Sitzung 8: Angststörung Teil 1 mit Fokus auf dem Kindesalter Flashcards

1
Q

Das Empfinden von Angst als Normativer Prozess

A
  • > Angst kennt jeder
    1. Ist eine normale Stressreaktion des menschlichen Körpers
    2. Sinnvolle Reaktion mit hohem Überlebenswert:
    a) Warnt vor Gefahr, Strafe
    b) Ermöglicht schnelles Handeln (Kampf oder Flucht)
  1. Angst und Krankheit
    a) Angst bei körperlichen Erkrankungen
    b) Angst bei anderen psychischen Erkrankungen
    c) Angst als eigene Erkrankung
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Anteile von Angst

A
  1. Körperliche Empfindung
    a) Kardiopulmonal:
    Herzklopfen/ Brustschmerzen, Tachykardie Palpitationen, Thoraxschmerzen
    b) Neuro-vegetativ:
    Schwitzen, Trockener Mund, Schwindeln, Übelkeit, Tremor, Kribbeln, Harndrang, Missempfindungen
  2. Gedanken/Fühlen
    a) Katastrophisierende Gedanken: “Ich muss hier weg”, “Ich werde gleich sterben”, …
    b) Depersonalisation:
    Neben sich stehen, die Welt als unwirklich erleben
  3. Verhalten
    a) Sicherheitssignale
    b) “Fight or Flight” (oder Freez)
    c) Sich der Angst stellen
    d) Vermeiden
    e) Schreien/ Weinen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Typischer Verlauf von Angstreaktionen

A
  • > biologisch verankertes Programm mit folgenden Eigenschaften:
    a) Steigen schnell an: rasche Reaktion auf Gefahr ist sinnvoll
    b) Klingen langsam ab: erhöhte Reaktionsbereitschaft sinnvoll
    c) Können nicht einfach abgeschaltet werden: “Angsthormone” haben eine bestimmte Lebensdauer
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Wann ist Angst eine behandlungsbedürftige Krankheit?

A
  • -> Pathologisch ist nicht, dass Kinder Angst erleben, sondern wodurch sie ausgelöst wird
    1. quantitative Unterschiede
    a) Intensität: zu Intensiv
    b) Dauer: zu lange anhaltend
    c) Häufigkeit: zu häufig
  1. Qualitative Unterschiede
    a) Auslöser: aus minoren Anlässen
    b) Beeinträchtigung des weitere Entwicklungsverlaufs aufgrund der Ängste
  2. Gefühl:
    a) Kontrolllosigkeit
    b) Starker Leidensdruck
  3. Verhalten:
    a) Häufiges Vermeiden von angstbesetzten Situationen
    b) Häufiges Fliehen aus angstbesetzten Situationen
    c) Starke Beeinträchtigung in der Lebensführung/ -qualität
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Folgen einer Angststörung

A
  1. Vermeidungsverhalten (“Angst vor der Angst”)
  2. Abnahme von Aktivitätsniveau und Aktionsradius
  3. sozialer Rückzug bis hin zur völligen Isolation
  4. Unfähigkeit, Alltagssituationen zu bewältigen
  5. Abhängigkeitserkrankungen (Alkohol, Benzodiazepine)
  6. Entwicklung depressiver Erkrankungen bis hin zur Suizidalität
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Angststörungen im Kindes- und Jugendalter (ICD-10)

A
  1. Mit Beginn in der Kindheit und Jugend (F9)
    F93: “Emotionale Störungen des Kindesalters”
    F93.0: Emotionale Störung mit Trennungsangst
    F93.1: Phobische Störung des Kindesalters
    F93.2: Störungen mit sozialer Ängstlichkeit
    F93.80: Generalisierte Angststörung
    -> müssen im K-&J-Alter angefangen haben, um diagnostiziert werden zu können
  2. weitere Angststörungen des Kindesalters werden im F4 gecodet
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Überblick Angststörungen DSM -5

A
  • > Nicht unbedingt mit Beginn im Kindes- und Jugendalter
    1. Störung mit Trennungsangst
    2. Selektiver Mutismus
    3. Spezifische Phobie
    4. Soziale Angststörung (soziale Phobie)
    5. Panikstörung
    6. Agoraphobie
    7. Generalisierte Angststörung
    8. Substanz- / Medikamenteninduzierte Angststörung
    9. Angststörung aufgrund eines anderen medizinischen Krankheitsfaktors
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Überblick Angststörungen ICD-10

A
  1. F40.0: Agoraphobie
  2. F40.1: Soziale Phobie
  3. F40.2: Spezifische (isolierte) Phobie
  4. F41.0: Panikstörung
  5. F41.1: Generalisierte Angststörung
  6. F41.2: Angst und depressive Stimmung, gemischt
  7. F42: Angststörung
  8. F43.0: Akute Belastungsreaktion
  9. F43.1: PTBS
  10. F43.2: Anpassungsstörung
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Emotionale Störung mit Trennungsangst: Zentrale Symptome und Vergabe der Diagnose

A
  1. Beginn im Kindes- & Jugendalter (F93.0)
  2. affektive/ kognitive Symptome:
    a) unangemessene Angst bei Trennung von einer Bezugsperson
    b) Anhaltende und exzessive Sorge, eine Bezugsperson zu verlieren (oder dass ihr oder dem Kind selbst etwas Schlimmes zustoßen könnte)
  3. behaviorale Symptome:
    a) Vermeidung von Trennungssituationen: Kinder weigern sich zur Schule zu gehen, alleine Zuhause zu bleiben, bei Fremden zu übernachten, Schwierigkeiten allein einzuschlafen,…
    b) großes Bedürfnis nach Austausch mit den Eltern, Brief schreiben,..
  4. Somatische Beschwerden: Übelkeit, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Erbrechen
  5. Vergabe der Diagnose: Symptome müsse vor dem 6. Lebensjahr auftreten und bereits mind. 4 Wochen andauern
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Phobische Störung des Kindesalters: zentrale Merkmale

A
  1. Beginn im Kindes- und Jugendalter (F93.1)
  2. Symptome:
    a) Anhaltende und exzessive Angst, in Anwesenheit oder Erwartung spezifischer Objekte oder Situationen
    b) Exposition führt zu unmittelbarer Angst
    c) Phobische Situationen werden vermieden oder unter intensiver Angst ertragen
    d) Starke Beeinträchtigung des täglichen Lebens
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Typische Phobien des Kindesalters

A
  1. Plötzliche, laute Geräusche
  2. Gewitter/unwetter
  3. Dunkelheit
  4. Monster unterm bett/ Phantasiefiguren
  5. Fremde, „Komische/merkwürdig“ aussehende Personen
  6. Andere große Kinder/ Jugendliche
  7. Tiere
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Generalisierte Angststörung des Kindesalters (F93.80) - Hauptmerkmal & weitere Symptome

A
  1. Hauptmerkmal: Ängstliche Erwartung, die über einen langen Zeitraum (ICD-10: 6 Monate und mind. an der Hälfte der Tage) gegenwärtig ist und die Ängste beziehen sich auf mehrere Ereignisse (ICD-10: in mind. zwei Situationen)
  2. Kontrollverlust: ein psychologisch wichtiges Konstrukt ist, dass die Kinder das Gefühl haben, ihre Sorgen nur schwer kontrollieren zu können
  3. Sorgen sind mit Symptomen assoziiert:
    a) Ruhelosigkeit und Nervosität -> Kinder wirken oft ängstlich-gehemmt, wenig selbstbewusst
    b) Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten
    c) Reizbarkeit; Muskelverspannung, Schlafstörungen
    d) Meist starkes Bedürfnis nach Rückmeldung bzw. Rückversicherung
    e) Seltener primäre Klagen über vegetative Symptome (findet man bei Erwachsenen oft, z.B.: Muskelverspannungen)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Generalisierte Angststörung des Kindesalters (F93.80): Diagnostische Kriterien nach ICD-10

A

(1) Ängste müssen vielfältig sein (mind. in zwei Situationen)
(2) es darf sich nicht um abgrenzbare Episoden von Angst handeln wie bei der Phobische Störung oder spezifischer Phobie
(3) Ängste müssen 6 Monate an mind. der Hälfte der Tage auftreten

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Entwicklungsaspekte von Zwangshandlungen

A
  1. Wichtig: Im Kindesalter treten leichte Rituale und Aberglaube als Teil der normalen Entwicklung auf (treten zeitlich begrenzt auf, dominieren nicht das Verhalten des Kindes, nicht als fremdartig und inkongruent erlebt)
  2. Zwangssymptome scheinen bei Kidnern stärker als andere psychische Beschwerden überwiegend auf den häusliche-familiären Bereich ausgerichtet zu sein
  3. Zwangsgedanken mit sexuellen Inhalten finden sich häufiger in der Adoleszenz
  4. Beginn oft in einer Phase, in der Magisches Denken häufig ist
    - > Denkstil macht Kinder anfälliger dafür, allerdings durchlaufen alle diese Phase, aber nur wenige entwickeln eine Zwangsstörung
  5. Bestimmte entwicklungsphasenunabhängige kognitive Prozesse fördern ebenfalls die Entstehung:
    a) Fokussierung auf potentielle Gefahren
    b) Überzeugung eigener Verantwortung für potenzielle Unglücke
    c) Versuche, Zwangsgedanken zu unterdrücken (Rebound-Effekt: wenn man versucht nicht an etwas zu denken, dann denkt man erst recht daran)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Bei welche psychischen Störungen treten noch Zwangssymptome auf?

A
  1. Geistige Behinderungen: Stereotypien mit einfachen motorischen Abläufen, Autostimulation und -mutilation (Zwänge dienen dem Spannungsabbau + Angstreduktion)
  2. Autismus: Zwanghafte Rituale sind in formaler Hinsicht einfacher und nicht vom ich-fremden Gefühlen des Ausgeliefertseins begleitet
  3. Organische Psychosyndrome (z.B.: Enzephalitis): Symptome haben nicht die typische angstreduzierende Funktion
  4. Anorexie: Zwänge immer im Dienst der Essstörung, werden nicht als unsinnig erlebt
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

PTBS

A
  1. Mit Beginn im jeden Alter (F4)
  2. Folge auf das Erleben außergewöhnlicher Bedrohungen
    a) Das Kind kann selbst bedroht worden sein oder als Folge stellvertretender Erlebnisse
    b) Typisch sind z.B. Naturkatastrophen, Krieg, Unfälle, Folterung, sexuelle oder körperliche Misshandlung
  3. Erinnerungen an das Trauma:
    a) Gegen den Willen im Wachzustand (Intrusionen, seltener Flashbacks) oder im Schlaf (Albträume)
    b) Wiederholtes nachspielen der traumatischen Situation
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
17
Q

Kinder und Jugendliche mit PTBS

A
  1. Mehr als ¼ der Kinder erlebt ein signifikantes traumatisches Ereignis bevor es erwachsen wird:
    a) Missbrauch
    b) Häusliche oder schulische Gewalt
    c) Unfälle
    d) Flüchtlingstrauma
    e) Tod eines Angehörigen
  2. Bei Kindern sind Symptome z.T. schwer zu erkennen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
18
Q

Kriterien F43.1 PTBS ICD-10

A

A: Die Betroffenen sind einem kurz oder lang anhaltenden Ereignis oder Geschehen von außergewöhnlicher Bedrohung oder mit katastrophalem Ausmaß ausgesetzt, das nahezu bei jedem tiefgreifende Verzweiflung auslösen würde

B: Anhaltende Erinnerungen oder Wiedererleben der Belastung durch aufdringliche Nachhallerinnerungen (Flashbacks), lebendige Erinnerungen, sich wiederholende Träume oder durch innere Bedrängnis in Situationen, die der Belastung ähneln oder mit ihr Zusammenhängen

C: Umstände, die der Belastung ähneln oder mit ihr im Zusammenhang stehen, werden tatsächlich oder möglichst vermieden

D: Entweder 1. Oder 2.
1. Teilweise oder vollständige Unfähigkeit, einige wichtige Aspekte der Belastung zu erinnern

  1. Anhaltende Symptome einer erhöhten psychischen Sensitivität und Erregung (nicht vorhanden vor der Belastung) mit zwei der folgenden Merkmale:
    a) Ein- und Durchschlafstörungen
    b) Reizbarkeit oder Wutausbrüche
    c) Hypervigilanz
    d) Erhöhte Schreckhaftigkeit

E: Die Kriterien B, C und D treten innerhalb von sechs Monaten nach dem Belastungsereignis oder nach Ende einer Belastungsperiode auf (in einigen speziellen Fällen kann ein spätere Beginn berücksichtigt werden, dies sollte aber gesondert angegeben werden)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
19
Q

Symptome der PTBS bei Kindern

A
  1. Wiedererleben: wiederkehrende Erinnerungen, Flashbacks, emotionale und physiologische Reaktion bei Konfrontation, traumatische und unspezifische Alpträume, repetitives Spielen des Traumas und traumaspezifische Neuinszenierungen
  2. Vermeidung:
    a) aktiv: durch Vermeidung von Erinnerungen, Orten und Gesprächen in Verbindung mit dem Trauma
    b) passiv: durch Amnesie, Interessenverlust, emotionale Abstumpfung und Distanzierung von Menschen
  3. Übererregung/ Höhere autonome Erregung: Hypervigilanz, Reizbarkeit, Schreckhaftigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Schlafprobleme

(4. aggressive Impulse )

  • > Stärkere Orientierung an kindheitsspezifischen Symptomen bei den Klassifikationskriterien diskutiert
20
Q

PTBS Prävalenz und ihr Zusammenhang mit der Traumaexposition

A
  1. In Deutschland: ca. 1,2 % PTBS bei Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 17
  2. In Nachkriegsregionen: 25-80% Prävalenz
  3. Auch unter Asylbewerber*innen der westlichen Industrienationen stark erhöhte Prävalenzen der PTBS bei Erwachsenen (ca. 40% bei Einreise)
21
Q

Möglicher Entwicklungsverlauf von Angststörungen

A

Störungen des Kindesalters können sich zu Störungen des Erwachsenenalters entwickeln s. F. 31

22
Q

Epidemiologie

A
  1. Ängste im Allgemeinen sind häufig: Dabei kommen die ver. Angststörungen unterschiedlich häufig und zu unterschiedlichen Entwicklungspunkten vor
  2. GAS ist eher selten (1% der Kinder und Jugendlichen)
  3. Häufigkeit für PTBS wird ähnlich berichtet: hängt aber natürlich davon ab, wie häufig traumatische Erlebnisse in der jeweiligen Region sind
  4. Deutlich häufiger sind Trennungs- und soziale Ängste, spezifische Phobien (und/oder Phobische Störungen des Kindesalters) mit je ca. 3%:
    a) Soziale Phobie ist vor dem Alter von 8 Jahren sehr selten
    b) Trennungsangst und Störung mit sozialer Ängstlichkeit sind im Vorschul- und frühen Grundschulalter typisch
  5. Panikstörung oder Agoraphobie (Platzangst):
    a) meist erst ab etwa 12 Jahren (Panikanfälle können aber schon im Alter von 8 auftreten)
    b) Im Jugendalter betrifft diese Störung etwa 1-3%
23
Q

Verlauf und Prognose: Great Smoky Mountains Study (Costello et. al, 2003)

A

a) Repräsentative Stichprobe von Kindern im Alter von 9-13 Jahren bis zum Alter von 16 Jahren untersucht (Längsschnittstudie)
b) Homotypische Kontinuität: ein kind erhält im weiteren Verlauf noch dieselbe Diagnose (Findet man bei alle Diagnosen)
c) Heterotypische Kntinuität: Kind bekommt inzwischen eine andere Diagnose (Angststörung zur Depressiver Störung und umgekehrt)
d) Keine Kontinuität: keine Diagnose mehr (z.B.: spezifische Phobien)

24
Q

Verlauf und Prognose: Kurpfalzerhebung (Esser et. al., 1990, 1992, 2000)

A

a) Stabilität emotionaler Störungen im KA bei etwa 30%
b) Stabilität steigt bei Störungen, die im Jugendalter auftreten
c) Angststörungen im Kindesalter haben vermutlich einen positiveren Verlauf, auch wenn sie früh beginnen

25
Q

Verlauf und Prognose von Angststörungen

A
  1. Bisher kaum Längsschnittstudien, die bis ins Erwachsenenalter reichen
  2. Vermutlich sind Angststörungen bei den Erwachsenen häufiger, die bereits im KA eine Angststörung hatten
  3. Ängste sind wohl stabiler als ursprünglich angenommen, aber nicht so stabil wie expansive Störungen
26
Q

Verlauf und Prognose: PTBS - Wann entwickeln Kinder eine PTBS?

A
  1. Prätraumatisch: Sie bereits vorher eine psychische Erkrankung hatten
  2. Peritraumatisch:
    a) Das traumatische Erlebnis sehr schwer war
    b) zu einer deutlichen Verminderung oder dem Verlust vorhandener Ressourcen führt
    c) das Kind im starken Ausmaß Lebensgefahr wahrgenommen hat
  3. Posttramatisch:
    a)Die erste Reaktion (innerhalb von 4 Wochen) mit mehreren Symptomen einhergeht
    b) die Kinder starke Schuldkognitionen haben
    c) wenig Unterstützung vom sozialen Umfeld erhalten oder
    d) weitere belastende Lebensereignisse auftreten
27
Q

Was schützt Kinder vor der Entwicklung einer PTBS?

A
  1. Wenig innterfamiläre Gewalt
  2. Wenig Schuldkognition
  3. Wenig Rachegefühle
  4. Bessere SES (familienbezogen)
  5. Die Möglichkeit, Spiritualität zu (er-)leben
28
Q

Zusammenhang Telomere und Gewalt in der Kindheit

A
  1. Telomere werden als Marker für das biologische Alter genommen, je nachdem wie lang die sind, wird darauf geschlossen, wie der Altersprozess schon fortgeschritten ist.
  2. Es konnte ein Zusammenhang mit fortschreitenden Biologischen Alter und Gewalt in der Kindheit gefunden werden
29
Q

Emotionsregulation als Entwicklungsaufgabe

A

a) Kinder haben zunächst sehr begrenzte Fähigkeiten ihre Emotionen zu regulieren
b) eine der wichtigsten Aufgaben im Vor- und Grundschulalter ist die angemessene Bewältigung emotionaler Erregung sowie der Erwerb von Kulturtechniken
c) Einer der wichtigsten Aufgaben der Sozialisation ist die Unterstützung der Kinder im Erlernen von Emotionsregulation
d) mit zunehmenden Alter entwickeln Kind mehrere Formen der Emotionsregulation und differenzieren ihr Repertoire auch innerhalb der Kategorien aus  enorme Fortschritte sind zu beobachten

30
Q

Emotionsregulationsstörungen

A

(1) Angststörung
(2) hyperkinetische und Aufmerksamkeitsstörung
(3) oppositionelles Verhalten und Störungen des Sozialverhaltens
(5) Zwangsstörungen

31
Q

Sorgen vs. Furcht

A

I. Sorgen: diffuse oder multiple Ängste, die auf zukünftige Ereignisse bezogen sind
II. Furcht: entsteht meist in akuten Situationen

32
Q

Phobische Störung des Kindesalters: Kriterien der Diagnosevergabe nach ICD-10

A

(1) Die Ängste müssen mind. 4 Woche anhalten und darf nicht im Rahmen einer generalisierten Angststörung auftreten
(2) Die Angst muss erstmalig in der Zeit der kindlichen Entwicklung auftreten, wo diese Angst entwicklungsphasentypisch ist  Angst ist entwicklungsangemessen aber deutlich stärker ausgeprägt

33
Q

Typische Ängste: Säuglingsalter (0-1)

A
  1. Fremde Menschen
  2. Fremde Gegenstände
  3. Laute Geräusche
  4. Höhe
34
Q

Typische Ängste: frühes Kindesalter (2-4)

A
  1. Alpträume
  2. Tiere
  3. Dunkelheit
  4. Allein sein
35
Q

Typische Ängste Vorschulalter (4-6)

A
  1. Phantasiegestalten
  2. Naturereignisse
  3. Trennung
  4. Tiere
  5. Nachts allein sein
36
Q

Typische Ängste Schulalter (7-10 )

A
  1. Schule, Versagen
  2. Negative Bewertung
  3. Verletzung/ Krankheit/ Tod
  4. Medizinische Eingriffe
  5. Katastrophen (Entführung, Flutwelle, Feuer, Krieg)
37
Q

spezifische Phobie vs. phobische Störung des Kindesalters

A

wird eine Ausgeprägte Furcht in einer Phase ausgebildet in der die Art der Furcht (z.B.: Angst im Dunkeln) nicht mehr entwicklungstypisch ist, würde man die Störung eher als Spezifische Phobie konzeptualisieren –> um die Phobische Störung des Kindesalters zu Diagnostizieren muss man also wissen, welche Ängste in welchem Alter typisch sind

38
Q

Störung mit sozialer Ängstlichkeit: Symptome

A
  1. Mit Beginn im Kindes- und Jugendalters (F93.2)
  2. Symptome
    a) Fremdeln: viele Kinder erleben eine gewisse Unsicherheit, wenn sie fremden Menschen begegnen und innerhalb des ersten Lebensjahrs ist die Fremdeangst oder das Fremdeln eine entwicklungsangemessene Periode, in der Kleinkinder mitunter deutliche Furchtreaktionen vor fremden Personen zeigen
    b) Soziale Ängstlichkeit: anhaltende Ängstlichkeit in sozialen Situationen, Kinder sind gehemmt, befangen und oft übertreiben sorgenvoll. Äußern große Unsicherheit und Verlegenheit darüber, ob ihr Verhalten angemessen ist
39
Q

Störung mit sozialer Ängstlichkeit: Voraussetzungen für die Diagnose + Unterschiede zur sozialen Phobie

A

(1) Das Übliche Maß an Angst vor fremden Personen wird deutlich überschritten und führt zu einer sichtbaren Beeinträchtigung des Kindes in der sozialen Interaktion
(2) Unterschied zu sozialer Phobie:
i. Störung mit sozialer Ängstlichkeit muss vor dem 6. Lebensjahr auftreten
ii. Die ist durch eine ausgeprägte Angst vor fremden Personen gekennzeichnet und es liegt keine generelle Beeinträchtigung der Bindung vor. Betroffene Kinder sollten also eine normale Bindung an die primären Bezugspersonen haben

40
Q

Symptome der PTBS bei Kinder nach Steil & Ronser 2009

A

(1) Intrusionen: Erinnerungen an das Trauma, die sich gegen den Willen im Wach oder im Schlafzustand (Albträume) immer wieder aufdrängen
(2) emotionale Taubheit
(3) autonome Übererregung

41
Q

PTBS im Kindesalter im DSM-5

A

(1) Die diagnostischen Kriterien gelten ab dem 6. Lebensjahr
(2) Subtyp der PTBS für das Vorschulalter -> kognitive Symptome finden weniger Berücksichtigung und tatsächliches Verhalten steht im Mittelpunkt. Aufgrund der altersabhängigen Phänomenologie gibt es Hinweise, dass dieser Subtyp erforderlich ist

42
Q

Komplexe Entwiclungsbezogene Traumastörung – eine neue Diagnose?

A

I. Kritik an der PTBS im Kindesalter, da diese meist einige einzigartige Merkmale besitzt, die sich in einer traditionellen PTBS-Diagnose nicht ausreichend wiederspiegeln:

(1) viel Kinder sind meist chronisch traumatisierenden Bedingungen ausgesetzt und/ oder erleben Traumata wiederholt
(2) Meist in dabei Personen involviert, zu denen die Kinder wichtige Beziehungen aufgenommen haben (z.B.: bei häuslicher Gewalt oder sexueller Misshandlung; interpersonelles Trauma)
(3) unter diesen Bedingungen (früh einsetzend und langanhaltend) können dauerhafte neurobiologische Veränderungen des Gehirns führen
(4) es kommt zu einer geminderten Affekt- und Impulsregulation sowie das veränderte Beziehungsverhalten auch veränderte Aufmerksamkeits- und Bewusstseinszustände (z.B.: dissoziative Episoden) werden bei diesen Störungen in den Blick genommen

–> Die Diagnose der Komplexen PTBS soll erstmals in das ICD-11 aufgenommen werden (erste klinische Studien sprechen für die Einführung)

–> Die Kategorie ist also primär für Personen, die (wiederholt) interpersonelle Traumata (man made Trauma) erlebt haben und als Folge davon eine dysfunktional Emotionsregulation entwickeln

43
Q

Epidemiologie PTBS Kinder

A

I. Hängt per Definition von der Häufigkeit traumatischer Erlebnisse ab -> je mehr Möglichkeiten zur Exposition mit einem traumatischen Ereignis besteht, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit eine PTBS zu entwickeln, aber es gibt auch viele Kinder die traumatischen Ereignissen ausgesetzt sind und keine PTBS (oder eine andere psychische Störung) entwickeln  jedoch wird diese Gruppe immer kleiner, je lang anhaltender die traumatischen Erfahrungen sind

44
Q

Fakts zu Ängsten bei Kindern

A
  1. Ängste kommen häufiger bei Mädchen vor: unterschied sind erst im Jugendalter deutlich
  2. Ängste kommen selten allein: ca. 60% der Kinder haben mind. eine weitere Angststörung & mind. ein Drittel der Fälle eine zusätzliche depressive Störung, das gleichzeitige Auftreten von oppositionellen oder hyperaktiven Verhaltensweisen ist vergleichsweise selten (<20%)
45
Q

Common-trunk-Hypothese

A

ein gemeinsamer Entwicklungspfad für Ängste und Depressionen?:
I. Common-trunk-Hypothese: Möglicherweise beruhen beide Störungstypen auf derselben Basis
II. Ähnlicher Entwicklungspfad: Kinder, die von Angststörungen bzw. Depressionen betroffen sind, erleben mehr negative Emotionen, haben mehr Schwierigkeiten diese erfolgreich zu regulieren und für beide sind aversive Erfahrungen in der Vorgeschichte typisch
III. Angst könnte depressiven Störungen vorausgehen:  Assoziation über die Zeit oder die Komorbidität könnte dadurch auftreten, dass trotz distinkter Phänomene jedes einzelne nach Auftreten die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung des anderen erhöht
IV. epidemiologische Studien zeigen, dass in mehr als 70% der Fälle die Angststörung der depressiven Störung zeitlich vorrausgeht

46
Q

Psychosoziale Belastung bei Ängsten

A

a) Für das Kind selbst:
I. ähnlich belastend wie bei externalisierenden Störungen
II. sind häufig lange unentdeckt
III. schränken den Bewegungsraum der Kinder ein
b) für die Eltern
I. besonders Trennungsangst
II. wird umso belastender, je weniger der gefürchteten Situation entflohen werden kann oder je größer der Aufwand der Vermeidung wird
III. Belastung für das Umfeld jedoch vermutlich geringer als bei externalisierenden Störungen

47
Q

Präventions- und Interventiosnmöglichkeiten

A

a) es gibt universelle (für alle Kinder) oder indizierte (für Kinder, die bereits ein Risiko tragen oder erste Ängste/ depressive Beschwerden aufweisen)
b) Programme: FRIENDS für Kinder oder Gesundheit und Potimismus (GO!) für Jugendliche