C II Biopharmazie peroral applizierter Arzneiformen Flashcards

1
Q

Vor- und Nachteile peroraler Resorption

A

Vorteile:
* einfache, bequeme Verabreichung, dadurch hohe Compliance
* große Resorptionsoberfläche, gute Durchblutung, hohe Resorptionsgeschwindigkeit
* Verweildauer von mehreren Stunden, Anwendung von Depotarzneiformen und AF mit kontrollierter Freisetzung
* geringe Herstellungskosten

Nachteile:
* First Pass Effekt und Efflux Mechanismen (p-GP)
* Resorptionsschwankungen wegen
* variablen Resorptionsbedingungen (pH, LMmenge),
* WW mit Nahrung,
* anderen Arzneistoffen oder durch
* pathologische Zustände

  • limitierte Applizierbarkeit von Arzneistoffen wegen:
  • hoher metabolischer (enzymatischer) Aktivität: zB Abbau von Peptiden
  • extremen pH Werten: zB Abbau von säurelabilen Stoffen im Magen
  • schwer überwindbare Epithel im GIT: Resorptionsbarriere va. für hydrophile Makromoleküle wie Peptide, Proteine
  • Irritation oder Schädigung der Schleimhaut durch gastrotoxische WSTe
  • Proteine/Peptide können nur mit großen Problemen po. appliziert werden, Enzyminhibitoren können dazugegeben werden, die die Proteaseaktivität vermindern
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2
Q

Der GIT Trakt als Resorptionssystem

A
  • bedeutsamstes Resorptionssystem für Arzneimittel
  • etwa 75% aller Arzneimittel werden peroral appliziert
  • nahezu der gesamte GIT, von der Mundhöhle bis zum Rektum (mit Ausnahme des Ösophagus) kann als Resorptions- bzw. Applikationsort für Arzneitmittel dienen.
  • spezielle Applikationsorte (kein Verschlucken der Arzneiform) sind das Rektum un die Mundhöhle
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3
Q

Weg der Nahrung- bzw. Arzneimittel

A
  • Einnahme (Mun:0.02m^2, pH 6.5)
  • Zerkauen der Nahrung
  • Schlucken–> Speiseröhre (10sekunden)
  • Zerkleinerung und Verdauung im Magen, Zerfall der AF (Magen: 0.1-3h (-6h), pH= 1,5 nüchtern, nach Nahrungsaufnahme -3,5)
  • Auflösung der AF im Magen und Dünndarm ( 3-5h, pH 5,5)
  • Resorption im Dünndarm (Lumeninhalt bis pH 8)
  • Elimination oder Abbau von nicht resorbierbaren Anteilen im Dickdarm ( 3-30h, pH 7-8)
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4
Q

Schluckakt, Schluckhilfen

A
  • der Schluckakt befördert die Nahrung oder Arzneiform.
  • motorisch komplexer, reflektorischer Vorgang und bereitet vielen Patienten Schwierigkeiten

Einnahme fester peroraler Arzneimittel:
* aufgerichteter Oberkörper, immer Wasser nachtrinken (ca 200ml)
* immer normaler Trinkwasser verwenden
* andere Flüssigkeiten wie Tee, Kaffee, Fruchtsäfte oder Milch sollten nicht verwendet werden.

Schluckhilfen bei großen Tabletten:
* Tabletten Flaschen Trick:
flexible Flasche mit reinem Wasser
Flaschenöffnung nicht zu eng, damit das Wasser gut eingesaugt werden kann, Tablette wird auf Zunge gelegt, Lippen dicht um die Flaschenöffnung geschlossen, kräftiger Schluck Wasser eingesogen und in einem Zug mit samt Tablette geschluckt. Kopf darf dabei leicht nach hinten geneigt sein, Kunststoffflasche muss sich beim Trinken zusammenziehen.
Die Tablette folgt der Schwerkraft zum Zungengrund und wird beim Schlucken mitgespült
* Kapsel Nick Trick:
Kapsel auf die Zunge legen, sofort Schluck Wasser, ohne diesen sofort hinunter zu schlucken, Kopf leicht nach vorne neigen (Kinn in Richtung Brust)
Die Kapsel schwimmt nach oben in Richtung Rachen und lässt sich leichter schlucken

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5
Q

welche Tabletten dürfen nicht zerteilt werden?

A
  • Magensaftresistent befilmte Tabletten
  • Retard Tabletten (insbesondere jene mit Retardhülle und osmotische Systeme)
  • niedrig dosierte und/oder sehr kleine Tabletten (< 50mg)
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6
Q

Magen

A
  • kleine Oberfläche: 0.2m^2
  • kurze Verweilzeit 1-3h
  • Salzsäure, proteolytische Enzyme, Schleim (Mucus)
    Nebenzellen –> saurer Schleim, Belegzellen –> Salzsäure, Intrinsic factor, Hauptzellen –> Pepsinogenproduktion
  • pH schwankt: nüchtern 1-1,5, nach Nahrungsaufnahme -3,5
  • Resorption von neutralen, sauren und schwach basischen Arzneistoffen möglich (Ethanol, Acetylsalicylsäure)
  • bedeutend als Passageorgan hinsichtlich der Passagezeit und als Ort der Wechselwirkung mit Nahrungsbestandteilen und/oder anderen Arzneimitteln!
  • MAGEN IST KEIN RESORPTIONSORGAN!
  • Magenentleerung portionsweise durch kräftige peristaltische Kontraktionen im Antrumbereich
  • Magen ist ein Muskel, der dafür sorgt, dass die Speisen durchmischt werden bis wir optimale Zusammensetzung und Partikelgröße haben
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7
Q

Motilität des Magens, IMC

A
  • nüchterner Zustand: interigestiv
  • digestiver Zustand: nach Nahrungsaufnahme

nüchtern:
IMC interdigestiver Motilitätskomplex, ca 1,5-2h Dauer
* Phase 1: Ruhephase (40-60min)
* Phase 2: Kontraktionen nehmen zu (ca. 30min)
* Phase 3: wiederholte, intensive Kontraktionen (ca. 5-15min)
dabei werden große Nahrungspartikel weitertransportiert (housekeeper Phase)
* Phase 4: abnehmende Aktivität, kurze Übergangsphase (unter 5min)
–>Konsequenzen für magensaftresistente Arzneiformen!

Nach Nahrungsaufnahme (digestiv):
IMC wird bei Nahrungsaufnahme unterbrochen
1. intensive, regelmäßige Kontraktionen (3-5min)
Durchmischung, Zerkleinerung, Vorverdauung
2. Weitertransport durch den Pylorus in regelmäßigen Abständen
3. Partikel >2mm bleiben im Magen bis zur Phase 3

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8
Q

Wovon hängt die Magenpassage ab?

A
  1. Größe der Nahrungspartikel im Magenchymus
  2. dem Abschluss von Verdauung und Absorption im Dünndarm (Magenentleerung wird vom Duodenum gesteuert, enterogastrischer Reflex)
    * im Magen können nur Proteine abgebaut und verflüssigt werden
    * Fette werden druch die Körpertemperatur geschmolzen aber nicht verdaut
    * Rohfasern und polymere KH (+Partikel >2mm) bleiben als unverdaute Masse im Magen zurück und werden erst durch eine massive peristaltische Welle (IMC) weitertransportiert
    * IMC–> Aufräumfunktion zur Entfernung unverdaulichen Materials
    * IMC tritt regelmäßig in etwa 1-2h Abständen zwischen den Verdauungsphasen, dh. auch am leeren Magen (Hungerkontraktionen) auf
    * die Hungerkontraktionen hören bei Nahrungsaufnahme sofort auf
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9
Q

spezielle Zellsysteme im GIT und M Zellen

A

lymphatisches Gewebe im GIT: Peyer´sche Plaques “ folliculi lymphatici aggregatii” im Dünndarm (va. Krummdarm),
Lymphfollikel im Dickdarm (Rektum)
Rolle:
Immunabwehr,
Aufnahme von Antigenen (Impfstoffe)
Resorption von Mikropartikeln (unter 10müm),
Makromoleküle
neue drug delivery Ansätze

MZellen
* sitzen zwischen den Enterozyten, im engen Kontakt mit subepithelialen Lymphozyten und dendritischen Zellen
* nehmen Antigen aus dem Darmlumen über Edozytose auf
* Antigene werden in Richtung Subepithel abgegeben und von den Antigenpräsentierenden Zellen aufgenommen
intraepitheliale Lymphozyten (IEL)

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10
Q

Motilität des Dünndarms

A

Dünndarm unterteilt in: Duodenum, Jejunum, Ileum
starke Vergrößerung der Oberfläche durch spezielle morphologische Strukturen wie Kerckringsche Falten, Zotten und Mikrovilli
wie im Magen unterteilt in 2 Prozesse:

interdigestive Motilität
transportiert unverdauliches Material über den gesamten Dünndarm
* massive peristaltische Kontraktionen, die mit den langsamen Wellen vom Duodenum (Schrittmacherzone) bis zum Ende des Ileums ablaufen (MMC= motorischer Migrationskomplex)
* Funktion: Abtransport unverdaulichen Materials durch den ileozäkalen Sphinkter in den Dickdarm. Verhindert Ausbreitung von Darmbakterien in den Dünndarm

digestive Motilität
Transport des Nahrungsbreis über kürzere Abschnitte
* rhythmische Segmentationen: mehrere Kontraktionen der Ringmuskulatur über mehrere cm, die nacheinigen Sekunden wieder an anderer Stelle auftreten.
* peristaltischer Weitertransport über kurze strecken: wonach wieder rhythmische Segmentationen auftreten
* Funktion: Mischung und intensiver Kontakt des Chymus mit der Darmwand

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11
Q

Dickdarm

A
  • Teile des Dickdarms: Caecum, Colon, Rektum
  • beginnt sich nach 4-8h nach Einnahme der Mahlzeit zu füllen.
  • glatte Oberfläche, keine oberflächenvergrößernden Strukturen
  • Muskel, der peristaltische Bewegungen ausübt
  • relevant wenn WSTe im Dünndarm unvollständig oder nicht resorbiert werden
  • Abbau von Stoffen durch enzymproduzierende MOs (Peptidasen, Glykosidasen, Esterasen, Azoreduktasen,…)
  • Resorptionsfläche klein
  • Schleimhaut: keine Zotten, tiefe Darmkrypten, schleimbildende Becherzellen
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12
Q

Colon targeting

A

Ziele
* Behandlung von Erkrankungen des Colons (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Coloncarzinome)
* Potentielle Ziele: Applikation von Proteinen, Applikation von Wirkstoffen mit kurzer Eliminationshalbwertszeit

Steuermöglichkeiten der Freisetzung
pH kontrolliert:
- Magen- u. dünndarmresistente Überzüge wie zB Eudragite, Hydroxypropylmethylcellulosephtalate
- pHDifferenz zwischen Dünndarm und Dickdarm beim Gesunden nur 0.5,
- bei entzündlichen Darmerkrankungen 2 bis 4 pH Einheiten
- Präparate: Mesagrangranulat, Mesalazin

zeitkontrolliert: Wstfreigabe beginnt nach ca 3h.krit

enzymkontrolliert:
- abbaubare Polymere, Überzüge oder Prodrugs (Konjugate)
- Azoverbindungen
- Glycosidkonjugate, Glucuronidkonjugate
- Amylose
noch viele andere Ansätze

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13
Q

Faktoren, die die BV nach p.o. Applikation beeinflussen können

A
  • physikochemische
    Lipophilie, Molekülgröße, Molekülkonformation, pKa, chemische Stabilität, Wasserlöslichkeit, Komplexbildung, Partikelgröße, Kristallform, Aggregation, H Brückenbindungen, polare Oberfläche des Moleküls
  • Physiologische
    Resorptionsfläche, Transitzeit und Motilität, pH im Lumen und an Schleimhautoberfläche, intestinale Sekretion, Enzyme, Membranpermeabilität, Nahrung, Krankheitszustände, Alter, Geschlecht, Rasse, Zustand des Mucus, Durchblutung, Bakterienflora, Gallensekretion
  • Art der Zusammensetzung der Arzneiform
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14
Q

Anforderungen an Arzneistoffe zur peroralen Applikation

A
  • Auflösungsgeschwindigkeit:
    möglichst hoch: >50%in 30min, bei pH 1 - ca 7
  • Resorbierbarkeit
    -Efflux Transport gering (aktiviert Transport aus dem Zellinneren ins umliegende Gewebe, p-Glykoprotein)
    -Dissoziationsgrad: nicht ionisierter Anteil muss vorhanden sein
    -Lipophilie, Molekülgröße, H Brücken (Lipinsky)
    Ausnahme: Lokaltherapeutika wie Antacida oder Lokalanästhetika
  • Stabilität im GIT
    -keine Hydrolyse (Magen), zB Benzylpenicillin, Glycoside, Nitratester
    -kein enzymatischer Abbau, zB Peptidarzneistoffe wie Oxytocin
  • keine oder nur geringe präsystemische Elimination
    -luminal, an/in Enterozyten, first pass
    Bsp Glyceryltrinitrat oder beta Blocker (hydrophile Propranolol, lipophile Metropolol)
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15
Q

Arzneistoffresorption und pH Wert

A

wenn pH Wert im GIT steigt:
Säure:
dissoziiert, Wasserlöslichkeit steigt
Lipophilie und absorption sinken
Base:
Dissoziation und Wasserlöslichkeit sinken
Lipophilie und Absorption steigen

  • sehr stark saure AST: schlechte Resorption im Magen u Da
  • stark saure AST (pka 0-3): gute R. im Ma, schlechte R im Da
  • schwach sauer (pka>3): R. im Ma gut, im Da weniger gut
  • basisch (pKa < 8): R. im Ma gering, im Da gut
  • stark basisch (pKa > 8): R. im Ma schlecht, im Darm schlecht
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16
Q

Formulierungen für die p.o. Applikation - Lösungen

A
  • keine Liberation
  • variable Dosierung aber geringe Dosiergenauigkeit
  • oft unangenehmer Geschmack
  • und mangelnde Stabilität (–> Trockensäfte)

zu beachten:
Magenentleerung ist meist geschwindigkeitsbestimmend für die Resorption
Hilfststoffe wie Zucker erhöhen die Magenentleerungszeit
Ausfällung des AS aus Lösung: saure AS im Magen oder wenn AS in LM gelöst sind lipophile HSTe
Öle können Resorption von lipophilen AS erhöhen
Tenside können Resorption erhöhen

17
Q

Formulierungen für die p.o. Applikation- Suspensionen und Emulsionen

A

Suspensionsformulierungen
* noch geringere Dosiergenauigkeit als bei Lösungen
* keine optimale Verfügbarkeit
* Auflösung des WSTes geschwindigkeitsbestimmend
* Netzmittel können auch resorptionsfördernd wirken
* Bsp bei hochdosierten, schwer löslichen ASTen wie orale Penicilline, Erythromycin u.a. (meist als Trockensaft)
* ölige Formulierungen bei lipophilen AST!

Emulsionsformulierungen
* Emulsionskonzentrat- Sandimmun (Ciclosporin BCS4)
* Mikroemulsion (O/W). Sanimmun Neoral

18
Q

Formulierungen für die p.o. Applikation - feste Arzneiformen

A
  • Pulver, Granulate, Kapseln, Tabletten
  • gute Dosiergenauigkeit (außer Pulver, Granulate)
  • Zerfall und/oder AST-Auflösung geschwindigkeitsbestimmend
  • HSTeinflüsse:
    resorptionsvermindernd:
    Schmiermittel, Bindemittel, Füllstoffe, Sprengmittel, zB CMC + Amphetamin
    resorptionsfördernd:
    Netzmittel, verbessern Auflösung und oft Resorption
  • Verfahrenseinflüsse (Pressdruck etc)
  • Überzüge:
    lösliche Filme haben meist keinen Einfluss (Schlucken)
    Zuckerüberzüge (Dragees) oft Verzögerung und oft Abnahme der BV
19
Q

Einfluss der Nahrungsaufnahme auf die Reorption von Arzneimitteln

A

für jedes p.o. applizierte AM die Interaktionen mit der Nahrung sind individuell festzustellen
retardiert nüchtern, lipophil mit Nahrung (fettreich)
Was ist zu berücksichtigen?
* Menge der Nahrung
* Zusammensetzung der Nahrung
* Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme bezogen auf die Arzneimitteleinnahme (prä oder postprandial)
* Eigenschaften des AST
* Art der Arzneiform (schnell freisetzende AF, Retardformen,…)

20
Q

Was verändert sich im GIT durch Nahrungsaufnahme im Vergleich zum nüchternen Zustand? Was sind die Konsequenzen?

A

Bedingungen im Magen ändern sich:
* mehr Flüssigkeit: Auflösungsgeschwindigkeit ist erhöht
* höherer pH: basische AST lösen sich langsamer auf, saure AST lösen sich schneller auf
* Verweilzeit im Magen ist verlängert: säureempfindliche AST werden abgebaut

Darmgewebe wird besser durchblutet: rasche Resorption
Galle und Pankreassaft wirken emulgierend, solubilisierend, proteolytisch:
* resorptionsfördernd für lipophile AST
* verstärkter Abbau von proteinartigen WST
* Komplexbildung mit Gallensalzen möglich (Resorptionsverschluss)

Leber wird besser durchblutet: Metabolisierungsrate von AST erhöht
pH Wert des Urins:
* sinkt bei eiweißreicher Nahrung und steigt durch pflanzliche Nahrung
* Einfluss auf renale Ausscheidung von AST

21
Q

Was kann passieren, wenn peroral appl AM gleichzeitig mit der Nahrung eingenommen werden?

A
  1. Verzögerung der Resorption:
    -verzögerte, langsamere Magenpassage
    -magensaftresistente AM (Sonderfall)
    housekeeper Effekt: größere Partikel können vom Magen ausgestoßen werden
  2. Verminderung der Bioverfügbarkeit:
    -durch veränderte physiologische Bedingungen
    -Interaktion mit Nahrungsbestandteilen bis zu 0% BV möglich
    -Enzyminduktion (gegrilltes, Benzpyrene- Enzyminduktion)
  3. Steigerung der Bioverfügbarkeit:
    -durch veränderte physiologische Bedingungen
    -durch längere Verweildauer im GIT
    -Enzymhemmung (Efflux, metabol. Enzyme)
22
Q

Bedeutung der Magenpassage(geschwindigkeit) und beeinflussende Faktoren

A

bedeutsam für:
* schnell freisetzende AF: Akuttherapie, zB Analgetika, AB, Antidiabetika, Hypnotika
* Arzneistoffe mit hoher Löslichkeit und Permeabiliät (BCS Klasse 1
* Magensaftresistente AM

wenig bedeutsam:
bei Dauertherapie, weil steady state, ev. sogar Vorteil durch langsameres gleichmäßiges Anfluten

23
Q

Die Magenpassage beeinflussende Faktoren

A

Nahrung:
Füllungszustand des Magens
Zusammensetzung und Konsistenz
Maggenpassage erhöhend:
* große Flüssigkeitsmengen
Magenpassage erniedrigend
* Energiereiche Kost (Kh reich sowie fettreich)
* feste Nahrung
* eiskalte oder sehr heiße Nahrung

physiologische Faktoren
Psyche
Magenpassage erhöhend:
* psychische Erregung
* liegen auf der rechten Seite
Magenpassage erniedrigend:
* Schmerz (Migräne),
* Angst
* liegen auf der linken Seite
* Übergewicht

Pharmaka
Magenpassage erhöhend:
* Parasympathomimetika wie Metoclopramid, Cisaprid
Magenpassage erniedrigend:
* Parasympatholytika wie Atropin, Opioide, Antidepressiva

Arzneiform

24
Q

Arzneistoffgruppen, bei denen die die Einnahme beachtet werden sollte

A
  • Antibiotika
    besser nüchtern wenn schnelle Resorption erwünscht
    höhere Blutspitzen –> erreichen der MHK garantiert
    kürzere Verweildauer im GIT verringert Zersetzungsgefahr (BV)
    Verzögerung der Resorption zB nachgewiesen von Azithromycin, Cefaclor, Erythromycinstinoprat, Loracarbef, Propicillin
  • Antidiabetika
    -Sulfonylharnstoffe (zB Tolbutamid) und Glinide (zB Nateglinid): unmittelbar vor der Mahlzeit einnehmen (Insulinfreisetzung)
    -alpha Glucosidasehemmer (zB Acarbose) mit dem ersten Bissen
    -Metformin nach dem Essen wegen gastroint. NW
    (anderer Wirkmechanismus: Hemmung der Gluconeogenese und Glykogenolyse)
    -Pioglitazon (Insulinsensitizer) unabhängig von Nahrung
  • Hypnotika/Sedativa: nüchtern einnehmen
    da schneller Wirkungseintritt erwünscht
    zB Benzodiazepine
25
Q

Magensaftresistente Arzneimittel

A
  • nüchtern verlassen sie den Magen zw 30min und 2h
  • mit nährstoffreichen Getränken >2h
  • zum oder nach dem Essen können sie bis zu 11 h im Magen verweilen
  • den einmal gewählten Einnahmemodus immer beibehalten um gleiche Wirkung zu erzielen
  • 1-2h vor oder 2-3h nach dem Essen einnehmen für früheres Einsetzen der Wirkung (rasche Magenpassage)
  • schnellste Magenpassage folgt wenn Einnahme vor dem Frühstück
  • Problem: extrem schlechte Vorhersagbarkeit des Wirkungseintritts
    Monolithische, magensaftresistente AF eigentlich nicht mehr zeitgemäß und inkompatibel mit der Physiologie im GIT
  • besser: polydisperse Formen- multiple unit dose Formen
26
Q

Verminderung/ Erhöhung der Bioverfügbarkeit durch gleichzeitige Nahrungsaufnahme

A

Verminderung
* Zersetzung des Wirkstoffs
längere Verweilzeit insbes. bei säurelabilen Stoffen ( va pH Effekte) zB Penicilline, Erythromycin, Digoxin, Isoniazzid, Levothyroxin
* Löslichkeit
sinkt bei pH >3 erniedrigt (pH Verschiebung)
zB Diazepam, Rifampicin, Ketoconazol, Tetrazykline
* Reaktion mit Nahrungsbestandteilen
Milch, Milchprodukte
Tetrazyklin, Oxytetracyclin (Komplexbildung mit Calcium), Bisphosphonate (zB. Alendronat etc), Ciprofloxacin
Gerbstoffe einige Neuroleptika, Antidepressiva, va Fe(II) Salze
Ballaststoffe, Paracetamol, Penicilline, Statine etc
* präsystemische Elimination
BV vermindert durch Enzyminduktion
zB Benzpyrene (gegrilltes, Tabakrauch), Cyp 3A4 Induktoren
* Konkurrenzmechanismen bei Resorption
Bsp L-Dopa

Erhöhung
* Auflösungsverbesserung
-durch Fette und Gallensäuren:
Griseofulvin, Chloroquin, Nitrofurantoin, Ciclosporin, Mebendazol
-auch bei sauren Getränken Resorptionsverbesserung beobachtet Itraconazol

  • Längere Verweildauer im Dünndarm
    zB Ganciclovir, Erythromycinester, einige Cefalosporine
  • Verminderung der Metabolisierung
    -erniedrigt durch Enzymkonkurrenz bei Metabolisierung - F.P. (zB. Propranolol, Metoprolol)
    -CYP 3A4 Hemmung durch Nahrungsbestandteile
    Steigerung er Leberdurchblutung –> schnellere Leberpassage (zB Propranolol, Spironolacton, Ticlopidin, Zuclopenthixol)
27
Q

Beispiele für nüchtern einzunehmende AM

A
  • L-Dopa
    Konkurrenz mit Aminosäuren aus dem Eiweiss der Nahrung um die Aufnahme
  • L-Thyroxin
    bindet an Lebensmittel –>kaum Resorption
    Konkurrenz mit Tyrosin am Aminosäuretransporter
  • Antibiotika, Tetracycline, Chinolone, Amoxicillin:
    binden an mehrwertige Kationen der Nahrung –> schlecht resorbierbare Komplexe
  • Bisphosphonate
    bilden schlecht resorbierbare Komplexe mit merhwertigen Kationen
  • Eisenpräparate
    mit Nahrung Fällung als unlösliches Eisensalz
  • Calciumpräparate
    Fällung unlöslicher Calciumsalze mit Nahrungsbestandteilen
  • Metoclopramid
    Antiemetischer und prokinetischer Effekt
  • magensaftresistente AM
    Magenpassagezeit!
    pHWert Erhöhung: Umhüllung weniger stabil
28
Q

Eisen

A
  • Bedarf 10-20mg/d
  • immer 1h vor dem Essen einnehmen
  • Resorption:
  • aktiver Transport (Fe2+ - DMT1 divalent metal ion transporter) + passive Diffusion
  • liegt in pflanzl. Nahrung als Fe3+ vor und wird in den Enterozyten zu Fe2+ reduziert werden (Ferrireduktase)
  • Resorption im oberen Dünndarm (cave langsam freisetzende Präparate)
  • Fe2+ besser löslich, Fe3+ schwer löslich, liegt bereits bei saurem pH 4 als schwerlösliches Hydroxid vor
  • reduzierende Stoffe wie Ascorbinsäure fördern Eisenresorption (Fe2+)
  • Häm Eisen ist zweiwertig und besser bioverfügbar als pflanzliches Eisen (Fe3+)
29
Q

Einnahmehinweise bei Retard AM

A

besser nach dem Essen
variabel
Formulierungen und WST Eigenschaften sind entscheidend
Angaben des Herstellers beachten
nicht zu schnelle Passage
mehrere EDs in Formulierung –> Gefahr von Dose dumping= Sturzentleerung, zB bei Alkoholeinnahme

30
Q

Einnahmehinweise von Arzneimitteln

A

Einnahme vor dem Essen:
AM auf leeren Magen, mit viel Wasser nachspülen, damit Weiterbeförderung in den Darm schnell erfolgt und volle Wirkung schnell entfaltet wird (ca. 1 bis 0,5h vor dem Essen)

Einnahme während des Essens oder zur Mahlzeit
unmittelbar nach der Mahlzeit (oder zwischendurch) mit jeweils viel Wasser

Einnahme nach dem Essen:
etwa 0,5h nach dem Essen mit viel Wasser

Einnahme zwischen den Mahlzeiten:
etwa 2h nach dem Essen mit viel Wasser (auf leeren Magen)

1xd: immer zu einer bestimmten Uhrzeit
2xd: alle 12h, morgens und abends
3xd: alle 8h, morgens, mittags, abends

31
Q

allgemeine Richtlinien für die perorale Einnahme von AM

A
  • AM immer mit viel Wasser einnehmen
  • Einnahme mit Kaffee, Tee, Milch, Grapefruitsaft vermeiden
  • Magensaftresistente Arzneiformen (Ausnahme: Pankreasenzyme) nur nüchtern zwischen den Mahlzeiten einnehmen
  • Retardarzneiformen immer im gleichen Abstand zum Essen einnehmen (möglichst nach dem Essen)
  • retardierte und magensaftresistente AM niemals zermörsern, zerkleinern oder mit Alkohol einnehmen
  • AM die akut wirken sollen immer nüchtern einnehmen.