Sitzung 7: Entwicklungspsychopathologie Flashcards

1
Q

Welche Lebensphasen werden definiert?

A
  1. Säuglingsalter
  2. Kindesalter
  3. Jugendalter
  4. Junges Erwachsenenalter
  5. Mittleres Erwachsenenalter
  6. höheres Erwachsenenalter
    - > jede Lebensphase bietet Entwicklungschancen und -Risiken, die - je nach Bewältigung - ein günstiges oder ungünstiges Entwicklungsergebnis nach sich ziehen kann
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Entwicklungspathologie: Definition

A
  1. Die Entwicklungspathologie soll durch ihren besodneren Fokus das Zusammenspiel von:
    a) biologischen
    b) Psychologischen
    c) sozial-kontextuellen Aspekten
    der normalen und abnormalen Entwicklung über die Lebensspanne beleuchten
  2. Sie beschreibt also die Entstehung und Ursachen von abweichenden Verhalten und Erleben in der Entwicklung
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Zentrale Eigenschaften der Entwicklungspsychopathologie

A
  1. Erforschung von Risiko- und Schutzfaktoren (in Längsschnittstudien): Risk factors, protectiv favtors, resilience
  2. Einfluss des Kontexts auf die (ab-)normale Entwicklung: Makro-, Exo-, Meso- und Mikro-Systeme
  3. Zusammenspiel von Normalität und Psychopathologie: fließende Grenzen, quantitative vs. qualitative Unterschiede
  4. Developmental Pathways: Äquifinalität und Multifinalität
  5. Prävention und Intervention/Therapie
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Zentrale Eigenschaften der Psychopathologie: 1. Risikofaktor

A
  1. Definition: Einflussfaktoren (binärer Faktor [Exposition, Merkmal] , die die Auftretenswahrscheinlichkeit einer psychischen Störung erhöhen
  2. Bedingungen für die Klassifikation als Risikofaktor:
    a) das zeitlich Auftreten des Faktors vor dem Auftreten des interessierenden Ereignisses (z.B.: Entwicklung einer psychischen Störung)
    b) wenn er Auftritt mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für das Auftreten des Ereignisses einhergeht, d.h. der Faktor hängt mit der Störung zusammen (Achtung: reicht alleine als Merkmal nicht aus –> Kausalitätsrichtung unklar!)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Zentrale Eigenschaften der Psychopathologie: 2. Schutzfaktoren

A
  1. Werden eingesetzt, wenn (Entwicklungs)Anforderungen und Ressourcen diskrepant sind -> kann erst wirken, wenn eine Entwicklungsanforderung auftritt
  2. dienen der Vorbeugung und Vermeidung von “Fehlentwicklungen”
  3. wirken interaktiv als Puffer
  4. können die Wirkung von Risikofaktoren neutralisieren
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Ressourcen: Definition und Arten

A
  1. Definition: zentrale aktuell verfügbare Entwicklungspotenziale
  2. Arten:
    a) Individualressourcen: genetische und biologische Prädispositionen z.B.: Intelligenz, Emotionsregulationskompetenz
    b) Umfeldressourcen: Familie, soziökonomische Faktoren, Bildungs- und Freizeiteinrichtungen
    z. B.: warmherzige Familie, eine gute Schule, Anschluss in einer Jugendgruppe
  3. Weitere Ressourcen: Entwicklungspotenziale, die nicht mehr oder erst zukünftig verfügbar oder aktuell gebunden sind:
    a) nicht mehr vorhanden: Verschwinden eines günstigen Umgebeungsfaktors z.B.: das Verlieren einer Bezugsperson nach einer Trennung
    b) zukünftig verfügbar: z.B.: Genetische Disposition fpr das Erlernen von schulrelevanten Kenntnissen erst ab Eintritt in die Schule nutzbar
    c) aktuell gebunden: Leistungsmotive, die an aktuelle Krisensituation gebunden sind, können nicht anderweitig eingesetzt werden
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Kompensationsfaktoren: Definition

A
  1. Sind durch nicht bewältigte Anforderungen Fehlentwicklungen entstanden, werden kompensatorische Faktoren eingesetzt:
    a) sie wirken bereits aufgetretenen Fehlentwicklungen entgegen z.B.: Die gute Beziehung zu einem Lehrer kann Schulleistungsabfällen nach einer Trennung entgegenwirken
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Resilienz: Definition

A
  1. Die Kapazität eines Kindes, interne Anspannung zu regulieren und in der Umwelt (aktiv) nach Unterstützung zu suchen und diese zu akzeptieren. Prozess positiver Anpassung angesichts bedeutender Belastungen. Resiliente Kinder und Jugendlichen gelingt es, aversive Bedingungen, Ereignisse und Erfahrungen erfolgreich zu bewältigen und sie unbeschadet zu überstehen
  2. beinhaltet zwei essentielle Faktoren:
    a) eine ernsthafte Bedrohung für die Entwicklung des Kindes muss vorhanden sein -> Risikofaktor
    b) eine positive Entwicklung wird (trotzdem) erreicht

-> Resilienz ist zeitlich instabil, situationsspezifisch und multidimensional (in der einen Dimension ist man resilient und in der anderen nicht)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Ressource vs. Schutzfaktoren

A
  1. Vom Schutzfaktor abzugrenzen sind allgemein förderliche Faktoren (Ressourcen) , die auch dann mit förderlichen Wirkungen verbunden sind, wenn kein spezifisches Entwicklungsrisiko vorliegt

–> Wann oder was zu einem Schutzfaktor wird hängt davon ab, wie vielen und welchen Risiken man ausgesetzt ist, eine Ressource hat man immer, ist das stabilere Konzept was auch schon ohne Risikofaktor greift

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Wichtige Längsschnittstunden in der Entwicklungspsychopathologie

A
  1. Kauai- Studie (Hawaii)
  2. Children in Community Studie (USA)
  3. Britische Kohorten-Studie 1-4
  4. Dunedin-Stuide (NZ)
  5. Christchurch Health & Developemnt Study (NZ)
  6. Pttsburg Youth Study (USA)
    Mannheimer Risikokinderstudie (BRD)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Die Dunedin-Studie

A

als Beispiel für eine markante entwicklungspsychopathologische Längsschnittstudie

  1. Multidisziplinäre Langzeitstudie der Abteilung für Präventiv- und Sozialmedizin der Uni von Otago Neuseeland
  2. Rund 1000 junge Erwachsene werden regelmäßig auf ihre psychische. soziale und gesundheitliche Entwicklung hin untersucht
  3. Ausgewählt wurden Kinder, die zw. April 1972 und März 1973 in der Stadt Dunedin geboren wurden
  4. Gut 97% der ausgesuchten Kinder kommen heute in den mittlerweile in mehrjährigen Abständen stattfindenden Untersuchungen
  5. Dazu gehören psychologische Erhebungsmethoden wie Tests, Interviews und Fragebögen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Studie Moffitt et. al.: 2011: Die Bedeutsamkeit von Selbstkontrolle für das weitere Leben

A
1. Design der Studie: 
Inzwischen bei über 40 Jahren 
2. Ein Beispielergebnis: 
Kindliche Selbstkontrolle sagt signifikant: 
a) die Gesundheit 
b) den sozioökonomischen Status
c) das Einkommen 
d) die Kriminalität 
im Erwachsenenalter (32 J.) voraus 
 -> je höher die Kindliche Selbstkontrolle, desto besser sind diese Faktoren im Erwachsenenalter 
s. F. 14
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Identifizierte Risikofaktoren: 1. organische einschließlich biologische Faktoren

A
  1. Prä- und perinatale Risiken (Geburtskomplikationen, niedriges Geburtsgewicht)
  2. Alkohol, Drogen, Nikotin während der Schwangerschaft
  3. Genetik/Temperament
  4. Geschlecht
  5. Lernbedingungen / Wahrnehmungsstörungen
  6. Unzureichende Impulskontrolle, Emotionsregulation
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Identifizierte Risikofaktoren: 2. Familiäre Faktoren

A
  1. Eltern-Kind Faktoren:
    a) Mangel an liebevoller Zuwendung und Bindung
    b) inkonsistentes Erziehungsverhalten
    c) harte Bestrafungen (z.B.: körperliche Gewalt)
  2. Individuelle/ Partnerschaftliche Faktoren:
    a) Depression der Mutter
    b) Konflikte zw. den Eltern
    c) Kriminalität der Eltern
    d) hoher familiärer Stress
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Identifizierte Risikofaktoren: 3. soziale Faktoren

A
  1. Mangel an sozialer, finanzieller Unterstützung
  2. Arbeitslosigkeit, beengte Wohnverhältnisse
  3. niedriger sozio-ökonomischer Status
  4. Migration
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Das Ausmaß adoleszenter Verhaltensprobleme in Abhängigkeit von der Anzahl der Risikofaktoren

A

s. F. 18

positive Korrelation zw. Anzahl der Risikofaktoren und problematischen Verhaltensweisen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
17
Q

Einfluss des Kontexts auf die (ab-)normale Entwicklung - 2. zentrale Eigenschaft

A
  1. Mikroebene: Enges Soziales Umfeld
  2. Exosystem: Arbeitsstelle
  3. Mesosystem: weites Umfeld / Kontext in dem Man lebt
  4. Makrosystem: Rahmenbedingungen wie: Schuleintritt, Migration, Geburt,..
    s. F. 22
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
18
Q

Zusammenspiel von Normalität und Psychopathologie - zentrale Eigenschafts 3. - Gesundheit und Krankheit ver. Auffassungen

A
  1. Kontinuum von Gesundheit und Krankheit (fließende Übergange, Gesundheit ist nicht nur Abwesenheit von Krankheit)
  2. Gesundheit und Krankheit sind zwei unabhängige Dimensionen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
19
Q

Gesundheit gemäß WHO und Kritik

A
  1. Zustand vollkommenden körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefinden
  2. Nicht allein das Fehlen von Krankheit/Gebrechen
  3. Probleme:
    a) WHO setzt Ziel in einem unerreichbaren Zustand und diskriminiert den Zustand der Krankheit, der zu den menschlichen Grunderfahrungen gehört
    b) aus Krankheit können adaptive Fähigkeiten entwickelt werden
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
20
Q

Das Konzept der Entwicklungsaufgaben (Havighurst, 1948)

A
  1. für einzelne Entwicklungsabschnitte gibt es alterstypische Entwicklungsaufgaben
  2. Bewältigung dieser Entwicklungsaufgaben stellen Entwicklungsziele dar
  3. daraus ergeben sich neue Entwicklungschancen
  4. sensible Entwicklungsabschnitte
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
21
Q

Entwicklungsaufgaben (EA) und mögliche Störungen (MS) - Frühe Kindheit (0-6J.)

A
  1. EA: biologische Regulation
    MS: Schrei-, Schlaf- und Fütterungsprobleme
  2. EA: effektives Bindungsverhalten (attachment)
    MS: Anpassungsstörung
  3. EA: dyadische Interaktion
    MS: Kommunikationsstörung (Autismus)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
22
Q

Entwicklungsaufgaben (EA) und mögliche Störungen (MS)

Adoleszenz (12-18 J.)

A
  1. EA: Aufbau neuer und reifer Beziehungen
    MS: schizoides Verhalten
  2. EA: Übernahme der Geschlechtersolle
    MS: sexuelle Reifungskrise
  3. EA: Akzetieren der eigenen Person/ körperlichen Erscheinung
    MS: Selbstwertproblematik/ Essstörung
  4. EA: Selbstwertgefühl, sozialer Vergleich
    MS: Depression
  5. EA: Vorbereitung auf Ehe/ Familie / Beruf
    MS: Suizid(versuch)
  6. EA: Zeit- und Zukunftsperspektive
    MA: delinquentes Verhalten
  7. EA: Aufbau eines Wertsystems und ethischen Bewusstseins als Richtungsschnur für eigenes Verhalten
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
23
Q

Prinzipien der Entwicklungspsychologie

A
  1. Äquifinalität: Ver. Risikofaktoren führen zu ein & demselben Ergebnis
  2. Multifinalität: Ein und derselbe Risikofaktor führt zu unterschiedlichen Störungen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
24
Q

Entwicklungspsychopathologie: Biopsychosozialer Forschungsansatz

A

I. Gegenstand der Entwicklungspsychopathologie: ist das Beschreiben, Erklären und Vorhersagen von psychischen Störungen ebenso wie die Identifikation von Bedingungen, die das Risiko von Fehlentwicklungen reduzieren

II. biopsychosozialer Forschungsansatz: bedeutet ein interdisziplinärer Ansatz, der neben entwicklungspsychologischen Perspektiven auch klinisch-psychologische, biologisch-medizinische, soziologische und kulturvergleichende Perspektiven integriert  Vermeidung einseitiger Erklärungsmodelle

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
25
Q

Potenzielle Definitionskriterien für eine psychische Störung im kindes- und Jugendalter

A

I. Abweichung von der Entwicklungsnorm (statistischen Norm): Stellt kein hinreichendes Merkmal da (z.B.: Hochbegabung weicht auch von der Norm ab, ist aber keine psychische Störung)

II. Subjektiver Leidensdruck: Auch kein hinreichendes Kriterium, da junge Kinder ihren Leidensdruck evtl. nicht ausdrücken können oder die Umwelt ein Problem wahrnimmt, das betroffene Kind jedoch nicht

III. Gefährdung von Personen: der eigenen oder anderer Personen -> kann jedoch nur bei einigen weniger Störungen als Abgrenzungskriterium gelten

-> Keines der Kriterien kann für sich genommen kann ausreichen, um eine psychische Störung im Kindesalter zu definieren

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
26
Q

Definition: psychische Störung des Kindes- und Jugendalters

A

I. Eine psychische Störung im Kindes- und Jugendalter ist dadurch charakterisiert, dass sie das betroffene Kind bzw. den Jugendlichen darin beeinträchtigt, seine alterstypischen Entwicklungsaufgaben erfolgreich zu bewältigen

II. Nachgeordnetheit der oben genannten Kriterien: Eine Beeinträchtigung in der Bewältigung von alterstypischen Aufgaben kann durch die oben genannten Kriterien zu Ausdruck gebracht werden (Verletzung der statistischen Norm, subjektiver Leidensdruck Gefährdungskriterium)

III. die Definition bezieht das Alter des Kindes mit ein und dann bestimmte Dinge in einem bestimmten Alter unproblematisch in einem anderen Alter jedoch problematisch seien können (z.B.: Einnässen)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
27
Q

Verhältnis Entwicklungsaufgaben und Entwicklungsziele

A

I. Einzelne Entwicklungsabschnitte erfordern die Bewältigung von alterstypischen Entwicklungsaufgaben, die Erfolgreiche Bewältigung dieser Aufgaben stellt ein Entwicklungsziel dar. Aus dem Erreichen solcher Ziele ergeben sich neue Entwicklungschancen

II. Störungen der Entwicklung können zu einer Nicht-Erreichung eines Entwicklungsziels führen, das aus der Nicht-Bewältigung einer alterstypischen Entwicklungsaufgabe resultiert und damit sind auch zukünftige Entwicklungschancen gefährdet

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
28
Q

Modelle der Entwicklungsbewältigung: Studie von Pinquart & Pfeiffer (2018)

A

I. Wenn Jugendliche bereits psychische Auffälligkeiten hatten, dann hatten sie mehr Schwierigkeiten, die alterstypischen Entwicklungsaufgaben zu bewältigen. Und diejenigen, die die Entwicklungsaufgaben erfolgreich bewältigten, hatten später weniger psychische Auffälligkeiten

29
Q

Entwicklung psychischer Störungen im Kinder- und Jugendalter: Kennzeichen psychischer Störung und betroffene Funktionsbereiche

A
  1. Psychische Störungen gekennzeichnet durch eine Beeinträchtigung bei der Bewältigung alterstypischer Entwicklungsaufgaben sind
  2. Funktionsbereiche: wie Kognition, Emotion oder Verhalten sind betroffen
30
Q

drei Arten der Systematisierung von Risikofaktoren

A
  1. Nach Wirkungsebene:
    a) biologisch/organisch
    b) sozialen
    c) psychischen
  2. Nach Entwicklungsabschnitt:
    a) Pränatal
    b) Perinatal
    c) Postnatal
  3. Nach Wirkung im Störungsverlauf:
    a) Entstehung
    b) Aufrechterhaltung
    c) Rückfall (einer bereits remittierten Störung)
    - > s. Lernzettel Heirichs Kapitel 1-4 s. 6
31
Q

Potenzielle Risikofaktoren: Systematisierung nach Entwicklungsabschnitt: Pränatal

A

I. Genetische Defekte
II. Teratogene:
(1) schädliche äußere Einwirkungen wie Alkohol (FAS), Drogen, Rauchen (Gewichtsreduktion & verlangsamtes Wachstum & erhöhtes Risiko des plötzlichen Kindstodes), spezifische Medikamenten, Umweltgifte (Blei, Quecksilber, Pestizide), Strahlenschäden und Infektionskrankheiten (HIV) der Mutter
(2) In den ersten beiden Schwangerschaftsmonaten eher strukturelle Schäden (hinsichtlich der Ausbildung von Organen oder Extremitäten), in späteren Schwangerschaftswochen vor allem funktionelle Schäden (z.B.: Beeinträchtigung der Intelligenz)

32
Q

Potenzielle Risikofaktoren: Systematisierung nach Entwicklungsabschnitt: Perinatal

A

I. Frühgeburt: Frühgeburten mit medizinischen Komplikationen finden sich oft Spätfolgen bei den betroffenen Kindern wie Intelligenzminderung, Lernstörungen oder Verhaltensprobleme
II. Geburtskomplikationen: z.B.: Geburtsbedingte Sauerstoffunterversorgung des Gehirns

33
Q

Potenzielle Risikofaktoren: Systematisierung nach Entwicklungsabschnitt: Postnatal

A
  1. frühkindliche Bedürfnisregulation
  2. Bindung zur Bezugsperson
  3. Elternliches Erziehungsverhalten
  4. Sozialisation durch die Gleichaltrigengruppe
  5. kulturelle Einflussfaktoren
34
Q

Potenzielle Risikofaktoren: Systematisierung nach Entwicklungsabschnitt: 1. frühkindliche Bedürfnisregulation

A

(1) Anpassung innere und äußere Rhythmik: Ernährung sowie die Entwicklung der Schlaf-Wach-Regulation (innere Rhythmik des Kindes) an die Rhythmik der sozialen Umwelt anpassen -> gelingt das = Gut Eltern-Kind-Interaktion

(2) frühkindliches Temperament:
i. Temperament = stabile behaviorale und emotionale Verhaltensregulation, die bereits sehr früh beobachtet werden können und in hohem Maß genetisch bedingt sind
ii. Gruppen von Kleinkindern nach Thomas & Chess (1977): einfache, schwirige und „langsam auftauende“ Kinder. Problematisch sind die schwirigen Kinder, die sich scher auf neue Erfahrungen einstellen können und häufig negativ und intensiv auf Ereignisse reagieren  es zeigen sich bei dieser Gruppe stabile Anpassungsprobleme die sich später in Schulprobleme äußern können

35
Q

Potenzielle Risikofaktoren: Systematisierung nach Entwicklungsabschnitt: 2. Bindung zur Bezugsperson

A

(1) eine unsichere Bindung (ii-iv)des Kindes zu seiner Bezugsperson ist als Risikofaktor zu werten  Bindung entwickelt sich in einem Alter von etwas sechs bis acht Monaten
(2) Kompensationsmöglichkeiten können sich aus Bindungen zu anderen Personen ergeben

36
Q

Potenzielle Risikofaktoren: Systematisierung nach Entwicklungsabschnitt: 3. Elterliches Erziehungsverhalten - Funktionen der Eltern

A

(1) Funktionen von Eltern:
i. Physischer Versorgung
ii. Emotionale Versorgung
iii. Sozialisation
iv. Steuerung sozialer Kontakte
(2) Risiken können sich daraus ergeben, wenn Eltern ihre Funktionen nicht oder nur unzureichend wahrnehmen, bis zu Vernachlässigung oder Misshandlung

37
Q

Potenzielle Risikofaktoren: Systematisierung nach Entwicklungsabschnitt: 4. Sozialisation durch die Gleichaltrigengruppe

A

(1) Entwicklungsrisiken durch den Anschluss an Gruppen mit normabweichendem Verhalten
(2) Ein bereits bestehendes Entwicklungsrisiko kann durch die Wahl einer entsprechenden Gleichaltrigengruppe weiter erhöht werden

38
Q

Potenzielle Risikofaktoren: Systematisierung nach Entwicklungsabschnitt: 5. kulturelle Einflussfaktoren

A

Kulturelle Werte, Symbole oder Handlungen, die in einer bestimmten Kultur tief verankert sind und einen maladaptiven Entwicklungspfad initiieren (z.B.: Rassismus)

39
Q

Bindungsarten nach Ainsworth (1974):

A

i. sichere Bindung: wenn die Bezugsperson in konsistenter Weise die Signale ihres Kindes wahrnimmt, richtig interpretiert sowie angemessen und prompt drauf reagiert -> emotionale Sicherheit, Vertrauen in die Umwelt
ii: unsicher-vermeidende Bindung: von der Bezugsperson geht keine Zuverlässigkeit und Sicherheit aus. Ihre Anwesenheit ist für das Kind von keiner hohen emotionalen Bedeutung

iii. unsicher-ambivalente Bindung: wenig Konsistenz in der Interaktion mit einer Bezugsperson, die Bezugsperson kümmert sich zeitweise zuverlässig um die Signale des Kindes, aber es gibt auch Phasen, in denen keine Zuverlässigkeit erlebt wird -> das Kind klammert um Nähe zu erhalten
iv: desorganisierte-desorientiere Bindung: Kann (muss aber nicht) auf besonders ungünstige Interaktionserfahrungen hinweisen (z.B.: Kindesmissbrauch)

40
Q

Spezifische Risikokonstellationen: Kontinuität von Entwicklungsrisiken

A

Entwicklungsrisiken in verschiedenen Entwicklungsabschnitten sind häufig nicht unabhängig voneinander -> ein Entwicklungsrisiko in einem Lebensabschnitt kann die Wahrscheinlichkeit, dass psychische Störungen in einem späteren Lebensabschnitt entstehen, erhöhen

41
Q

Spezifische Risikokonstellationen: Kumulation von Entwicklungsrisiken

A

Auch innerhalb eines Entwicklungsabschnittes kann es zur Kumulation von Entwicklungsrisiken kommen  Studie von Rutter (1979) je mehr Risikofaktoren (RF) zusammen in einem Entwicklungsabschnitt auftreten, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer psychischen Krankheit. Das Risiko ist dabei nicht unbedingt additiv sondern kann auch multiplikativ wirken (z.B.: im kein RF = Risiko von 2%, zwei RF = 6%, vier FR= 20%) , d.h. dass die Erhöhung deutlicher wird pro RF als bei einer Addition.

42
Q

Spezifische Risikokonstellationen: kritische Lebensereignisse:

A

(1) können unabhängig (im Gegensatz zu den anderen) auftreten und die weitere Entwicklung beeinflussen (z.B.: Umzug, Scheidung, Tod oder Krankheit einer nahestehenden Person).
(2) Als besonders problematisch werden solche Ereignisse gesehen, auf die sich das Kind nicht vorbereiten kann (z.B.: plötzlicher Tod eines Elternteil vs. Umzug) die Neuanpassung gelingt dann nicht so gut und die Verunsicherung ist größer
(3) können ebenfalls vorhandene Risiko additiv oder multiplikativ verstärken

43
Q

Pränatal angelegte Schutzfaktoren

A

I. günstige genetische Konstellation: z.B.: Serotonin-Transporter-Gen (5-HTTLPR), das je nach Variante mit Optimismus und einer positiven Grundstimmung auf der einen oder Pessimismus und einer Neigung zu Depression und Ängstlichkeit auf der anderen Seite in Verbindung gebracht wird. -> Optimismus und positive Grundstimmung werden oft mit Stressresistenz in Zusammenhang gebracht (Achtung: wird aber später in Frage gestellt -> genetische Schutzfaktoren sind als nicht gesicherte Erkenntnis)

II. genetisch mitgeprägte Persönlichkeitsmerkmale: kein einzelner Genort, sondern polygene Vererbung  von (ausgeglichenes und ruhiges) Temperament und (hohe) Intelligenz, die als potenzielle Schutzfaktoren wirken, da sie vielfältige Entwicklungsrisiken ausgleichen können

44
Q

Postnatale Schutzfaktoren

A
  1. soziale Beziehungen: besonders die sichere Bindung zur unmittelbaren Bezugsperson, da sie Grundlagen legt für weitere positive kognitive und soziale Entwicklungen
  2. Erziehungsverhalten der Bezugsperson:
    Besonders ein autoritativer Erziehungsstiel kann ein Schutzfaktor sein -> Kinder sind psychosozial Angepasster, haben bessere Schulleistungen, ein positiveres Selbstkonzept und zeigen weniger Problemverhalten
  3. Soziales Umfeld:
    a) Schule: schul- und Klassenklima sowie Schulleistungen als potenzielle Schutzfaktoren -> Erhöht Chancen in Problemsituationen soziale Unterstützung zu erhalten & Schulleistung hilft bei Aufbau eines positiven Selbstbildes und Zukunftsperspektiven vermittelt, innerfamiliäres konfliktpotenzial ist bei guten Noten geringer
45
Q

Erziehungsstiel-Modell nach Baumrind (1971)

A
  1. liegen zwei Dimensionen des Erziehungsverhaltens zugrunde:
    a) Responsivität: Bezugsperson ist verständnisvoll und unterstützend im Hinblick auf die Bedürfnisse der Kinder
    b) Lenkung: die Bezugsperson setzt Regeln und Grenzen, auf deren Einhaltung sie achtete
  2. Erziehungsstile von Baumrind (1971):
    a) autoritativer: gleichermaßen responsives und lenkendes Elternverhalten
    b) autoritärer: niedrige Responsivität und hohe Lenkung
    c) permissiver: hohe Responsivität und niedrige Lenkung
    d) vernachlässigender: sowohl Responsivität als auch Lenkung sind gering ausgeprägt
46
Q

Zusammenfassung Schutzfaktoren

A

es gibt eine Reihe individueller Schutzfaktoren, die teilweise biologisch geprägt sind (wie beispielsweise Intelligenz oder Temperament). Aus der Interaktion mit der sozialen Umgebung ergeben sich weitere Schutzfaktoren (wie eine sichere Bindung oder ein positives Erziehungsumfeld). Bei den Schutzfaktoren erfolgt – ähnlich wie bei den Risikofaktoren – im Laufe der Entwicklung eine Ausdehnung vom familiären auf das weitere soziale Umfeld, indem zunehmend auch das Schulumfeld sowie die Gleichaltrigengruppe Bedeutung erlangen

47
Q

Kennzeichen von Resilienz nach Bengel et. al. (2009)

A

(1) dynamischer Anpassungs- und Entwicklungsprozess
(2) gilt als eine variable Größe
(3) ist situationsspezifisch und multidimensional

!!! Resilienz ≠ generalisierte Fähigkeit, die sich auf alle Entwicklungsrisiken bezieht

48
Q

Einflussfaktoren auf Resilienz

A

(1) bestimmte Persönlichkeitsfaktoren (z.B.: Intelligenz)
(2) das in vorherigen Lebensabschnitten aufgebaute Bewältigungspotenzial
- > Vulnerabilität und Resilienz beziehen sich auf individuelle Konstellationen, die das Risiko der Entstehung einer psychischen Störung erhöhen oder senken. Dabei spielen Persönlichkeitsvariablen, vorhandene Risiko- und Schutzfaktoren sowie das bereits aufgebaute Bewältigungspotenzial eine Rolle

49
Q

Vulnerabilität - Definition & wann ist ein Kind vulnerabel?

A
  1. Definition – Vulnerabilität: Bezieht sich auf das einzelne Individuum und seine spezifische Anfälligkeit dafür, dass Risikofaktoren wirksam werden können
  2. Wann ist ein Kind vulnerabel:
    a) hängt von der Konstellation der übrigen Risiko- und Schutzfaktoren ab -> Anfälligkeit für spezifische Risikofaktoren ist beispielsweise erhöht, wenn diese auf eine ohnehin schon ungünstige Ausgangslage treffen
    b) Bestimmung von Vulnerabilität: Ist nicht so einfach wie Risiko- und Schutzfaktoren zu bestimmen, da die individuelle Gewichtung hier eine Rolle spielt
50
Q

die Klassifikation von Schutz- und Risikofaktoren als mediierende und moderierende Variablen: Definition Mediator und Definition Moderator

A
  1. Mediator: eine Variable, die den Zusammenhang zwischen einem vorausgehenden Entwicklungszustand (Ausgangs-) und einen nachfolgenden Entwicklungsergebnis (Endzustand) kausal beeinflusst
  2. Moderator: Gibt an, unter welchen Bedingungen eine bestimmte Beziehung zwischen einem vorausgehenden Entwicklungszustand (Ausgangs-) und einem nachfolgenden Entwicklungsereignis besteht (Endzustand)
51
Q

Risiko- und Schutzfaktoren im Kontext von Mediation und Moderation: Das Mediations-Moderations-Modell

A

(1) Risikofaktoren = kausale Mediatoren auf die Entwicklung einer psychischen Störung
(2) Schutz-, individuelle Vulnerabilitäts- und Resilienzfaktoren = Moderatoren auf diese Beziehung wirken
(3) Schutzfaktoren entfalten ihre Wirkung erst in Gegenwart eines Entwicklungsrisikos
(4) allgemein förderlichen Faktoren (Ressourcen) = Mediatoren, da sie unabhängig von Risikofaktoren ursächlich positiv auf die Entwicklung wirken

(4) kausale und korrelierende Risikofaktoren: Risikofaktoren wirken nicht immer kausal im Sinne eines Mediators: die können auch nur mit bestimmten Ereignissen korrelieren (z.B.: ein Kind wächst unter ungünstigen sozialökonomischen Beidingungen auf -> erhöht die Wahrscheinlichkeit einer psychischen Störung -> der ursächliche Faktor ist jedoch mangelnde Förderbedingungen) -> kausale sind von korrelierenden Risikofaktoren zu unterschieden
s. Lernzettel Heirichs Kapitel 1-4 s. 11

52
Q

Implikationen von Äquifinalität und Multifinalität

A

Weisen darauf hin, dass es vielfach keine eindeutige Beziehung zwischen Entwicklungswegen und -ergebnissen gibt. Daraus folgt zugleich, dass es im individuellen Fall von großer Bedeutung ist, den individuellen Entwicklungsverlauf zu rekonstruieren. Erst durch eine umfassende Anamnese lassen sich Rückschlüsse darüber gewinnen, wie es zu einer spezifischen psychischen Störung gekommen ist

53
Q

Integrative Modelle & Entwicklunspfadmodelle : Welche gibt es

A
  1. Entwicklungsaufgaben-Modell
  2. Transaktionale Stresstheorie (Lazarus et. al.)
  3. Modelle mit Betonung einzelner psychischer Funktionen bei der Störungsgenese (Tripartite-Modell von Morris et. al.)
  4. Entwicklungspfadmodelle:
    a) Entwicklungspfadmodell zum aggressiv-dissozialen Verhalten (Patterson et. al. 2000)
    b) REAL Modell von Dadds & Frick (2019)
54
Q

Integrative Modelle: 1. Entwicklungsaufgaben-Modell: Grundannahmen + Arten von Entwicklungsaufgaben

A

–> beschäftigt sich mit der Frage, warum Entwicklungsrisiken zu ungünstigen Entwicklungsergebnissen führen

  1. Entwicklungsaufgaben: Kinder und Jugendliche werden im Laufe der Entwicklung mit ver. Entwicklungsaufgaben konfrontiert
  2. angemessene Bewältigung: diese Entwicklungsaufgaben müssen in angemessener Weise bewältigt werden
  3. Bewältigungsmechanismen: Nachfolgende Aufgaben können leichter bewältigt werden, wenn frühere Aufgaben erfolgreich bewältigt wurden, da Bewältigungsmechanismen aufgebaut werden, auf die zurückgegriffen werden kann
  4. Arten von Entwicklungsaufgaben:
    a) normative Entwicklungsaufgaben: stellen sich jedem Kind und Jugendlichen (z.B.: der Aufbau von sozialen Beziehungen zu Gleichaltrigen). Häufig ergeben sich aufgrund biologischer Reifeprozesse oder sozialer Erwartungen bestimmte Zeiträume, an die normative Entwicklungsaufgaben gebunden sind
    b) individuelle Entwicklungsaufgaben: hängen von individuellen Lebensumständen ab, sowie kritische Lebensereignisse oder alltägliche Anforderungen
55
Q

Integrative Modelle: 1. Entwicklungsaufgaben-Model - Entstehung von Entwicklungsrisiken

A

–> durch die unangemessene Bewältigung von Entwicklungsaufgaben

  1. Entwicklungsrisiken als Entwicklungsaufgaben: viele Entwicklungsrisiken können auch als Entwicklungsaufgaben interpretiert werden
  2. Unzureichende Bewältigungsressourcen: Im Entwicklungsaufgaben-Modell werden Fehlentwicklungen auf unzureichende Bewältigungsressourcen zurückgeführt. Probleme entstehen dann, wenn sich Entwicklungsaufgaben stellen, die sich mit den vorhandenen Bewältigungsressourcen nicht adäquat lösen lassen
  3. ungünstige Entwicklungssequenzen: da die Folgen der unzureichenden Bewältigung auch dem Umgang mit nachfolgenden Entwicklungsaufgaben beeinträchtigen können kann es zu ungünstigen Entwicklungssequenzen kommen
  4. Psychische Störung: so können Entwicklungspfade eingeschlagen werden, die langfristig in einer psychischen Störung münden
  5. Zu beachten ist, dass psychische Beschwerden, die bereits vorhanden sich, das Bewältigen einer normativen Entwicklungsaufgabe im Jugendalter erschweren -> psychische Auffälligkeiten sind selbst ein Risikofaktor
56
Q

Integrative Modelle: 1. Entwicklungsaufgaben-Modell: Studie von Pinquart & Pfeiffer 2018

A

(1) Entwicklungsaufgaben des Jugendalters (die Aufnahme einer romanischen Beziehung bzw. sexueller Aktivität) bei erfolgreicher Bewältigung eher ungünstige Auswirkungen hatte, da sie zu mehr darauffolgenden psychischen Auffälligkeiten beitrugen -> mögliche belastende Erfahrungen, die mit dieser Entwicklungsaufgabe verbunden sind und manchmal werden sie aufgenommen, bevor sie normativ sind

(2) Entwicklungsaufgabe der vermehrten Autonomieentwicklung: wichtig zwischen funktioneller und emotionaler Autonomie zu unterschieden, da eine emotionale Autonomie von den Eltern eher zu psychischen Auffälligkeiten führte

57
Q

Integrative Modelle: 1. Entwicklungsaufgaben-Modell: Arten von Bewältigungsressourcen

A
  1. Soziale Ressourcen
  2. Personale Ressourcen
    - > Wie gut Entwicklungsaufgaben bewältigt werden hängt von den vorhandenen personalen und sozialen Ressourcen ab
58
Q

Integrative Modelle: Entwicklungsaufgaben-Modell: Arten von Bewältigungsressourcen: 1. soziale Ressourcen

A

(1) Definition: Werden von der sozialen Umgebung der Kinder und Jugendlichen bereitgestellt

(2) . Unterstützung durch soziale Ressourcen: beispielsweise entwickelt sich die Bedürfnisregulation von einem interpsychischen und einem intrapsychischen Prozess, bei dem der Säugling erst Unterstützung von außen braucht, mit der Zeit die Regulation aber selber übernimmt

(3) Instrumentelle und emotionale Unterstützung:
a) Instrumentelle Unterstützung: soziale Unterstützung, die auf ein Problem ausgereichtet ist und dem Kind Unterstützung bei dem Problemlösung bietet (z.B.: Hilfe bei dem Hausaufgaben)
b) emotionale Unterstützung: soziale Unterstützung, bei der die Hilfe beim Umgang mit den Emotionen im Vordergrund stehen, die bei dem Kind durch eine Problemsituation hervorgerufen werden (z.B.: Trost beim Tod des Haustieres)

59
Q

Integrative Modelle: Arten von Bewältigungsressourcen: 2. Personale Ressourcen

A

Personale Ressourcen:
(1) Definition: individuelle Ressourcen, die dem Kind oder Jugendlichen zur Verfügung stehen, um Entwicklungsaufgaben zu bewältigen

(2) Arten:
a) biologische Merkmale (physische Ausstattung/Gesundheitszustand)
b) psychosozial geprägte Merkmale (Einstellungs- oder Persönlichkeitsmerkmale)
c) individuelle Vulnerabilität oder Resilienz

(3) erworbene Bewältigungsstrategien: nehmen einen besonderen Stellenwert ein
a) Definition: Im Umgang mit Entwicklungsaufgaben werden Strategien geprägt, die die Bewältigung zukünftiger Aufgaben erleichtern. Mit zunehmender Erfahrung kann auf einen zunehmend großen Fundus an Bewältigungsstrategien zurückgegriffen werden
b) Arten:
o Instrumentelle (problemorientierte) Bewältigungsstrategien: Zielen auf die Lösung eines Problems ab
o Emotionale Bewältigungsstrategien: Zielen auf die Regulation der emotionalen Reaktion ab, die in einer Problemsituation ausgelöst werden (wie Angst oder Ärger)

60
Q

Integrative Modelle: Transaktionale Stresstheorie (Lazarus et. al.) : Auslöser von Stress & Formen von Stressreaktionen

A

a) Auslöser von Stress: Es kommt dann zu Stress, wenn die Anforderungen an ein Individuum seine Bewältigungsressourcen übersteigen -> es kommt zu Stressreaktionen, die sich – vor allem bei langfristigen und chronischen Stresserfahrungen – in vielfältigen Symptomen äußern können

b) Formen von Stressreaktionen:
I. Somatische Symptome (Kopf-, Bauchschmerzen oder Schlafschwierigkeiten, etc.)
II. vielfältige psychische Symptome (Ängste, Aggressionen, …)

61
Q

Integrative Modelle: Transaktionale Stresstheorie (Lazarus et. al.): Die Rolle individueller Bewertungsprozesse

A

I. Bei der Konfrontation mit einer Anforderungssituation kommt es zu zwei ver. Bewertungsprozessen:
(1) primäre Bewertung: die Bewertung der Anforderungssituation

(2) sekundäre Bewertung: anschließende Bewertung des vorhandenen Bewältigungspotenzials
Es kommt zur Stressreaktion, wenn Anforderungen erlebt werden, denen ein als unzureichend empfundenes Bewältigungspotenzial gegenüber stehen

62
Q

Integrative Modelle: Das transaktionelle Stressmodell als Kernkonzept

A

viele andere Stressmodelle lassen sich auf dieses Modell zurückführen und es kann auf viele Anwendungsbereiche angepasst werden

63
Q

Integrative Modelle: Modelle mit Betonung einzelner psychischer Funktionen bei der Störungsgenese: Tripartite-Modell von Morris et. al (2007):

A

I. psychischen Störungen liege eine Auffälligkeit in der Emotionsregulation zu Grunde, die wiederrum durch eine Reihe von potenziellen Einflussfaktoren zustande kommen

II. Einflussfaktoren: ungünstige Modellwirkung der Eltern, die Art des Erziehungsverhalten der Eltern, das Familienklima sowie spezifische Charakteristika der Eltern und der Kinder

III. Das Modell bezieht sich auf spezifischen Aspekte des Entstehens einer Entwicklungspsychopathologie und differenziert diese auf –> lässt sich mit allgemeinere Modellen integrieren (gilt auch für andere Modelle mit Betonung auf einzelne psychische Funktionen, das Tripartite-Modell wurde hier beispielhaft herangezogen)

64
Q

Integrative Modelle: Entwicklungspfadmodelle - Definition

A

beschreiben Typische Entwicklungswege, die zu einer Entwicklungspsychopathologie führen können. Es wird dabei insbesondere der Frage nachgegangen, ob sich typische Entwicklungssequenzen identifizieren lassen, die mit der Entwicklung spezifischer Störungsbilder bzw. allgemein mit der Entwicklung von Entwicklungspsychopathologien verbunden sind

65
Q

Integrative Modelle: Entwicklungspfadmodelle: Entwicklungspfadmodell zum aggressiv-dissozialen Verhalten (Patterson et. al. 2000)

A

I. spezifische Ausgangslagen: und daraus resultierende Fehlanpassungen, die auf unzureichende personale und soziale Ressourcen zurückgehen, führen das Kind auf einen Entwicklungspfad, der in einer Entwicklungspsychopathologie münden kann

II. Sensible Phasen: Über längere Zeiträume verfolgte Entwicklungspfade erhöhen dabei die Wahrscheinlichkeit eines negativen Entwicklungsausgangs, weil sich mit zunehmenden Entwicklungsfortschritt das Entwicklungspotenzial einschränkt und sich bestimmte Entwicklungsoptionen verschließen, -> Es lassen sich für bestimmte Entwicklungsphänomene bestimmte Zeitfenster (sensible Perioden) definieren (z.B.: Bindungs- und Spracherwerb)

III. Möglichkeit der Reorganisation: Es ergibt sich jedoch nicht zwangsläufig eine kontinuierliche Weiterentwicklung auf einem einmal eingeschlagenen Entwicklungspfad, da potenziell zu jedem Zeitpunkt Reorganisationen stattfinden können

IV. keine Kausalität: Die Wichtigkeit von früher Identifikation potenzieller Entwicklungsrisiken den Nutzen einer frühen Intervention sowie die Prizipien von Äquifinalität und Multifinalität werden betont -> es lässt sich nicht immer eine Beziehung zwischen einem spezifischen Entwicklungspfad und einen spezifischen Entwicklungsergebnis herstellt
s. Lernzettel Heinrichs Kapitel 1-4 s. 26

66
Q

Integrative Modelle: Entwicklungspfad-Modelle vs. vorherige Modelle

A

Während die zuvor beschriebenen Modelle auf die Entwicklungsfolgen aus spezifischen Risiko- und Ressourcenkonstellationen fokussieren, stehen bei Entwicklungspfadmodellen die Entwicklungsabfolgen im Vordergrund, die zu bestimmten Entwicklungsergebnissen führen.

67
Q

Integrative Modelle: Entwicklungspfad-Modelle: Theorieebene bzw. Theoriehierarchien

A

I. Die Entwicklungspfadmodelle haben einen globaleren Charakter als die Entwicklungsaufgaben- und Stressbewältigungskonzeptionen, die die Entwicklungspfadmodelle erklären können. Noch eine Hierarchieebene unter den Entwicklungsaufgaben- und Stressbewältigungskonzeptionen würden sich die Erklärungsmechanismen zu Emotionsregulationskompetenzen einordnen

II. Aktuell werden verstärkt transdiagnostische Modelle entwicklet, die Störungsübergreifend und störungsspezifische Prozesse verbinden, um die hauptsächlichen Störungen des Kindes- und Jugendalters zu erklären
III. zu diese Modellen gehört das REAL Modell von Dadds & Frick (2019):

68
Q

Integrative Modelle: Entwicklungspfad-Modelle: REAL Modell von Dadds & Frick (2019):

A

(1) REAL: Responsiveness Emotinal Attention and Learning
(2) Grundgedanke: legt nah, wie individuelle Unterschiede in bestimmten neurobiologischen oder psychosozialen Vulnerabilitäten dazu beitragen, psychische Gesundheit oder Krankheit über Störungsbilder hinweg zu formen

(3) Annahmen:
a) Die meisten psychischen Störungen beginnen im Kindes- und Jugendalter, viele derjenigen Störungen, für die im Kindesalter Hilfe gesucht wird haben ihren Beginn sogar vor dem Alter von zehn Jahren
b) Die meisten umgebungsbezogenen Risikofaktoren sind störungsunspezifisch, d.h. sie sind hoch relevant, aber nicht für eine bestimmte Störung in besonderem Maße, sondern eher übergreifend für viele psychische Störungen

(4) zentrale Prozesse, die störungsübergreifend zur Störungsgenese beitragen:
a) Aufmerksamkeit: wie wendet sich das Kind bestimmten Reizen selektiv zu
b) Responsivität: Wie reagiert das Kind auf bestimmte Reize
c) Lernen: Wie lernt das Kind von bestimmten Reizen

-> Das Ausmaß, in dem zum einen individuelle Differenzen und zum anderen Störungen in diesem System auftreten, makiert die psychopathologische Entwicklungsabweichung