LV4 Flashcards

(21 cards)

1
Q

Bildung

A

■ Bildung als Prozess, Lernen und Kompetenzen als Kontextbegriffe
■ 7 Bildungsbereiche:
Somatische Bildung (Wohlbefinden)
Mathematische Bildung (Ordnen)
Kommunikative Bildung (Dialog)
Religiöse Grunderfahrung und Wertentwicklung (Vertrauen) Soziale Bildung (Beteiligung)
Ästhetische Bildung (Wahrnehmen) Naturwissenschaftliche Bildung (Entdecken)

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2
Q

Bildung und soziale Ungleichheit: Bidlungsungleichheit

A

Maaz 2020

  • systematischer Zusammenhang zwischen Bildungserfolg & sozialer Herkunft
    ->größeren oder geringeren Erfolg im Bildungssystem
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3
Q

Bildung und soziale Ungleichheit: Chancengleichheit

A

Hradil 1999

-> unabhängig von leistungsfremden Merkmalen gleiche Chance zu Leistungsentfaltung und Leistungsbestätigung

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4
Q

Bildung und soziale Ungleichheit: Studien

A

■ In keinem „hoch entwickelten“ Land derzeit (vollständig) gegeben (vgl. Büchner 2003)
■ Thema rückt insbesondere durch Schulleistungsstudien (PISA, TIMSS etc.) in
öffentliches Interesse (vgl. Brake & Büchner 2012)
■ Kompensatorische Maßnahmen zum Ausgleich von Ungleichheiten (z.B. Bafög, kostenfreie Sprachkurse für Kinder mit Migrationshintergrund, Nachhilfeunterricht etc.) (vgl. Brake & Büchner 2012)

■ Chancenmonitor 2023 (vgl. Wößmann, Schoner, Freundl & Pfaehler 2023)
– Misst die Wahrscheinlichkeit ein Gymnasium zu besuchen
– Familiäre Hintergründe werden hierbei berücksichtigt/analysiert
– Dokumentiert somit „Bildungschancen“
■ Personenbezogene Merkmale als wichtige Faktoren für Bildungserfolg
– Familiärer (Bildungs-)Hintergrund bedeutsam (z.B. auch Alleinerziehende benachteiligt)
– Finanzielles Niveau bedeutsam („soziale Klasse“)
– Geschlecht bedeutsam (Jungs geringere Bildung als Mädchen)
– Migrationshintergrund geringe Auswirkung (entscheidender ist die “soziale Klasse“)

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5
Q

Bildung und soziale Ungleichheit: Soziale Herkunft

A

Pierre Bourdieu (1983) beschreibt “Kapitale“ aufgrund sozialer Herkunft:
■ Ökonomisches Kapital
– Beruf, Einkommen, Prestige, Macht der Eltern (Klassen- bzw. Schichtzugehörigkeit)
■ Kulturelles Kapital
– Werteorientierungen der Herkunftsfamilie (inkorporiertes/verinnerlichtes kulturelles Kapital)
– Bücher, Instrumente, Kunst, „Vertrautheit“ mit „höheren“ Kulturgütern (Verhalten in Theater, Oper, Restaurant etc.) (objektiviertes kulturelles Kapital)
– Schul- und Ausbildungsabschlüsse (institutionalisiertes kulturelles Kapital)
■ Soziales Kapital
– Dauerhaftes Netzwerk sozialer Beziehungen

=> Habitus

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6
Q

Bildung und soziale Ungleichheit: Bildungsbeteiligung

A

■ Weichen für Kompetenzerwerb (schulische Kompetenzen, wie Lesen, aber auch nicht-kognitive Kompetenzen wie Selbstregulation oder Frustrationstoleranz) werden im frühkindlichen Bereich gestellt
■ Für Entwicklung spielt Anregungsmilieu eine große Rolle
– Hierbei wiederum spielen „Kapitale“ der „Milieus“ eine Rolle
■ Kinder von Eltern mit höherem Bildungsabschluss nehmen häufiger an „hochkulturellen Aktivitäten“ (z.B. musikalische Früherziehung) teil
■ Teilnahme an (hochwertigen) Angeboten der Kindertagesbetreuung tragen zur Förderung aller Kinder bei und senken herkunftsbedingte Unterschiede (Rauschenbach & Züchner 2008)

■ „Prinzipiell gilt: Je höher der sozioökonomische Status, umso höher ist die Beteiligungsquote am Bildungsgang Gymnasium und umso geringer ist die Beteiligung am Bildungsgang Hauptschule. Dieser Zusammenhang ist trotz positiver Entwicklungen über die Zeit äußerst stabil und stellt sich für Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund sehr ähnlich dar“ (Maaz 2020a)
■ Daraus lässt sich schließen, dass soziale Zugehörigkeit (Schicht, Klasse) ein relevanter Faktor im Kontext von Bildungs(un)gerechtigkeit ist
■ „Vererbbarkeit“ als Thema sozialer Ungleichheit (vgl. Wagner 2016)
■ Studien bestätigen Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildungsungleichheit seit Jahrzehnten (siehe hierzu Büchner 2003)

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7
Q

Bildung und soziale Ungleichheit: Herkunft und Schulform

A

■ Kinder „höherer sozialer Schichten“ besuchen häufiger das Gymnasium
■ Herkunftseffekte:
– Primäre Herkunftseffekte (Leistungen, Kompetenzen, Fähigkeiten der Kinder, Anregungsmilieu …)
– Sekundäre Herkunftseffekte (Entscheidungsverhalten der Eltern nach „Schicht“…)
– Institutionelle und rechtliche Rahmung (Schullaufbahnempfehlung …)
■ Übergänge und Schulformen bedeutsam da hiernach berufliche Zugänge
vergeben werden

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8
Q

Schereneffekt

A

-> im viergliedrigen Sekundarschulsystem

Ursachen des Schereneffektes

Differentielle Lernraten:
- Unterschiede im Vorwissen, familiäre Unterstützungsmöglichkeiten und in der sozialen Umwelt in Peergroups führen zu unterschiedlich großen Lernfortschritten

Kompositionseffekte:
- unterschiedliche Zusammensetzung einer Klasse nach Leistung, sozialen, kulturellen und lernbiographischen Aspekten kann sich auf die Interaktionsprozesse zwischen Schülern – Lehrer und Schüler – Schüler auswirken und damit auf den Unterrricht und die Lernkultur

Institutionelle Unterschiede:
- Unterschiedliche Lehrpläne, Stundentafeln, Lehrerkompetenzen und Unterrichtskulturen haben einen relevanten Einfluss auf die Leistungsentwicklung der Schülerinnen und Schüler.
Kompositionseffekte und institutionelle Unterschiede führen zu differentiellen Lern- und Entwicklungsmilieus

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9
Q

Bildung und soziale Ungleichheit: Gegenstrategien

A

■ „Um
die Chancengerechtigkeit zu erhöhen, empfehlen sich sechs Ansatzpunkte:
– 1. frühkindliche Bildungsangebote für benachteiligte Kinder ausbauen,
– 2. Familien benachteiligter Kinder bei der Erziehung unterstützen,
– 3. die besten Lehrkräfte an Schulen mit vielen benachteiligten Kindern
bringen,
– 4. Nachhilfeprogramme für benachteiligte Kinder früh und kostenfrei anbieten,
– 5. die Aufteilung auf unterschiedliche weiterführende Schulen verschieben und
– 6. Mentoring-Programme für benachteiligte Kinder fördern.“ (Wößmann, Schoner, Freundl & Pfaehler 2023)

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10
Q

Erklärungsmuster für/gegen soziale Ungleichheit

A

■ Historisch finden sich Traditionen und Begründungslinien für und gegen soziale Ungleichheit:
– Eliteförderung/ biologisch begründete Differenzierung
– Gleichheit in der Ungleichheit
– Anregungspotential
– Fortschrittsglaube
– Meritokratie
– Bildungsmonopol
– Ressourcennutzung
– Bildung als Menschenrecht

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11
Q
  1. Eliteförderung/ biologisch begründete Differenzierung
A

■ Biologisch unterschiedliche Begabungen, zeigen sich in sozialen „Schichten“
■ Soziale Unterschiede als Ergebnis biologisch verschiedener Ausgangslagen
– Nicht als Ergebnisse sozialer Prozesse
■ Begabtenförderung für künftige Elite (Eliteförderung)
■ Geringere Bildung für „weniger Begabte“

■ Position findet sich bereits bei Platons „Politea“:
-> biologische Grunddisposition
-> familial vererbte Grunddisposition
-> mit Ausnahmen
■ Volksbiologischer Ansatz
■ Ende 19./ Anfang 20. Jh.
■ Weite Verbreitung in der NS-Zeit aber auch nach 1945 in Westdeutschland
■ „Erbbiologischer“ Ansatz
■ Vertreter u.a.: Wilhelm Hartnacke und Karl Valentin Müller,
■ Schulformen sollen Studium (Aufstieg) unterer Schichten verhindern
■ Auslesen und „ausmerzen“

■ Unterschied Platon zu Volksbiologischen Ansatz:
– Bei Platon sollen Talente der Kinder beobachtet werden und sozialer Abstieg wie auch sozialer Aufstieg sind möglich, wenn Talente vorhanden bzw. nicht vorhanden sind
– Beim Volksbiologischen Ansatz wird rein nach biologischer Differenz gefördert und sozialer Aufstieg ist nicht denkbar

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12
Q

Gleichheit in der Ungleichheit

A

■ Ungleichheit in Gesellschaft gottgegeben bzw. nicht wirklich veränderbar
■ Wert eines Menschen nicht über Bildung und soziale Stellung, sondern an moralischer Qualität und Lebenszufriedenheit
■ Sozialer Aufstieg nicht unbedingt erstrebenswert
– innere Werte in oberen Sozialschichten oft schlechter sind
– Arme sind äußerlich arm, aber innerlich reich:
„innere“ Armut (fehlende sittlich-religiöse Bildung) und „äußere“ Armut (ökonomische Schichtunterschiede)
■ Vertreter u.a. Johan Amos Comenius und Johann-Heinrich Petsalozzi

■ Alle Menschen gleichermaßen Recht auf Bildung àkeine Selektion, aber
■ Schichtspezifisch unterschiedliche Bildung
■ Unterschiedliche Bildung aber gleich wertvoll
– In alle Bildungssysteme gleichermaßen investieren
– Lehrende verschiedener Bildungsinstitutionen gleich bezahlen
■ Sozialer Auf- und Abstieg ist nebensächlich

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13
Q

Anregungspotential

A

■ Eigenschaften nicht-privilegierter Kinder als gut für die Entwicklung der privilegierten Kinder
■ Bildung sozial benachteiligter Kinder nicht um ihrer selbst willen (Nebenwirkung), sondern in erster Linie um die (natürlichen) Eliten zu fördern
■ Jean-Jacques Rousseau (Erziehungsklassiker „Emile oder über die Erziehung“ (1762), Entdecker des Kindes und der Kindheit, Altersgemäße Erziehung, Negative Erziehung, Positive Anthropologie, Aber: nur für den Jungen)
■ Kurt Hahn (Begründer der Erlebnispädagogik, 1919)
> Erfahrungen von Schülern, deren Eltern um ihre Existenz kämpfen
-> Selbstdisziplin & Anstrengenung

■ Pädagogische Konsequenzen:
– Bildungspolitische Bemühungen müssen aus Perspektive der privilegierten
Gruppen erfolgen
– Optimale Bildung für Privilegierte (Elite-/Begabtenförderung)
– Bildung für „Nicht-Privilegierte“, die den Interessen der privilegierten Gruppen entspricht

-> aktuelle Debatten über „inklusive Schulbildung“ -> soziale Kompetenzen

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14
Q

Fortschrittsglaube

A

■ Reduzierung von Ungleichheit als „natürlicher“ Prozess der Weiterentwicklung einer Gesellschaft
■ Klassisches Motiv der Aufklärung
■ Vertreter u.a. Friedrich Schleyermacher
– „Unabhängig davon, ob Begabungen schichtspezifisch vererbt werden oder nicht, muss die Erziehung für alle gleich sein, da nur so die Chance besteht, dass die potenziellen Anlagen aller auch gefördert werden, […] da nur dies ‚dem Guten‘, d.h. der Weiterentwicklung der Gesellschaft insgesamt entspricht“ (Schleyermacher 1826)

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15
Q

Meritokratie

A

■ Bildungserfolg als herkunftsunabhängiges Ergebnis individueller Begabung und Leistung
■ Amerikanischer Traum: Vom Tellerwäscher zum Millionär
■ Vertreter u.a. Michel Young („Intelligenz und Einsatz der Persönlichkeit ergeben erst
zusammen den Leistungswert; I+E=LW)“
■ Wenn moderne Gesellschaften entgegen des Anspruches der Gleichheit für alle Menschen reale Ungleichheit prozieren entsteht ein legitimatorisches Problem. Potenzielle Lösungsmöglichkeiten:
– Gesellschaft muss an Reduktion Ungleichheit arbeiten
– Gesellschaft muss theoretisch begründen, warum Ungleichheit weiterbesteht -> Meritokratie

■ Pädagogische Konsequenzen:
– Schulsystem müsste zunächst für alle gleichermaßen offen sein
– Hauptaufgabe der Grundschule ist dann das Erkennen der Leistungsfähigkeit mit folgender Selektion:
> Selektion muss unabhängig von sozialer Herkunft erfolgen
> Wenn Kinder „unten“ bleiben, haben sie selbst versagt und waren nicht leistungsfähig oder willig genug

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16
Q

Bildungsmonopol

A

■ BegabungeninallenSozialschichtengleichverteilt
■ UrsachederUngleichheitvonMenscheninkapitalistischen Produktionsverhältnissen
■ GesellschaftlicheReproduktionsozialerUngleichheitdurch
– Klassenspezifische Zugangsbeschränkungen (z.B. Schulgeld)
– Vermittelte Lerninnhalte stützen Klassengesellschaft
■ LösungnurüberRevolutionundAbschaffungdieserVerhältnisse
■ Vertreter u.a. Robert Alt

■ Pädagogische Konsequenzen:
– Ideologiekritischer Blick auf Bildungsinhalte
– Freie Bildung erst nach Abschaffung Klassengesellschaft
– Gesellschaftliche Verhältnisse als menschengemacht und damit auch veränderbar
– Schul- und Bildungssystem ist Ausdruck der Gesellschaft, kann aber Gesellschaft selbst nicht verändern
■ Anlehnung an Sichtweisen des „Bildungsmonopol“ finden sich in politischer Bildungsarbeit (z.B. Pädagogik Theater der Unterdrückten nach Freire/Boal)

17
Q

Ressourcennutzung

A

■ Abbau sozialer Ungleichheit zur gesellschaftlichen und ökonomischen Nutzung aller Potenziale
■ Implizite Annahme der Existenz von Talenten in allen Sozialschichten
■ Talente unterer Sozialschichten dürfen nicht brach liegen, sondern sollen genutzt werden, weil
– Variante 1: ökonomische Leistungsfähigkeit der Gesellschaft erhalten werden muss (Georg Picht)
– Variante 2: Nutzung von Vielfalt ein Potenzial demokratischer Gesellschaften ist (John Dewey)

18
Q

Bildung als Menschenrecht

19
Q

Ressourcennutzung: ÖkonomischeBegründung

A

Der bisherige wirtschaftliche Aufschwung wird ein rasches Ende nehmen, wenn uns die qualifizierten Nachwuchskräfte fehlen, ohne die im technischen Zeitalter kein Produktionssystem etwas leisten kann. Wenn das Bildungswesen versagt, ist die ganze Gesellschaft in ihrem Bestand bedroht.“ (Picht 1965)

■ Pädagogische Konsequenzen:
– Ausbau weiterführendes Bildungssystem mit Ziel hochgebildete, technisch affine Arbeitskräfte
– Koppelung Bildungssystem und Arbeitsmarkt
– Nutzung aller „Begabungsreserven“

20
Q

Ressourcennutzung: Demokratietheoretische Begründung

A

„Die Demokratie ist mehr als eine Regierungsform; sie ist in erster Linie eine Form des Zusammenlebens, der gemeinsam und miteinander geteilten Erfahrung. (…) Eine
Gesellschaft, für die eine Spaltung in getrennte Schichten verhängnisvoll werden würde, muß offenbar darauf bedacht sein, daß die geistigen Möglichkeiten allen gleichmäßig und leicht zugänglich bleiben. (…) In dem selben Grade, in dem sich eine Gesellschaft demokratisiert hat, bedeutet die soziale Organisation die Verwertung der besonderen und verschiedenen Fähigkeiten der einzelnen, nicht die Gliederung in starre Klassen.“ (Dewey 1916)

■ Pädagogische Konsequenzen:
– Gemeinsame Schule für alle Kinder
– Gegliedertes Schulsystem wäre zum Nachteil für alle Kinder und für Gesellschaft insgesamt

21
Q

Bildung als Menschenrecht

A

■ GleichheitallerMenschen
■ Französische Revolution „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“
■ RechtaufBildungschancenwirdjuristischfestgehalten
■ BildungspolitischeMaßnahmenzur(weiteren)Reduktionsozialer Ungleichheiten