E4 Flashcards

1
Q

Sind Erkenntnisse aus der Forschung zur dritten Welle der Demokratisierung auch auf Osteuropa anwendbar?

A

Positionen:
- Nein, die Transformation Osteuropas wird durch einen spezifisch-regionalen Kontext geprägt, was Einsichten aus anderen regionalen Kontexten wertlos macht.
- Schmitter & Karl: ja, die Transformation Osteuropas fügt sich in die dritte Welle ein und erhöht die Fallzahl
- Bunce: ja, die Einbeziehung Osteuropas erlaubt es, ein neues Licht auf dominierende Theorien zu werfen. Ein Beispiel wäre die zentrale Rolle von historischen Erbschaften und Nationalismus als Voraussetzung für Liberalisierung
- Offe: ein (impliziter) Vergleich kann geeignet sein, um die Herausforderungen der osteuropäischen Transformationspfade zu erkennen und herauszuarbeiten. Osteurop. Spezialitäten müssen aber weiter erforscht werden.

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2
Q

Offe: Dilemma der Gleichzeitigkeit

A

Zwischen Demokratie und Kapitalismus: Mögliche Blockaden
Demokratie verhindert Privatisierung; Wenn Privatisierung schließlich gelingt: Transformation ist nicht Plan -> Markt, sondern Plan -> Clan (Oligarchie), neue Eigentümer unterminieren die Demokratie
Konflikte auf sozialer, ethnischer, territorialer Basis wirken gegen die Demokratisierung
Marktwirtschaftliche Reformen haben wenig Gewinner, viele Verlierer; Enttäuschungen führen zu Rufen nach „starken Männern“ bzw. autoritären Strömungen bzw. Forderungen nach Rückkehr zum Staatseigentum

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3
Q

Bunce: Warum sind nur drei sozialistische Staaten auseinandergebrochen und nicht alle?

A
  • Historische Erbschaft subversiver national-föderalistischer Institutionen förderte bereits während dem Sozialismus die Nations- und Staatsbildung
  • Die Opposition konnte diese Institutionen nach dem Crash der KP für die Unabhängigkeit nutzen
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4
Q

Bunce: Warum kam es nur im Fall Jugoslawien zum Krieg?

A

Mögliche Erklärung:
- Unterschiede in den national-föderalistischen Institutionen: Dezentralisierung Jugoslawiens führte zu politischen und wirtschaftlichen Verteilungskonflikten (a la Habsburg-Monarchie?)
- Russische und tschechische Republiken waren institutionell schwächer, aber politisch stärker; Schwacher Nationalismus der dominanten Nation, gleichzeitig die Fähigkeit, politische Ziele durchzusetzen
- Serbische Republik war institutionell stark, aber politisch schwach -> Förderung des serbischen Nationalismus, gleichzeitig konnte man sich politisch nicht gegen andere Republiken durchsetzen
- Rolle des Militärs (?)

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5
Q

Transformation in Ukraine und Russland

A

Ökonomisch: In beiden Staaten: Schnelle Privatisierung, De-Industrialisierung, Ressourcenabhängigkeit, oligarchische Führungsschicht, hohe Ungleichheit, begrenztes Wachstum, hohe Korruption
Politisch: In beiden Staaten hybride Systeme, aber in der Ukraine mehrere Phasen der Liberalisierung, in Russland unter Putin zunehmende Autokratisierung

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6
Q

Drei hierarchische Ebenen eines politischen Systems:

A
  1. Definition des Wir (Staatsvolk, Staatsgebiet?)
  2. Definition der Regeln und Institutionen (Verfassungsebene)
  3. Treffen von Entscheidungen über Verteilungs- und andere Fragen
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7
Q

Veils of ignorance

A

Entscheidungen auf den ersten beiden Ebenen sind tendenziell sicher vor strategischen Überlegungen, da sie über eine längere Zeit „wachsen“ – bei einer raschen Transformation müssen diese Regeln ad hoc aufgestellt werden und sind so anfällig für opportunistische Überlegungen – die Spieler bestimmen die Spielregeln!
 Im Osten gab es keine Zeit für langsame Transformation, Trial and error etc.!
Dilemma der Gleichzeitigkeit: Während im Westen und Amerika Marktwirtschaft und Demokratie langsam und nacheinander wachsen konnten, musste im Osten beides gleichzeitig entstehen

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8
Q

Geduldsproblem

A

Wenn der neue freie Markt dazu führt, dass große Teile der Gesellschaft verarmen und eine opportunistische Minderheit durch die Aneignung von Gemeinkapital reich wird, scheitert die Demokratisierung.

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9
Q

Offe: Vier Lösungen für das Geduldsproblem

A
  1. Wirtschaftswunder
  2. Externe Hilfe (Marschallplan)
  3. Interne Verteilung der Last der Transformation
  4. Organisation der Gesellschaft in anti-opportunistische Strukturen
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