Vorlesung 16 Flashcards

(8 cards)

1
Q

Pflanzengeographie Mitteleuropas

Beschreiben Sie die Vegetationsgliederung MItteleuropas am Ende des Weichsel-Spätglazial.

A
  • Späte Weichsel- bzw. Würm-Kaltzeit:
    • Dauerte von 15 000 bis um 10 000 Jvh, beginnt mit starker Erwärmung → rascher Rückzug des Eises nach Norden. Um 12 000 Jvh Eisrand auf der Insel Gotland, um 11 000 Jvh in der Gegend von Stockholm.
    • Danach Klimarückschlag für ca. 600 Jahre.
  • Mit Rückzug des Eises begann Ausbreitung der Gehölze.
  • Meiendorf-Interstadial gekennzeichnet durch einen Anstieg an Pollen von Betula nana, Weide (Salix), Sanddorn (Hippophaë), Wacholder (Juniperus) und Beifuß (Artemisia).
  • Bölling-Interstadial: rasanter Anstieg an Baumbirken-Pollen.
  • Alleröd-Interstadial:
    • Baumbirken-Pollen dominiert ebenfalls.
    • Subarktische offene Birken-Kiefern-Wälder nehmen großen Raum ein (Waldtundra).
    • Kälterückschlag in der Jüngeren Dryaszeit → Auslichtung und Rückgang der Wälder.
  • Vegetationsgliederung Mitteleuropas am Ende des Weichsel-Spätglazials (um 10 000 Jvh) :
    • Polare Waldgrenze zwischen Arktischer und Borealer Zone im Bereich der nordfranzösischen und norddeutschen Küsten.
    • Von W-Frankreich über N-Deutschland bis ins Baltikum erstreckte sich Waldtundra; im W vornehmlich von Birke, weiter östlich auch von Kiefer gebildet.
    • Nach S schloss sich geschlossene Taiga an, reichte bis zum S-Rand der Pyrenäen, Alpen, Dinarischem Gebirge und S-Karpaten.
      Bestand aus Kiefer mit beigemischter Birke, in Alpen und Karpaten größere Anteile an Lärche und Zirbel-Kiefer, Fichte in den Karpaten.
    • Nemorale Zone umfasste größten Teil des europäischen
      Mittelmeergebiets.
      • Klima noch recht trocken → steppennahe sommergrüne Eichen-Trockenwälder, im Schwarzmeergebiet baumlose Steppe.
      • Meridionale Zone: Südspanien; Hartlaubwälder.
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2
Q

Wiederbewaldung nach der letzten Eiszeit

A

Präboreal (Vorwärmezeit) Zweite Birken-Kiefern-Zeit / Kiefern-Hasel-Zeit

  • Deutliche Klimaverbesserung, anhaltende Erwärmung beginnt.
  • Birken und Kiefern dominieren die zunehmend dichter werdende Taiga.
  • Die Hasel (Corylus avellana) breitet sich rasant aus und findet unter den lichten Kiefernbeständen günstige Wuchsbedingungen. Unterholz mit früher Blühreife, Früchte von vielen Säugetieren und Vögeln gesammelt → vielerorts Massenbestände; am Ende des Präboreals bereits in Südskandinavien und Schottland.
  • Erste Pollenfunde von Quercus und Ulmus.

Boreal (Frühe Wärmezeit) = Haselzeit

  • Weitere rasche Erwärmung, Jahresmitteltemperaturen etwa 1 °C höher als heute.
  • Die Hasel dominiert die Bestände. Verjüngung der Lichtholzsippe Kiefer wird zunehmend erschwert.
    Wärmebedürftige Laubhölzer, vor allem Quercus und Ulmus, aber auch Alnus, Fraxinus und Tilia breiten sich weiter aus.
  • Im Südosten Mitteleuropas vergrößert die Fichte (Picea abies) ihr Areal.

Atlantikum (Mittlere Wärmezeit) = Eichenmischwaldzeit

  • Durchschnittstemperaturen steigen merklich an, liegen schließlich 2–3°C höher als heute. Günstige Feuchtebedingungen.
  • Mitteleuropäische Taiga wird fast vollständig durch nemoralen Sommerwald aus Quercus, Tilia, Acer, Ulmus, Fraxinus u. a. ersetzt. Eichen dominieren vor allem auf trockeneren und ärmeren Subklimaxstandorten.
  • Die Kiefer wird auf ärmere Sandstandorte und Moore abgedrängt.
  • In immer stärker versumpfenden Niederungen dominieren großflächige Bruch- und Auwälder (besonders Alnus, Fraxinus).
  • Fichten (Picea abies) erreichen den Harz.
  • Thermophile Arten aus dem Mittelmeerraum und den pontischzentralasiatischen Steppen wandern nach Mitteleuropa ein. Heutiges Vorkommen in warm-trockenen Binnenlandschaften, besonders auf kalkreichen Böden: (Halb-)Trockenrasen, Felsheiden, in lichten Kiefern- und Eichenwäldern.
  • Heutige geeignete Standorte (Vorposten): Zentralalpentäler, Kaiserstuhl, Mainzer Becken, Saale-Unstrutgebiet, unteres Odertal.

Subboreal (Späte Wärmezeit) = Eichenmischwald-Buchenzeit

  • Klima wird kontinentaler (neben warmen, langen Sommern kältere Winter → Temperaturamplitude zwischen Sommer und Winter wird deutlich größer; stärker schwankende Feuchtigkeit).
  • Boreal-nemorale Grenze in Fennoskandinavien → nemorale Elemente reichten viel weiter nach Norden als heute (Corylus bis > 200 km). Auch alpine Waldgrenze deutlich höher.
  • Eichenmischwald-Arten treten zurück. Alnus-Arten dominieren in Feuchtgebieten.
  • Fagus sylvatica ist von Süden und Südosten bis an den Nordrand der europäischen Mittelgebirge (Harz) vorgedrungen.
  • Hainbuche (Carpinus betulus) erreicht das Zentrum Mitteleuropas erst in der zweiten Hälfte des Subboreals.
  • Fichte (Picea abies) fehlt noch im größten Teil Fennoskandinaviens → skandinavische Taiga bestand nur aus Pinus sylvestris (und Betula).

Subatlantikum (Nachwärmezeit) = Buchenzeit

  • Klima wird allgemein kühler (→ heutiger Zustand) und bleibt gleichmäßig feucht.
  • Waldvegetation verändert sich stark: Eichenmischwald-Arten und Hasel verlieren an Bedeutung, Fagus sylvatica übernimmt großflächig die Dominanz.
  • Ursache: Buche wird den Edellaubhölzern konkurrenzüberlegen, wenn mittlere Julitemperatur deutlich unter +20 °C absinkt.
  • Quercus beherrscht weiterhin die Subklimax-Standorte.
  • Hainbuche (Carpinus betulus) breitet sich nach Osten aus.
  • Gebirgswälder wandeln sich größtenteils in Mischwälder mit Fagus sylvatica, Abies alba und Picea abies um.
  • In der oberen montanen Stufe der Nordalpen dominiert jetzt Picea abies.
  • Heutige natürliche Vegetation Europas war damit erreicht (Urwaldzeit), geringe klimatische Schwankungen ergaben keine großflächigen Veränderungen mehr.
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3
Q

Entstehung der heutigen Pflanzendecke unter dem Einfluss des Menschen.

Nennen Sie Beispiele für Waldnutzung im Mittelalter.

A
  • Großviehweide
    • Schweinemast - Mästung erfolgt im Wald. Früchte von Eiche und Buche.
    • Großvieh im Hutewald - Zestörung des Waldes durch Verbiss und Tritt
  • Waldweide
    • Eintrieb von Schafen und Ziegen - Zerstörung auch älterer Bäume
  • Streunutzung - Abräumung der Krautschicht des Waldes für Vieh
  • Schneitelung - Gewinnung von Laubheu als Winterfutter
  • Zeidelweide - Schutz des Waldes
  • Waldfeldbau - forstliche Nebennutzungen (Lohrinde), Brennholz und Ackerbau
  • Harznutzung - Rohstoff für Pech, Teer, Terpentin
  • Brennholz
  • Köhlerei - Wälder wurden abgeholzt für Kohleherstellung
  • Glashütten - hoher Holzvebrauch
  • Salinen - Salzgewinnung
  • Bergwerke
  • Nutholz und Flösereei - Bau-. und Konstruktionsholz
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4
Q

Wann und wie fand die Waldverwüstung statt?

A
  • frühes Mittelalter - Zeit der extensiven Landwirtschaft und Waldverwüstung
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5
Q

Beschreiben Sie die rationale Forstwirtschaft.

A

Zeit der rationellen Land- und Forstwirtschaft

  • Im 18. Jhdt. wurden scharfe Verordnungen gegen weitere Verwüstung und für Wiederherstellung der Wälder erlassen.
  • Wichtigste Maßnahme: Trennung von Wald und Weide.
  • Mesohemerobe Magerrasen und Heiden wurden rationellerer Bewirtschaftung zugeführt → landwirtschaftliche, z. T. auch forstliche Nutzung.
  • Direkte Maßnahmen zur Wiederaufforstung in Gang gebracht
  • Wald dient nur noch der Holzerzeugung.
    • Vorhandene Wälder: Naturverjüngung gefördert, zusätzliche Pflanzung.
      Systematische Aufforstung von Ödländereien. Auf armen und degradierten Böden Nadelhölzer (Kiefer, Fichte) verwendet.
    • Hochwaldbetrieb setzt sich durch.
  • Einführung der Mineraldüngung ermöglicht Melioration der mesohemeroben Magerrasenvegetation → euhemerobe Äcker und Grünländereien.
    • Magerrasen und Heiden als Relikte nur auf den ungünstigsten Böden erhalten.
  • Zunehmende wissenschaftliche Untermauerung der Landwirtschaft → stärkere Differenzierung des Anbaus, Kulturarten gemäß den Standortbedingungen ausgewählt.
    1. Hälfte des 20. Jhdts.:
      * Wälder bedecken wieder 20-30 % der Landesfläche.
      * Durch Hochwaldbetrieb z. T. wieder der potentiellen natürlichen Klimaxvegetation angenähert.
      * Auch neue, anthropogene Forstgesellschaften entstanden.
  • Große Diversität der Kulturen auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen → große Zahl von Ersatzgesellschaften (verschiedene Typen von Wiesen, Weiden, Ackerunkrautgesellschaften…), artenreich, vegetationskundlich leicht zu differenzieren.
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6
Q

Beschreiben Sie die Zeit der Technisierung der Landschaft.

A
  • Ab etwa 1950 starke Veränderungen im landwirtschaftlich genutzten Bereich:
    • Mechanisierung und Industrialisierung der Landwirtschaft;
    • rigorose Beseitigung der natürlichen Standortsvielfalt („Flurbereinigung“);
    • übermäßige Düngung (z.B. durch Gülle in Gebieten mit Massentierhaltung);
    • großflächige Anwendung von Herbiziden.
  • Folge: immer größere Flächen gehen in polyhemeroben Zustand über.
  • Von den vielen euhemeroben Pflanzengesellschaften nur extrem artenarme Fragmente übrig, die sich kaum differenzieren lassen.
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7
Q

Nennen Sie aktuelle Gefährungsursachen für Kormophyten-Sippen.

A
  • Standortzerstörung am dramatischsten. Größerer Teil der Eingriffe ist irreversibel. Neben Baumaßnahmen (Verkehrswege, Siedlungen, Industrieund Gewerbegebiete) vor allem Abbau von Rohstoffen von Einfluss.
  • Landwirtschaftliche Nutzung steht an zweiter Stelle. Nutzungsaufgabe und -intensivierung sind von anhaltender Wirkung, besonders auf bisher extensiv bewirtschaftetem Grün- und Ackerland.
  • Forstwirtschaftliche Nutzung: Maßnahmen der Vergangenheit wiegen am schwersten. Viele Arten offener Standorte (Binnendünen, Magerrasen) gingen durch Aufforstung bisher waldfreier Flächen zurück.
  • Gefährdungsfaktoren im Wald selbst: Forstwegebau, Entwässerung, Monokulturen aus standortfremden Nadelhölzern bzw. nicht heimischen Baumarten. Die Hochwaldwirtschaft führt für manche Arten zum Verlust ihres Lebensraumes, indem natürliche Auflichtungen und alte Bäume sowie das damit verbundene Totholz stark reduziert werden.
  • Wildhege und Jagd wirken vor allem durch die vielerorts überhöhten Wilddichten als Gefährdungsfaktor.
  • Standortveränderungen: Nährstoffeinträge gefährden fast die Hälfte der Flora mit steigender Tendenz. Eingriffe in die Landschaft unterbinden natürliche Neubildung von Standorten → Gefährdung von Pionierarten u. a.
  • Bsp.: Eindeichung und Verbauung der großen Flüsse, Unterbindung von Fluss- und Küstendynamik.
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8
Q

Was ist das Glazial? Interstadial? Interglazial?

A
  • Glazial-Komplexe (Kaltzeiten) bei generell kaltem Klima mit kleinen Temperaturschwankungen (Dauer einige Jahrhunderte bis Jahrtausende):
  • Stadiale: niedrigere Temperaturen führen zu Eisvorstoßphasen und Schneeakkumulation;
  • Interstadiale: etwas wärmere Perioden, die zu Eisrückgang durch Ablation (Abschmelzen und Verdunsten) von Inlandeis und Gletschern führen.
  • Die Kaltzeiten wechselten mit Warmzeiten (Zwischenkaltzeiten = Interglaziale) ab, die über längere Zeiträume deutlich wärmere Temperaturen zeigten. Interglaziale dauerten etwa 10 000 bis 400 000 Jahre
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