08.02. V2, V6, V7 & V8 Flashcards
(47 cards)
Welche Bewusstseinsarten unterscheidet Freud, welche Instanzen der Persönlichkeit? Charakterisieren Sie diese jeweils kurz.
Bewusstseinsarten nach Freud (topographisches Modell):
Bewusstes: Das im Moment bewusste Erleben, augenblickliche Wahrnehmungen und Gedanken.
Vorbewusstes: Erinnerungen und Wissensinhalte, die durch aktive Aufmerksamkeit ins Bewusstsein geholt werden können.
Unbewusstes: Verdrängte, meist unangenehme Erinnerungen oder Triebwünsche, Ort primitiver Emotionen und Triebe. Nur durch spezielle psychoanalytische Techniken erreichbar.
Instanzen der Persönlichkeit (Drei-Instanzen-Modell):
ES: Auf unmittelbare Triebbefriedigung ausgerichtet.
Über-Ich: Verinnerlichte Normen, die der unmittelbaren Triebbefriedigung entgegenstehen können.
Ich: Vermittelt zwischen ES und Über-Ich, versucht Wege zu finden, die Normen und Triebwünsche in Einklang bringen.
Welche neuen Aspekte führt Erikson in seinem Modell der psychosozialen Entwicklung ein?
Erikson betont die Rolle der Ich-Entwicklung und betrachtet Entwicklung als lebenslangen Prozess.
Grundkonzept: Der Mensch durchläuft verschiedene psychosoziale Krisen, deren Bewältigung die individuelle Persönlichkeit prägt.
Woraus resultieren aus Freuds Perspektive Entwicklungsprobleme, wie würden im Gegensatz dazu Lerntheoretiker Entwicklungsprobleme begründen?
Freud: Entwicklungsprobleme entstehen durch dauerhafte Konflikte zwischen dem Wunsch nach Triebbefriedigung und den Ansprüchen der Lebenswelt. Diese können zu Fixierungen führen.
Lerntheoretiker: Entwicklungsprobleme resultieren aus unangemessenen Lernprozessen oder fehlenden Verstärkungen. Exogene Steuerung von Verhalten und Umweltbedingungen stehen im Vordergrund.
Welche zentralen Lernformen kennen Sie, wo liegt jeweils der Fokus?
Klassisches Konditionieren: Fokus auf der Verknüpfung von Reizen (Stimulus ⇒ Reaktion)
Operantes Konditionieren: Fokus auf Konsequenzen, die die Auftretenswahrscheinlichkeit von Verhalten beeinflussen (Stimulus ⇒ Reaktion ⇒ Konsequenz)
Modelllernen: Lernen durch Beobachtung von Vorbildern und kognitive Verarbeitung
Beschreiben Sie den Vorgang der Klassischen Konditionierung.
Einer natürlichen, meist angeborenen unbedingten Reaktion (z.B. Speichelfluss bei Hunden) wird durch Lernen eine neue, bedingte Reaktion hinzugefügt.
Nach welchem Grundprinzip funktioniert Operante Konditionierung?
Die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens wird durch die unmittelbar folgenden Konsequenzen verändert.
Verhalten, das belohnt wird, tritt häufiger auf; Verhalten, das bestraft wird, seltener.
Welches sind relevante Verhaltenskonsequenzen?
Positive Verstärkung: Erhöhung der Auftretenswahrscheinlichkeit durch Belohnung.
Negative Verstärkung: Erhöhung der Auftretenswahrscheinlichkeit durch Entfernen eines unangenehmen Reizes.
Bestrafung (positiv oder negativ): Senkung der Auftretenswahrscheinlichkeit.
Beschreiben Sie das Grundprinzip des Modelllernens.
Menschen lernen durch die Beobachtung des Verhaltens anderer (Vorbilder). Sie repräsentieren das Verhalten kognitiv und ahmen es nach.
Was ist nach Bandura Voraussetzung dafür, was erhöht die Motivation?
Voraussetzungen: Aufmerksamkeit, Behalten, motorische Reproduktionskompetenz und Motivation müssen vorhanden sein.
Motivationsfördernde Faktoren: Gefühlte Ähnlichkeit zum Modell, positiver emotionaler Bezug, erfolgreiche Bewertung des Modells.
Was ist unter der „kognitiven Wende“ zu verstehen?
Übergang vom Behaviorismus zum Kognitivismus. Die „Black Box“ des menschlichen Geistes wird geöffnet, und kognitive Prozesse wie Wahrnehmung, Verarbeitung und Bewertung werden einbezogen.
Banduras Bobo-Doll-Experiment und Chomskys Kritik am Behaviorismus waren prägende Meilensteine.
Welche fünf grundlegenden theoretischen Ausrichtungen gibt es in der Entwicklungspsychologie und worauf liegt jeweils ihr Fokus?
Psychoanalytisch: Fokus auf das Unbewusste und sozioemotionale Prozesse.
Kognitiv: Fokus auf kognitive Prozesse und endogene Steuerung.
Lerntheoretisch: Fokus auf Verhalten und exogene Steuerung.
Psychobiologisch: Evolutionäre Angepasstheit des Verhaltens, endogene Steuerung.
Ökologisch: Kontext, exogene Steuerung.
Welches sind bedeutsame Vertreter dieser Denkrichtungen?
Psychoanalytisch: Freud, Erikson, Anna Freud, Klein, Winnicott.
Kognitiv: Piaget, Vygotsky.
Lerntheoretisch: Pawlow, Skinner, Watson, Bandura.
Psychobiologisch: Lorenz, Bowlby, Ainsworth.
Ökologisch: Bronfenbrenner, Vygotsky.
V6
Was versteht man unter der Variabilität der körperlichen Entwicklung und wodurch wird sie beeinflusst?
Variabilität: Sehr unterschiedliche Ausprägungen der körperlichen Entwicklung bei Individuen und Gruppen.
Einflüsse: Genetische und umweltbedingte Faktoren (z.B. Ernährung, Bewegung).
Beobachtung: Jahrhunderttrends zeigen eine Erhöhung des Durchschnitts von Körpergröße und Körpergewicht (10 - 20% in Deu). Ernährungsprobleme (Unter- oder Überversorgung) beeinflussen die Entwicklung ebenfalls.
Übergewicht entsteht durch ein multifaktorielles Geschehen. Erläutern Sie dieses.
Hauptursachen für Übergewicht:
Geschmackspräferenzen der Kinder werden bereits im Mutterleib beeinflusst.
Ungesunde Nahrungsmittel sind oft preisgünstiger.
Weniger Spielen im Freien, stattdessen Zeit vor Fernseher oder Handy.
Schulwege werden seltener zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt.
Weniger regelmäßiger Sportunterricht und fettreiche Mittagsmahlzeiten im Ganztagssetting.
Was versteht man unter dem cephalocaudalen Prinzip?
Definition: Ein Entwicklungsmuster, bei dem Regionen in Kopfnähe früher wachsen und sich entwickeln als weiter vom Kopf entfernte Körperregionen.
Beispiel: Im Säuglingsalter ist der Kopf überproportional groß, und der Körper wächst später schneller, wodurch sich die Proportionen verändern.
Aus dem Zusammenspiel welcher Faktoren resultiert die frühe motorische Entwicklung?
Faktoren:
Entwicklung neuronaler Mechanismen
Zuwachs an Körperkraft
Kontrolle über die Körperhaltung
Balance und Wahrnehmungsfähigkeit
Veränderungen der Körperproportionen
Motivation des Kindes.
Erläutern Sie an einem Beispiel die Grundstruktur der motorischen Entwicklung, benennen Sie die fünf Stadien.
Beispiel: Greifen
Basis: Greifreflex
Stadien:
1. Erlernen einzelner Bewegungsabfolgen (kontrolliertes Greifen, 3-4 Monate)
2. Koordination der Armbewegungen
3. Integration in längere Bewegungsfolgen (mit Aufrichten des Oberkörpers)
4. Zunehmende Automatisierung (fließende Bewegung)
5. Verfeinerung (z.B. Pinzettengriff)
Wie beeinflussen sich motorische und sensorische Entwicklung gegenseitig (Beispiele)?
Tiefenwahrnehmung: Diese wird durch die motorische Entwicklung erlernt. Ein Beispiel ist die „visuelle Klippe“, bei der Kinder ab 6 Monaten nicht mehr bereit sind, auf die tiefere Seite der Glasplatte zu krabbeln.
Tasten: Durch aktives Berühren mit Mund und Händen sammeln Kinder Erfahrungen, die mit jeder neuen motorischen Kompetenz erweitert werden.
In den ersten Lebensmonaten entwickelt sich das Sehvermögen von Säuglingen erheblich.
Verbesserungen:
Zunahme der Sehschärfe
Entwicklung der Kontrastempfindlichkeit
Fähigkeit, Farben zu unterscheiden (ab 2-3 Monaten)
Sensitivität für Tiefenhinweise (ab 7 Monaten)
Die Sehfähigkeit nähert sich ab 8 Monaten der eines Erwachsenen an, ist aber erst mit 6 Jahren voll entwickelt.
Warum sind Säuglinge musikalischer als manche Erwachsene?
Säuglinge haben ein stark entwickeltes Gehör und können akustische Muster erkennen. Diese Sensibilität macht sie empfänglich für musikalische Strukturen und Melodien.
Was bedeutet „intermodale Wahrnehmung“?
Definition: Die Fähigkeit, Informationen aus verschiedenen Sinnen zu integrieren und ein einheitliches Bild der Umgebung zu schaffen.
Beispiel: Eine Studie zeigt, dass Säuglinge in der Lage sind, ein lauter werdendes Geräusch mit einem näherkommenden Zug zu verbinden.
Was belegt das Experiment der „Visuellen Klippe“?
Beleg: Ab etwa 6 Monaten weigern sich Kinder, auf die tiefere Seite der Glasplatte zu krabbeln, selbst wenn sie wissen, dass sie sicher sind. Das Experiment zeigt die Entwicklung der Tiefenwahrnehmung in Verbindung mit der Motorik.
V7
Was versteht man unter „Neurogenese“ und „Synaptogenese“?
Neurogenese: Die Vermehrung von Neuronen durch Zellteilung.
Synaptogenese: Die Bildung von Synapsen, also Verbindungen zwischen Neuronen, die zu einem Netzwerk aus Milliarden von Nervenverbindungen führen.
Wann finden diese Prozesse jeweils in der Entwicklung hauptsächlich statt?
Neurogenese: Beginnt ab dem 19.-21. Tag nach der Befruchtung und ist etwa 18 Wochen später abgeschlossen.
Synaptogenese: Beginnt pränatal und erreicht ihren Höhepunkt in der ersten Zeit nach der Geburt, wobei sie stark erfahrungsabhängig ist.