Die Kunst des Liebens Flashcards

1
Q

!!! Irrtümer des Menschen auf der Suche nach Liebe (Kap 1)

A
  1. Fokus auf das Problem, selbst geliebt zu werden, statt lieben zu können –> Bemühen um „Liebenswürdigkeit“
  2. Liebe als Objekt und nicht als Fähigkeit –> Marketing-Charakter der Liebe
    • Entwertung des Seins: fehlendes authentisches Selbst-Sein (Fähigkeiten, Eigenheiten, Gefühle, Gedanken), kein Wahrnehmen und Gestalten von Wirklichkeit
    • Kompensation durch Haben: Inszenieren von Wirklichkeit, Aneignung von verdinglichten Menschen, Selbst-Vermarktung à Anpassung
    • Beziehungen ähnlich Arbeitsverhältnissen, Teams, keine Bindung
    • Ziel: reibungslose Abläufe, passender Partner
  3. Verwechslung von Verliebtsein mit Liebe –> Verlust rauschhafter Gefühle wird mit Verlust der Liebe gleichgesetzt
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2
Q

!!! Grundthese von Fromm (Kap 1)

A

Liebe ist mehr als eine zufällige, angenehme, glückliche Empfindung.
Lieben ist eine Kunst, die man erlernen kann.

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3
Q

!!! Liebe und ihr Verfall in der heutigen Gesellschaft (Kap 1)

A
  • Der Mensch ist sich selbst und anderen gegenüber entfremdet,
    Beziehungen sind instrumentell (Status, Glücksgefühle)
    • Sexualtechniken, „égoisme à deux“ (=Zusammen gegen die Welt)
  • „normale“ Formen des Verfalls der Liebe
    • „Teamwork“, gegenseitige sexuelle Befriedigung
  • Formen der neurotischen Liebe (psychologische Ausführungen)
    • Infantile Bindung des Erwachsenen an ein Elternteil
    • Abgöttische Liebe: Projektion möglicher eigener Kräfte
      auf eine andere („übergroße“) Person
    • Sentimentale Liebe: Projektion echter Liebe zu einem, Menschen auf Produkte, Ersatzbefriedigung
    • Projektion eigener Probleme auf Andere (Partner, Kinder, …)
    • Irrtum: Liebe = Konfliktfreies Zusammenleben
    • Infantile Abhängigkeit von einem anthropomorphen Gottesbild: Gott als psychologische Methode, besser durch das Leben zu kommen
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4
Q

!!! Die Erfahrung des Abgetrenntseins (Kap 2)

A
  • Tierreich: Harmonie durch reine Instinktsteuerung
  • Kindheit, primitive Kulturen: Verlust noch wenig spürbar
  • Menschen: Verlust der vormenschlichen Harmonie
  • *–>** Existenzielle Erfahrung des Abgetrenntseins
    • Hilflosigkeit, Ausgeliefertsein, Machtlosigkeit –> Angst
    • Isolation, Verschiedenheit der Geschlechter –> Scham, Schuld
  • Tiefstes Bedürfnis: Überwindung des Abgetrenntseins, Vereinigung, Einswerden
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5
Q

!!! Überwindungsversuche gegen das Abgetrenntsein (Kap 2)

A
  • Überwindungsversuch 1: Orgiastische Zustände
    • Autosuggestive Trancezustände, Drogen, Sex
    • Intensiv, Geist und Körper, vorübergehend
    • Vorteile: Ausschalten des Gefühls des Abgetrenntseins
    • Nachteile: i.d.R. gesellschaftliches sanktioniert à Schuldgefühle
  • Überwindungsversuch 2: Konformität mit einer Gruppe (häufigste Lösung)
    • Routine, Aufgabe des individuellen Selbst, ausgeprägt auch in Demokratien
    • Vorteile: Gefühl von Gemeinschaft und Sicherheit, scheinbarer Beweis für Richtigkeit gemeinsamer Meinungen, Permanenz
    • Nachteile: Verwechslung von „Dasselbe-Sein“ mit „Eins-Sein“, Körper nicht betroffen, Verlust des Bewusstseins für eigene Bedürfnisse und Ziele, Standardisierung
  • Überwindungsversuch 3: Schöpferisches Tätigsein
    • Vereinigung/Verbindung mit der Welt durch Schaffensprozesse
    • Vorteile: gefühlter Einklang mit sich selbst und der Welt
    • Nachteile: wenig Gelegenheit durch Entfremdung aufgrund moderner Arbeitsprozesse, Einheit nicht zwischen Menschen
    • Simulation durch Konformität mit einer Gruppe
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6
Q

!!! Symiotische Vereinigungen (Kap 2)

A

Abgrenzung zu symbiotischen Vereinigungen

  • Sym = zusammen, bios = leben –> Zusammenleben zu jeweils eigenem Nutzen (Kind im Mutterleib, voneinander abhängige Parnter) –> Vereinigung ohne Integrität
  • Folge Masochismus: Passivität, Unterwerfung, Aufgabe eigener Identität –> untrennbarer Bestandteil des Anderen, Entlastung von eigenen Entscheidungen, „Instrumente“ eines Anderen
  • Folge Sadismus: Aktivität, Ausnützen, Demütigung –> Einverleibung des Anderen, Vergrößerung des Selbst
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7
Q

!!! Reife Liebe als Paradoxon (Kap 2)

A

Paradoxon: „Zwei Wesen werden eins und bleiben doch zwei“ à Antwort auf das Existenzproblem, Vereinigung unter Wahrung der Integrität

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8
Q

!!! Liebe als Geben (Kap 2)

A
  • Liebe als Geben: Missverständnisse
    • Geben –> Abgeben, ärmer werden
    • Geben –> Erwartung einer Gegenleistung, Marketing-Charakter
    • Geben –> Opfer bringen, Tugend
  • Geben als aktiver Charakter der Liebe: „Liebe ist in erster Linie ein Geben und nicht ein Empfangen“
    • Geben als höchster Ausdruck des Vermögens
    • Geben = sich selbst als lebendig und voll Freude erleben
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9
Q

!!! Aktiver Charakter der Liebe (Kap 2)

A
  • Aktiver Charakter der Liebe
    • Nicht Aktivität in dem Sinne zielgerichteter, energiereicher Arbeit an der Änderung einer Situation
    • Aktivität in dem Sinne ziellosen freien Erlebnisses des Einsseins mit der Welt
    • Grundelemente:
      • Fürsorge für das, was wir lieben (z.B. Kinder)
      • Verantwortungsgefühl: als freiwillige Antwort auf Bedürfnisse (z.B. Erziehung)
      • Achtung vor dem Anderen als echtes Interesse am ihm und seiner Entfaltung
      • Erkenntnis als Ziel und Grundlage: Erkenntnis des anderen, wie er wirklich ist
  • Grenzen der Erkenntnis über den anderen: Das Geheimnis des Menschen ergründen
    • „Wir kennen uns – und kennen uns doch wieder nicht“ –> totale Erkenntnis nicht möglich –> trotzdem versuchen wir es
    • Irrweg Gewalt: Besitzen statt erkennen, z.B. Kind zerpflückt einen Schmetterling
    • „Der andere Weg, das Geheimnis zu erkennen, ist die Liebe“
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10
Q

!!! Liebe zwischen Eltern und Kind (Kap 2)

A
  • Mutterliebe
    • Funktion: Sicherheit
    • Merkmale: bedingungslos (+), kann nicht verdient werden (-)
    • Mögliche Probleme: überängstliche Mutter schafft Loslassen nicht –> Abhängigkeit, fehlende Selbstständigkeit
  • Vaterliebe
    • Funktion: Autorität, Lenkung
    • Merkmale: bedingt (-), kann verloren werden (-), kann erworben werden (+)
    • Mögliche Probleme: zu starke Autorität, fehlende Toleranz –> fehlendes Selbstvertrauen, Schwäche/Gleichgültigkeit des Vaters –> Haltlosigkeit im Leben
  • Entwicklung eines mütterlichen und eines väterlichen Gewissens
    • Mütterlich –> eigene Liebesfähigkeit
    • Väterlich –> eigene Vernunft und Urteilskraft
    • Ungleichgewicht –> Neurosen
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11
Q

!!! Nächstenliebe (Kap 2)

A
  • Nächstenliebe = „Gespür für Verantwortlichkeit, Führsorge, Achtung & „Erkenntnis“, dass jedem anderen Wesen gilt, sowie den Wunsch, dessen Leben zu fördern.“
  • Basis: alle Menschen besitzen einen gemeinsamen Kern (central relatedness) –> Liebe zwischen Gleichen –> Liebe zu allen menschlichen Wesen, die niemanden ausschließt –> Liebe auch zu Hilflosen, Armen, Fremden, d.h. zu denen, die für uns keinen Zweck erfüllen
  • Folge: „Wenn sich in mir die Fähigkeit zu lieben entwickelt hat, kann ich gar nicht umhin, als meinen Nächsten zu lieben.“
  • Kritik:
    • Freud: „Jeden zu lieben ist unmöglich“ –> Überforderung
    • Inflation à Liebe wird entwertet (nichts Besonderes mehr)
    • Andre Compte-Sponsville: wir lieben höchstens 20 Menschen (Familie, Freunde) –> 70 Mrd. Menschen lieben wir nicht –> nur Moral hält uns vom Schlimmsten ab bzw. bewegt uns zu gutem Handeln (als würden wir lieben) –> Liebe genügt meist nicht
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12
Q

!!! Mütterliche Liebe (Kap 2)

A
  • Definition mütterliche Liebe: „Bedingungslose Bejahung des Lebens und der Bedürfnisse des Kindes“ – „Ein Land, wo Milch und Honig fließen“ (Bibel)
    • Fürsorge, Verantwortungsgefühl –> Erhaltung und Entfaltung des Kindes
    • Vermittlung der Liebe zum Leben –> Es ist gut, ein Mädchen/Junge zu sein
    • Mutter gibt Hilfe, Kind braucht Hilfe
      • Wahre mütterliche Liebe: selbstlos, altruistisch, Ziel der Trennung –> höchste und schwierigste Art der Liebe, Befriedigung als Schöpferin –> Transzendenz –> Fähigkeit zur Liebe zu allen menschlichen Wesen
      • Narzissmus, Macht oder Besitz –> auf sich selbst gerichtet, besitzergreifend
  • Probleme: Liebe zu kleinen Kindern leicht, Liebe zu sich trennenden Kindern schwer
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13
Q

!!! Erotische Liebe (Kap 2)

A
  • Definition erotischer Liebe: Verlangen nach vollkommener Vereinigung mit einer anderen Person (nicht nur sexuell)
  • Suche nach Nähe durch Offenheit auf allen Ebenen
    • Sprechen über sein eigenes persönliches Leben, seine Hoffnungen und Ängste
    • Dem anderen sein wirkliches Ich zeigen
    • Ein gemeinsames Interesse an der Welt bemühen
    • Dem anderen seinen Ärger, Hass und Hemmungslosigkeit Zeigen
    • Sexuelle Nähe
  • Probleme:
    • Scheinbare Exklusivität = Egoismus zu zweit: „Zwei Menschen, die sich miteinander identifizieren und das Problem des Getrenntseins so lösen, dass sie das Alleinsein auf zwei Personen erweitern
    • Illusion von Nähe und Liebe: nur vorübergehende Nähe bei sexueller Vereinigung, fehlende Nächstenliebe
    • Scheinbare Intimität: schonungslose Offenheit, Hemmungslosigkeit, Hass, oft nicht von Dauer –> reiner Willensakt
    • trügerischste Form: oft verwechselt mit „sich verlieben“
    • oft Wechsel mit Hoffnung auf neue Liebe
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14
Q

!!! Selbstliebe (Kap 2)

A
  • Definition: Selbstliebe ist die Achtung seiner eigenen Integrität
    • Einzigartigkeit
    • „Liebe zu meinem selbst ist untrennbar mit der Liebe zu allen anderen Wesen verbunden“
    • Um andere Lieben zu können, muss man sich selbst lieben
    • Liebe zu anderen menschlichen Wesen ist eine Tugend –> Selbstliebe ist dadurch ebenfalls eine Tugend, denn man ist selbst ein menschliches Wesen
  • Logische Trugschlüsse:
    • Selbstliebe = Sünde
    • Selbstliebe = Selbstsucht (Narzissmus) –> Selbstsucht ist Folge und Kompensation von Mangel an Selbstliebe
    • Selbstliebe = Selbstlosigkeit –> Selbstlose voller Feindschaft gegen sich selbst, verborgene Ichbezogenheit, Unglück –> Narzissmus
    • Selbstliebe nicht gleichzeitig mit Liebe zu anderem möglich
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15
Q

!!! Liebe zu Gott (Kap 2)

A
  • Mangel: Loslösungserfahrungen: von der Natur, von der Mutter, von der Heimat
  • Bedürfnis: Erfahrung von Einheit
  • Entwicklungsstufen der Religiosität
    • Wiederherstellung der Einheit mit der Natur –> Naturreligionen
    • Erschaffung symbolischer Kunstwerke (Götzen aus Lehm, Gold) durch handwerkliches Können –> Götzenverehrung
    • Reflexionsfähigkeit, Mensch als Höchstes –> Götter in menschlicher Gestalt
    • Matrizentrische Götterverehrung: mütterliche bedingungslose auf Gleichheit beruhende Liebe
    • patrizentrisch Götterverehrung: väterliche fordernde unterscheidende Liebe –> heute unterschiedliche gewichtete Mischungen in den Religionen
    • strafender zürnender Gott
    • liebender barmherziger Gott
    • „Gott ist Liebe“ = abstraktes, reifes Gottesbild
      • Abstraktionsstufen der Götterverehrung: kindlich-naiv bis abstrakt (reif)
  • Gottesverehrung in Osten und Westen:
    • Westen: Gottesliebe als Denkerlebnis
    • Osten: Gottesliebe als intensives Gefühlserlebnis
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16
Q

!!! Die Praxis der Liebe - Tugenden (Kap 4)

A

Tugenden, die zur Ausübung jeder Kunst notwendig sind

  • Disziplin: selbstbestimmtes Leben (kein Unterwerfen oder Fremdbestimmung)
  • Konzentration: zielgerichtete Aufmerksamkeit (statt Zerstreuung)
  • Geduld: Beharrlichkeit der Anstrengung (statt Beschleunigung)
  • Bewusstsein der Wichtigkeit der Kunst –> Wunsch zur Meisterschaft
17
Q

!!! Die Praxis der Liebe - Konkrete Übungen für den Alltag (Kap 4)

A

Konkrete Übungen für den Alltag

  • Regelmäßiger selbstbestimmter Tagesablauf
  • Allein sein, Meditation
  • Konzentration auf das, was man gerade tut (Achtsamkeit)
  • Konzentration auf sich selbst (Bezug zu Handlung)
18
Q

!!! Die Praxis der Liebe - Übungen in Bezug auf die Kunst des Liebens (Kap 4)

A

Übungen bezogen auf die Kunst des Liebens

  • Überwindung des Narzissmus
  • Stärkung der Objektivität, Demut, Vernunft –> Vermeidung von irrationalem Glauben, Unterwerfung unter Autoritäten
  • Stärkung eines rationalen Glaubens = Überzeugung, die im eigenen Denken oder Fühlen wurzelt
    • Auf das eigenen Denk- Beobachtungs- und Urteilungsvermögen vertraut
      (Glaube an die Vernunft, etwas in der Wissenschaft)
    • In der Freundschaft und in der Liebe an die Grundhaltung und die Zuverlässigkeit einer Persönlichkeit glaubt
    • In der Erziehung an die Entfaltungskräfte in einem Kind glaubt,
      diesem Raum lässt
    • Daran glaubt, dass sich die Menschheit zum Guten entwickeln kann
  • In der Liebe vereinigen sich der Glaube an den anderen und der Mut diesem zu vertraue –> Ethik der Liebe übersteigt Ethik der Fairness;
    „Goldene Regel“ sollte im Hinblick auf Nächstenliebe interpretiert werden
  • Auch in kapitalistischer Gesellschaftsordnung
    (bietet sicheren Rahmen für Befriedung grundliegender Bedürfnisse)
    sind Spielräume für echte Liebe gegeben
19
Q

!!! Fazit Fromm

A

„Der Glaube an die Möglichkeit der Liebe als einem gesellschaftlichen Phänomen und nicht nur als einer individuellen Ausnahmeerscheinung ist ein rationaler Glaube, der sich auf die Einsicht in das wahre Wesen des Menschen gründet.“