Sitzung 6: Epidemiologie Flashcards

1
Q

Definition Epidemiologie

A

Gr.: epi = über, demos = Volk, logos = Lehre

  1. die quantitative Erforschung der Verteilung und der Determinanten (Risikofaktoren) von Krankheiten (oder auch Gesundheitszuständen) in der Bevölkerung und die Anwendung der Erkenntnisse auf die Kontrolle (Prävention und Behandlung) von Krankheiten
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Repräsentative Befragungen (Bevölkerungssurvey, Bevölkerungspanel)

A
  1. SOEP: Sozio-oekonomische Panel
  2. GEDA: Gesundheit in Deutschland aktuell
  3. DEGS: Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland
  4. KiGGS: Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland
  5. EHIS: European Health Interview Survey, Europäische Gesundheitsumfrage
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Beispiel Querschnittsstudie DEGS1 - MH: Ziel und Methoden

A

-> Bundesweiter Gesundheitssurvey
1. Ziel: Umfassende Gesundheitsberichterstattung:
a) Prävalenz
b) Risiken
c) Korrelate
2. Methoden
a) Repräsentative bundesweite Querschnittsstuide N = 5.317 (4.483) Personen (18-79 Jahre, sozialdemographisch gewichtet)
b) Diagnostische Basis: DIA-X/CIDI -> DSM-IV-TR-Kriterien, neurophychologische Daten, Psychosesymptome, Fatigue- und Lebensqualitätsscreenings
c) Auswertung: Nach Geschlecht & Störung getrennt und auf die Bevölkerungszahl hochgerechnet (in Mio.)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

12-Monats-Prävanelenz - Geschlecht

A

Irgendeine der genannten Störungen bzw. Störungsgruppen ( ICD-10-Code):
Frauen: 33,3%
Männer: 22,0%
Gesamt: 27.7% (ca. 17,8 Mio.)
s. F. 7

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

12-Monats-Prävalenz - Substanzgebrauch

A

Störungen durch Substanzgebrauch:
Frauen: 3,5%
Männer: 7,9%
Gesamt: 5.7% (3,7 Mio.)
s. F. 8

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

12-Monats-Prävalenz- Affektive Störung

A

ICD-10 F3
Frauen: 12.4%
Männer: 6.1%
Gesamt: 9.3 % (6 Mio.)
s. F.9

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

12 Monats-Prävalenz- Angststörungen

A

ICD-10 F40, F41
Frauen: 21.3 %
Männer: 9.3%
Gesamt: 15,3% (9,8 Mio.)
s. F.10

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Gegenstandsbereich der Epidemiologie: spezifische Aufgaben der Epidemiologie

A
  1. Häufigkeit: Die Bestimmung der Häufigkeit und der Verteilung der Krankheiten in der Bevölkerung
  2. Risikofaktoren: Das Erkennen der Krankheitsätiologie und deren Risikofaktoren, um damit zur besseren Definition beizutragen
  3. Natürlicher Verlauf: Die Untersuchung des natürlichen Verlaufs und der Prognose von Krankheiten
  4. Maßnahmen: Das Bewerten von präventiven und therapeutischen Maßnahmen
  5. Entscheidungshilfen: Die Entwicklung von Entscheidungshilfen für Fragen der Gesundheits- und Umweltpolitik
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Gegenstandsbereich der Epidemiologie: 1. Deskriptive Epidemiologie

A

Differenziert und beschriebt die Krankheitshäufigkeiten und Krankheitsverläufe -> Darstellung der Verteilung von Krankheiten gegenüber der gesunden Bevölkerung, Untersuchung der Entstehung, Verlauf und Ausgang von Erkrankungen (vervollständigen des klinischen Bildes)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Gegenstandsbereich der Epidemiologie: 2. Analytische Epidemiologie

A

Deckt die Ursache- Wirkungsbeziehungen bei der Entstehung oder Verhütung von Erkrankungen auf (Prüfung “kausaler” Beziehungen zw. Umweltfaktoren und Krankheiten)
-> Analyse der Ursachen der Verteilung von Krankheiten, Ermittlung von individuellen Krankheitsrisiken

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Gegenstandsbereich der Epidemiologie: 3. Experimentelle Epidemiologie

A

Widmen sich der Implementation epidemiologischer Erkenntnisse in Form von Interventionsmaßnahmen und der Evaluation der Wirksamkeit dieser Interventionen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Relevanz der Epidemiologie für die Klinische Psychologie

A
  1. Ausmaß &Behandlungsplan: Die Beschäftigung mit dem Ausmaß psychischer Störungen und der Behandlungsplanung
  2. Prävention & Gesundheitsförderung: Die Häufigkeit von konkreten Störungen (übersetzt in ver. Messzahlen) dienen als Basis für vielfältige (gesundheitspolitische) Überlegungen (Prävention & Gesundheitsförderung)
  3. Die Studien liefern Hinweise auf die Risikofaktoren, die wiederum für das Verstehen individueller Zustände nützlich sind
  4. Risikofaktoren: Erlaubt verallgemeinerbare Aussagen über den Stellenwert von Risikofaktoren
  5. Versorgung: Erlaubt Aussagen über den bedarf an Versorgungseinrichtungen, ihre Inanspruchnahme und Qualität
  6. Natürlicher Verlauf: Durch Untersuchung nichtklinischer Gruppen werden Untersuchungen des „natürlichen Verlaufs“ von psychischen Störungen ermöglicht –> lenkt den Blick auf Komorbiditäten, Manifestationsformen psychischer Störungen, die durch die Kriterien der vorliegenden Klassifikationssysteme nicht erfasst werden –> Ausdifferenzierung und Verbesserung von Diagnostik und Klassifikation
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Historischer Exkurs: Geschichte und die Grundlagen epidemiologischer Forschung

A

war schon ein fühes Forschungsfeld, das sich besonders auf die Ausbreitung von Infektionskrankheiten bezog
z.B.: Dr. John Snow & William Farr untersuchten die Ausbreitung von Cholera Epidemie in London 1848

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Grundbegriffe der Epidemiologie: 1. Falldefinition

A
  1. Die exakte Zuordnung einer Person zu einem Krankheitsfall
  2. Die Falldefinition bezeichnet diagnostisch greifbare Störungsmerkmale, die eine Person aufweisen muss, um als “Fall” identifiziert zu werden:
    a) eine oder mehrere spezifische Diagnosen
    b) ein oder mehre Symptome
    c) oder einzelne diagnostische Merkmale
    -> Ermöglicht konkrete Angaben zum Krankheitsbild: z.B.: Falldefinition Cholera:
    Plötzlicher Todesfall
    Vorangegangener, heftiger Durchfall
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Grundbegriffe der Epidemiologie: 1. Falldefinition - methodische Ansätze

A
  1. der dimensionale Ansatz: stützt sich auf Merkmale oder Symptome als Analyseeinheit und untersucht, unter Annahme gradueller Unterschiede, ihr Ausmaß und ihre Häufigkeit
  2. Kategorialer Ansatz: nimmt kategoriale Unterschiede zw. Fällen und Nicht-Fällen an und analysiert die jeweiligen Fallhäufigkeiten
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Grundbegriffe der Epidemiologie: 2. Exposition, Morbidität und Mortalität

A
  1. Die Faktoren, denen eine Bevölkerung ausgesetzt ist und die einen Einfluss auf den gesundheitlichen Zustand haben können
  2. Mögliche (aber nicht kausale) Folgen einer Exposition:
    a) Morbidität: das Auftreten von Krankheitsfällen
    b) Mortalität: die Häufigkeit der Sterbefälle, bezogen auf eine Bevölkerung
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
17
Q

Grundbegriffe der Epidemiologie: 3. Fallindex

A

Der Fallindex ist der erste bekannte Fall in einem Krankheitsausbruch
z.B.: Fallindex: Cholera Ausbruch in London, 1848:
Der englische Seemann, John Harnold, der in einem Seemannhaus in Horslexdown an der Themse übernachtete

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
18
Q

Grundfragestellungen der Epidemiologie

A
  1. Wer erkrankt (Falldefinition/Fallindizies) -> Welche Personengruppe (Geschlecht, Alter, Familienstand, Bildung, Einkommen etc.)
  2. Wo tritt die Krankheit auf (Exposition) -> bestimmte Stadtteile, Regionen, …
  3. Wann tritt die Krankheit auf -> akute Fälle, einzelne Tage, saisonal auftretende Krankheiten, ..
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
19
Q

Epidemiologische Maße: 1. Prävalenz

A

Häufigkeit einer Erkrankung: Erkrankung einer zufällig ausgewählten Person zu einem konkreten Zeitpunkt an der entsprechenden Krankheit
Die Prävalenzrate ist der Anteil der Erkrankungen in der Bevölkerung (z.B.: in %)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
20
Q

Epidemiologische Maße: 1. Prävalenz - Berechnung

A

P = M : N
P -> Prävalenz
M-> Anzahl der Personen mit Krankheit in einer bestimmten Population während eines bestimmten Zeitraums
N -> Anteil aller Personen mit Erkrankungsrisiko während eines bestimmten Zeitraums
Prävalenzrate: P * 100 -> Prozentuale Anteil

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
21
Q

Epidemiologische Maße: 1. Prävalenz: Wahre Prävalenz (Population)

A

Repräsentative Erfassung der Häufigkeit von Erkrankungen für die interessierende Population

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
22
Q

Epidemiologische Maße: 1. Prävalenz: Behandlungsprävalenz (Population)

A

Zahl der Personen mit einer Erkrankung, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt in Behandlung befinden oder versorgt werden

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
23
Q

Epidemiologische Maße: 1. Prävalenz: Administrative Prävalenz (Population) oder Behandlungsprävalenz

A

Zahlen auf der Basis von administrativen Routinestatistiken (z.B.: in Kliniken)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
24
Q

Epidemiologische Maße: 1. Prävalenz: Punktprävalenz (Zeit)

A

Die Gesamtzahl aller Krankheitsfälle, die in einer definierten Population zu einem bestimmten Zeitpunkt auftreten

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
25
Q

Epidemiologische Maße: 1. Prävalenz: Periodenprävalenz (Zeit)

A

Die Prävalenz bezieht sich auf eine konkrete zeitliche Periode (z.b.: 12 Monate)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
26
Q

Epidemiologische Maße: 1. Prävalenz: Lebenszeitprävalenz (Zeit)

A

Prävalenzrate beschreibt den %-Anteil der Erkrankungen über die Lebensspanne

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
27
Q

Epidemiologische Maße: 1. Prävalenz: Einflussfaktoren

A
  1. Zahl der Neuerkrankungen (Epidemie/Pandemie)
  2. Krankheitsdauer
  3. Falldefinition (diagnostische Möglichkeiten)
  4. Migration
  5. Krankheitsgünde (Risikogruppen,..)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
28
Q

Epidemiologische Maße: 2. Inzidenz & Inzidenzrate

A

Die Häufigkeit des Neuauftretens einer Krankheit innerhalb eines bestimmten Zeitraums, unabhängig davon, ob die Erkrankung zu Ende der zeitlichen Periode noch besteht oder nicht:
1. Auftreten der Erkrankung bei vormals Gesunden
2. maß für Erkrankungsrisiko
3. inzidenzrate: Anteil der erkrankten Bevölkerung, wobei die Fälle zur Anteilsberechnung verwendet werden, die die Erkrankung vorher noch nicht hatten (also bei denen sie neu auftritt)

29
Q

Epidemiologische Maße: 2. Inzidenz - Berechnung

A

I = M : N

M -> Anzahl der neuen Krankheitsfälle einer bestimmten Population während eines bestimmten Zeitraums
N-> Anzahl der Personen mit Erkrankungsrisiko in einer bestimmten Population während eines bestimmten Zeitraums
Inzidenzrate: I * 100 -> prozentualer Anteil

30
Q

Weitere Indikatoren

A

z.B.: Arbeitsunfähigkeit

31
Q

Epidemiologische Begriffe: Risiko, Absolutes Risiko & Relatives Risiko (Risiko Ration [RR])

A
  1. Risiko: die Wahrscheinlichkeit, dass eine Exposition zu einer gesundheitlichen Beeinträchtigung führt
  2. Absolutes Risiko (Risikounterschied): Bezeichnet den Unterschied zwischen den Häufigkeitsraten der exponierten Erkrankten und nicht-erkrankten exponierten Gruppe
    -> Personen die exponiert sind durch die Anzahl der Personen, die exponiert waren und erkrankt sind, mal 1000
    -> dann hätte man das Risiko zu erkranken auf 1000 Exponierte
    Berechnet s. F. 27
  3. relatives Risiko: Risiko das eine Krankheit bei exponierte auftritt im Verhältnis dazu, dass sie bei Nichtexponierten auftritt. Es wird angegeben, wie viel häufiger eine bestimmte Krankheit/psychische Störung in einer Bevölkerungsgruppe mit einem Risikofaktor auftritt als in einer Bevölkerungsgruppe, die diesem Risikofaktor nicht aufgesetzt ist
    z.B.: Entwickeln 30% der Personen, die als Kind misshandelt wurden, aber nur 15% der als Kind nicht misshandelten Personen später eine Depression beträgt das relative Risiko 2 -> das Risiko ist doppelt so hoch
32
Q

Epidemiologische Begriffe: Outcome

A

Todesfälle und wie viele Menschen exponiert waren -> daraus lässt sich das Risiko berechnen

33
Q

Welche epidemiologische Begriffe beschreiben Entstehungs- und Verlaufsbedingungen von Krankheiten & Störungsbildern?

A
  1. Falldefinition
  2. Exposition
  3. Fallindex
  4. (relatives) Risiko
  5. Outcome
34
Q

Welche Maße geben Auskunft über den Anteil und die Dynamik von (Neu)Erkrankungen sowie über die Verbreitung dieser in ver. Populationen zu ver. Zeitpunkten?

A
  1. Inzidenz
  2. Prävalenz
35
Q

Gegenstandbereich der Epidemiologie: 4. Evaluative Epidemiologie

A

Versucht Beiträge zur Evaluation des Versorgungssystems und Abschätzung des Versorgungsbedarfs zu leisten

36
Q

Welche Varianten der Epidemiologie gibt es?

A
  1. Deskriptive Epidemiologie
  2. Analytische Epidemiologie
  3. Experimentelle Epidemiologie
  4. Evaluierende Epidemiologie
37
Q

Morbidität: Definition & wie wird sie angegeben?

A

Auftretenshäufigkeit von Krankheiten oder psychischen Störungen in der Bevölkerung bzw. in Bevölkerungsgruppen –> wird entweder durch die Prävalenz oder Inzidenz angegeben

38
Q

Maße von Inzidenz & Prävalenz

A
  1. beider werden in % oder Promille der Bezugspopulation ausgedrückt
  2. daher spricht man auch von inzidenz- oder Prävalenzraten
  3. Die Prävalenzrate ist das am häufigsten verwendete Krankheitsmaß
39
Q

Odds Ratio: Definition Odds

A
  1. Definition: der Quotient aus dem Risiko und der Gegenwahrscheinlichkeit (z.B.: Odds zur Entwicklung einer Depression bei exponierten Personen: 30% zu [geteilt durch] 70% = 0.43; bei nichtexponierten Personen: 15% zu 85% = 0.18)
40
Q

Odds Ration - Definition

A
  1. Das Verhältnis des Odds von exponierten Personen zu Odds von nicht disponierten Personen (z.B.: 0.43 zu 0.18 = 2.43)
  2. Kann Werte von 0 bis unendlich annehmen, 1 würde bedeuten, dass eine Gleichverteilung der Risiken bei unterschiedlichen Ausprägungen eines Risikofaktors

–> Achtung gibt nur Korrelative Beziehungen

41
Q

Falldefinition in der Epidemiologie - Probleme

A

Viele Unterschiede in den Prävalenzratenlassen sich durch unterschiedliche Falldefinition erklären

42
Q

Primärdaten: Definition, Vor- und Nachteile & typisches Vorgehen

A

(1) Definition: werden vom Untersucher selbst oder von seinen Mitarbeitern erhoben
(2) Vor- und Nachteile: ermöglicht die Einflussnahme auf die Datenqualität, ist aber kostspielig & aufwändig
(3) typisches Vorgehen: Daher wird oft erst ein Screening (Erhebung des Merkmals über eine möglichst unaufwendige Art z.B.: kurzer Fragebogen) gemacht und anschließend mit den im Screening als mögliche Fälle klassifizierten Personen ein aufwendiges Interview gemacht

43
Q

Sekundärdaten: Definition, Vor- und Nachteile

A

(1) Definition: Daten, die von anderen Erhoben wurden (z.B.: Ärtzten, in psychiatrischen Praxen, …)
(2) Vor- und Nachteile: weniger aufwändig und kostspielig. Aber die Qualität ist schwer zu kontrollieren (möglicherweise sind Daten unzureichend für epidemiologische Fragestellungen) und die Stichprobe ist selektiv, da sie nur Personen beinhaltet die in entsprechenden Institutionen vorstellig geworden sind

44
Q

Epidemiologische Studiendesigns: 1. Stichprobe

A

Als Goldstandard der epidemiologischen Untersuchung gelten bevölkerungsrepräsentative, zufällig gezogene Stichproben

45
Q

Epidemiologische Studiendesigns: welche nicht-experimentelle Designs sind oft zu finden?

A

Genuin (echt) epidemiologische Studiendesigns sind nicht-experimentelle Designs, häufig Querschnittstudien.

46
Q

Epidemiologische Studiendesigns: Welche Designs gibt es häufig in der analytischen Epidemiologie?

A

(1) Kohortenstudien
(2) Fall-Kontroll-Studien

47
Q

Epidemiologische Studiendesigns: 1. Kohortenstudien

A
  1. Die VP: Es werden zwei Gruppen (meist exponierte und nichtexponierte) gegenübergestellt, die sich hinsichtlich des „Expositionsstatus“ ihrer Mitglieder unterscheiden. Die untersuchten Personen werden also nach Merkmalen oder Ereignissen ausgewählt, die vor Beginn einer bestimmten Krankheit/psychischen Störung/ eines Symptoms vorliegen oder aufgetreten sind -> Expositionsstatus ist bekannt Krankheitsstatus unbekannt
  2. Was wird untersucht: Wie viele der exponierten bzw. nichtexponierten Personen eine bestimmte psychische Störung entwickeln und wie lange es dauert, bis die psychische Störung auftritt
  3. Kann sowohl im Längs- als auch im Querschnittdesign gemacht werden
48
Q

Epidemiologische Studiendesigns: 2. Fall-Kontroll-Studien

A

VP: Es wird die Indexgruppe (Personen mit einer bestimmten Krankheit/Symptomen oder einem bestimmten Risiko) mit Personen verglichen, die diese Krankheit/Symptome nicht haben bzw. diesem Risikofaktor nicht oder weniger ausgesetzt sind  der Krankheitsstatus ist bekannt, der Expositionsstatus ist unbekannt

49
Q

Zahl psychischer Störungen in der EU

A
  1. 12-Monats-Prävalenz: 38,2% für die EU-Bevölkerung
  2. häufigsten psychischen Störungen: Angst-, Schlaf-, somatoforme & alkoholinduzierte Störungen
  3. DALYs (disability-adjusted life years): Maß, das die durch Krankheit, Behinderung oder frühen Tod verlorenen Jahre erfasst ->die unipolare Depression seht an der Spitze der krankheitsbedingten Belastung
  4. Weltweit ist die Unipolare Depression die dritthäufigste Ursache für krankheitsbedingte Belastungen
50
Q

Zusammenhang zwischen psychischen Störungen und sozialdemographischen Kennwerten

A
  1. Familienstand ledig oder getrennt/ geschieden/ verwitwet ist (gegenüber verheiratet) mit erhöhten Raten psychischer Störung verbunden
  2. Berufsstand berentet und arbeitslos ist (über Vollzeitbeschäftigung) mit erhöhten Raten psychischer Störung verbunden
  3. Mittlere und obere soziale Schicht sind (gegenüber niedriger sozialer Sicht) mit niedrigeren Raten psychischer Störungen verbunden
  4. in Großstädten (>500.000) finden sich mehr Fälle mit psychischen Störungen als in ländlichen Gebieten bzw. kleineren Gemeinden
51
Q

Sozialepidemiologie: Themen der Sozialepidemiologie

A
  1. Ob und wie sich soziale Ungleichheit auf psychisches und körperliches Wohlbefinden auswirkt
  2. ob diejenigen Zugang zu den psychosozialen Hilfsangeboten finden, die ihrer am bringendsten bedürfen
52
Q

Soziale Lage und psychische Störungen

A

Inverse Beziehung (negative Korrelation): zwischen den Prävalenzraten psychischer Störungen und der sozialen Lage  je niedriger die soziale Schicht, desto höher die Häufigkeit psychischer Störungen. Gilt als eine den bestbelegten sozialwissenschaftlichen Ergebnissen überhaupt & ist mittlerweile auf für Kinder bestätigt

53
Q

Erklärungsangebote der Inversen Beziehung zwischen sozialer Lage und psychischen Störungen:

A
  1. Artefakthypothese
  2. Social-Selection- oder Social-Drift-Hypothese
  3. Hypothese der sozialen Verursachung
54
Q

Erklärungsangebote der Inversen Beziehung zwischen sozialer Lage und psychischen Störungen: 1. Artefakthypothese

A

Interpretiert den Zusammenhang zwischen sozialer Schicht und Morbidität als methodisches Problem bzw. als Ergebnis einer ungenauen Operationalisierung von sozialer Schicht und psychischer Störung oder als sozialer Distanz zwischen Psychiatern und Unterschichtpatienten -> Unterschichtspatienten werden häufiger als „psychotisch“ diagnostiziert als Oberschichtspatienten

55
Q

Erklärungsangebote der Inversen Beziehung zwischen sozialer Lage und psychischen Störungen: 2. Social-Selection- oder Social-Drift-Hypothese

A

geht von sozialer Selektion aus und sieht die durchschnittlich niedrigere Schichtzugehörigkeit psychisch kranker als eine Folge der psychischen Störung an -> psychisch Kranke werden eher arbeitsunfähig- oder -los mit der Folge des sozialen Abstiegs

56
Q

Erklärungsangebote der Inversen Beziehung zwischen sozialer Lage und psychischen Störungen: 3. Hypothese der sozialen Verursachung

A

sieht soziale Bedingungen als Ursache psychischer Störungen. Menschen mit wenig sozialökonomischen Ressourcen sind ofter kritischen Lebensereignissen ausgesetzt, verfügen über weniger health literacy (gesundheits- und krankheitsbezogenes Wissen), haben schlechtere Problemlöse- und Bewältigungskompetenzen und verfügen i.d.R. über ein schlechteres soziales Netzwerk Komplexes Zusammenspiel von Belastungs-, Ressourcen- und Bewältigungsfaktoren

57
Q

Geschlechtsspezifische Unterschiede psychischer Störungen

A
  1. Frauen sind nicht generell stärker durch psychische Störungen belastet als Männer, es gibt aber auffällige Unterschiede bei einzelnen Störungen –> geschlechtsspezifische Unterschiede in der Häufigkeit bestimmter psychischer Störungen
  2. Frauen: leiden häufiger an sog. Internalisierungsstörungen (affektive und Angststörungen)
  3. Männer: leiden häufiger an sog. Externalisierungsstörungen (Sucht, dissoziale Verhalten, Gewalt)
58
Q

Geschlechtsspezifische Unterschiede psychischer Störungen: Störungs-Subgruppen

A

Die Geschlechtsunterschiede beziehen sind meist auf die Sub- aber nicht auf die Hauptstörungsgruppen –
(1) bei affektiven Störungen betrifft das Ungleichgewicht zu Ungunsten der Frauen nur die Major Depression & Dysthymie; bei bipolaren Störungen und der Zyklothymie sind die Geschlechterverhältnisse beinahe ausgeglichen
(2) Angststörungen sind Frauen besonders von Agoraphobie betroffen, einfache Phobien und die generalisierte Angststörung gibt es geht die weibliche Dominanz zurück, bei sozialen Phobien, Panikstörungen und Zwangsstörungen ist der Geschlechtsunterschied deutlich geringer
(3)Suchtstörungen: Männer besonders bei der Alkoholabhängigkeit, bei Frauen ist die Sucht nach Medikamenten jedoch doppelt so hoch wie bei Männern

59
Q

Erklärung der Geschlechtsunterschiede: Sozialisationsthese

A

(1) Der Einfluss der geschlechterspezifischen Sozialisation sei Grund für die geschlechterspezifischen Unterschieden in den Häufigkeiten psychischer Störungen
(2) Der überproportionale Anteil von Frauen bei Depression wird damit in Verbindung gebracht, dass die Sozialisation von Frauen auf ein geringes Selbstwertgefühl, passive bzw. grüblerische Reaktionsstile und Abhängigkeit von anderen zielt + spezifisch weibliche Belastung und Diskriminierung
(3) die These leugnet nicht biologische Faktoren, die in die Entstehung von Depressionen mit einspielen
(4) Geschlechtsunterschiede bei einzelnen Gefühlen: Frauen haben höhere Angstwerte, mehr Traurigkeit und Niedergeschlagenheit als Männer und schämen sich intensiver und häufiger. Frauen erleben intensivere und häufigere Schuldgefühle
(5) Es ist jedoch auch nicht auszuschließen, dass die Geschlechtsunterschiede bei Depressionen daher rühren, dass Frauen und Männer sich in ihrem hilfesuchverhalten, ind er Bereitschaft Symptome zu zeigen und zuzugeben unterscheiden  so könnte Depression bei Männern häufiger über Alkoholmissbrauch ausgedrückt werden, sodass Diagnostiker bei Männern und Frauen nur unterschiedliche Symptome sehen

60
Q

Argumente für die Sozialisationsthese

A

(1) Geschlechtsunterschiede in der Häufigkeit psychischer Störungen erst ab dem Schuleintrittsalter im relevanten Ausmaß feststellbar
(2) bis zum 13 Lebensjahr wurden in mehreren epidemiologischen Längsschnittstudien bei Jungen durchgehend höhere Gesamtprävalenzraten gefunden als bei Mädchen, erst ab der Adoleszenz holen Mädchen auf
(3) Bei Jungen: eher hyperkinetische Störungen, dissoziale Störungen sowie Störungen durch Substanzmissbrauch
Bei Mädchen: Essstörungen
(4) depressive Störungen: Mädchen und Jungen in der Kindheit gleich stark vertreten, erst ab der Adoleszenz weisen Mädchen höhere Raten auf

61
Q

Epidemiologie zur psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter: Methoden

A

a) Querschnittmethode
I. Definition: Bei einer Querschnittmethode werden mehrere Stichproben zu einem bestimmten Zeitpunkt einmal erhoben
II. Eignung: besonders um einen deskriptiven Überblick über die Verbreitung von Störungen zu bekommen

b) Längsschnittmethode
I. Definition: wiederholte Erhebungen bei einer Stichprobe
II: Eignung: Aufschlüsse über Verursachungsmechanismen
III. Spezialform: prospektive Längsschnittstudie

62
Q

Epidemiologie zur psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter: Methoden - prospektive Längsschnittstudie

A

(1) Vorgehen: zu einem frühen Entwicklungszeitpunkt, bevor eine Störung aufgetreten ist, werden potenzielle Verursachungsfaktoren bei einer großen Stichprobe erfasst -> später werden die K & J bei denen eine psychische Störung aufgetreten ist, hinsichtlich vorausgegangener Faktoren mit den Kinder verglichen, bei denen keine Störung aufgetreten ist
(2) Nachteil: um Aussagekräftige Ergebnisse zu bekommen müssen die Stichproben groß sein

63
Q

Epidemiologie zur psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter: Methoden - Zeitwandelmethode

A

a) Definition: es werden Stichproben gleichen Alters zu unterschiedlichen Zeitpunkten miteinander verglichen
b) zentrale Fragestellung: ob sich die Häufigkeiten von Störungsbildern über die Zeit verändern (und ggf. welche Faktoren dafür verantwortlich sind)
c) Vorgehen: wiederholte Erhebung an unterschiedlichen (!) repräsentativen Stichproben gleichen Alters in bestimmten Zeitabständen
d) Probleme: unterschiedliche Diagnosesysteme der letzten 50 Jahre schränken die Aussagekraft dieser Methoden stark ein sowie die Veränderung für die Sensitivität für Probleme bzw. Störungen kann dazu beitragen, dass epidemiologische Angaben sich verändern

64
Q

Differenz zwischen der wahren und der administrativen Prävalenz sagt etwas aus über

A

I. die Schwere der Erkrankung
II. den Umfang des Behandlungsangebots
III. die Erreichbarkeit therapeutischer Institutionen
IV. das Krankheitsverhalten (Wahrnehmung, Bewertung und Reaktion auf Krankheitssymptome)

-> Z.b.: Die administrative Prävalenz der hyperkinetische Störung ist größer als die wahr Prävalenz bei Angststörungen im Kindesalter ist es umgekehrt

65
Q

Entwicklungsabhängigkeit von Prävalenz und Inzidenz

A

I. Inzidenz- und Prävalenz bestimmter Störungen verändern sich im Laufe der Entwicklung  z.B.: hyperkinetische Störungen werden oft in Grundschulalter erkannt, sodass in diesem Altersabschnitt die Inzidenz erhöht ist und dannach wieder absinkt
II. Ob Störungen persistieren hängt von Risikofaktoren ab, eine Spontanremission ist auch denkbar
III. Im Entwicklungsverlauf sind ebenfalls Veränderungen des Symptomspektrums denkbar

66
Q

Prävalenzen im Kinder- und Jugendalter: die wichtigsten Fakts Häufigkeit allgemein

A
  1. Periodenprävalenzen für psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter betrug über die einbezogenen Studien hinweg 18 Prozent, wobei die Angaben bei dem größten Teil der Studien zwischen 15 und 22 Prozent lagen
  2. Der erkennbare Höhepunkt im Alter von 11 bis 13 Jahre dürfte darauf zurückgehen, dass bestimmte Störungen verstärkt erst ab der Pubertät auftreten wie: depressives Syndrom, Schizophrenien, Zwangsstörungen, Sozialphobie,
    Anorexia Nervosa, dissoziales Verhalten, Drogenabhängigkeit und Suizidversuche
  3. Nach Ihle und Esser (2002) sind die Prävalenzraten im Kindes- und Jugendalter insgesamt ähnlich zu denen im Erwachsenenalter
67
Q

Prävalenzen im Kinder- und Jugendalter: die wichtigsten Fakts: Häufigkeit spezifischer Störungen

A
  1. höchsten Störungsraten:
    a) Angststörungen: mittleren Prävalenzrate 10,4%
    b) dissozialen Störungen: 7,5 Prozent
    c) depressiven Störungen und hyperkinetischen Störungen: mit jeweils 4,4 Prozent
  2. die häufigsten Kombinationen dissoziale und hyperkinetische Störungen sowie Depressionen und Angststörungen waren.
  3. Auch in einer Übersichtsarbeit von Fuchs und Karwautz (2017) werden Angststörungen, aggressiv-dissoziale Störungen bzw. Störungen des Sozialverhaltens, hyperkinetische Störungen sowie emotionale Störungen als die vier häufigsten psychischen Diagnosegruppen aufgeführt
68
Q

Prävalenzen im Kinder- und Jugendalter: die wichtigsten Fakts: Stabilität von Störungen

A

relativ hohe Persistenzen in einer mittleren Größenordnung von ca. 50 Prozent über Zeiträume von zwei bis fünf Jahren hinweg.

b) 8 Prozent ihrer Kinder- und Jugendlichen- Stichprobe über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren und 2,3 Prozent über einen Zeitraum von mindestens 17 Jahren eine Störung aufwiesen

c) Unterscheidung zweier Entwicklungspfade:
I. heterotype Kontinuität:
Es entsteht aus einer psychischen Störung im Kindes- und Jugendalter ein anderer Störungstyp im Erwachsenenalter. Ein solcher Zusammenhang ließ sich beispielsweise für Störungen des Sozialverhaltens im Kindes- und Jugendalter zeigen, die in affektive Erkrankungen, Angststörungen, Störungen durch Substanzgebrauch und antisoziale Persönlichkeitsstörungen im Erwachsenenalter münden können
II. homotype Kontinuität:
Es folgt dagegen aus einer Störung im Kindes- und Jugendalter eine gleichartige Störung im
Erwachsenenalte

d) Spontanremissionen:
sind unter günstigen Risiko- und Ressoucenkonstellationen eher zu erwarten als unter ungünstigen Konstellationen

69
Q

Prävalenzen im Kinder- und Jugendalter: die wichtigsten Fakts: Geschlechtsunterschiede

A

a) bei zu einem Alter von etwa 13 Jahren sind Jungen stärker von physischen Störungen betroffen als Mädchen während in den Folgejahren dann eine Angleichung folgt, im Alter von 14 – 17 Jahren wird ein höherer Anteil bei Mädchen verzeichnet

b) Aus den epidemiologischen Daten folgt, dass insgesamt ein niedrigeres Störungsniveau, aber ein stärkerer Anstieg über das Alter hinweg bei den Mädchen erkennbar ist.

c) Mädchen: mehr Essstörungen und psychosomatische Störungen
Jungen: stärker von externalisierenden Störungen betroffen

d) Bei internalisierenden Störungen (vor allem bei depressiven Störungen) finden
sich zunächst im Kindesalter höhere Raten bei Jungen, während im Laufe des
Jugendalters eine Verschiebung zum weiblichen Geschlecht zu verzeichnen ist