1. Relevanz von psychoanalytischen Theorien der Entwicklung Flashcards

(15 cards)

1
Q

Welche 3 pathogenetischen Theorien zur Entstehung der Hysterie bzw. Neurose waren Ausgangspunkt für das psychoanalytische Nachdenken über Entwicklung?

A
  1. Jean-Martin Charcot (1825-1893): Theorie des posthypnotischen Befehls
    = Annahme nur hysterische Menschen können hypnotisiert werden (widerlegt)

2 Josef Breuer (1842-1925) & Siegmund Freud (1856-1939): die kathartische Theorie -> “Anna O.” aka Bertha Pappenheim (1859-1936)
= Ausleben innerer Konflikte & verdrängter Emotionen führt zu einer Reduktion dieser (widerlegt)

  1. S. Freud: erste Ansätze einer Konflikttheorie
    = Triebimpulse werden als inakzeptabel erlebt, sie geraten mit bewussten Vorstellungen in Konflikt und werden verdrängt.
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2
Q

Aus welchen Ebenen besteht das Topographische Modell der Psyche nach Freud?

A

~ Bewusstes: im Moment erfassbaren Gedanken, Gefühle, Wünsche

~ Vorbewusstes: Erinnerungen & Wissen -> aktiv in bestimmter Situation abrufen können, die uns aber sonst nicht bewusst sind.
Psychopathologie des Alltagslebens (Fehlleistungen, Witze, etc.)
-> (Angst, Verdrängte Konflikte, Persönlichkeit)

~ Unbewusstes: verdrängte, oft unangenehme Erinnerungen oder unerlaubte Triebe
(Instinkte, Psychosexuelle Entwicklung, traumatische Erlebnisse,…)

=> Psychoanalyse versucht, diese unbewussten Wünsche bewusst zu machen.

Außerdem können sich die Inhalte des Unbewusstem im Traum manifestieren. -> Traum als psychischer Kompromiss

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3
Q

Nach welchem Organisationsprinzip ordnete Freud “alles Psychische” ein?

A

Lust-Unlust-Prinzip (VS Realitätsprinzip)

menschliche Psyche erfüllt eine regulatorische Aufgabe & zielt auf das Erleben eines Mindestzustands von subjektiver Sicherheit ab.

“Scanning function” -> bereits unbewusst werden psychische Inhalte beständig hinsichtlich Bedrohlichkeit eingeschätzt & gegebenenfalls bestimmte psychische Aktivitäten (zB: Abwehrmechanismen) eingeleitet.

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4
Q

Welche 4 Psychoanalytischen Grundannahmen gibt es?

A
  1. Annahme eines ubiquitären dynamischen Unbewussten
  2. Annahme unbewusster psychischer Strukturen
  3. Annahme biographischer Lebenszusammenhänge
  4. Annahme ubiquitärer Übertragungs- & Gegenübertragunsprozesse
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5
Q

Erkläre die 1. Annahme der 4 psychoanalytischen Grundannahmen:

A

ubiquitäres (= “überall”) dynamisches (= Wirken innerpsychischer Kräfte) Unbewusste

Menschen sind in jeder Phase ihrer Entwicklung mit Erlebnisinhalten konfrontiert, die sie in bewusster Weise nicht wahrnehmen möchten & versuchen daher stets, sich unbewusst vor dem bewusstwerden dieser zu schützen, um potenziell unangenehme Gefühle zu vermeiden.

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6
Q

Erkläre die 2. Annahme der 4 psychoanalytischen Grundannahmen:

A

unbewusste psychische Strukturen

“Menschen bilden bestimmte Tendenzen des Erlebens von Selbst & Welt. Sowie bestimmte Tendenzen, auf dieses spezifisch mit weiteren Aktivitäten (zB Abwehr) zu antworten. Diese Tendenzen sind den einzelnen Menschen über weite Strecken nicht bewusst -> schwer bzw nur sehr langsam veränderbar.”

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7
Q

Was sind Abwehraktivitäten? Wie sieht deren Strukturniveau aus? Was ist das Ziel von Abwehr? Welche negativen Folgen kann Abwehr für die Persönlichkeitsentwicklung haben?

A

Abwehrmechanismen VS Abwehraktivitäten

  • > Abwehr ist eine Funktion/Leistung des ICH
  • > Abwehraktivitäten kommen selten einzeln/isoliert vor -> mehrere meist komplex miteinander verschachtelt

~ niederes Strukturniveau: Projektion, Spaltung, Leugnung
~ mittleres Strukturniveau: Entwertung/Idealisierung, Regression, Reaktionsbildung, Verschiebung, Ungeschehen machen, Introjektion, Konversion
~ höheres Strukturniveau: Intellektualisierung, Verdrängung, Rationalisierung, Sublimierung

Ziel:

  1. Bedrohliche psychische Inhalte aus der bewussten Wahrnehmung fernhalten
  2. Entlastung/Ersatzbefriedigung herbeiführen
    - > Abwehr ist nicht per se pathologisch, sondern zielt auf die Aufrechterhaltung des psychischen Gleichgewichts ab!

negative Folgen:

  • “Energiefresser” -> einer Abwehr folgt die Nächste
  • “Abwehrspirale”
  • “psychosoziale Abwehrarrangements (zB: Partnerwahl, Organisations- & Firmenkultur, etc.)
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8
Q

Erkläre die 3. Annahme der 4 psychoanalytischen Grundannahmen:

A

biographische Lebenszusammenhänge

“Menschen verfolgen beständig die Tendenz - bewusst und unbewusst - einzelnen Lebenssituationen so zu begegnen, dass das bewusste realisieren von äußerst unangenehmen Erlebniszuständen möglichst gering gehalten wird. Die bewussten und unbewussten Erfahrungen beeinflussen wie künftige Situationen erlebt werden und sind Basis für die weitere Ausbildung von psychischen Strukturen.”

Kommentar:
Persönlichkeitsentwicklung ist abhängig von den Erfahrungen, die Menschen im Laufe ihrer Entwicklung machen und von der Art und Weise, wie sie diese verarbeiten. -> Menschliche Entwicklung ist in hohem Maß erfahrungsabhängig, von Menschen durch Verarbeitungsprozesse selbst aktiv mit hervorgebracht und verläuft daher nicht linear oder monokausal.

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9
Q

Erkläre die 4. Annahme der 4 psychoanalytischen Grundannahmen:

A

ubiquitäre Übertragungs- & Gegenübertragunsprozesse

Übertragung
=> Menschen reaktivieren in aktuellen sozialen Situationen beständig - weitestgehend unbewusst - Gefühle, Wünsche, Befürchtungen & (Rollen-)Erwartungen, die aus früheren Objektbeziehungen (frühe Kindheit) stammen.

Prozesse der Übertragung bieten in sozialen Situationen einerseits wichtige emotionale Orientierungsfunktion (nicht per se pathologisch), können aber andererseits auch zu “emotionalen Verwechslungen” & “Wahrnehmungsverzerrungen” mit problematischen Folgen führen.
(Pädagog*innen sind auch oft Teil von Übertragungsprozessen)

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10
Q

Wie hängen Übertragung und Wiederholungszwang zusammen?

A

ist von 2 unbewussten Motiven getragen:

  • Wunscherfüllung als Abwehrbewegung gegen Wiederholung der Traumatisierung
    (“Was ich bei einem wichtigen Menschen immer vermisst habe, finde ich bei dir.” -> zu Beginn pädagogischer Beziehungen - Gefahr der Kränkung & Enttäuschung)
  • Entlastung durch Rollentausch
    (Was mir angetan wurde, sollst jetzt du erleben … und mir zeigen, wie man damit umgehen/fertig werden kann.”)
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11
Q

Was ist Gegenübertragung?

A

= Körperempfindungen, Gefühle, Phantasien und Handlungsimpulse als Reaktion auf das Verhalten und die innere Welt des Gegenübers -> oft irritierend und können nicht unmittelbar eingeordnet werden können. (Rauh, 2010)

Heinrich Racker: Unterscheidet zwischen konkordanter & komplementärer Gegenübertragung
~ konkordant (gleichlaufend) : Resonanz/Identifizierung mit den infantilen SELBSTrepräsentanzen
~ komplementär: R/I mit den infantilen OBJEKTrepräsentanzen

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12
Q

Was ist die psychotherapeutische/pädagogische Relevanz des Nachdenkens über Übertragung und Gegenübertragung?

A
  1. Bewusstsein über Übertragungsprozesse -> höheres Maß an emotionaler Distanz -> pädagogische Beziehungen förderlicher gestalten
  2. Sensibilisierung für eigene Übertragungsneigungen -> schützt davor unreflektiert eigenen unbewussten Neigungen zu folgen
  3. Reflexion eigener Gegenübertragungsgefühle -> differenzierte Zugänge zu unbewussten Anteilen pädagogischer Beziehungen -> pädagogische Proozesse adäquater gestalten
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13
Q

Was ist das Konzept des “Szenischen Verstehens”? Was sind die Stufen des Verstehens laut Lorenzer? Wie sieht “Fördernder Dialog” laut Leber aus?

A
  • Gegenübertragung und Bereitschaft zur Rollenübernahmen (Sandler, 1976)
  • Reflexion des unbewussten Zusammenspiels von Übertragung & Gegenübertragung
  • Alfred Lorenzer (“Sprachzerstörung”; Stufen des Verstehens)
  • Konzept des Wiederholungszwangs (Freud)
  • Szenische (Re-)Inszenierung

Stufen des Verstehens:
Logisches Verstehen -> Psychologisches Verstehen -> Szenisches Verstehen

Fördernder Dialog:
Kind: Reproduktion erlebter Szenen & Erdichtung ersehnter Szenen
Pädagog*in: wird gedrängt zur Übernahme von Gefühlen des Kindes & Reaktion des erlebten/ersehnten Partners -> Selbstreflexion -> Verstehen -> Antwort

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14
Q

Welche Aufgaben und Herausforderungen gibt es in psychosozialen Handlungsfeldern?

A

~ angemessene Vorstellungen über innere Welt der Klient*innen etc

~ biographische Gewordenheit der Klient*innen etc in Betracht ziehen, ohne diese mit der Wahrnehmung im Hier und Jetzt zu vermengen

~ eigene Übertragungstendenzen kennen und mitreflektieren

~ eigene Gegenübertragungsgefühle verstehen & möglichst differenzierte Interventionen setzen, um Klient*innen etc Erfahrungen & förderliche Veränderungen zu ermöglichen => Entwicklung

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15
Q

Was kann die Entwicklungspsychologie NICHT?

A

… von der zentralen pädagogischen Aufgabe entbinden, die “innere Welt” unserer Kinder im Hier und Jetzt der gegenwärtigen pädagogischen Situation möglichst differenziert zu verstehen & unsere pädagogische Interventionen darauf abzustimmen!

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