07 Diagnostische Situationen Flashcards
(40 cards)
Was sind Klassifikationen?
- Einteilung von Personen in verschiedene Gruppen /Distinkte (sog. kategoriales Messmessmodell)
- Wichtiger Sonderfall: Zwei Gruppen (z.B. erkrankt/nicht-erkrankt, versetzt/nicht-versetzt etc.)
- Entspricht Alltagsverständnis von ”Diagnose“
Wie kann eine Fehlklassifikation festgestellt werden? Was ist ein Beispiel für eine Fehlklassifikation?
- Vergleich zwischen Vorhersage mit ”wirklichem” Zustand (z.B. ob nachher ein Symptom entwickelt wird).
- Manchmal werden Erkrankte negativ, Nicht-Erkrankte positiv getestet (Fehldiagnosen).
–> Bsp. Corona-Schnelltest
Wie kann man beurteilen, wie gut eine Klassifikation ist? Wobei kann es zu Problemen dabei kommen?
- Einfachste und intuitivste Modellfit-Maß: Anzahl der korrekt klassifizierten Fälle (% korrekt).
- Problem bei der Vorhersage von seltenen Merkmalen (z.B. Störungen) mit niedriger Basisrate (sog. Prävalenz).
- Bsp.: Bei einem Merkmal mit einer Prävalenz von 5% hat ein Test, der immer negativ ausfällt, eine Korrektheit von 95%.
Welche (bessere) Alternative gibt es zur Beurteilung der Güte einer Klassifikation außer der Anzahl der korrekt klassifizierten Fälle?
Die Konfusionsmatrix
Was wird in einer Konfusionsmatrix gegenübergestellt? Welche Kombinationen ergeben sich in der Matrix?
In einer Konfusionsmatrix werden vorhergesagte und tatsächliche Werte gegenübergestellt.
o Richtig-positiv (RP)
o Richtig-negativ (RN)
o Falsch-positiv (FP)
o Falsch-negativ (FN)
Wo wären in der Konfusionsmatrix die Einträge bei einer perfekten Klassifikation?
nur Einträge in der Diagonalen
Welche zwei wichtigen Werte lassen sich aus der Konfusionsmatrix berechnen?
- Sensitivität (Richtig-positiv-Rate)
- Spezifität (Richtig-negativ-Rate):
Wie berechnet man die Sensitivität?
RP / (RP+FN)
Wert geteilt durch Randsumme
Wie berechnet man die Spezifität?
RN / (RN+FP)
Was bedeutet es, dass es eine Trade-off-Relation zwischen der Sensitivität und der Spezifität gibt?
- Wenn die Sensitivität erhöht wird, dann wird die Anzahl der falsch-positiven Fälle steigen und damit die Spezifität sinken.
- Wenn die Spezifität erhöht wird, dann wird die Anzahl der falsch-negativen Fälle steigen und damit die Sensitivität sinken.
Wie kann man die Trade-off-Relation zwischen Sensitivität und Spezifität für bestimmte Fälle anpassen? Welche Beispiele gibt es dafür?
- Sowohl Sensitivität als auch Spezifität sollten hoch sein.
- In manchen Fällen ist jedoch einer der Werte ggf. wichtiger:
o Bei sog. Screening-Verfahren sollte die Sensitivität möglichst hoch sein (z.B. Identifikation von Risiko-Kindern).
o Bei schwerwiegenden Entscheidungen sollte hingegen die Spezifität möglichst hoch sein (z.B. Versetzung). - Verschiedene Arten von Testverfahren können miteinander kombiniert werden (zuerst Screening, dann volle Diagnose).
Was beschreibt “Schulfähigkeit”?
Vorhandensein von Voraussetzungen, die für erfolgreiches schulisches Lernen im Klassenverband notwendig sind.
Mithilfe welcher Diagnostik wird die Schulfähigkeit überprüft?
Schuleingangsdiagnostik: Beurteilung der sozialen, emotionalen und kognitiven Kompetenzen für Schulbesuch
Welche Schuleingangsdiagnostik wurde früher häufig verwendet, wohin geht der Trend jetzt?
- Klassische Schulfähigkeitstest (z.B. zur visuellen Differenzierung) werden heute nur noch seltenen verwendet.
- Trend, Elemente der Schuleingangsdiagnostik (z.B. Sprachstandstest) im Kindergartenbereich durchzuführen.
- Sammeln von Informationen darüber, welche Förderangebote ein Kind in Kindergarten und Anfangsunterricht benötigt.
Ab wann gilt in Niedersachsen die Schulpflicht?
- Generell Schulpflicht ab dem 6. Lebensjahr (Stichtag 30.9.).
- Meldung 15 Monate vor Einschulung beim Schulträger, dort auch ggf. Sprachstandserhebung.
Welche Ausnahmen von der geregelten Einschulung gibt es in Niedersachsen?
- Ggf. frühere Einschulung, wenn Entwicklungstand dies zulässt.
- Ggf. Zurückstellung für ein Jahr, wenn der Entwicklungsstand keine erfolgreiche Beschulung zulässt.
In welchen Bereichen können Einschränkungen bei Kindern vorliegen, die zu einer späteren Einschulung führen?
o gesundheitlich
o intellektuell
o sozial-emotional
Was gilt für Kinder, die zurückgestellt werden (keine regelkonforme Einschulung möglich)?
- können zum Besuch eines Schulkindergartens verpflichtet werden.
- Ggf. Einschulung mit –> sonderpädagogischen Förderbedarf.
- Die Entscheidung trifft die Schulleitung/Schulamt.
Wie läuft die Schuleingangsuntersuchung in Niedersachsen ab?
- Verpflichtend, meist Durchführung durch Gesundheitsamt.
- Untersuchung des Entwicklungs- und Gesundheitszustands.
o Dokumentation Vorgeschichte, Kontrolle Impfpass, Körpergröße/-gewicht, Hör- und Sehtest.
o Sprachliche, motorische und kognitive Fähigkeiten, Sprache, Zahlen- und Mengenverständnis, Verhalten (meist SOPESS). - Ermittlung schulrelevanter Stärken und Schwächen, ggf. Beratung zu Fördermaßnahmen.
Was bedeutet der Begriff „SOPESS“?
Sozialpädiatrisches Entwicklungsscreening für Schuleingangsuntersuchungen
Wie ist der SOPESS aufgebaut?
- Verschiedene Untertests (Einsatz variabel):
o Selektive Aufmerksamkeit
o Visuomotorik, visuelles Wahrnehmen, Körperkoordination
o Zählen, Simultanerfassung und Mengenvergleich
o Präpositionen, Pluralbildung, Pseudowörter, Artikulation - Jeweils Einteilung in ”unauffällig” und ”auffällig” (mit/ohne Abklärungsempfehlung).
Wann liegt ein sonderpädagogischer Förderbedarf vor?
Liegt vor, wenn Kinder und Jugendliche ”in ihren Bildungs-, Entwicklungs- und Lernmöglichkeiten so beeinträchtigt sind, dass sie im Unterricht der allgemeinen Schule ohne sonderpädagogische Unterstützung nicht hinreichend gefördert werden können (KMK, 1994).
–> wenig präziser Begriff, Gruppe sehr heterogen
Wie viele Schüler*innen bekamen 2022 in Nds sonderpädagogischen Förderung? Wie viel Prozent sind das und wie viele davon waren in Regelschulen?
- In Niedersachsen bekamen 2022 60.000 Schüler*innen (8%) sonderpädagogische Förderung, davon 65% in Regelschulen.
- Die Fördermaßnahmen unterscheiden sich jedoch erheblich hinsichtlich Umfang und Dauer.
Welche Arten von sonderpädagogischen Förderbedarf gibt es?
- Lernen
- Sprache
- Emotionale und soziale Entwicklung
- Geistige Entwicklung
- Körperliche und motorische Entwicklung
- Hören
- Sehen