Sitzung 9: Angststörung Teil 2 Über die Lebensspanne Flashcards

1
Q

Einzelne Angststörungen: Soziale Phobie – Fokus auf das Erwachsenenalter

A
  1. Lähmende Furcht (oder Vermeidung) entweder vor einer oder mehreren sozialen Situationen
  2. Angst, sich beschämend zu verhalten, oder peinlich oder unpassend gekleidet zu sein
  3. Angst in Folge negativ bewertet zu werden
  4. Interpretation neutraler oder mehrdeutiger sozialer Stimuli als negativ
  5. Ausgeprägtes Sicherheitsverhalten in den Situationen
  6. Betroffene erkennen, dass ihre Ängste und Befürchtungen übertrieben sind
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2
Q

Spezifische Phobie: Definition

A

Exzessive, persistente, aber unbegründete Furcht vor bestimmten Objekten oder Situationen

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3
Q

Spezifische Phobie – Subtypen nach DSM-5

A
  1. Tiere
  2. Naturgewalten: Höhe, Wasser, Gewitter
  3. Blut/Injektion/Verletzung
  4. Situationen: Öffentliche Verkehrsmittel, Fliegen, geschlossene Räume, Auto fahren, ..
  5. Andere: Ersticken, Übergeben, Erröten
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4
Q

Generalisierte Angststörung

A

-> „Sorgenkrankheit“
1. Chronische, exessive, unkontrollierbare und unvernünftige Sorgen über mehrere Lebensbereiche
2. Mind. über 6 Monate
3. Darf nicht durch eine andere psychische Störung bedingt sein (z.B.: Panikstörung oder Depression)
4. Häufig Vigilanz für potenzielle Gefahren in der Umwelt
5. Oft starkes Rückversicherungs- und Sicherheitsverhalten

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5
Q

Zwangsstörung - Charakteristika

A
  1. Unerwünschte und intrusive zwanghafte Gedanken und Vorstellungsbilder
  2. Gedanken sind repetitiv, wenig flexibel und stereotyp
  3. Oft zusammen mit (häufig ritualisierten) Zwangshandlungen, die die Gedanken neutralisieren sollen, um Unbehagen oder das Eintreten bestimmter gefürchteter Situationen abzuwenden
  4. Betroffene erkennen, dass es ihre eigenen Gedanken sind und haben Einsicht in der Übertriebenheit
  5. Demzufolge versuchen sie (zumindest am Anfang) Widerstand zu leisten
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6
Q

Beispiele für Zwangshandlungen

A
  1. Wiederholungszwang: Magisches Denken: Befürchtung, Angehörigem könnte Unglück zustoßen, wenn Tätigkeit nicht wiederholt werden oder Dinge nicht am richtigen Platz stehen
  2. Ordnungszwang: Extreme Symmetrie; Dinge müssen am richtigen Platz sein, Dinge müssen genau richtig getan werden, nach einem festgelegten Muster oder eine bestimmte Anzahl von Wiederholungen
  3. Wasch- und Putzzwänge: Oft Angst vor Krankheitserregern
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7
Q

PTBS

A
  1. Nach traumatisch erlebtem Ereignis erleben Betroffene das Ereignis in Form von intrusiven, wiederkehrenden Gedanken oder Träumen immer wieder nach
  2. Außerdem werden Reize vermieden, die an das Trauma erinnern
    a) Von Menschen intendierte (man made): Vergewaltigung, Raubüberfälle, Geiselnahmen, Folter, Krieg, Inhaftierung, Konzentrationslager, …
    b) Naturkatastrophen: (nature made): Erdbeben, Vulkanausbruch, Überschwemmungen
    c) Unfälle: Verkehrsunglück, Fährenunglücke, Flugzeugabstürze, …
    d) Sonstige (fraglich): Lebensbedrohliche Erkrankungen
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8
Q

Lebenszeitprävalenz von Angststörungen

A
  1. Panikstörung: 2% Männer, 5% Frauen
  2. Spezifische Phobie: 6,7% Männer, 15,7% Frauen
  3. Soziale Phobie: 11.1 % Männer, 15.5% Frauen
  4. GAS: 3,6% Männer, 6,6% Frauen
  5. Zwangsstörung: 2,0% Männer, 2,9% Frauen
  6. PTBS: 5% Männer, 10,4 % Frauen
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9
Q

Störungsgenese: Generationale Weitergabe

A

-> Angst ist generationsübergreifend, Angststörungen wahrscheinlicher, wenn auch ein Elternteil unter einer Angststörung leidet
1. Genetische Weitergabe:
a) Mechanismen der Übertragung bisher unbekannt
b) Genetisch evlt. Vulnerabilität für irgendeine Angststörung gegeben

  1. Psychologische Weitergabe: Eltern verhalten sich anders gegenüber dem Kind und etablieren so u.U. angstproduzierende Kognitionen, fordern das Kind wenig und sehen weniger Sinn darin, dass das Kind sich seiner Angst stellt
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10
Q

Störungsgenese: Angst ist erlernt

A
  1. Alle Menschen sind darauf eingerichtet, bestimmte Reiz-Reaktionsverbindungen zu erlernen: Nicht alle Reize haben die gleiche Wahrscheinlichkeit, mit Angstreaktionen gekoppelt zu werden („prepardeness“ = biologisch vorbereitete Risikobereitschaft)
  2. Eltern können als Modell dienen:
    a) Eltern ängstlicher Kinder üben mehr Kontrolle in der Erziehung aus: liegt das an der Ängstlichkeit des Kindes oder an der Ängstlichkeit der Eltern
    b) Es sollte sowohl auf das Ausmaß der elterlichen als auch der kindlichen Angst geachtet werden
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11
Q

Störungsgenese der Angststörung: weitere psychologische Faktoren

A
  1. kognitive Strukturen/Schemata: Kinder entwickeln durch ihre Erfahrung kognitive Schemata. Werden bei der Beurteilung neuer Ereignisse aktiviert und beeinflussen die Einschätzung
  2. Selektive Aufmerksamkeit: Bei ängstlichen Kindern zeigt sich dies z.B.: darin, dass sie selektiv auf eventuelle bedrohliche Reize achten, die nicht-ängstliche Kinder gar nicht so wahrnehmen
  3. verbale Vermittlung: Angststörungen können auch entstehen, wenn bedrohliche Informationen ausschließlich verbal vermittelt werden
  4. elterliche Faktoren: unsichere Bindung seitens der Eltern –> Einfluss auf Entstehung & Aufrechterhaltung
  5. Elterliches Erziehungsverhalten (z.B.: Selbstständigkeit des Kindes unangemessen einschränken)
  6. spezifische Situationen: Ängste können in spezifischen Situationen erlernt werden (z.B.: traumatischen Situationen)
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12
Q

Störungsgenese: Mowrers Zwei-Faktor-Theorie (1947)

A
  1. Zwei Prozesse sind nach Mowrer an der Entstehung von Ängsten beteiligt:
    a) Klassische Konditionierung: ein neutraler Reiz wird mit einem unkonditionierten Stimulus gepaart und wird so zu einem konditionierten Reiz. Dieser löst eine konditionierte Reaktion aus, die der unkonditionierten Reaktion sehr ähnlich ist
    b) Operante Konditionierung: um sich nicht mit dem gefürchteten Reiz zu konfrontieren, zeigt das Kind diverse Verhaltensweisen, um den Stimulus zu vermeiden
  2. Nach aktuellen befunden sind aber deutlich mehr Lernarten beteiligt (z.B.: soziales Lernen) und viele Faktoren beeinflussen diesen Lernprozess (z.B.: Eigenschaften des Kindes)
    s. F.17
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13
Q

Störungsgenese: Biologische Faktoren

A
  1. Bihaviorale Inhibition (Verhaltenshemmung) als wichtigstes, vermutlich genetisch bedingtes Temperamentsmerkmal:
    a) Persönliche Veranlagung des Kindes, in neuen Situationen mit großer Zurückhaltung oder Scheu zu reagieren
    b) Dadurch ist das Risiko einer Angststörung erheblich erhöht
  2. Kinder mit Angststörungen weisen außerdem i.A. ein höheres Erregungsniveau auf als Kinder ohne, jedoch ist unklar, ob das Ursache oder Folge der Störung ist
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14
Q

Angststörungen - Welche Faktoren beeinflussen die Störungsgenese?

A
  1. Generationale Faktoren
  2. Biologische Faktoren
  3. Psychologische Faktoren
  4. Lernpsychologische Faktoren
    -> Angststörungen sind multifaktoriell bedingt
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15
Q

Neurobiologisches Modell von Angststörungen

A
  1. Dysregulation des Angstnetzwerks im Gehirn
    a) Hemmung der Amygdala
    b) Ungleichgewicht in neurotransmitterhaushalt
    Serotonin
    Noradrenalin
    GABA
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16
Q

Kognitives Modell von Angststörungen (Beck, 1985)

A

-> Beck, 1985
1. „ Die Welt ist wild und gefährlich“
2. „Bestimmte Situationen sind besonders gefährlich“
3. „Andere Beobachten mich kritisch“
4. „Herzrasen ist immer ein Zeichen für eine schwere Herzerkrankung“
5. „Ich bin völlig hilflos und kann nichts machen“

17
Q

Differenzialdiagnosen bei Angststörungen

A
  1. organische Differenzialdiagnose
  2. psychische Differenzialdiagnose
18
Q

Organische Differenzialdiagnose bei Angststörungen

A
  1. Kardiovaskulär: Herzrhythmusstörungen, KHK; Myokardinfarkt
  2. Pulmonal: Asthma, COPD, Lungenembolie, Pneumothorax
  3. Zerebral: MS, Epilepsie, M. Parkinson, M. Wilson, Chorea Huntington
  4. Endokrinologisch: Hyper-/Hypothyreose, Hyperparathyreoidismus (Regulationsstörung Nebenschilddrüsen), M. Cushing, Phäochromozytom (Erkrankung Nebennierenmark)
  5. Metabolisch: Hypoglykämie, Hypokaliämie
  6. Karzinoid: Tumore des neuroendokrinen Systems

-> Wichtig: Es kann natürlich auch sein, dass jemand eine Angststörung hat und trotzdem eine somatische Erkrankung

19
Q

Psychische Differenzialdiagnose bei Angststörungen

A
  1. Schizophrene Psychosen
  2. Affektive Störungen
  3. Delir
  4. Demenz
  5. Psychische Störungen bei Substanzmissbrauch:
    a) Akute Intoxikation
    b) Entzugssymptome
    c) induzierte Psychosen
  6. Zwangsstörungen
  7. somatoforme Störungen
  8. Anpassungs- und Belastungsstörungen
20
Q

S3 Leitlinien - was ist wichtig bei den ver. Angststörungen?

A

s. F. 25 ???
Wichtig die ver. Angststörungen auseinanderzuhalten, da es für ver. Angststörungen ver. Behandlungsempfehlungen gibt

21
Q

Differenzialdiagnose: Definition

A

Abgrenzung, Differenzierung zu anderen Störungen, die aufgrund der Symptome noch in Frage kommen könnten

22
Q

Evidenzbasiertes ätiologisches Modell der sozialen Angststörung von Spence & Rapee 2016:

A

(1) intrinsische Einflüsse: genetische Faktoren, biologische Faktoren, wie neuronale Prozesse in bestimmten Hirnregionen wie der Amygdala oder dem präfrontalen Kortex, Temperament, Verhaltenshemmung Proximale Faktoren: behaviorale & kognitive

(2) extrinsische Einflüsse: Beziehungserfahrungen mit Gleichaltrigen, Einflüsse aus der Schule/Elternhaus sowie kulturelle Einflüsse)

(3) Viele der Faktoren sind nicht spezifisch für die Entstehung oder Aufrechterhaltung einer sozialen Angststörung -> genetische & biologische Faktoren

(4) Verhaltenshemmung und kulturelle Einflüsse (vor allem diese) scheinen eine spezifischen Bezug zu sozialen Angststörungen zu haben -> welche kulturellen normen im Bezug auf das ängstliche Erleben und verhalten herrschen?

(5) Risikofaktoren haben einen unterschiedlichen Einfluss zu ver. Zeitpunkten und interagieren unterschiedlich miteinander -> führt zu Äquifinalität

(6) Ein einzelner Risikofaktoren führen gleichzeitig (wie biologische oder genetische) sind mindestens angststörungsspezifisch. ein einzelner Risikofaktor kann damit an der Entwicklung ver. psychischer Auffälligkeiten beteiligt sein -> führt zu Multifinalität

(7) Transaktionalität des Geschehens: Kinder und Jugendliche nehmen selbst Einfluss auf ihre (soziale) Entwicklung und die Entwicklungserlebenisse beeinflussen die Person rückwirkend ihrerseits
s. auch Lernzettel Heinrichs Kapitel 7