21. Wärmebehandlung von Stahl Flashcards
(50 cards)
Was für Arten von Wärmebehandlung bei Stählen gibt es?
Glühverfahren (Gleichgewichtswärmebehandlung), Härten bzw. Vergüten (Ungleichgewichtsgefüge/ Martensit), Randschichtverfahren (Oberfläche)
Diagramm: Temperaturbereiche für das Glühen von Stählen
Definition Wasserstoffarmglühen
Werkstücke werden über mehrere Stunden zwischen 200 und 250 Grad gehalten. Ziel ist Beseitigung von Wasserstoff. Atomarer Wasserstoff wird durch Schweißen oder einige Beschichtungsverfahren frei und löst sich im Eisengitter (hoher Diffusionskoeffizient). Sehr schädlich, da Wasserstoff an Gitterfehlstellen zu h2 rekombiniert und dort Poren bildet –> Ausgangspunkt für Risse.
Wasserstoff verschwindet schon bei niedrigeren Temperaturen wieder aus dem Stahl (hoher Diffusionskoeffizient), so lange der Konzentrationsgradient zwischen Stahl und Ofenatmosphäre stimmt
Definition Spannungsarmglühen
Ziel: Beseitigung von Eigenspannungen, Temperaturbereich von 450 bis 600 Grad –> Fließgrenze wird deutlich abgesenkt und lokale plastische Verformungen können so innere Spannungen auf das Niveau der Warmdehngrenze bzw. Warmstreckgrenze reduzieren. Oberhalb von 650 Grad verzundert Oberfläche bei Glühung an Luft (Alternativ Schutzgas)
A1 - Temperatur wird nie überschritten
Definition Eigenspannungen
Kaltumformen, Spanen, Wärmebehandlung oder Schweißen
Eigenspannung sind Spannungen, die im Gleichgewicht stehen (ohne äußere Kräfte) –> Nutzbare Festigkeit sinkt
Höhe der Eigenspannung bestimmt durch Fließgrenze
Definition Weichglühen
Ziel: Reduzierung der Festigkeit für nachfolgenden Fertigungsschritt (spanende Bearbeitung oder Kaltumformung)
Unterscheidung zwischen 1. Weichglühung zur Rekristallisation nach Kaltverformung und
2. Weichglühung zur Beseitigung martensitischer oder bainitischer Gefügebestandteile vor der Zerspanung
Definition Weichglühung nach Kaltverformung
Wird durch Rekristallisationstemperatur bestimmt –> Bildung feinkörniger Gefüge
Für Ferristisch-Perlitische Stähle gute Ergebnisse für Temperaturen unterhalb eutektoiden Temperatur
Gründe für Härtereduktion: 1. Abzug gelöster Elemente aus ferristischer Phase reduziert Mischkristallhärte 2. Einformung der lamellenförmigen Karbide des Perlits zu Kugeln (Glühen auf kugeligen Zementit bzw. GKZ)
3. Durch lange Glühzeiten vergröbern die Karbide durch Ostwald-Reifung
Hohe Temperaturen notwendig bei austenitischen Stählen
Definition Weichglühung zur Beseitigung martensitischer oder bainitischer Gefügebestandteile
Auswahl der Zeit-Temperatur-Kombination in der Nähe der Ferrit-Perlit-Nase, die zur kürzesten Glühdauer führt (ZTU - Diagramm)
Definition Diffusionsglühen
Homogenesierung von Kristallseigerungen. Glühung bis knapp unterhalb Solidustemperatur.
Nicht anwendbar für Blockseigerungen (zu lange Zeiten: 100 bis 1000 Jahre)
Definition Normalglühung
Einstellung feinlamellarer Perlit. Glühung oberhalb der Linie GSK –> vollständige Auflösung eutektoid gebildeten Zementits. Es entsteht feines Austenitkorn, wodurch viele Keimstellen an den Austenitkorngrenzen vorhanden sind, wenn die anschließende eutektoide Umwandlung beginnt (Abkühlung).
–> wirkt insgesamt kornfeinend und zähigkeitssteigernd
Normalglühung sinnvoll für undefiniert abgekühlte unlegierte oder niedriglegierte ferristisch-perlitische Stähle
Nicht sinnvoll für höher legierte Stähle wenn sich bei der Abkühlung Martensit oder Bainit bildet
Definition Lösungsglühen
Anwendung: vorwiegend hochlegierte Stähle
Beseitigung von Ausscheidungen (unerwünschte Karbide oder intermetallische Phasen) durch Halten bei hohen Temperaturen. Abschrecken danach in Wasser verhindert erneute Ausscheidung unerwünschter Phasen
Was ist Härten?
Bildung von Martensit
Was ist Anlassen?
Glühen von gehärteten Bauteilen bei niedriger Temperatur –> Erhöhung der Zähigkeit
Mit der Wahl der Anlasstemperatur kann man völlig verschiedene Bauteile herstellen (Werkzeug, Feder oder Antriebswelle)
Definition Vergüten von Stahl
Kombination aus Härten und Anlassen
Welche Prozessparameter muss man beim Härten gezielt einstellen?
Austenitisierungstemperatur (Härtetemperatur) und Abkühlgeschwindigkeit
Voraussetzung für eine vollständige Martensitbildung
Abkühlkurve darf nicht durch die Felder der Ferrit-, Perlit- oder Bainitbildung laufen (Kontinuierliches ZTU-Diagramm)
Warum kann man nicht eine belieb kleine Abkühlgeschwindigkeit nehmen, sodass man immer zu 100% Martensit bildet
Während des Abschreckens entstehen thermische Spannungen, die Härterisse initiieren können
Welche Abkühlmedien gibt es?
Ofenabkühlung, Abkühlen bei ruhender oder bewegter Luft, Hockdruckgasabschreckung, Ölbad und Wasserbad
Was ist die Wärmebadhärtung und Zwischenstufenvergütung?
Durch Halten einer Temperatur (Mit Salzbädern) oberhalb von Ms (Martensitstarttemperatur) werden spezielle Abkühlverläufe realisiert.
Ziel ist der Abbau von thermischen Spannungen vor der Initiierung der martensitischen Umwandlung.
Die Zwischenstufenvergütung führt zu einer bainitischen Phasenumwandlung –> vorteilhafte Kombination aus Festigkeit und Zähigkeit für manche Anwendungen
Warum kühlt man bei der Umwandlung zu Martensit nicht beliebig weit runter, sodass auf jeden Fall die Martensit Finisch Temperatur erreicht ist?
Bei der Tiefkühlbehandlung können sich Risse bilden
Was bestimmt die obere Kritische Abkühlgeschwindigkeit bei der Härtung
Größe der Querschnitte, die maximal durchgehärtet werden können
Definition Aufhärtbarkeit und Einhärtbarkeit
Probe Stirnabschreckversuch nach Jominy
Härteverlauff einer Jominy Probe nach Abschrecken