2.3 Psychotherapeutische Perspektiven (Paartherapie) Flashcards
(8 cards)
Was ist das “Kollusionskonzept” von Jürg Willis? Welche 3 Funktionsprinzipen haben Paarbeziehungen?
= In jeder tieferen Zweierbeziehung kommt es zu einer Teilung von Funktionen
=> Interdependenz & Zusammengehörigkeit & Bildung des “gemeinsamen Selbst”
- Abgrenzungsprinzip
Paar muss sich nach außen (gegen andere), klar abgrenzen, muss aber nach innen gleichzeitig klar definiert sein
-> Wie nah kann sich ein Paar kommen, ohne dass sich Partner als Individuum aufgeben? - Verteilungsprinzip
regressive (kindliche) & progressive (erwachsene) Verhaltensweisen nciht polarisiert auf die Partner verteilt sein - Gleichwertigkeitsprinzip
Partner müssen in einem gleichwertigen Verhältnis zueinander stehen
=> Rahmen für eine funktionierende Partnerschaft (intuitiv erfüllt)
Welche 2 problematischen Extremformen können laut Abgrenzungsprinzip entstehen? Was ist nach Willi für eine gesunde Beziehung wichtig?
- totale Symbiose = gemeinsames Selbst:
grenzt sich überstark ab -> “Überintimität” & Verlust der Ich-Grenzen
versucht, alles Negative von Beziehung fernzuhalten = Projektion - Angst vor Intimität:
aus Angst vor Selbstverlust -> Grenzen zu anderen oft unklar (Schutz vor allzu großer Nähe) zB: Seitensprung, “Beste-Freundin-Syndrom
+ klare Unterscheidung zwischen Paarbeziehung & anderen Beziehungen
+ klar gegen außen abgegrenzt & gemeinsames Eigenleben
+ innerhalb des Paares klare Grenzen, klar voneinander unterschieden bleiben & gegenseitige Grenzen respektieren
+ innere & äußere Grenzen für Partner & Außenstehende sichtbar, nicht aber starr
Welche 2 Extremfälle gibt es bei ungleicher Verteilung?
Parallelen zwischen Erwachsenen-Beziehungen & frühkindlichen Eltern-Kind-Beziehung => spätere Paarbeziehung reaktiviert innere Beziehungsmodelle & damit verbundene innere Konflikte
- einseitig regressives Verhalten
Erwartung/Hoffnung, dass Partner alle Bedürfnisse erfüllt & Schwächen kompensiert
zB: “unersättlicher Nachholbedarf” von ehemals enttäuschten/vernachlässigten Kindern - einseitig (pseudo-)progressives Verhalten
Angst vor eigener Schwäche -> “Erwachsenenfassade” & “Führergetue”
=> Kollusion
Welche Konflikte können entstehen wenn das Gleichwertigkeitsprinzip im Laufe der Zeit verloren geht?
entweder offene, direkte, sachbezogene Auseinandersetzung = konstruktives Potential
oder destruktive Vorwurfshaltung, Weglaufen, psychosomatische Symptombildung, Einbezug von Drittpersonen, etc
=> Eskalation des Konfliktes
Was ist das Konzept der “Kollusion”?
funktionsfähige Beziehung = kontinuierlich verändernder Prozess
Entwicklungsphase -> typische & normale Konflikte/Krisen (Bemühen um Bewältigung hält Beziehung lebendig)
Ausweichen vor Konflikten => Kollusion
= wiederholende Variation eines immer gleich bleibenden Grundthemas/ unbewältigten Grundkonfliktes
-> in verschiedenen Rollen ausgetragen, die gegenteilig wirken, aber nur polarisierte Varianten eines gleichgearteten Konfliktes sind
-> Partner provozieren bei dem einen progressive & bei dem anderen regressive Selbstheilungsversuche
-> starke Bindung ist durch regressive/progressive Abwehrverhalten bedingt (beide glauben durch Partner von Grundkonflikt befreit zu werden)
-> nach längerem Zusammensein scheitert “kollusiver Selbstheilungsversuch dadurch, dass das Verdrängt bei beiden Partnern wiederkehrt
Welche 4 Kollusionsmuster beschreibt Willi?
-> Themen der frühkindlichen Entwicklungsstufen nach Freud
- “Liebe als Einssein” in narzisstischer Kollusion
Inwieweit erfordert eine Partnerschaft, dass man sich selbst aufgibt? - “Liebe als Einander-Umsorgen” in oraler Kollusion
Umsorgt mich mein Partner wie eine ideale Mutter? Kann ich für meinen Partner eine unerschöpflich versorgende Mutter sein? - “Liebe als Einander-ganz-Gehören” in anal-sadistischer Kollusion
Kann es in einer Beziehung Abhängigkeit geben, ohne ausgenutzt zu werden? Darf ich meinen Partner ganz besitzen wollen, oder muss ich ihm Autonomie zugestehen? - “Liebe als männliche Bestätigung” in phallisch-ödipaler Kollusion
Muss ein Partner auf vermeintlich “männliche” Eigenschaften verzichten, um den anderen in seinem Selbstverständnis nicht zu gefährden? Liebe als Machtkampf & männliche Bewährungsprobe
Wie entwickelt sich Narzissmus im Zuge der “narzisstischen Kollusion”?
= parallel zu psychosexuellen Entwicklungsstufen -> Probleme in Entwicklung sind von besonderer Bedeutung für spätere narzisstische Kollusionen in Paarbeziehung
~ Primärer Narzissmus:
erstes Lebensmonat => Säugling kann noch nicht zwischen sich & Umgebung unterscheiden - Großteil der Libido auf eigenes Ich/Selbst gerichtet (! “kompetenter Säugling” -> aktuellere Forschung)
durch versorgende, liebevolle Umwelt (Mutter) -> Personen seiner Umwelt mit Libido “besetzt”
EW mit primär-narzisstischen Störungen -> schwaches Selbst & nicht genügend von Umgebung abgrenzen
schwer eigenes Selbst & Selbst des Partners als getrennt wahrnehmen -> Tendenz in frühes Säuglingsstadium zurückzufallen
=> Selbstüberschätzung & Allmachtsphantasien
~ Sekundärer Narzissmus:
wenn extreme Erfahrungen von Verlassenwerden &/ Ungeliebtsein durch Bezugspersonen -> Selbstliebe als Reaktion auf frustrierende & feindliche Umwelt
=> unsicheres, leicht verletzliches Selbstwertgefühl: leicht kränkbar & stark auf Bestätigung durch andere angewiesen ABER Selbst ist nicht gefährdet
Auf welche 3 Aspekte sollte die Behandlung von Kollusionen in Partnerschaften nach Willi abzielen?
- Selbsterkenntnis
Aussöhnung mit Persönlichkeitsanteilen, die bislang externalisiert/projiziert wurden
Flexibilisierung der Balance zwischen Progression & Regression - Verständnis für Partner
- > Erhöhung der Akzeptanz - Erkenntnis der Paardynamik