Neorealismus, Regimetheorie, Global Governance Flashcards

1
Q

Gemeinsamkeiten Realismus Neorealismus

A

-Positivistisches Wissenschaftsverständnis („hard science“)
-Sicherheitsdilemma wegen anarchischen Bedingungen
-Fokus auf Sicherheit und Machtpolitik
-Staaten/Regierungen als internationale Akteure und black box
-Anspruch überhistorischer Erklärung

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2
Q

Unterschiede Realismus Neorealismus

A

-Neo-Realismus: keine Außenpolitik-, sondern systemische Theorie
-kein Bezug auf „Klassiker“ (Thukydides, Macchiavelli, Hobbes),sondern auf ökonomische (Verhaltens-)Theorien
-kein Bezug auf „menschliche Natur“, sondern Verhalten der Staaten
folgt aus anarchischer Struktur des Systems

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3
Q

Neo Realismus

A

-Hauptvertreter Kenneth Waltz (Ende 1970er)
-weniger Außenpolitiktheorie, sondern systemische IP-Theorie
-nicht Menschenbild, sondern System („structure“) bedingt Interessen und Handeln der Staaten – Selbsthilfe, Kriege kommen vor, Kooperation schwierig
-Staaten („units“) zentrale Akteure int Politik; innenpolitische Verhältnisse unwichtig — Interessen der Staaten sind identisch
-verfügen über Ressourcen und Machtmittel
-schwächere Staaten neigen zu Bündnissen (Robert Kagan – EU)
-Stabilität am ehesten im bipolaren System
-Fragen: warum Konstellation im Kalten Krieg stabil? Warum Machtverlust USA in 1970ern?

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4
Q

Warum Kooperation von Staaten im Neorealismus schwierig?

A

Interdependenz besteht, aber Kooperation von Staaten bleibt schwierig, unwahrscheinlich, punktuell, weil

a) „states that feel insecure must ask how the gain will be divided. They are compelled to ask not ‚Will both of us gain?‘, but ‚Who will gain
more‘?

b) durch Kooperation die Abhängigkeit eines Staates von anderen Staaten (und damit dessen Vulnerabilität) erhöht wird

trotzdem ist Kooperation möglich:
* kleine und schwache Staaten suchen Kooperation
* Hegemon kann Kooperation in einem unipolaren System erzwingen
* Herstellung von Machtbalance durch Allianzen

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5
Q

verschiedene Weiterentwicklungen des Neo-Realismus

A

„Balance-of-threat“ Theorie, „defensiver Neo-Realismus” (Stephen Walt):
- Es geht in iP stark um „wahrgenommene Bedrohungen“

„Bandwagoning“ / Mitnahme-, Nachahmereffekt (Randall Schweller)
- Schwächere Staaten verbünden sich mit stärkeren
- mächtige „status quo“-Staaten wollen Macht und Position erhalten
- „revisionistische Staaten“: offensiv Macht ausbauen, Position verbessern

„offensiver Neorealismus“ (John Mearsheimer)
- Staaten müssen imperialistisch sein, um zu überleben; dafür Gewaltmittel und Abschreckung wichtig; gut ist geographische Isolation (= USA)

„Neo-Realistische Kooperationstheorie“ (Joseph Grieco)
- Kooperation gelingt, wenn im Bündnis niemand stärker wird

„Polit-ökonomischer Neo-Realismus“ (Robert Gilpin)
- Macht, Sicherheit, „nationales Interesse“ verbunden mit ökon. Macht
- falls Länder ökon. Aufsteigen, wollen sie auch mehr polit. Macht
- Hegemonialmächte übernehmen sich evtl. bei Sicherung int. Ordnung

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6
Q

Kritik Neorealismus

A

-innere Verfasstheit der Staaten spielen keine Rolle
-Empirisch sind die theoretisch behaupteten Kausalitäten schwer zu
prüfen
-„kognitiver Dogmatismus“ und selektive Wahrnehmung von Problemen (Ditzel/Hoegerle)
-Theorie / Sichtweise des globalen Nordens, der mächtigen Staaten, insbesondere USA

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7
Q

Was ist Institution

A

sehr verschiedene Begriffe

allgemein: „Spielregeln einer Gesellschaft“ - soziale Normen, rechtliche Regeln und Verteilungsverfahren (von Macht und Ressourcen) – Familie, Eigentum, Minderheitenrechte etc. … durchzogen von Machtverhältnissen

-Institutionen ermöglichen und restringieren soziales Handeln und stabilisieren die Erwartungen gegenüber anderen Akteuren, damit auch bestehende Macht- und Herrschaftsverhältnisse

-entwickeln eine relative Eigenständigkeit gegenüber AkteurInnen/unmittelbaren Handlungen und gewisse Materialität, die sich abrupten Veränderungen in den Weg stellen – „taken for granted“

Institutionen sind nur teilweise politisch intentional geschaffen „Politische Institutionen“ häufig Organisationen

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8
Q

Warum entstehen internationale Institutionen?

A

machtstruktureller Ansatz:
-eine / zwei Hegemonialmächte oder Klub übernimmt Gründungskosten (neo-/realistische Theorieschule)

polit-ökonomischer Ansatz:
-Regeln für Weltwirtschaft und Konfliktaustragung und Bearbeitung kapitalistischer Krisenerscheinungen (relative Stabilität)
-> darin Neo-Gramscianismus: Stabilität durch Dominanz / Hegemonie; Institutionen in Zusammenspiel mit Ideen und materiellen Kapazitäten

(neo-)imperialistischer Ansatz:
-Verwertungsinteressen des Kapitals „erobern“ neue Räume – neue Märkte entstehen, Zugriff auf natürliche Ressourcen (Sachzwang Weltmarkt)

wissensbasierter Ansatz:
-Wissen und Wissensdeutungen führen zu
politischem Handeln (epistemic communities, Konstruktivismus)

Institutionalismus / Regimeansatz: grenzüberschreitende Probleme und Konflikte müssen gelöst werden

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9
Q

Regimetheorie: Unterschiede/ Gemeinsamkeiten Realismus

A

Vom Realismus übernommen:
– Anarchische Struktur des internationalen Systems
– Staaten als relevante Akteure

Gegen den Realismus:
– Durch Interdependenz entstehen gemeinsame Interessen
– Kooperation auch ohne Hegemon möglich
– Untersuchung internationaler Regime

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10
Q

Regimetheorie

A

-Histor. Kontext: hegemonic decline USA in 1970ern – warum stabilisiert sich Weltwirtschaft? -> wegen internationaler Kooperation „Internationale Regime sind normen- und regelgeleitete Formen der
Kooperation zur politischen Bearbeitung von Konflikten in verschiedenen Bereichen der politischen Beziehungen.“

-internationale Kooperation: institutionalisierte Kooperation zwischen Staaten und transnationalen Akteuren in spezifischen
Problembereichen (also nicht nur Organisationen)

->Welthandelsregime: besteht aus Organisationen wie WTO, UNCTAD, Netzwerken G7, regionalen und bilateralen Abkommen u.a.

->„Regime“ als Gebilde, die erst in wissenschaftlicher Betrachtung als
solche entstehen, analytische Kategorie

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11
Q

Regime in der Regimetheorie

A

Regime als informelle und formelle Kooperationsformen

Funktionen
- Stabilisierung von Erwartungshaltungen, Verringerung von Transaktionskosten und Verbesserung von Informationen

-sollen Institutionalisierung der politischen Bearbeitung von
Problemlagen fördern

-mögliche Lernprozesse: Erhöhung der
Kooperationsbereitschaft in anderen Bereichen

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12
Q

Kritik Regimetheorie

A

-am rationalistischen Ansatz der Regimetheorie: Interessen von Staaten vorgegeben

-kaum Analyse von Macht und Herrschaft: Macht nicht strukturell, sondern eher konkrete Durchsetzungsmacht von Regierungen

-enges Ökonomieverständnis: eher Wirtschaftspolitik als sozioökonomische Strukturen und Interessen

-Fokussierung von Problemlösung, weniger Problemursachen

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13
Q

Global Governance

A

-aktuelle Version des Institutionalismus in IP
-> politische Gestaltung der Globalisierierung

Globalisierung nach 1989
* neue Probleme
* Ansprüche auf Partizipation
* keine zentrale politische Autorität (Weltstaat)

Frage: Gestaltung wovon und wie?
verschiedene wissenschaftliche Perspektiven
auf Globalisierung und Global Governance

2 Sichtweisen:
liberaler institutionalistischer Blick
kritischer Blick

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14
Q

liberale Global Governance

A

-Globalisierung vor allem ökonomisch, bietet Chancen, größere Arbeitsteilung, mehr Spezialisierung
*-Zunahme von Produktivität, Wachstum, Wohlstand
-man kann/will nicht viel dagegen machen („Sachzwang“)

-Krisen und negative Auswirkungen unerwünscht, müssen kooperativ
bearbeitet werden
-wegen „Inkongruenz“ von globalisierter Ökonomie und nationalstaatlich verfasster Politik

-> Politik der Globalisierung:
-zur Bearbeitung von Problemen, Vermeidung negativer Konsequenzen
- Re-Regulierung der ökonomischen Globalisierung: Kongruenz
- Internationale Kooperation: Wiederherstellung staatlicher Handlungsfähigkeit … Regime
-Staat ist
(a) ein Akteur neben anderen oder
(b) neutrale Instanz zur Gemeinwohl-Verfolgung, ähnlich internationale Institutionen

-> allgemeiner Anspruch: grenzüberschreitende Probleme benötigen
grenzüberschreitende Lösungen
-> Gestaltung der Globalisierung, um positive Seiten zu stärken und
Krisen/Gefahren zu bekämpfen bzw. Probleme zu lösen

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15
Q

kritische Global Governance

A

-ökonomische Entwicklungen kein Sachzwang, sondern Ergebnis der Krise des Nachkriegs-Kapitalismus, Schwächung der Lohnabhängigen
-es geht um Macht und Interessen: Stärkung der Interessen von Weltmarkt-Unternehmen und Geldvermögensbesitzer
-Globalisierung zunächst Strategie der Industrieländer, v.a. USA
-dann Mitmachen von Entwicklungsländern à
Schwellenländer

-Krisen und negative Auswirkungen sind systematischer Teil der Globalisierung; nicht nur unerwünschte Nebenfolge (Bsp.
Klimawandel)
-Fokus auf Problemlösung und Kooperation zu eng: Krisen, Gewalt und Macht bleiben wichtig
-Fokus neben Auswirkungen auch Triebkräfte der Globalisierung analysieren

Politik der Globalisierung:
-Global Governance kommt nicht nachträglich zur Globalisierung dazu, sondern ist Bestandteil: als Teil machtförmiger Globalisierung: Bsp. G7/G8, WTO, TTIP
-Staat: weniger Problemlösung und Allgemeininteresse, sondern für bestimmte Interessen („Klassenstaat“, Staat als „Männerbund“) und „Wettbewerbsstaat“
-bestimmte Staatsfunktionen – sozialpolitische, ökologische, demokratische – werden zurückgedrängt
-andere, wie Wettbewerbs- und Innovationspolitik, gestärkt

-> es gibt heute viele neue Regeln: nicht das Ob, sondern das Wie von Regulierung – Beispiel aktuell: EU-Mercosur-Abkommen

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16
Q

Vergleich liberal-institutionalistische vs kritische Global Governance-Perspektive

A

Liberal-institutionalistische Perspektive
-Staat / GloGov als Regelsetzer und Problemlöser
-Fokus darauf, wie Ordnung geschaffen werden kann
-Was sind die konkreten Bedingungen politischer Steuerung?

Kritische Perspektive
-fragt auch nach Voraussetzungen von Staat / Politik: Was sind die umfassenden Voraussetzungen politischer Steuerung?
- sozio-ökonomische und kulturelle Grundlagen: kapitalistische Ökonomie,
Eurozentrismus - aktuell: Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit als Dogma
- kritische Theorieperspektive stellt Fragen nach Macht und Herrschaft, nicht Fokus auf Ordnung und Stabilität, sondern Kritik von Herrschaft und Möglichkeiten der Emanzipation