Einführung Flashcards

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Q

Eine Schnellbahn außerhalb einer Stadt ist außer Kontrolle geraten und droht fünf Bauarbeiter zu überrollen, die auf dem Gleis der Schnellbahn arbeiten. Die Bauarbeiter haben Ohrschutzmasken auf, hören nichts und sind an die Gleise gekettet; es ist jedenfalls sicher davon auszugehen, dass alle fünf Bauarbeiter getötet werden, wenn die Bahn nicht gestoppt werden kann. Sie sind der einzige Mensch weit und breit. Durch Umstellen einer Weiche auf ein anderes Gleis, können Sie die Schnellbahn umleiten. Unglücklicherweise befindet sich auf diesem Gleis ein weiterer Bauarbeiter, der auch nichts hört und angekettet ist, und sicher sterben wird, wenn die Schnellbahn auf dieses Gleis umgeleitet wird.

a) Was sollen Sie tun? Sollen Sie die Weiche umstellen oder nicht?
b) Wie begründen Sie Ihre Entscheidung? Es ist nach einer genauen Begründung gefragt!
c) In welche Kategorie ethischer Theorien ordnen Sie Ihre Entscheidung in b) ein? (Es gibt drei Grundkategorien: Tugendethik, deontologische Ethik, teleologische Ethik)

A

Allgemeine Hinweise vorab zu dieser Problemstellung:
• Es wird eine moralische, keine juristische Frage gestellt.
• Es ist nach der Individualmoral, nicht nach dem sozialen Moralkodex gefragt, d.h. die Frage sollte nicht damit beantwortet werden, was Sie meinen, was „die Menschen in Deutschland“ von Ihnen erwarten (sozialer Moralkodex).
• Die Fragestellung lautet nicht: „Was würden Sie tun?“. Dann wäre nach einer Prognose gefragt, wie man sich tatsächlich verhalten wird, was in den Bereich der deskriptiven Ethik fällt. Hier wird aber gefragt: „Was sollen Sie tun?“ Diese Frage fällt in den Bereich der normativen Ethik.
• Wir suchen auch nicht die beste Lösung für uns selbst (z.B. „Womit fühle ich mich am besten?“), sondern nach der moralisch richtigen Lösung.
These, dass jeder vernünftig denkende Mensch vor einem schweren moralischen Konfliktfall steht:
• Positive Pflicht, andere zu retten, die in Not sind und deren Leben gefährdet ist. („positiv“ => aktiv werden, handeln)
• Negative Pflicht, niemanden umzubringen. („negativ“ => nichts Schädliches tun, Handlung unterlassen)
Bei einem so schweren moralischen Konfliktfall und da kein ethischer Ansatz vorgegeben wurde, wird es keine Einigung auf die richtige moralische Lösung geben.
a)b)c) Erste mögliche Antwort: Ich sollte die Weiche umstellen.
(„Akzeptable“) Begründung: Wenn nur einer stirbt, dann ist das ein besseres Ergebnis als wenn fünf sterben. In der Summe treten bei Umstellen der Weiche damit weniger zu erwartende negative Konsequenzen auf als bei Unterlassung der Weiche. Da anhand des Ergebnisses argumentiert wird, handelt es sich um eine teleologische Argumentation. (Implizite Bewertung: Fünf Menschenleben sind mehr wert als ein Menschenleben.)
Problematische Begründungen der ersten Antwort:
• „Das ist rational.“ Alternativ: „Das ist logisch.“ Diese Aussage impliziert, dass andere Entscheidungen irrational/logisch sind. Dafür wäre es notwendig, erst zu klären, wie Rationalität und Logik definiert sind, und ob Rationalität und Logik (richtige) Moralkriterien sind. D.h. sie mögen in den Wirtschafts- oder Ingenieurwissenschaften richtige Kriterien sein, aber die
Wintersemester 2019/20
Dr. Karin Knottenbauer Wirtschaftsethik
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Moralwissenschaft ist eine eigene Wissenschaft und hat daher auch eigene, andere Kriterien!
• „Das ist effizienter.“ Diese Aussage ist analog problematisch, weil sie suggeriert, dass Effizienz das bzw. ein relevante/s Moralkriterium ist. Folgen Ethik und Ökonomik dann den gleichen Kriterien? Was ist dann der Unterschied zwischen Ethik und Ökonomik? Oder gibt es gar keinen? Oder gibt es gar keine Ethik?
Zweite mögliche Antwort: Ich sollte die Weiche nicht umstellen.
(„Akzeptable“) Begründung: Ein Menschenleben ist so wertvoll, dass es nicht bewertbar ist und gegen nichts gegenrechenbar ist (auch nicht gegen andere Menschenleben). Jeder Mensch hat u.a. Anspruch darauf, von anderen geachtet und respektiert zu werden, nicht verletzt, nicht gedemütigt und nicht getötet zu werden, einen Anspruch zu leben und frei zu sein. Jeder Mensch hat Würde und das impliziert, dass sein Leben nicht für das Leben anderer geopfert werden darf. Um zu verhindern dass Menschen sterben, darf ich keinen Menschen umbringen. Ich instrumentalisiere diesen Menschen sonst, d.h. ich benutze ihn als Mittel zum Zweck und das widerspricht der Achtung der Menschenwürde.
Da argumentiert wird, die Handlung der Tötung zu unterlassen, liegt eine deontologische Argumentation vor.
Eine problematische Begründung der zweiten Antwort wäre hier zu argu-mentieren, dass die Verantwortung bei Unterlassung der Weichenumstellung geringer ist. Dies ist deshalb problematisch, weil die Verantwortung der Entscheidung in jedem Fall hoch ist, da es hier um Menschenleben geht. Auch das Unterlassen einer Handlung, hier der Umstellung der Weiche, würde heute in allen modernen Ansätzen der Geistes- und Sozialwissenschaften – nicht nur in der Philosophie – als Handlung interpretiert werden.
Auch ist es problematisch zu argumentieren, dass man nicht in den Lauf der Dinge oder das Schicksal eingreifen will. (Auch hier gilt, das Nichteingreifen ist auch eine Entscheidung und Handlung.) Wenn auf dem zweiten Gleis statt einem Bauarbeiter gar kein Bauarbeiter wäre, dann würden Sie doch (hoffentlich) auch in den Lauf der Dinge eingreifen und die Weiche umstellen, so dass kein Mensch getötet wird.

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Q

Eine Schnellbahn außerhalb einer Stadt ist außer Kontrolle geraten und droht fünf Bauarbeiter zu überrollen, die auf dem Gleis der Schnellbahn arbeiten. Die Bauarbeiter haben Ohrschutzmasken auf, hören nichts und sind an die Gleise gekettet; es ist jedenfalls sicher davon auszugehen, dass alle fünf Bauarbeiter getötet werden, wenn die Bahn nicht gestoppt werden kann. Sie stehen auf einer Brücke. Neben ihnen steht noch ein weiterer Mann, der auch gerade zufällig vorbei gekommen ist. Es ist ein sehr dicker Mann. Durch das Herunterschubsen dieses Mannes von der Brücke würde die Schnellbahn sicher gestoppt werden und die fünf Bauarbeiter würden sicher nicht sterben. Der heruntergeschubste Mann würde sicher sterben.

a) Was sollen Sie tun? Sollen Sie den Mann herunterschubsen oder nicht?
b) Wie begründen Sie Ihre Entscheidung? Es ist nach einer genauen Begründung gefragt!
c) In welche Kategorie ethischer Theorien ordnen Sie Ihre Entscheidung in b) ein?

A

a)b)c) Erste mögliche Antwort: Ich sollte die Weiche umstellen.
(„Akzeptable“) Begründung analog zu oben: Wenn nur einer stirbt, dann ist das ein besseres Ergebnis als wenn fünf sterben. In der Summe treten bei Herunterschubsen des Mannes damit weniger zu erwartende negative Konse-quenzen auf als bei Unterlassen des Schubsens. Da anhand des Ergebnisses argumentiert wird, handelt es sich um eine teleologische Argumentation. (Impli-zite Bewertung: Fünf Menschenleben sind mehr wert als ein Menschenleben.)
Zweite mögliche Antwort: Ich sollte die Weiche nicht umstellen.
(„Akzeptable“) Begründung analog zu oben: Ein Menschenleben ist so wertvoll, dass es nicht bewertbar ist und gegen nichts gegenrechenbar ist (auch nicht gegen andere Menschenleben). Jeder Mensch hat u.a. Anspruch darauf, von anderen geachtet und respektiert zu werden, nicht verletzt, nicht gedemütigt und nicht getötet zu werden, einen Anspruch zu leben und frei zu sein. Jeder Mensch hat Würde und das impliziert, dass sein Leben nicht für das Leben anderer geopfert werden darf. Um zu verhindern, dass Menschen sterben, darf ich demnach dafür keinen Menschen umbringen. Ich instrumentalisiere diesen Menschen sonst, d.h. ich benutze ihn als Mittel zum Zweck und das widerspricht der Achtung der Menschenwürde.
Problematische Begründungen zur zweiten Antwort:
• „Im Gegensatz zur Weichenumstellung liegt eine aktive(re) und nicht so anonyme Handlung vor, da der Mann berührt wird.“ Diese Begründung ist problematisch, da es sich in beiden Fällen um die bewusste Entscheidung einer Tötung handelt, d.h. auch die Weichenum-stellung ist aktiv. Bei der Frage der Berührung geht es lediglich um das persönliche Empfinden, d.h. was angenehmer und was unangenehmer ist , was nicht im Zentrum der Argumentation moralischer Entscheidungen stehen sollte. (Das Erschießen eines Menschen wird ja auch nicht anders beurteilt, ob Sie ihn nun direkt vor ihm stehend mit der Waffe berühren oder eine Drohne losschicken, die den Mann in 1 km Entfernung erschießt.)
• „Der dicke Mann ist unbeteiligt(er) und/oder wähnt sich nicht in der gleichen Gefahrensituation wie der eine Gleisarbeiter, der von Berufswegen schon stärker gefährdet ist.“ Diese Begründung ist problematisch, da Menschen Würde haben (sollten), unabhängig von ihrem Beteiligtsein oder ihrer Gefahrensituation.
FAZIT: Wie bereits oben erwähnt, handelt es sich in beiden Fällen (d.h. in beiden Aufgaben) um schwere moralische Konfliktfälle. Die individuelle moralische Urteilskraft kann daher (ohne Vorgabe eines bestimmten ethischen Ansatzes) zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.

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3
Q

Begründungen der westlichen modernen Ethik
Nennen Sie drei Gründe, die die westliche moderne Ethik (hier ohne die theologische Ethik) als Begründung für Moralvorstellungen nicht akzeptiert.
Erläutern Sie Ihre Ausführungen anhand eines Beispiels.

A

Nicht zulässige Argumentationen/Begründungen sind:
• Es ist moralisch richtig, weil es im Gesetz steht.
• Es ist moralisch richtig, weil die Religion/Gott es vorschreibt.
• Es ist moralisch richtig, weil es schon immer so gemacht wurde oder (fast) jeder es so macht (Sein-Sollen-Fehlschluss). Eine rein kulturelle Begrün-dung, z.B. weil etwas in einer Kultur schon immer so gemacht wurde, also eine Tradition ist, ist auch eine Form des Sein-Sollen-Fehlschlusses und daher auch nicht zulässig.
Außerdem würde eine rein egoistische Argumentation, wie z.B. dass mein Nutzen oder mein Gewinn so maximiert wird, nicht akzeptiert werden. D.h. nicht, dass jede Handlung, die Nutzen-oder Gewinnmaximierend ist, per se moralisch falsch ist, sondern dass die alleinige Begründung dafür so nicht akzeptiert wird.
Beispiele für nicht zulässige Argumentationen:
• 500.000 Euro als Manager-Bonus zu erhalten, obwohl die Bank vor dem Bankrott steht und durch staatlichen Aufkauf gerettet werden musste, ist richtig, weil es in Einklang mit dem Gesetz ist.
• Du sollst nicht stehlen, weil dies eines der zehn Gebote ist.
• Die Verletzung des Musik-Copyrights ist doch nicht falsch, schließlich macht es doch jeder.
• Frauen wurden im Land x schon immer schlechter bezahlt als Männer, das ist eben so, deshalb ist es richtig.

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4
Q

Sein-Sollen-Fehlschluss
Erläutern Sie, ob bei den folgenden Aussagenkombinationen ein Sein-Sollen-Fehlschluss vorliegt:
a) „Es war in unserem Unternehmen schon immer so, dass der Geschäftsführer das Zehnfache eines durchschnittlichen Angestellten im mittleren Management verdiente. Deshalb sollten wir damit fortfahren.“
b) „Es gibt einen eindeutigen Trend im Automobilverkehr zu SUVs, deshalb sollten wir uns dem als Automobilhersteller anschließen.“
c) „Mord ist in Deutschland gemäß §211 StGB verboten. Deshalb ist Mord schlecht.“
d) „Menschen flunkern nun mal gerne. Kein Mensch sagt immer die Wahrheit. Daher ist es auch moralisch nicht verwerflich, wenn man manchmal lügt.“

A

Es handelt sich bei allen vier Aussagenkombinationen um Sein-Sollen-Fehlschlüsse. (Fall c) ist ein Sonderfall, weil hier die Realität ein Gesetz ist.)
Damit es sich jeweils nicht um einen Sein-Sollen-Fehlschluss handelt, müssten jeweils nach dem ersten Satz beispielsweise folgende, zu diskutierende (!) Sätze eingefügt werden. Dabei geht um das Argumentationsprinzip im Folgenden, nicht um den Inhalt:
• Bei a): „Der Geschäftsführer ist viel produktiver als ein durchschnittlicher Angestellter und Produktivität ist ein erstrebenswertes Ziel, um mehr Wohlfahrt zu erzielen. Daher ist es richtig, dass ein Geschäftsführer das Zehnfache eines durchschnittlichen Angestellten im mittleren Management verdient.“
• Bei b): „Die Herstellung von SUVs steigert die Umsätze der deutschen Unternehmen und sichert so Arbeitsplätze in der (deutschen) Automobil-industrie, was den deutschen Wohlstand und die deutsche Wohlfahrt erhöht. Daher ist es moralisch richtig, sich als Automobilhersteller dem Trend zu mehr SUVs anzuschließen.“
• Bei c): „Mord ist moralisch falsch, weil es die Würde des Menschen verletzt. (Deshalb steht es so auch im Gesetz.)“
• Bei d): „Wenn alle Menschen manchmal lügen, dient dies allen Menschen, daher ist es moralisch richtig.“
Hinweis: Es geht bei der Aufgabe nicht darum, die Sätze inhaltlich zu überprüfen, sondern die Überprüfung soll nur die Art der Argumentation betreffen.

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5
Q

Begründung von Moral
Diskutieren Sie, warum wir überhaupt moralisch sein sollen. Warum reicht es z.B. nicht (immer) aus, sich nur an die Gesetze zu halten? Nennen Sie Beispiele.

A

Es gibt vielfältige Gründe, warum es Moralität über das Gesetz hinaus geben sollte.
Zum einen deckt das Gesetz nicht alle Moralfragen ab, wie z.B. nicht alle Fälle der Lüge, des Hintergehens und des Betrugs (z.B. in Freundschaften und Partnerschaften) .
Es kann auch sein, dass der Gesetzgeber noch gar nicht erkannt hat, dass sich z.B. in einem Wirtschaftsbereich, einem technischen oder medizinischen Bereich oder allgemein in der Forschung moralische Fragestellungen ergeben haben. So wurden z.B. vor der Finanzkrise neue Finanzmarktprodukte entwickelt und legal auf den Markt gebracht, aber außer den Insidern wusste niemand, dass diese hohe systemische Risiken bargen. Hier wäre die moralische Verantwortung der Investmentbanker gewesen, die Politik und Öffentlichkeit darauf hinzuweisen und diese Produkte nicht auf den Märkten einzuführen, auch wenn dann die Gewinne niedriger gewesen wären.
Darüber hinaus kann es auch sein, dass die Gesetze nicht mit den eigenen Moralvorstellungen übereinstimmen. So ist z.B. Sterbehilfe in Deutschland weitgehend illegal, in der Schweiz und Belgien aber teilweise und unter strengen Bedingungen legal. Daher liegt es dann z.B. in der individuellen moralischen Urteilskraft, sich z.B. ins Ausland zu begeben und sich dort „behandeln“ zu lassen. D.h., nur weil etwas in einem Gesetz steht, heißt es nicht unbedingt, dass es für einen selbst (individuell) moralisch richtig ist.
Es kann auch sein, dass sich die Gesetze eines Landes in Zukunft als moralisch völlig verfehlt herausstellen, wie das z.B. im Nationalsozialismus oder die Sklaverei in den USA der Fall war. In jener Zeit wäre es aus heutiger Sicht moralisch richtig gewesen, etliche Gesetze und staatliche Vorgaben nicht einzuhalten.
In moralischen Zielkonflikten kann es auch individuell moralisch richtig sein, Gesetze zu missachten. Wenn z.B. bei einem Unfall mit Verletzten der Rettungswagen nicht kommt oder keine Mobilfunkverbindung besteht, kann man sich als Individuum dafür entscheiden, selbst die Verletzten ins Krankenhaus bei Missachtung der Geschwindigkeitsgrenzen (sofern keine zu starke Gefährdung anderer dadurch vorliegt) zu fahren.

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6
Q

Was ist Ethik?

A

Definitionen
Die Ethik beschäftigt sich auf methodische Weise mit moralischen Entscheidungen, Handlungen oder auch Unterlassungen.

Ethik = Moralphilosophie = Moralwissenschaft

Die Ethik im Sinne der normativen philosophischen Ethik ist eine philosophische Disziplin, deren Aufgabe es ist, Kriterien bzw. Regeln für gutes und schlechtes
Handeln aufzustellen und die Motive und Folgen des Handelns zu bewerten.
In der Ethik werden allgemeine Prinzipien (Richtlinien) ethischen Urteilens und guten Handelns begründet.

Normative Ethik
Die Aufgabe der Ethik im Sinne der normativen philosophischen Ethik ist es, Kriterien für gutes und schlechtes Handeln aufzustellen und die Gründe und
Folgen des Handelns zu bewerten.

Die Ethik ist also eine normative Disziplin. „Normativ“ :
• Wie soll etwas sein?
• Wie sollen wir handeln?
• Wie wird das Sollen begründet?

Deskriptive Ethik
Es gibt aber auch eine deskriptive Ethik.
„Deskriptiv“ = Wie ist etwas?
Die deskriptive Ethik beschreibt die Wertvorstellungen und Normen in einer
historisch kulturellen Gemeinschaft oder einzelner Individuen.
Sie ist eigentlich kein Teilgebiet der Philosophie, sondern der Psychologie,
Soziologie und Ethnologie.

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7
Q

Sein-Sollen Fehlschluss

A

Der Sein-Sollen-Fehlschluss
Der Sein-Sollen-Fehlschluss leitet das moralische Sollen allein aus dem Sein ab.
Kritik: Aus rein deskriptiven Aussagen lassen sich keine normative Aussagen
ableiten. Aus Tatsachen können keine Normen abgeleitet werden.
Begründung: Erkenntnistheoretisch können Seinsaussagen durch Beobachtung
und Logik begründet oder widerlegt werden, Sollensaussagen hingegen nicht.
=> Sollensaussagen müssen getrennt von Seinsaussagen begründet werden.
Beispiele für Sein-Sollen-Fehlschlüsse:
• „So viele Leute hinterziehen doch Steuern, dann ist es in Ordnung, wenn ich das
auch mache.“
• „Topmanager haben in einer Marktwirtschaft ein hohes Gehalt, also muss das
schon seine Richtigkeit haben.

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8
Q

Individualmoral, gesellschaftlicher Moralkodex, Recht

A

Venn Diagramm mit Schnittmengen

Defintionen:

Individualmoral
Moderne westliche Auffassung (Zeitalter der Aufklärung):
In der Praxis ist ethisches Urteilen und moralisches Handeln Aufgabe der
individuellen Urteilskraft.
=> d.h. nicht primär die Orientierung an dem Gesetz, den Moralvorstellungen
der Familie, des Freundeskreises, des Unternehmens (Arbeitgebers), der
Gesellschaft im Allgemeine, der Religion usw.

Eigenschaften des gesellschaftlichen Moralkodexes:
• Der Verbindlichkeitsanspruch hängt von der überwiegenden Akzeptanz in der
Gesellschaft ab -> soziale, nicht rechtliche Geltung.
• Hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein.
• Gekoppelt an moralische Gefühle, wie Scham oder Empörung.
(Beispiel: „Wie konnte er seinen Geschäftspartner nur so anlügen?“)
Abgrenzung zu:
• konventionellen Normen, z.B. „Hänge deine Wäsche sonntags nicht raus!“;
„Zieh‘ einen Anzug/ein Kostüm zum Bewerbungsgespräch an!“; „Bedanke
dich für die Einladung zum Geschäftsessen!“
• rechtlichen Normen, z.B. „Zahle deine Steuern!“, „Zahle deinen Mitarbeitern
den vertraglichen Lohn!“, „Halte die STVO ein!“, „Halte den Vertrag ein!“

Rechtsnormen sind einklagbar, erzwingbar und sanktionierbar.
Moralische Regeln sind nicht einklagbar, die Nichterfüllung kann aber
sanktioniert werden, z.B. Ausstoß aus einer Gruppe.
Bestimmte moralische/ethische Fragen sind in manchen Ländern rechtlich
unterschiedlich geregelt:
• Sterbehilfe
• Todesstrafe
• Hilfeleistung in akuten Notfällen bei Anwesenheit
• Künstliche Befruchtung.
Insofern moralische/ethische Entscheidungen letztlich Aufgabe der individuellen
Urteilskraft sind, können sie also ausnahmsweise (mit guten Gründen) erfordern,
sich rechtswidrig zu verhalten.
Beispiel: Als Wehrpflichtiger im Krieg auf Befehl nicht andere Menschen zu töten.

Es gibt offensichtliche Übereinstimmungen zwischen moralischen Regeln und
den rechtlichen Regeln, z.B. das Verbot des Betrugs.
Es gibt aber auch Unterschiede:
• Es gibt rechtliche Regeln, die moralisch schwer begründbar sind, z.B.
Rechtsfahren auf der Straße.
• Es gibt auch Teile des Moralkodex, die rechtlich nicht verankert sind, z.B.
nicht alle Fälle der Aufrichtigkeit.

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9
Q

Ethik und Religion

A

Ethik und Religion:
Das Verhältnis ist nicht eindeutig geklärt.
Aufgaben einer Religion:
• Kriterien für gutes Handeln, allgemeine Normen und Regeln aufstellen =>
„theologische Ethik“.
Normenbegründung: „gottgewollt“ bzw. vom Religionsstifter vorgegeben.
• andere Fragen klären, z.B. Nähe zu Gott, Erleuchtung (Suche nach dem
Heiligen, Transzendentem).
Die moderne abendländische Ethik sucht die Begründungen für gutes Handeln
vorrangig in der Vernunft des Menschen.
Schnittmenge zwischen Ethik und Religion: Suche nach Kriterien für gutes
Handeln, allerdings mit anderen Begründungen.

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10
Q

Ethischer und moralischer Welt-Zeitgeist

A

Thesen des (Kultur-) Relativismus in der Ethik:
• Verschiedene Kulturen haben unterschiedliche Moralkodices. Alle
Moralprinzipien sind gleich berechtigt, sie können nicht bewertet werden.
• Es gibt keine absoluten Normen und Werte: Moral ist immer nur relativ im
Hinblick auf Gruppen, Kulturen und Gesellschaften.
• Ein universeller Moralkodex, wie ihn z.B. die Menschenrechte der Vereinten
Nationen darstellt, ist daher unmöglich.
Beispiele: einige tugendethische und einige Ansätze und einige kommunitaristische Ansätze

Gegenposition des (Kultur-) Relativismus in der Ethik:
Universalismus
Moralphilosophie, die ihren Anspruch auf Geltung zeitunabhängig für alle
Menschen erhebt.
These geteilter moralischer Normen und Werte, d.h. einige essentielle Werte
sollten von allen Menschen unabhängig von ihrer Kultur und Nationalität geteilt
werden, z.B. Achtung der Menschenwürde, Verbot von Sklaverei, Verbot von
Kindermisshandlung.
Beispiele: Utilitarismus, Ethik von Kant, Diskursethik

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11
Q

Was ist Wirtschaftsethik?

A

Wirtschaftsethik: Ethik im ökonomischen Kontext, vor allem:
=> Entwicklung normativer Aussagen im ökonomischen Denken und Handeln
Wirtschaftsethik ist nicht die Wirtschaftsmoral selbst , sondern erörtert
moralisches Handeln in der Wirtschaft und in der Wirtschaftstheorie.
Die Wirtschaftsethik zeigt allgemein mögliche Prinzipien moralischen
wirtschaftlichen Handelns und deren Anwendung in der Praxis auf, liefert aber
oft keine konkreten Handlungsanweisungen.
Deskriptive Wirtschaftsethik: ökonomische Verhaltensforschung
zeigt, wie sich Menschen tatsächlich in bestimmten (ökonomischen) Situationen
verhalten und warum

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