Tugendethik Flashcards

1
Q

Welche Tugendkategorien unterscheidet Aristoteles? Nennen Sie Beispiele für jede Kategorie. Erläutern Sie das Konzept der Mitte anhand eines selbst gewählten Beispiels.

A

Die unterschiedlichen Arten von Tugenden entstehen nach Aristoteles durch die Inanspruchnahme verschiedener Seelenteile.
(1) Charaktertugenden oder ethische Tugenden werden von dem eher vernunftwidrigen, aber dem der Vernunft zugänglichen Seelenvermögen hervorgebracht. Das sind erworbene Charaktereigenschaften, die praxisbezogen und durch Gewöhnung (wiederkehrende praktische Übung) entstanden sind und damit verlässlich und stabil sind. Die moralisch richtigen emotionalen Reaktionen werden zur zweiten Natur (heute würde man sagen, es geht um „emotionale Intelligenz“). Beispiele: Tapferkeit, Großzügigkeit Besonnenheit, Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit, Mäßigung.
(2) Verstandestugenden werden von dem an sich vernünftigen Seelenvermögen hervorgebracht, über den Tiere nach Aristoteles nicht verfügen. Diese können durch Nachdenken, Lehre und Erfahrung erlernt und eingesetzt werden. Beispiele: Weisheit, Künste und praktische Klugheit.
Eine moralisch wünschenswerte Charaktertugend vermeidet in der Regel Extreme von bestimmten Charaktereigenschaften, das ist die Lehre von der Mitte.
Wenn es z.B. darum geht, etwas zu verschenken, z.B. auch eine Geldspende an eine Hilfsorganisation: Wenn ich gar nichts spende, dann bin ich geizig, das ist ein Extrem. Wenn ich mein ganzes Vermögen spende, dann ist es Verschwendung und ich vernachlässige meine eigenen Bedürfnisse völlig, das ist das andere Extrem. Das Ideal des moralischen Handelns liegt in der Mitte, d.h. zwischen Geiz und Verschwendung in der Großzügigkeit.
Die Mitte ist persönlich, d.h. individuell unterschiedlich und nicht per se eine arithmetische Mitte. So kann „Mut“ für einen Soldaten eine andere Bedeutung haben als für einen Geschäftsmann.
Es gibt auch Ausnahmen von der Lehre von der Mitte: Manche Handlungen, Emotionen sind an sich (grundsätzlich) falsch, wie Ehebruch, Diebstahl, Mord, Schadenfreude, Neid u.ä.. Hier kann es kein Mittelmaß geben.
Bei der Gerechtigkeit gibt es nur zu wenig, aber kein zu viel.

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2
Q

b) Wie begründet Aristoteles die konkreten Tugendnennungen bzw. wie leitet er sie her?

A

Die Einteilung der Tugenden leitet Aristoteles aus seiner Seelentheorie her:
 Aus dem sinnlich-begehrende Vermögen der Seele werden die Charakter-tugenden entwickelt.
 Aus dem denkend- vernünftigen Vermögen der Seele werden die Verstandes-tugenden entwickelt.
Die konkrete Tugendliste kommt offensichtlich aus dem damaligen gesellschaftlichen Moralkodex für männliche griechische Bürger

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3
Q

c) Wie wird man nach Aristoteles ein tugendhafter Mensch?

A

Tugenden sind erworbene, lobenswerte, positive Charaktereigenschaften. Tugenden werden anerzogen und bedürfen einer langen Phase der Übung, des Lernens, der Gewöhnung, des Nachdenkens und der Erfahrung bis sie verinnerlicht sind. Es geht also um die Erziehung des Individuums in der staatlichen Gemeinschaft.

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4
Q

Handelt es sich um die Begründung einer Individualmoral oder eines gesellschaftlichen Moralkodexes? Begründen Sie Ihre Antwort.

A

Da es um die Erziehung des Individuums in der staatlichen Gemeinschaft geht, steht der gesellschaftliche Moralkodex im Vordergrund. Allerdings ist das nicht als eine vollständig kritiklose Unterordnung unter vorherrschende kulturelle und politische Gegebenheiten (Gesetze) zu verstehen. Bestimmte Ansichten konnten (von männlichen Bürgern) in den politischen Versammlungen zur Diskussion gestellt werden und dabei auch eigene Ansichten vertreten werden.

Die Individualmoral ist insofern auch relevant, weil der (erwachsene) Mensch dann z.B. entscheiden muss, wo in seiner Situation und für ihn persönlich die angemessene Mitte liegt.
Da nach Aristoteles der Mensch ein Gemeinschaftswesen ist, sah er allerdings keinen Widerspruch bzw. Zielkonflikt zwischen Individual- und Sozialmoral. Eine individuell tugendhafte Handlung, die gerecht, besonnen, aufrichtig, tapfer, großzügig, freundlich usw. ist, konnte seiner Ansicht nach der Gemeinschaft nicht schaden, sondern im Gegenteil, ihr nur „zu Gute“ kommen kann. Insofern stellt sich die Unterscheidung zwischen Individualmoral und gesellschaftlichem Moralkodex bei Aristoteles nicht.

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5
Q

Wie ist Glückseligkeit nach Aristoteles definiert und welcher Zusammenhang besteht zwischen Glückseligkeit und Tugend?

A

Glückseligkeit ist bei Aristoteles definiert als die vernünftige Tätigkeit der Seele gemäß der vollkommenen Tugend.
Glück und Moral sind auf diese Weise gekoppelt bzw. positiv korreliert: Ein glücklicher Mensch ist tendenziell ein moralischer Mensch und ein moralischer Mensch ist tendenziell ein glücklicher Mensch. Da es um Tendenzaussagen geht, gesteht Aristoteles Ausnahmen zu.
Hinweis: Für Aristoteles‘ und auch Nussbaums Theorie gilt diese positive Korrelation von Glück und Moral. Im Allgemeinen ist das Kriterium der Ethik allerdings die Moral und nicht das Glück!

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6
Q

Wie begründet Aristoteles die ethische Norm der Glückseligkeit? Unterliegt er dabei dem Sein-Sollen-Fehlschluss?

A

Ein reiner Sein-Sollen-Fehlschluss läge vor, wenn das Sollen (das Normative) ausschließlich aus dem Sein begründet wird. Bei Aristoteles wäre das der Fall, wenn das Streben nach Glückseligkeit – jenes höchste Gut, nachdem alle streben sollen – ausschließlich durch das tatsächliche Streben der Menschen nach Glückseligkeit erklärt wird. Das ist aber nicht der Fall, denn die (wahre) Glückseligkeit ist nach Aristoteles nur mit Vernunft, die sich in der Tugend zeigt, zu erreichen.
(2) Die Norm der Glückseligkeit und damit auch der Vernunft (siehe Definition in e)) leitet Aristoteles aber auch daraus ab, dass es jene Eigenschaften des Menschen sind, die sie von anderen Lebewesen unterscheidet.
(3) Darüber hinaus leitet Aristoteles die Norm der Vernunft und Glückseligkeit auch daraus ab, dass es jene Eigenschaften sind, die den Menschen den Göttern am nächsten bringen.
Im Hinblick auf die Bedeutung der Vernunft und der darauf folgenden Tugenden für das Sollen, greift Aristoteles also nicht nur auf das Sein zurück.
Der Rückgriff auf „die Götter“ ist aus heutiger Sicht eine religiöse Begründung, die die westliche moderne Ethik ablehnen würde.
Insgesamt handelt es sich nicht um einen reinen, nur um einen teilweisen Sein-Sollen-Fehlschluss.

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7
Q

Wie begründet Aristoteles, dass i) Lust und ii) Reichtum jeweils nicht das höchste Gut sind?

A

Aristoteles konstatiert, dass Lust auch von Tieren verfolgt wird. Da die obersten Ziele artspezifisch sind, kann Lust nicht das höchste Ziel des Menschen sein (denn nach Aristoteles sind Menschen keine Tiere). Daher kann jene Art von Lust, die auch Tiere haben, nach Aristoteles nicht das höchste Gut der Menschen sein.
Allerdings stellt Aristoteles auch fest, dass bei jeder Tätigkeit Lust möglich ist. Er spricht dann auch von Freude. Die Lust bzw. Freude vollendet seiner Ansicht nach die Tätigkeit. Tätigkeiten unterscheiden sich nach guten und schlechten, und so verhalten sich die verschiedenen Lustformen. D.h. die Lust bzw. Freude bei Tätigkeiten in tugendhafteren Lebensweisen, z.B. der Erlangung von Weisheit ist höher angesiedelt als die Lust bzw. Freude bei einem ausschweifenden und rein auf Vergnügen ausgerichteten Lebensstil. Wenn ein Mensch tugendhaft ist, so folgert Aristoteles, wird es auch seine Lust sein.
Bei dem Reichtum argumentiert Aristoteles, das dieser nur ein Mittel für andere Zwecke ist, z.B. Anerkennung und Macht, die wiederum Zwischenziele sein können für die Erreichung der Glückseligkeit. Daher kann Reichtum nicht das höchste Gut sein.

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8
Q

Wie lässt sich anhand der Ethik von Aristoteles die Abgrenzung der Tugendethik von der deontologische Ethik vornehmen?

A

Die Ethik von Aristoteles kann als eine Tugendethik angesehen werden, denn die wahre Glückseligkeit ist nur mit Tugend zu erreichen (siehe Definition von Glückseligkeit). Bei einer Tugend geht es um eine Charaktereigenschaft, d.h. um das Sein-Sollen einer Person. Im Gegensatz dazu steht bei einer deontologischen Ethik das Motiv einer Handlung oder das Handeln einer Person im Vordergrund. Die Abgrenzung ist nicht immer ganz eindeutig, weil man z.B. zur Beurteilung, ob eine Person aufrichtig ist, ihre Handlungen beobachten muss, z.B. ob die Person lügt oder nicht. Es geht bei der Tugend-ethik aber eben gerade nicht um einzelne richtige Handlungen, sondern darum, dass sich bestimmte Handlungsweisen in den Charakter manifestiert haben und daher um die Persönlichkeit eines Menschen.
Hinweis: In manchen (Lehr-)büchern wird die Ethik von Aristoteles auch den teleologischen Ansätzen zugeordnet, da es um das Streben nach Glückseligkeit geht.
Man könnte sich daher darauf einigen, dass es sich um einen gemischten Ansatz handelt, wobei die tugendtheoretischen und teleologischen Aspekte im Vordergrund stehen.

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9
Q

Welche Kritik würden Sie an der Ethik von Aristoteles üben?

A

Eine Kritik könnte z.B. sein, wo genau die Mitte zwischen zwei extremen Handlungen liegt – gerade, weil es nach Aristoteles nicht um die arithmetische Mitte geht, sondern diese im Einzelfall zu bestimmen ist. Aber nach welchen Kriterien soll das geschehen? Wenn es z.B. um Großzügigkeit geht, dann stellt sich die Frage, wie großzügig ich sein soll. Wie viel meines Einkommens und Vermögens soll ich z.B. an Hilfsorganisationen spenden? Reichen bei einem Jahreseinkommen von 50.000€ dann 500€ im Jahr oder sollten es 10.000€ sein?
Eine andere Kritik könnte sein, dass nicht genau klar ist, wo die Aufzählung der konkreten Tugenden herkommt und warum einige Tugenden nicht explizit aufgelistet sind, wie z.B. Liebe. Handelt es sich möglicherweise gar nicht um eine abschließende Tugendliste? Woher nimmt Aristoteles die einzelnen Tugenden? Offensichtlich handelt es sich um die Tugenden, die in einem damaligen griechischen Stadtstaat von männlichen Bürgern erwartet wurde, d.h. die Aufzählung der Tugenden kommt aus dem damaligen gesellschaftlichen Moralkodex. (Ein anderer Kritikpunkt: Wie sich Frauen, Immigranten und Sklaven zu verhalten hatten, bleibt dabei offen … ). Dies wirft weitere Frage auf, die alle Tugendansätze betreffen, z.B.
 Sollten die von Aristoteles genannten Tugenden auch in anderen Gegenden gelten, z.B. in Persien oder Nordafrika oder war sein ethischer Ansatz nur gedacht für männliche Bürger in griechischen Stadtstaaten? Es stellt sich die Frage, ob es sich um einen universellen oder einen relativen Ansatz handelt.
 Wäre es möglich, dass sich dieser gesellschaftliche Moralkodex wandelt, z.B. dass heute auch Nachhaltigkeit eine Tugend ist? Woher käme dann der Wandel? Wäre dieser Wandel eine Entwicklung des „Zeitgeistes“, gäbe die Politik oder gäben besondere Personen diesen Wertewandel vor?

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10
Q

Rekapitulieren Sie die Liste der Grunderfahrungen. Sind Sie mit der Liste einverstanden? Würden Sie eine Grunderfahrung weglassen oder fehlt aus Ihrer Sicht eine Grunderfahrung?

A

Merkmale, die uns als Menschen gemeinsam sind und die uns als Menschen ausmachen egal in welcher Kultur und in welchem Land der Welt wir leben (offene Liste, Vorschläge):
1. Sterblichkeit
2. Körperlichkeit (Hunger, Durst, Schutzbedürfnis, sexuelles Verlangen, Bedürfnis nach Mobilität)
3. Freude und Schmerz
4. Kognitive Fähigkeiten
5. Praktische Vernunft
6. Frühkindliche Entwicklung und Erfahrung
7. Soziale Bindungen, Verbundenheit mit anderen und mit der Natur
8. Humor und Spiel
9. Getrenntsein
Hinweis: Die Grunderfahrungen gehören in den Bereich der deskriptiven Analyse, d.h. hier versucht Nussbaum herauszufinden, welche Erfahrungen alle Menschen auf der Welt real machen.

Von Ihnen bzw. Ihren Kommilitonen wurde kritisiert:
1. könnte umbenannt werden in „begrenzte Lebenszeit“.
3. könnte verallgemeinert werden in „Erfahrungen von verschiedenen Emotionen“
6. könnte konkretisiert werden: die Rolle von Erziehung, Rollen- und Vorbildern könnte mit aufgenommen werden.
8. Humor und Spiel wird möglicherweise nicht von allen Menschen erfahren (schwierig, das herauszufinden).
9. könnte umbenannt werden in „Einsamkeit“.
Außerdem ließe sich die Liste erweitern:
10. Umwelteinflüssen ausgesetzt (Umwelt müsste genauer definiert werden).
11. Dem Einfluss anderer Menschen ausgesetzt (siehe Kritik an 6.)
12. Scheitern und die Einsicht, dass das Leben nicht 100%ig selbst gesteuert werden kann.

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11
Q

Rekapitulieren Sie die Liste der Grundbefähigungen. Sind Sie mit der Liste einverstanden? Würden Sie eine Grundbefähigung weglassen oder fehlt aus Ihrer Sicht eine Grundbefähigung?

A

Grundbefähigungen des Menschen, über die er/sie verfügen können sollte:
1. Ein volles Leben bis zum Ende zu führen, nicht vorzeitig zu sterben.
2. Sich guter Gesundheit zu erfreuen, sich angemessen zu ernähren, eine angemessene Unterkunft zu haben, mobil zu sein, Möglichkeiten sexueller Befriedigung zu haben.
3. Unnötigen Schmerz vermeiden zu können und freudvolle Erlebnisse zu haben.
4. Die fünf Sinne zu benutzen, sich etwas vorzustellen, denken und urteilen zu können.
5. Bindungen zu Dingen und zu Personen einzugehen, zu lieben, zu trauern, Sehnsucht und Dankbarkeit empfinden zu können.
6. Sich eine Vorstellung vom Guten machen zu können und kritisch über die eigene Lebensplanung nachzudenken.
7. Verschiedene Formen von sozialen und familiären Beziehungen eingehen zu können.
8. Zu lachen, zu spielen und Freude an erholsamen Tätigkeiten zu haben.
9. Sein eigenes Leben und nicht das von jemand anderem zu leben.
10. Sein eigenes Leben (auch in seiner eigenen Umgebung) zu leben.
Hinweis: Die Grundbefähigungen gehören in den Bereich der normativen Analyse, d.h. das sind Vorschläge, zu was alle Menschen weltweit in der Lage sein sollen.
Von Ihnen bzw. Ihren Kommilitonen wurde kritisiert bzw. vorgeschlagen:
Zu 5.: Eine Bindung zu Dingen eingehen zu können ist z.B. etwas, was ein Mönch oder eine Nonne nicht erstrebenswert findet, d.h. es müsste dann nicht für alle Menschen gelten.
Zu 7.: Einsiedler, die dieses Leben aus freien Stücken gewählt haben, würden nicht wollen, dass sie das können sollen.
Zu 8.: wird eigentlich schon durch 3. abgedeckt.
Es wurde vorgeschlagen, einen weiteren Punkt zu ergänzen:
11. Die Umwelt um sich herum wahrnehmen und verstehen zu können.
(Das könnte allerdings auch schon zu 5. gehören) und/oder
12. Fähigkeit zur Selbstachtung und Selbstliebe

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12
Q

Wählen Sie eine Grundbefähigung aus und zeigen Sie anhand eines Bei-spiels (das nicht in der Vorlesung genannt wurde), wie diese Grundbefähi-gung individuell und institutionell normativ erreicht werden könnte. Zeigen Sie auch, dass die institutionelle Umsetzung kulturell variieren kann.

A

Von Ihnen bzw. Ihren Kommilitonen wurde vorgeschlagen:
Zu 11. Die Umwelt um sich herum wahrnehmen und verstehen können, u.a. auch biologische und klimatische Prozesse.
Das kann zum einen individuell im Rahmen der Familie oder als erwachsener Mensch durch Selbsterziehung über Bücher und Medien geschehen.
Das kann aber zum anderen auch institutionell in der Schule vermittelt werden.
In beiden Fällen wird dies kulturell variieren, z.B. könnte in einem Land institutionell ein stärkeres Gewicht auf Wetter- und Klimaverhältnisse gelegt werden, in einem anderen Land stärker das Verhalten von Tieren thematisiert werden. Individuell sind Unterschiede sowieso immer vorhanden, da Menschen sich auch nach Neigungen informieren und erziehen.
Zu 2. „sich guter Gesundheit zu erfreuen“
Dies kann in Europa bedeuten, krankenversichert zu sein, Zugang zu Ärzten, Krankenhäusern und Apotheken zu haben, also auch sich eine Krankenversicherung oder Operationen, Medikamente finanziell leisten zu können.
Bei indigenen Völkern kann das bedeuten, dass man von einer Behandlung durch den Medizinmann oder die Medizinfrau nicht ausgeschlossen wird.

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13
Q

In wiefern geht Nussbaums erweitertes Verständnis der Achtung der Menschenwürde über die (z.B. im Deutschen Grund-) Gesetz geforderte Achtung der Menschenwürde hinaus?

A

Im deutschen Grundgesetz werden viele sog. Schutz- oder Abwehrrechte der Bürger verankert. Der Bürger hat demnach ein Recht darauf, dass der Staat ihn schützt vor Körperverletzung, Diskriminierung, nicht erniedrigend behandelt zu werden, nicht geschlagen zu werden (auch Kinder), nicht versklavt zu werden, dass die Privatsphäre geschützt ist und vieles anderes.
Nussbaums Verständnis der Achtung der Menschenwürde umfasst das nicht alles explizit, z.B. ist nicht ganz klar, ob „sein eigenes Leben zu leben“ auch einen Schutz der Privatsphäre beinhaltet, oder ob Diskriminierung erlaubt ist, wenn es mir keinen Schmerz verursacht, sondern sogar ein freudvolles Leben impliziert.
Andererseits geht Nussbaums Verständnis über das deutsche Grundgesetz hinaus, wenn sie z.B. fordert, dass Menschen ein Recht an Freude an erholsamen Tätigkeiten haben sollen, zu lachen und zu spielen, zu lieben und zu trauern. Diese Aspekte sind so im deutschen Grundgesetz nicht verankert. Es könnte z.B. gefordert werden, einen höheren Urlaubsanspruch zu haben (jetzt: 2 Tage), wenn jemand aus der Familie oder aus dem engen Freundeskreis gestorben ist. Nach Nussbaum müsste demnach der Staat auch mehr Handlungsoptionen aktiv fördern.

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14
Q

Entwickeln Sie ein eigenes individuelles Ethikgelübde auf der Basis des tugendethischen Ansatz indem Sie eine Liste von Tugenden aufstellen, an die Sie sich in Zukunft halten wollen, um ein besserer Mensch zu werden.
Hinweise:
 Decken Sie möglichst alle (potentiellen) Lebensbereiche ab, u.a. Gesundheit, Familie, Freunde und Bekannte, Schule, Hochschule, Beruf (Arbeitsleben), Vereinsarbeit, politische Beteiligung, Konsum, Umgang mit Besitz und Geld.
 Vermeiden Sie Sein-Sollen-Fehlschlüsse.
 Finden Sie eine konsistente Begründung, d.h. alle Tugenden sollen nach dem gleichen Prinzip begründet werden.

A

Lösungsvorschläge Ihrer Kommilitoninnen:
Individuelles Ethikgelübde: Ich verpflichte mich hiermit
 Empathie
 Respekte
 Nachhaltigkeit
 Verlässlichkeit
 Aufrichtigkeit
 Reflektionsbereitschaft
 Gerechtigkeit
 Nächstenliebe
Hinweis: Da es sich um eine Tugendethik handelt, sollte das Ethikgelübde Charaktereigenschaften formulieren (z.B. aufrichtig zu sein) und nicht Handlungsnormen (z.B. nicht zu lügen).
Als gleiches Begründungsprinzip wurde vorgeschlagen: Um die bestmögliche Welt zu schaffen.
Hinweis: Allerdings ist das Prinzip noch zu vage definiert: Welche Eigenschaften hat die bestmögliche Welt? Wenn die Antwort ist: Eine, die nachhaltig, gerecht usw. ist, dann handelt es sich um einen Zirkelschluss und nicht um eine Begründung.

Eine andere Liste:
 Hilfsbereitschaft
 Großzügigkeit
 Freundlichkeit
 Aufgeschlossenheit
 Gerechtigkeit
 Nachhaltigkeit
Und noch eine Liste
 Aufrichtigkeit
 Loyalität
 Zuverlässigkeit
 Aufgeschlossenheit
 Reflektiertheit
 Nachhaltigkeit
 Gesundheitsbewusstsein
 Verantwortungsbewusstsein
 Hilfsbereitschaft
Generell zeigt sich, dass es bei Tugendethiken schwer ist, Begründungen zu finden, die keinen Sein-Sollen-Fehlschluss beinhalten (wie z.B. haben wir schon immer so gemacht, habe ich so gelernt), und dass es schwer ist für alle Tugenden das gleiche und damit ein einheitliches Begründungsprinzip zu finden.

Noch ein Hinweis: Wenn Sie ein eigenes Ethikgelübde entwickeln, dann handelt es sich um eine Individualethik. Wenn Sie das Ethikgelübde von anderen übernehmen, handelt es sich um einen gesellschaftlichen Moralkodex.

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15
Q

Tugendethik von Aristoteles

A
  • Der Mensch ist immer in das Ganze einer Gemeinschaft eingebunden. Der Staat ist in erster Linie eine Wertegemeinschaft, die nach der Verwirklichung einer Idealvorstellung der Gemeinschaft strebt.
  • Das, was jemand als Ziel verfolgt, ist für ihn etwas Gutes, z.B. Reichtum, Gesundheit, Weisheit, Ehre, Gerechtigkeit, Macht, Freundschaft. Diese individuellen Ziele sind hierarchisch geordnet. Das vollkommene Ziel ist die Glückseligkeit. Die Glückseligkeit ist die Tätigkeit der Seele. Die individuelle Glückseligkeit ist
    • sowohl das, wonach alle Menschen letztlich streben
    • als auch das, wonach alle Menschen streben sollten.
    Moralisch relevant, tugendhaft und der Glückseligkeit dienlich ist nur das der Vernunft zugängliche und das in sich vernünftige Vermögen der Seele.
  • These: Was einem Wesen von Natur eigentümlich ist, ist für es auch das Beste.
    Für einen Menschen ist Geist und die Vernunft eigentümlich, daher ist das Leben
    gemäß dem Geiste und der Vernunft das Beste für den Menschen.
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16
Q

Tugendethik von Aristoteles

Das Göttliche Selbst und das aus Leib und Seele zusammengesetzte Selbst

A
Der Mensch besteht aus:
- >Göttliche Selbst: • Göttliche Tätigkeiten des Menschen
(Tätigkeiten des Geistes)
• Als Norm: Betrachtende Tätigkeit,
Leben nach dem Geiste, z.B.
Kontemplation und Streben nach
Verstandestugenden.
 Glückseligkeit des Geistes
(Vollkommene Glückseligkeit)
Voraussetzung: wenige äußere Güter
-> Aus Leib und Seele zusammengesetzte Selbst
mit Affekten (Emotionen,
Leidenschaften) verbunden
• idealerweise Streben nach
Charaktertugenden
=> Menschliche Glückseligkeit
Voraussetzung: (mehr) äußere Güter

Die vollkommene Glückseligkeit besteht in einer kontemplativen Lebensform, weil sie dem göttlichen Selbst und dem, was den Menschen gegenüber anderen Lebewesen auszeichnet, nämlich der Vernunft, am nächsten kommt. In anderen Schriften von Aristoteles wird jedoch die Lebensform als aktiver
Bürger und für den Staatsdienst gepriesen.

Zur Glückseligkeit bedarf es eines Mindestmaßes an „äußeren Gütern“: Der Glückselige wird auch in guten Verhältnissen leben müssen. Reichtum ist aber nicht erforderlich, nur die „nötigen Mittel“. Diejenigen, die moralisch richtig handeln, werden tendenziell auch die guten und schönen Dinge des Lebens erhalten. [Hinterfragen!]
Allerdings können Zufälle und Unglücksfälle dazu führen, dass die guten und schönen Dinge des Lebens zerstört werden und so verhindern, dass der Mensch
dauerhaft glücklich ist.

17
Q

Tugendethik von Aristoteles und die deskriptive Ethik

A

Das Gute und die Glückseligkeit kann an den unterschiedlichen Lebensformen abgelesen
werden (deskriptive Ethik):
1. Leben nach Genuss, Vergnügen und Ausschweifung:
Ziel ist die Lust und Spaß, viele und die rohesten Menschen wählen dieses Leben.
=> Mensch als Sklave seiner Triebe, „animalisches Dasein“.
2. Die auf Reichtum angelegte kaufmännische Lebensform.
Allerdings: Reichtum ist nur Mittel für andere, höhere Zwecke.
3. Leben als aktiver Bürger und für den Staatsdienst:
Ziel ist die Ehre und Tüchtigkeit.
Sie wird von den gebildeten und energischen Menschen gewählt.
4. Kontemplative Lebensform:
Ziel ist die Erkenntnis. Ein Leben als Wissenschaftler, Forscher oder Philosoph, ein Leben
nach dem Geiste.

18
Q

Tugendethik von Aristoteles und Tugenden

A

Tugenden sind lobenswerte, positive Charaktereigenschaften. Wenn eine Person eine bestimmte moralische Tat ausführt, z.B. wenn jemand
gerecht handelt, dann ist deshalb der handelnde Mensch selbst noch nicht gerecht. Tugenden sind erworbene Haltungen und Einstellungen auf die richtige Weise zu handeln. Tugenden werden durch Gewöhnung erworben, z.B. werden wir gerecht, in dem wir immer wieder gerecht handeln.

Tugend, Vernunft und Glückseligkeit:
Tugendhafte Taten ermöglichen ein individuell und kollektiv gutes Leben. Die Tugend ist ein Ausdruck der Seele, nicht des Körpers. Die Glückseligkeit ist die vernünftige Tätigkeit der Seele gemäß der
vollkommenen Tugend. Glückseligkeit entsteht, wenn jemand in jeder Hinsicht - also auch im Hinblick
auf die Gemeinschaft - das Richtige tut.

Charaktertugenden (ethisch): vernunftzugänglicher Teil der Seele
=> Charaktertugenden, praxisbezogen,
durch Gewöhnung und Ausübung erworben wie bspw.
• Tapferkeit, Mut
• Großzügigkeit
• Besonnenheit
• Wahrhaftigkeit, Aufrichtigkeit
• Gerechtigkeit
• Mäßigung
• Gewandtheit
• Sanftmut
• Freundlichkeit
• Ehrbewusstsein (Seelengröße)
Verstandestugenden (dianoethisch):  In sich vernünftiger Teilder Seele => aus Lehre undErfahrung erworbene Tugenden wie bspw.
Erkenntnis, Kontemplation,
• Einsicht, Weisheit (kein Tätig sein)
• Künste aller Art: Heilkunst,
Bildhauerei, Bau (Herstellen)
• Praktische Klugheit (Handeln)
19
Q

Tugendethik von Aristoteles und die Tugendtheorien:

  • Lehre von der Mitte
  • Gewöhnung
  • Vernunft und Gefühl
A

Die Mitte ist persönlich, d.h. individuell unterschiedlich, d.h. keine
arithmetische Mitte.
• Ausnahmen: Manche Handlungen, Emotionen sind an sich (grundsätzlich)
falsch, wie Diebstahl, Ehebruch, Mord, Schadenfreude, Neid u.ä.
=> kein Mittelmaß.
• Bei der Gerechtigkeit gibt es nur zu wenig, aber kein zu viel.
• Weitere Tugenden, die genannt werden: Schamhaftigkeit, Artigkeit,
Entrüstung.

Junge Menschen werden gelobt oder getadelt, belohnt oder bestraft, so dass sie
sich an gute Handlungen gewöhnen.
• Die noch nicht Tugendhaften haben noch keine Freude am richtigen Tun,
müssen sich manchmal noch zum richtigen Tun zwingen, zögern noch und
orientieren sich an den Erwartungen anderer.
• Die schon Tugendhaften haben Freude und Lust an der richtigen Handlung,
handeln ohne inneren Widerstand und ohne zu zögern, und aufgrund einer
eigenen Haltung.

Vernunft und Gefühl
Für Aristoteles schließen sich Vernunft und Gefühl/Emotion nicht aus.
Schmerz, Trauer, Wut, Mitgefühl, Liebe usw. entspringen nicht der Vernunft,
können aber zu einer vernunftgemäßen Handlung gehören.
Beispiel: Tugend der Tapferkeit bedarf eines Mittelmaßes an Furcht.
• Schwierige Situation => starke Furcht => Drang, davon zu laufen. Wenn dem
nachgegeben wird, Furcht ist zu stark bzw. wird überbewertet => Feigheit.
• Schwierige Situation => keine Furcht => Gefahr wird nicht gesehen => unbesonnenes Handeln.

20
Q

Die Tugendethik von Nussbaum

A

These: Es gibt bei aller Unterschiedlichkeit zwischen den verschiedenen
menschlichen Gesellschaften und Kulturen weltweit auch viele
Gemeinsamkeiten und Überschneidungen
=> Grunderfahrungen aller Menschen aufgrund ihres Menschseins.
Tugendethik als Verbindung von Universalismus (Grunderfahrungen) und
Partikularismus (Konkretisierungen für spezielle menschliche Gemeinschaften).

Schritte der Entwicklung einer Tugendethik:
1. Darlegung universeller menschlicher Erfahrungen, Bedürfnisse und
Fähigkeiten („Grunderfahrungen“)
2. Welche Befähigungen und Handlungsoptionen sollten einem Menschen
möglich sein, um gut zu leben?
3. Ausformulierung von Tugenden und Lebensformen, die vereinbar sind mit
speziellen Kulturformen.

21
Q

Die Tugendethik von Nussbaum und die Grunderfahrungen

A

Merkmale, die uns als Menschen gemeinsam sind und die uns als Menschen
ausmachen egal in welcher Kultur und in welchem Land der Welt wir leben
(offene Liste, Vorschläge):
1. Sterblichkeit
2. Körperlichkeit (Hunger, Durst, Schutzbedürfnis, sexuelles Verlangen, Mobilität)
3. Freude und Schmerz
4. Kognitive Fähigkeiten
5. Praktische Vernunft
6. Frühkindliche Entwicklung und Erfahrung
7. Soziale Bindungen, Verbundenheit mit anderen und mit der Natur
8. Humor und Spiel
9. Getrenntsein
Schwache Definition der Tugend: die Bereitschaft, in diesen Bereichen jeweils
richtig zu entscheiden und zu handeln.

22
Q

Die Tugendethik von Nussbaum und die Grundbefähigungen

A

Ziel ist die Ausweitung positiver Handlungsfreiheiten, d.h. Handlungsoptionen zu
haben, sein Leben in gewissem Ausmaß nach eigenen Vorstellungen mit guten
Gründen (u.a. kein Hedonismus) zu gestalten und zu leben.
Nussbaum: Offenes Bild vom menschlichen Leben.

!! Grundbefähigungen des Menschen, über die er/sie verfügen können sollte:
1. Ein volles Leben bis zum Ende zu führen, nicht vorzeitig zu sterben.
2. Sich guter Gesundheit zu erfreuen, sich angemessen zu ernähren, eine angemessene Unterkunft
zu haben, mobil zu sein, Möglichkeiten sexueller Befriedigung zu haben.
3. Unnötigen Schmerz vermeiden zu können und freudvolle Erlebnisse zu haben.
4. Die fünf Sinne zu benutzen, sich etwas vorzustellen, denken und urteilen zu können.
5. Bindungen zu Dingen und zu Personen einzugehen, zu lieben, zu trauern, Sehnsucht und
Dankbarkeit empfinden zu können.
6. Sich eine Vorstellung vom Guten machen zu können und kritisch über die eigene Lebensplanung
nachzudenken.
7. Verschiedene Formen von sozialen und familiären Beziehungen eingehen zu können.
8. Zu lachen, zu spielen und Freude an erholsamen Tätigkeiten zu haben.
9. Sein eigenes Leben und nicht das von jemand anderem zu leben.
10. Sein eigenes Leben (auch in seiner eigenen Umgebung) zu leben.

These: Ein Leben, dem eines dieser Fähigkeiten fehlt, ist kein gutes menschliches
Leben, unabhängig was dieses Leben sonst noch aufzuweisen hat, z.B. Reichtum.
Liste der Grundbefähigungen kann auch als eine Liste eines erweiterten
Verständnisses der Achtung der Menschenwürde verstanden werden.
Grundbefähigungen sollen
1. individuell umgesetzt werden UND
2. von Regierungen ermöglicht werden, damit Menschen mit den
Grunderfahrungen auf eine gute Weise umgehen können (institutionelle
Umsetzung) => Aufgabe einer sozial orientierten, demokratischen Regierung.
Konkrete Umsetzung in einzelnen Kulturen und Ländern kann/darf unterschiedlich
sein.

23
Q

Fazit Tugendethik

A

Zentrale Frage: Wie wird der Tugendkatalog aufgestellt und begründet?
• Aristoteles:
- Liste der Eigenschaften männlicher Bürger, die in Athen zu jener Zeit
allgemein geschätzt waren (Moralkodex) => kein universaler Ansatz
ODER
- Seelenansatz => dann universaler Ansatz.
• Nussbaum: (Offene) Liste universeller Grunderfahrungen
=> universelle Liste von Grundbefähigungen.

Tugendethik in modernen Ansätzen:
=> Vorstellung, dass eines gutes Leben auch ein moralisches Leben ist.
=> Nicht per se Konservierung geschichtlich und kulturell überholter
Verhaltensnormen und Traditionen (Ausnahme: McIntyre)
=> Nicht primär Erfüllung von allgemeinen Regeln und Pflichten (z.B. Nussbaum)
=> Tugendkatalog unterschiedlich begründet.

Ausblick: Moderne Ansätze der Tugendethik in der Wirtschaftsethik:
• „Ehrbare Kaufmann“(Unternehmensethik, kein eigenständiger Ansatz)
• Governanceethik (Unternehmensethischer Ansatz von Josef Wieland)
• „Codes of Conducts“ und „Codes of Ethics“
freiwillige Selbstverpflichtungen von Unternehmen, die – idealerweise – über
die Einhaltung von Gesetzen hinaus gehen.
• Individuelle Ethikgelübde, d.h. freiwillige moralische Selbstverpflichtungen,
z.B. vegetarisch zu essen, nicht mehr zu fliegen etc

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Q

Problematik der Tugendethik

A

Problematik der Aufstellung eines Tugendkatalogs:
Beispiel:
Ausgewählt werden: Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft
und Mut.

Erstes Problem: Wie wird die Auswahl an Tugenden begründet?
• Z.B. „Gerechtigkeit“ und „Ehrlichkeit“ finden sich in allen Tugendansätzen
• Z.B. „Nächstenliebe“ wichtigstes christliches Gebot
• Z.B. „Hilfsbereitschaft“ hat sich in der Vergangenheit als hilfreich in
gesellschaftlichen Notfällen erwiesen
=> Drei unterschiedliche Begründungen => keine konsistente Begründung
(und die religiöse Begründung wird durch die moderne Ethik abgelehnt)
Ferner: vergangenheitsorientiert => Gefahr heutige Zustände zu vernachlässigen.
Z.B. Wieso ist z.B. Nachhaltigkeit nicht Bestandteil des Tugendkatalogs?

Zweites Problem: Wie werden die Tugendbegriffe genau definiert?
• Was ist Gerechtigkeit? Allein in Deutschland liegen z.B. die Vorstellungen über
soziale Gerechtigkeit sehr weit auseinander.
• Was ist Nächstenliebe? Wie setze ich das als Unternehmer z.B. um?
• Was ist Mut? Ist die Finanzanlage in ein hochriskantes Spekulationsobjekt
mutig oder leichtsinnig?