Kapitel 10 Wärmebehandlung - Kurzfragen Flashcards
(43 cards)
Nach dem Gießen eines Bauteils sind viele Mikrosegierungen vorhanden. Welches Wärmebehandlungsverfahren wählt man, um diesen Zustand zu beheben?
Das Bauteil wird diffusionsgeglüht. Hierbei wird der Konzentrationsgradient durch Diffusion ausgeglichen.
Das Bauteil baut nach dem Schweißen innere Spannungen (Eigenspannungen) auf. Wie baut man diese ab und was ist dabei zu beachten?
Die Eigenspannungen können durch Spannungsarmglühen beseitigt werden. Hier ist zu beachten, dass die Abkühlung nach dem Spannungsarmglühen langsam erfolgen muss, damit nicht neue Eigenspannungen entstehen.
Welches Glühverfaren muss nach dem Diffusionsglühen von Stählen durchgeführt werden?
Normalisieren: Beim Diffusionsglühen von Stählen kommt es zur Grobkornbildung, welche sich negativ auf die Festigkeit des Materials auswirkt. Anschließend ist meist noch das Normalglühen notwendig, um ein feinkörniges Gefüge zu erhalten.
Drei Fachbegriffe für die Entfestigung von Stählen:
Hochglühen, Weichglühen, Rekristallisationsglühen
Warum soll das Abkühlen nach einem Spannungsarmglühen von Stählen nicht zu schnell erfolgen?
Bei schneller Abkühlen können neue Eigenspannungen eingebaut werden
Nach dem Diffusionsglühen eines Stahls liegt ein grobkörniges Gefüge mit einer geringen Festigkeit vor. Mit welchem Wärmebehandlungsverfahren kann die Festigkeit des Gefüges gesteigert werden?
Normalglühen
Mögliche Einflüsse der Wärmebehandlungen auf die mechanischen Eigenschaften des Werkstoffs:
10.1 Einleitung
Festigkeitsabbau: Hindernisse für die Beweglichkeit von Versetzungen werden beseitigt.
Festigkeitssteigerung: Beweglichkeit von Versetzungen werden behindert.
Gefügehomogenisierung
Drei Phasen der Entfestigung:
10.2 Temperaturabhängige Entfestigung
Erholung [ca. 0,4 TM]
Rekristallisation [0,5 - 0,6 TM]
Kornwachstum [ca. 0,7 TM]
4 mikroskopische Vorgänge die zur Kristallerholung [ca. 0,4 TM] beitragen:
10.2.1 Kristallerholung
10.2 Temperaturabhängige Entfestigung
- Ausheilen von Punktdefekten (nulldimensionalen Gitterfehler) - die Überschusskonzentrationen werden abgebaut bis zum Erreichen der thermischen Gleichgewichtskonzentration.
- Annihilation (gegenseitige Auslöschung von Versetzungen mit verschiedenen Vorzeichen) von Versetzungen - dieser Effekt ist bei Rekristallisation wesentlich ausgeprägter.
- Dipolbildung von Versetzungen
- Polygonisation: entsteht durch Klettern von vorher ungeordneten Stufenversetzungen in eine energetisch günstigere Lage zueinander - ist mit Gittrentspannung verbunden und wird technisch in Form des Spannungsarmglühens genutzt.
Kristallerholung Basiswissen:
10.2.1 Kristallerholung
10.2 Temperaturabhängige Entfestigung
- Thermisch aktivierte Entfestigung bei ca 0,4 TM
- Abbau innerer Spannungen im Kristall
- Abbau der verformungsbedingter, nulldimensionaler Gitterfehler und die Umordnung von Versetzungen
- Die Verformungsgefüge und die Korngröße bleiben erhalten
- Festigkeit und Härte sinken schwach (Zugfestigkeit Rm ↓)
- Duktilität steigt gering an (Bruchdehnung A ↑)
Zugfestigkeit: maximale mechanische Spannung, die ein Werkstoff aushält, bevor es bricht/reißt.
Duktilität: Eigenschaft eines Werkstofes,f sich unter Belastung plastisch zu verformen, bevor er versagt
Bruchdehnung: Bleibende Verlängerung der Probe nach dem Bruch A = [(Lu - L0) / L0] · 100%

Rekristallisation Basiswissen:
10.2.2 Rekristallisation
10.2 Temperaturabhängige Entfestigung
- Thermisch aktivierte Entfestigung - Glühbehandlung bei ca. 0,6 - 0,7 TM
- Neubildung und Wachstum von versetzungsarmen Kristallen eines kaltverfestigten Werkstoffs im festen Zustand
- Drastische Reduzierung der Versetzungsdichte → sehr starker Abfall der Festigkeitskennwerte (Rp, Rm) und deutlicher Anstieg der Duktilität
- Die innere Energie des Werkstoffs wird reduziert durch den Abbau der Versetzungsdichte
- Die Rekristallisation ist an die durch die Verformung eingebrachten Versetzungen gebunden ⇒ die entstehende Gefüge ist abhängig von der zuvor eingebrachten Versetzungsdichte
Parameter des Rekristallisationsverfahrens:
10.2.2 Rekristallisation
10.2Temperaturabhängige Entfestigung
Verformungsgrad f bzw. Versetzungsdichte ρ
Glühtemperatur T
Glühdauer t
Fremdatome
Verformungsgrads f (bzw. Versetzungsdichte ρ) Basiswissen:
10.2.2 Rekristallisation
10.2 Temperaturabhängige Entfestigung
Ein Maß für die Ungleichgewichtszustand des verformten Gefüges. (vor dem Rekristallisation)
Mit f bzw. ρ steigt die Anzahl der Störstellen im Gitter, an denen sich Rekristallisationskeime Bilden.
Aus den Rekristallisationskeime entstehen Körner ⇒ Je weniger Keime, desto gröber das rekristallisierte Korn.
Damit überhaupt Rekristallisation bei der Glühbehandlung auftritt, muss der Verformungsgrad einen Mindestwert fKrit annehmen. (Bevor die fritische Verfrormungsgrad erreicht wurde, ändert sich an der Korngröße nichts, dass noch keine Neukeimbildung stattfinden kann)
Rekristallisation beginnt bevorzugt in stark verformten Bereichen (an Einschlüssen und Ausscheidungen).

Glühtemperatur T Basiswissen:
10.2.2 Rekristallisation
10.2 Temperaturabhängige Entfestigung
Wird die kritische Verformungsgrad fkrit überschritten, verschiebt sich der Rekristallisationsbeginn mit steigendem f zu niedrigeren Glühtemperaturen T.
Reine Metalle → TRmin ca. 0,4 TM
Legierungen → TRmin höher, da die Fremdatome die Beweglichkeit der Versetzungen und Korngrenzen behindern.

Glühdauer t Basiswissen: (Abbildung)
10.2.2 Rekristallisation
10.2 Temperaturabhängige Entfestigung

Einfluss der Fremdatome:
10.2.2 Rekristallisation
10.2 Temperaturabhängige Entfestigung
Bei Gehalt an Fremdatomen → wird Bewegung von Subkorn- und Großwinkelkorngrenzen behindert → die zur Rekristallisation erforderliche Temperatur steigt → der Beginn der Rekristallisation verzögert.
Primäre Rekristallisation
- Die treibende Kraft ppRfür die Primäre Rekristallisation:
- Um welcen Betrag wird die innere Energie *U *des Werkstoffvolumens reduziert?
10.2.2 Rekristallisation
10.2.Temperaturanhängige Entfestigung
Die einzige Möglichkeit, um in Metallen und Legierungssystemen ohne Phasenumwandlung eine Kornfreiung zu erzielen. (dynamische Rekristallisation)
ppR = G · b2 · (ρV – ρR*) *;
G : Schubmodul, b : Betrag des Burgervektors,* ρ*V: Versetzungsdichte des kaltverformten Gefüges, ρR: Versetzungsdichte des rekristallisierten/erholten Gefüges
U = p · V = *G · b2 · Δρ · V ;*
Δρ =* (ρV – ρR) *
Kornwachstum (allgemein) Basiswissen:
10.2.3 Kornwachstum
10.2 Temperaaturahängige Entfestigung
Meist unerwünscht, thermisch aktiviert bei ca. 0.7 TM
Erfolgt durch ein kontinuerliches Kornwachstum des bereits vollständig rekristallisierten Gefüges.
Die Entfestigung ist gering, es erfolgt eine gleichmäßige Zunahme der durchschnittlichen Gefügekorngröße.
(kontinuertliche) Kornwachstum Basiswissen:
10.2.3 Kornwachstum
10.2 Temperaturahängige Entfestigung
Kontinuerliche Kornwachstum ist die Reduzierung der inneren Energie durch Reduzierung der Korngrenzfläche.
Kleinere Körner verschwinden, größere wachsen.
Führt zu einer weiteren aber geringen Entfestigung.
In meisten Fällen unerwünscht ⇒ Rekristallisationsglühen wird vor Beginn des Kornwachstums beendet.
Rekristallisationszwillinge in Metallen und Legierungen (mit niedriger Stapelfehlerenergie - kfz Strukturen) sind Indikator für das Kornwachstum.
Sekundäre Rekristallisation Basiswissen:
10.2.3 Kornwachstum
10.2. Temperaturabhängige Entfestigung
Trotz Reduzierung (bei der Kornwachstum) herrscht noch nicht ein stabiles thermodynamisches Gleichgewicht. *( → erst nach der beseitigung aller vorhandenen Korngrenzen möglich). *Das folgt zur sekundären Rekrisallisation.
Unerwünschter Effekt, tritt u.a. in Cu- und Al-Legierungen auf.
Feindispers ausgeschiedene Verunreinigungen → einzelne große Kristallite ⇒ inhomogenes Gefüge.
Tertiäre Rekristallisation:
10.2.3 Kornwachstum
10.2. Temperaturabhängige Entfestigung
Fortschreitende Glühbehandlung nach der sekundäre Rekristallisation ⇒ eine weitere Reduzierung der Gesamtenergie (indem Netzebenen mit geringer Oberflächenenergie die freien Oberflächen des Werkstoffs begrenzen)
Die Treibkraft : die Anisotropie der Oberflächenenergien der Gitterebenen einer Kristallstruktur
Temperaturabhängige Homogenisierung Basiswissen:
10.3. Temperaturabhängige Homogenisierung
Ziel: makroskopische und mikroskopische Inhomogenitäten im Werkstoffgefüge zu beseitigen.
Chemische Inhomogenitäten werden Seigerungen genannt.
Temperaturabhängige Homogenisierung Basiswissen:
Mikroseigerung (Kristallseigerung):
10.3. Temperaturabhängige Homogenisierung
Entmischung einer Schmelze *(lokale Konzentrationsunterschiede infolge sehr schnelles Abkühlens von Schmelzen aus mehreren Komponenten) *⇒ Es bilden sich Zonenmischkristall.
Kristallsegierungen werden durch Diffusionsglühen oder Warmumformen (dynamische Rekristallisation und Kristallneubildung) beseitigt.
Temperaturabhängige Homogenisierung Basiswissen:
Makroseigerung, Blocksegierung:
10.3. Temperaturabhängige Homogenisierung
Entsteht während Erstarrung eines Gussblocks aufgrund unterschiedlicher Unterkühlungen, Temperaturgradienten und Bedingungen für die Keimbildung und Keimwachstum.
Sind nicht durch Glühen zu beseitigen: entweder durch beruhigtes Gießen weitestgehend vermeiden oder durch Normalglühen von Legierungssystemen mit Phasenumwandlung.
Bild Nr. 1 : Keimbildung durch schnelle Erstarrung.









