolgt
Erläutern Sie ereignisbasiertes und zeitbasiertes prospektives Erinnern an Beispielen.
Ereignisbasiertes prospektives Erinnern → Wenn meine Mutter anruft, muss ich ihr von gestern erzählen…
zeitbasiertes prospektives Erinnern → vor dem 5.12 muss ich meine Miete überweisen
Wie lässt sich das prospektive Erinnern verbessern?
- Durch Implementation Intention = Realisierungsintention (Strategie zur Selbstregulation)
- Genaues Beschreiben wann, wo und wie
- Beispiel: Routinen etablieren, wie tägliche Medikamenteneinnahme immer nach dem Zähne putzen
Was sind Flashbacks?
- Sonderform von Blitzlichterinnerungen
- tauchen willkürlich auf
- durch äußere Reize getriggert (z.B. Gerüche, bestimmte Personen/Situationen)
Nennen Sie ein Beispiel für einen Gedächtnisfehler des prospektiven Gedächtnisses.
Das prospektive Gedächtnis ist insbesondere durch Unterbrechungen anfällig für Störungen. Handlungen, die gerade ausgeführt werden wollten, werden unterbrochen und die eigentliche Handlungsintention gerät in Vergessenheit. Beispielsweise kann eine Intention wie „Ich hole meine Kopfhörer aus meinem Zimmer“ komplett vergessen werden, wenn auf dem Weg zum Zimmer der Mitbewohner getroffen wurde. Ich stehe nun in meinem Zimmer und weiß nicht mehr, was ich dort wollte.
Was muss man bedenken, wenn man das Alltagsgedächtnis erforschen möchte (im Vgl. zu traditioneller Gedächtnisforschung)?
Bei der Erforschung des Alltagsgedächtnisses ist vor allem die Übertragbarkeit der Befunde in die Praxis, also die Repräsentativität für alltägliche Situationen, von Bedeutung. Weiterhin ist von (zweitrangiger) Bedeutung, dass die Gedächtnisprozesse generalisierbar sind.
Wie zeigten Loftus und Palmer, dass Fragen nach der Geschwindigkeit mit den Verben “smashed” die Erinnerung der Augenzeugen tatsächlich verändert hat?
Sie präsentierten Probanden ein Video von einem Autounfall. In der Frage, ob die Probanden gebrochenes Glas gesehen haben (was nicht der Fall war), wurden die Verben “smashed” und “hit” variiert. 32% der Probanden, denen das Wort “smashed” präsentiert wurde antworteten mit ja, im Vergleich zu der “hit”-Gruppe, bei der dies nur 14% bestätigten.
Was ist der misinformation effect und wie konnten Lotus + Palmer diesen Effekt zeigen?
= Fehlinformationseffekt bzw. Falschinformationseffekt (Erinnerungen können durch falsche Informationen verzerrt werden):
- Studie: Loftus & Palmer zeigten ihren Teilnehmern Filme von Autounfällen, im Nachgang sollten sie Fragen über die Geschwindigkeit des Fahrzeugs beantworten je nach unterschiedlicher Formulierung (Verben wurden ausgetauscht z.B. „smashed“, „collided“, „bumped“, …), Ein einzelnes Wort konnte die Zeugenaussage signifikant verändern, bei „smashed“ und „collided“ gaben sie Geschwindigkeiten über der Durchschnittsgeschwindigkeit an
- Studie Loftus und Palmer: Probanden sollten den Unfall in eigenen Worten beschreiben, eine Woche später wurden sie anhand eines Fragebogens erneut befragt
dieser beinhaltete, ob Probanden zerbrochenes Glas gesehen haben, hierbei fanden sich Korrelationen zwischen „smash“ in der ursprünglichen Formulierung und der Erwähnung zerbrochenen Glases
Was ist das prospektive Gedächtnis?
= „Gedächtnis für die Zukunft“, vorausschauendes Gedächtnis
Kognitive Funktion, die genutzt wird um Pläne, Ziele und Versprechen zu formulieren, diese zur richtigen Zeit (time-based) oder unter Auftreten der richtigen Umstände (event-based) auszuführen
Wie erklärt der Activation-Monitoring-Ansatz die Ergebnisse der DRM-Experimente?
Zwei-Prozess-Theorie
• activation: Beschreibt einen Prozess, der das critical lure aktiviert oder zum Abruf falscher Informationen beiträgt
= verstärkt false memories
Prozess der Altivierung:
• semantische Aktivierung als Auslöser für DRM-Illusion
• false memories werden durch den Fokus auf relevante semantische Eigenschaften der Items verstärkt
• detaillierte Eigenschaften der Items werden dem critical lure zugeschrieben und daher falsch erinnert
• monitoring: Beschreibt einen Entscheidung-/Bearbeitungsprozess, der dazu beiträgt, den
Ursprung der aktivierten Information zu ermitteln = reduziert false memories
Prozess des monitoring:
=Entgegenwirken von falschen Erinnerung durch Quellendiskriminationsprozesse
Prüfung, ob Items:
− tatsächlich präsentiert wurden(externe Quelle)
− selbst generiert wurden(interne Quelle)
—> selbst generiertes critical lure wird fälschlicherweise für Item gehalten
Was ist infantile Amnesie?
Infantile Amnesie beschreibt das Vergessen von Erinnerungen, die vor dem dritten Lebensjahr statt gefunden haben.
Was ist der Erinnerungshügel (reminiscence bump) und wie wird er erklärt?
Eine große Anzahl von Erinnerungen an Ereignisse zwischen dem Alter von 10-30 insbesondere 15-25. Viele Ereignisse in diesem Alter werden dem “life script” zugeordnet.
Wodurch wird prospektives Erinnern (negativ) beeinflusst?
Der Begriff prospektives Gedächtnis beschreibt die Fähigkeit, sich zur richtigen Zeit an zuvor gefasste Handlungsabsichten zu erinnern.
Negative Beeinflussung durch:
- Unterbrechung von prospektiven Handlungsabsichten während Ausführung
(dann ist prospektives Rehearsal nötig, um die Unterbrechung zu überwinden + die Handlung wieder aufzunehmen)
- Störung tritt auf, wenn man von starken Routinen abweicht (habit capture – man führt gut praktizierte Routinen automatisiert aus)
- fehlendes und gestörtes Zeitmonitoring (das Planen von zukünftigen Ereignissen)
Was ist der Confirmation Bias?
Das Ereignisgedächtnis wird von den Erwartungen des Beobachters beeinflusst.
–> Eine Tendenz, dass Erinnerungen des Augenzeugen durch die früheren Erwartungen des Augenzeugen verzerrt wird.