Abhängigkeiten, Suchterkrankungen (04./05.01.25) Flashcards

(86 cards)

1
Q

Wie definiert Wanke Sucht?

A

Sucht ist ein unabweisbares Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand, dem die Kräfte des Verstandes untergeordnet werden.

Es verhindert die freie Entfaltung der Persönlichkeit und mindert die sozialen Chancen des Individuums.

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2
Q

Wie beschreibt Orford „die Natur der Sucht“?

A

Innerpsychischer Konflikt: das Empfinden von Verlangen oder Zwang.

Interpersoneller Konflikt: Forderung nach Konsumbegrenzung durch andere, in der Folge, Verheimlichung, Verleugnung, Bagatellisierung.

Eine ursprünglich angenehme Aktivität wird zu einer Notwendigkeit.

Ein Erleben von starkem Verlangen und verminderter Kontrolle über die Aktivität trotz unabweisbarer negativer Folgen und Unterstützung durch andere.

Die Unterscheidung zwischen Verlangen und Wille ist der Kern des Konzeptes Sucht.

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3
Q

Wie definiert das ICD-10 einen schädlichen Gebrauch (Missbrauch)?

A
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4
Q

Wie definiert das ICD-10 ein Abhängigkeitssyndrom?

A
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5
Q

Wie definiert das ICD-11 ein Abhängigkeitssydrom?

A
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6
Q

Wie definiert das ICD-11 schädliche Gebrauchmuster?

A
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7
Q

Welche ICD-11 Codes haben schädliche Gebrauchmuster?

A

6C40.1 - 6C4Z.1

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8
Q

6C40.1 - 6C4Z.1

A

ICD-11 Code: schädliches Gebrauchmuster

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9
Q

Wie definiert das ICD-11 eine Episode des schädlichen Substanzgebrauchs?

A
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10
Q

6C40.0 - 6C4Z.0

A

ICD-11 Code: Episode des schädlichen Gebrauchs

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11
Q

Wie definiert das DSM-5 eine Substanzgebrauchsstörung?

A
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12
Q

Beschreibe die traditionelle Sichtweise auf Suchtentstehung

A
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13
Q

Beschreibe das psychodynamische Modell der Stuchtentwicklung

A
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14
Q

Welche Lerntheoretischen Modelle gibt es zur Erklärung von Sucht?

A

Cue Reaktivity:
Nach angenehm erlebter Substanzwirkung wird das Konsumverhalten durch klassisch konditionierte Hinweisreize (Konsumumgebung, innere Zustände u.a.) gesteuert. Es wurde dafür der Begriff „Cue Reaktivity“ geprägt.
-> Diese bleibt oft erhalten, wenn sich die instrumentelle Verhaltensverstärkung abschwächt oder ausbleibt. Sie spielt daher eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung von Abhängigkeit

Sensitivierung:
Fokussierung der Aufmerksamkeit sowie sensiblere und stärkere Reaktion auf suchtmittelassoziierte Reize

Wirkungserwartung:
Die erwartete Substanzwirkung beeinflusst die tatsächliche Wirkung z. T. mehr als die pharmakologische Substanzwirkung

** Psychotrope Substanzen als positive Verstärker:**
angenehm erlebte affektive Zustände oder Körperzustände
werden durch den Substanzgebrauch hergestellt.

Psychotrope Substanzen als negative Verstärker:
unangenehm erlebte affektive Zustände oder Körperzustände werden durch den Substanzgebrauch verringert oder zeitweise aufgehoben.

Modelllernen:
Konsumgewohnheiten und Konsumregeln der primären
Bezugspersonen und der Peer Group wirken beispielhaft.
Darüber hinaus sind kulturelle Konsumregeln und die gesellschaftliche Bewertung des Konsums von Bedeutung.

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15
Q

Bis zu welcher Alkoholmenge ist von “Risikoarmen Konsum“ zu sprechen?

A
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16
Q

Bis zu welcher Alkoholmenge ist von “riskantem Konsum“ zu sprechen?

A
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17
Q

Bis zu welcher Alkoholmenge ist von “gefährlichem Konsum“ zu sprechen?

A
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18
Q

Bis zu welcher Alkoholmenge ist von “Hochkonsum“ zu sprechen?

A
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19
Q

Beschreibe das Teufelskreismodell nach Lindenmeyer für Alkoholkonsum

A
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20
Q

Wie viel Alkohol baut der Körper pro Stunde ab?

A

Die Abbaugeschwindigkeit ist individuell unterschiedlich, sie beträgt ca. 0,1 bis 0,2 %o pro Stunde.

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21
Q

Wie baut die Leber Alkohol ab?

A

Der Abbau in der Leber geschieht

  1. durch Alkoholdehydrogenase (ADH)
  2. wenn der Alkoholspiegel längere Zeit über 0,5 0/00 liegt, entwickelt der Körper ein zweites Enzym: MEOS (Mikrosomales Ethanol Oxidations System). Die Leber ist nun in der Lage größere Alkoholmengen in kürzerer Zeit abzubauen.

Auch nach längerer Abstinenz wird das MEOS wieder aktiv und führt zu einem schnelleren Erreichen der zuvor bestehenden Alkoholtoleranz

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22
Q

Wie hängen Alkoholabhängigkeit und andere psychische Störungen zusammen?

A

Substanzinduzierte Störung: Psychische Störung wird direkt durch die physiologischen Effekte des Alkohols verursacht

Entzugssyndrom: Psychische Symptomatik ist Teil eines protrahierten Entzugssyndroms

Reaktion auf Folgen des Alkoholkonsums: Psychische Störung stellt eine Reaktion auf suchtbedingte psychosoziale Veränderungen dar

Alkohol als Bewältigungsversuch: Alkohol wird wegen einer bestehenden psychischen Störung konsumiert (“Selbstmedikation”)

Gemeinsame Basis: Alkoholabhängigkeit und psychische Störung werden durch einen gemeinsamen 3. Faktor verursacht(oder mehrere zu Grunde liegende Faktoren)

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23
Q

Welche Komorbiditäten sind häufig im Zusammenhang mit Alkoholabhängigkeit?

A
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24
Q

Welche Diagnostischen Fragestellungen zum Thema Alkohol sind im Erstgespräch von Bedeutung?

A

Liegt überhaupt eine behandlungsbedürftige alkoholbezogene Störung vor?

Liegt eine Alkoholabhängigkeit oder ein Missbrauch vor?

Bestehen komorbide Störungen, psychisch und somatisch?

In welcher Veränderungsphase steht der Patient?
- Liegt Veränderung- und Behandlungsbereitschaft vor?

Welche Behandlungsmaßnahmen sind indiziert?
- Um den Alkoholkonsum zu unterbrechen
- Um den/die Pat. langfristig zu stabilisieren
- Liegt eine unmittelbare medizinische Behandlungsnotwendigkeit vor?

Bedarf die soziale Situation des/der Pat. therapeutischer Aufmerksamkeit?

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25
Was sind Symptome und Hinweise auf eine Alkoholproblematik?
26
Welche Instrumente können bei der Diagnostik bei inadäquatem Alkoholkonsum eingesteht werden?
MALT KFA TAI GABS LAS BDA ASI
27
Beschreibe den CAGE
28
Was ist der AUDIT?
29
Welche Alkoholmarker sind wichtig?
• Blutalkohol • G- Glutamyltransferase • MCV Mikrokorpuskuläres Volumen • CDT Carbohydratdefizientes Transferrin • EtG Ethylglukuronit • EtS Ethylsulfat • Phosphatidylethanol • Fettssäureethylester
30
In welchem Zeitraum sind Alkoholmarker nachweisbar?
31
Was sind häufige Begleit- und Folgeschäden der **Psyche** und des **Nervensystems** bei Alkoholabhängigkeit?
32
Was sind häufige **körperliche Begleit- und Folgeschäden** bei Alkoholabhängigkeit?
33
Was sind fetale Alkoholspektrumsstörungen?
FASD: Störungen aufgrund einer fetalen Alkoholexposition Vollbild: Fetales Alkoholsyndrom (FAS) Prävalenz in Deutschland 0,2 bis 8,2 pro 1 000 Geburten, Vollbild 10% Körperliche und neurologische Schädigungen unterschiedlicher Schwere
34
Was sind Auswirkungen im Erwachsenenalter von fetalen Alkoholspektrumsstörungen?
Störungen der Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung Schwierigkeiten beim Erfassen abstrakter sowie sozialer Relationen -> Tendenz zum sozialen Rückzug und Angst vor neuen Situationen -> oder Umtriebigkeit und „Weglauftendenz“ hohe Suggestibilität und Ausbeutbarkeit in jeglicher Hinsicht bis hin zu schwerer geistiger Behinderung.
35
Welches Ansatzpunkte gibt es in der Suchtintervention?
**Prävention** Verhinderung problematischen Gebrauchs (o. des Erstgebrauchs) **Frühintervention** Verhinderung der Progression von einmal - zu mehrmals – zu regelmäßig **Schadensreduzierung** Verminderung negativer Auswirkungen abhängigen Substanzkonsums - *harm reduction* **Therapie der Suchterkrankung** Unterstützung des Ausstiegs vom Gebrauch bei Abhängigkeit
36
Beschreibe die Therapiephasen der Suchttherapie nach Soyka und Künfer
37
Warum hat Motivierung in der Suchttherapie einen so hohen Stellenwert?
Behandlungs- und Veränderungsmotivation sind meistens in hohem Maße ambivalent (besonders in den ersten Behandlungsphasen; aber auch später, insbesondere nach Rückfällen). - Hohes Verstärkerpotenzial des Suchtmittels - Verminderte kognitive Fähigkeiten infolge des Suchtmittelkonsums (Urteilsfähigkeit, Gedächtnis, Lernen) - Niedriges Selbstwertgefühl, geringe Selbstwirksamkeitserwartung, negative Lebensbilanzierung - Scham- und Schuldgefühle - Soziale Stigmatisierung - Ausgeprägte Abwehr/ Bagatellisierung => Zum Aufbau von Behandlungs- und Veränderungsmotivation müssen empathische, nicht konfrontative Gesprächsstrategien eingesetzt werden.
38
Wie definieren Miller und Rollnick motivational Interviewing?
Miller und Rollnick (2015) definieren Motivational Interviewing als „ einen kooperativen Gesprächsstil, mit dem wir einen Menschen in seiner **eigenen Motivation** zur und seinem **eigenen Engagement** für Veränderung stärken können.“
39
Beschreibe die Grundhaltung des motivational Interviewing
40
Was sind grundlegende Interventionsformen des Motivational Interviewing?
1. Empathie zeigen durch Aktives Zuhören. 2. Den/die Klient*in dazu bewegen, Zweifel und Unsicherheiten selbst auszusprechen. 3. Selbstmotivierende Sprache fördern; „change talk“. 4. Diskrepanzen zwischen den Zielen und Werten des/der Klient*in und seinem/ihrem aktuellen Verhalten herausarbeiten. 5. Veränderungsskeptische Haltung einnehmen um komplementär Veränderungsbereitschaft hervorzurufen. 6. Vermeiden von Argumentieren und direkter Konfrontation. 7. Den „Widerstand“ flexibel aufnehmen, anstatt direkt dagegen anzugehen. 8. Selbstwirksamkeit und Zuversicht unterstützen.
41
Was sind Methoden zur Förderung von “Change Talk”?
**„OARS“- Fähigkeiten** **O** – open endet questions (offene Fragen) **A** – affirmations (Affirmationen, Würdigungen) **R** – refektive listening (reflektierendes Zuhören) **S** – summaries (Zusammenfassungen)
42
Nenne Beispiele für offene Fragen in der Suchttherapie
Was Denken Sie über Ihren Substanzkonsum? Was belastet Sie an der aktuellen Situation? Was wäre vorteilhaft an der Änderung? Wie wichtig ist diese Änderung für Sie? Was macht Sie zuversichtlich, dass Sie es schaffen können?
43
Wie kann Wertschätzung / Würdigung im Suchttherapieprozess ausgedrückt werden?
Verstärken von Seiten des/der Patient*in, bei denen er/sie sich und seine/ihre relevante Umwelt als kompetent, statt als defizitär erlebt. Fokussieren auf unproblematische statt auf problematische Bereiche Nutzen von Affirmationen, um Patient*innen eine interessante Qualität zuzuschreiben - auf spezifische Verhaltensweisen konzentrieren, statt auf Einstellungen Entscheidungen und Ziele. - Beschreibungen anstelle von Beurteilungen.
44
In welcher Form ist aktives/reflektierendes Zuhören in der Suchttherapie wichtig?
Zeit nehmen zum Zuhören. Interessierte und ungeteilte Aufmerksamkeit dem Gesprächspartner gegenüber. Paraphrasierende Mitteilung des Gesagten und Verstandenen (wichtige Inhalte betonen) Aussprechen der indirekt ausgedrückten Gefühle des Gesagten (Hypothesen anbieten) Warme, positive, akzeptierende Haltung Empathie zeigen: Sich in die Welt des/der Gesprächspartner*in einfühlen, diese verstehen und das Verstehen dem/der Gesprächspartner*in mitteilen.
45
Wie lassen sich Ziele und Werte in der Suchttherapie erarbeiten?
Was ist Ihnen wichtig im Leben? Wofür möchten Sie Ihre Kraft einsetzen? Was war früher wichtig für Sie bevor Sie mit dem Substanzkonsum begonnen haben? Übungen: Festrede zum 75. Geburtstag; „Wovon haben Sie als Kind geträumt?“
46
Welche Zusammenfassungen sollten in den Gesprächen an einem Patienten gegeben werden?
**sammelnde Zusammenfassungen** geben in kurzer Form das Gesagte wieder um einen Überblick zu schaffen und zu weiterer Reflexion anzuregen **verbindende Zusammenfassungen** verknüpfen gegenwärtige Ideen mit früher gegebenen Informationen. => Das kann besonders von Bedeutung sein, wenn es um die Herausarbeitung von Diskrepanzen oder Ambivalenz geht **überleitende Zusammenfassungen** fassen den bisherigen Stand gegebener Informationen zusammen, um dem Gespräch dann eine neue Richtung zu geben.
47
Was sind die Komponenten der Veränderungsmotivation?
**Veränderungsmotivation** hat verschiedene Komponenten, die mit den Attributen einsichtig , fähig und bereit beschrieben werden können: **Wichtigkeit:** „Wie wichtig ist es für Sie, die Veränderung herbei zuführen?“ **Fähigkeit/Zuversicht:** „ Wie überzeugt sind Sie, dass Sie es schaffen können?“ **Bereitschaft:** „Wie bereit sind Sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt für eine Veränderung?“
48
Welche Kommunikationsmittel sollten in der Suchttherapie unbedingt vermieden werden?
49
Was ist themenzentriertes Arbeiten in der Suchttherapie?
Das Themenzentierte Arbeiten findet dreimal pro Woche mit einer Dauer von 60 Minuten statt Die Patient*innen erarbeiten in ihrer Bezugsgruppe unter therapeutischer Anleitung ein Thema, das in Zusammenhang mit der Abhängigkeitserkrankung steht. Es wird geeignete Literatur zur Verfügung gestellt, die mittels Hausaufgaben bearbeitet wird und aus der aus Fragestellungen abgeleitet werden. Ziele des Themenzentrierten Arbeitens sind die Erarbeitung und Vertiefung von Informationen zu Erkrankungsverlauf und Behandlung, Therapiekonzept, Förderung von Krankheitsverständnis und –bewältigung sowie Stabiliseirung der Therapiemotivation. Protokollbögen dokumentieren das Thema der Stunde, die Inhalte der Diskussion und offene Fragen – gleichermaßen für den Therapeut*innen und die Patient*innen.
50
Welche Themen sollten im Rahmen der themenzentrierten Arbeit erarbeitet werden?
51
Was ist eine Analyse der Reizbedingungen in der Suchttherapie?
52
Was sind die Ziele einer kognitiven Umstrukturierung in der Suchttherapie?
Verstärkung kognitiver Dissonanz Veränderung suchtmittelbezogener Attributionen, Disputation von Überzeugungen Etablierung von mit dem Suchtmittelkonsum unvereinbaren Gedanken („coverant control“, Mahoney, 1979) Aufbau von dem Suchtmittelkonsum entgegen gerichteten Selbstinstruktionen (Meichenbaum, 1995) Vermittlung und Etablierung des Problemlösemodells Aufbau eines neuen Selbstbildes, Stärkung des Selbstwertgefühles.
53
Was sind Beispiele für Interventionstechniken einer kognitiven Umstrukturierung in der Suchttherapie?
**Expertenstreit:** zwei Gruppen verfassen je ein „Aufklärungsbuch“ über Alkoholabhängigkeit und diskutieren anschließend darüber. **Überredung zum Konsum:** Patient*in 1 soll einen Bekannten zum Konsum überreden. Er/Sie macht ihm klar, was die Vorzüge des Konsums sind und ist dabei so überzeugend wie möglich.“ Patient*in 2 bleibt skeptisch und verteidigt seinen/ihren Abstinenzvorsatz. **Trink-/ Konsumsprüche sammeln:** Anschließend diskutieren, was versteckt sich dahinter? Wie stehen Sie heute dazu? **Abwehrmechanismen:** Der/Die Patient*in listet zunächst alle negativen Auswirkungen seines Alkoholkonsums auf und erläutert dann, auf welche Weise er/sie früher gegenüber sich und anderen versucht hat, diese zu verheimlichen bzw. zu verharmlosen. Die Mitpatient*innen vergleichen dies mit ihren eigenen Abwehrmechanismen.
54
Wie entsteht Verlangen im Rahmen von Süchten?
55
Was sagt das das sozial kognitive Rückfallpräventionsmodell nach Marlatt und Gordon?
Moderne Suchttheorien betrachten Rückfälle als Teil der Störung und nicht als individuelles Versagen. Ein Rückfall bietet die Chance, die bisherigen Abstinenzerhaltungsstrategien zu überprüfen und zu verbessern. Nach dem von Marlatt und Gordon (1985) formulierten sozialkognitiven Rückfallpräventionsmodell steht - am Beginn des Rückfallprozesses eine „Unausgewogenheit“ in der Lebensführung. - Daraus resultierender Stress und negative Affekte erzeugen den Wunsch nach kompensatorischem Ausgleich. - Die subjektiven Kontrollmöglichkeiten werden bedroht, die Abstinenzentscheidung wird zunächst implizit, später u.U. explizit in Frage gestellt. - Eine Rückfallrisikosituation entsteht.
56
Beschreibe das Sozialkognitive Rückfallmodell
57
Was sind typische Rückfallsituationen?
Die meisten Rückfälle lassen sich auf eine begrenzte Anzahl umschriebener innerpsychischer und sozialer Situationen zurückführen: - Unangenehme Gefühlszustände (Ärger, Enttäuschung, Einsamkeitsgefühl, Depressivität, Kränkungen) - Unangenehme körperliche Zustände (Schmerzen, Schlafstörungen, innere Unruhe und Angespanntheit) - Angenehme Gefühlszustände (Freude, Stolz, Zufriedenheit, „Trockenrausch“) - Austesten der eigenen Kontrollfähigkeit - Zwischenmenschliche Konflikte (Streit, Spannungen) - Zusammensein mit Alkoholkonsumenten und Aufforderung zum Mittrinken - Angenehme Gefühlszustände im Zusammensein mit anderen (z.B. Bei Feierlichkeiten, Sport- o. Musikveranstaltungen)
58
Wie kann eine Rückfallrisikosituations-Analyse mit Patienten durchgeführt werden?
Arbeitsblatt gemeinsam erarbeiten
59
Was sind Rückfallverhinderungsstrategien?
Vermeidung der Situation Ablenkung in der Situation Achtsames beobachten der Situation Bewusste Konfrontation mit der Situation Positive Folgen der Abstinenz vergegenwärtigen Negative Konsequenzen des Trinkens ins Gedächtnis rufen Bewältigungsvorstellung vergegenwärtigen Soziale Unterstützung
60
Was ist die “alte” Sichtweise auf Rückfälle während der Suchttherapie?
61
Was ist die “neue” Sichtweise auf Rückfälle während der Suchttherapie?
62
Was ist bei Rückfällen während der Therapie zu beachten?
Ist es zu einem RF gekommen, ist zu klären, ob er Ausdruck einer veränderten Motivationslage ist? - Falls Ja, sind motivationale Strategien anzuwenden. - Falls Nein, sind die Strategien zur Rückfallprävention zu modifizieren und zu verbessern. **Fragen** - Wie versteht und bewertet der/die Pat. den Rückfall? - Wie passt der Rückfall zu den langfristigen Zielen? - Was sind die Vor- und Nachteile des Weitertrinkens vs. erneuter Abstinenz - Was waren bisher die Gründe für Abstinenz? Was hat sich daran geändert? - Welche Auswirkungen hat der Rückfall auf Wichtigkeit/ Zuversicht/Bereitschaft zur Verhaltensänderung? - Müssen die bisherigen Therapieziele überdacht und verändert werden?
63
Was ist unter Ablehnungstraining zu verstehen?
**Grundgedanke** Für die Situationen, in denen sich der Abhängige unter Druck gesetzt fühlt, oder dazu aufgefordert wird zu trinken, soll das Ablehnen von Alkoholangeboten trainiert werden. **Vorgehen** - Erklären des Therapierationals - Sammeln von Angebots- oder Drucksituationen. - Erstellen einer Hierarchie nach Schwierigkeitsgrad. - Auswählen einer Situation. - Konkretisieren, „spielbar machen“ der Situation. - Durchführen des Rollenspiels - Evaluation des Rollenspiels - Evtl. Modifikation und erneute Durchführung
64
Was sind die konkreten Ansatzpunkte in der Rückfallprävention?
*Veränderung der Stimulussituation* - Stimuluskontrolle: Vermeidung kritischer Situationen, Ablenkung in der Situation - Veränderung der Stimulusqualität: Selbstinstruktionen, Gedankenstopp, Entspannung, Achtsamkeitsübungen, Konfrontation mit der Situation (Exposition) *Veränderung der kognitiven Verarbeitung+ - Positive Folgen der Abstinenz vergegenwärtigen - Negative Konsequenzen des Trinkens ins Gedächtnis rufen - Erhöhung der Selbstwirksamkeitserwartung: Positive Bewältigungserfahrungen aus der Vergangenheit vergegenwärtigen, Bewältigungsimagination *Aufbau von Verhaltensalternativen* - Ablehnungstraining - Verbesserung sozialer Kompetenz - Erweiterung emotionaler Kompetenz - Gezielte Verstärkung Suchtmittelkonsum inkompatiblen Verhaltens (Selbst- und Fremdverstärkung, Entzug von Verstärkung für Suchtmittelkonsum) - Aufbau sozialer Unterstützung, Einbezug von Angehörigen
65
Was ist der Grundgedanke von Expositionstraining in der Suchttherapie?
Automatisierte Reaktionsmuster in Risikosituationen sollen durch Habituation durchbrochen werden.
66
Beschreibe das Vorgehen bei Expositionstraining in der Suchttherapie
Erklären des Therapierationals Erstellen einer Hierarchie von Rückfallrisikosituationen. Zu jeder Situation ist zu notieren: Schwierigkeitsgrad, externe Alkoholtrigger, interne Alkoholtrigger Exposition in vitro, erarbeiten einer fiktiven Risikoverlaufskurve (kognitive Vorbereitung). Expositionsübung in vivo in Gegenwart des Therapeuten. Genaue Instruktion und Begleitung. Zeichnen einer Risikoverlaufskurve. Expositionsübung in vivo ohne Therapeuten.
67
Welche Arbeiten von Expositionssituationen lassen sich im Expositionstraining bei Sucht unterscheiden?
Alkoholexposition mit Stimmungsinduktion Alkoholexposition mit Tonbandaufnahme von Konfliktgespräch Alkoholexposition in sozialer Verführungssituation
68
Was sind die Ziele von Expositionstraining in der Suchttherapie?
Unterbrechung automatisierter Verhaltensketten Widerlegung der Kontrollverlusterwartung des Patienten Stärkung der Selbstwirksamkeitsüberzeugung Training von spezifischen Bewältigungsstrategien
69
Was sind Indikationskriterien für die Expositionsbehandlung in der Suchttherapie?
Geringe Abstinenzzuversicht bei klarer Abstinenzentscheidung persönliches Störungsmodell muss erarbeitet sein Therapierational muss erklärt und verstanden sein klare Behandlungscompliance muss gegeben sein
70
Was sind die Ziele der Angehörigenarbeit bei Suchterkrankten?
Information über das Störungsbild und die Therapie Festigung der Verbindlichkeit sozialer Beziehungen Klärung offener Konflikte und Probleme Klärung gegenseitiger Erwartungen und Wünsche Abbau von Verstärkung für das Problemverhalten Aufbau von Verstärkung für das Alternativverhalten *Beachten:* Sowohl Abhängigkeitskranke wie auch deren Angehörige befürchten oft Schuldzuweisungen und Vorwürfe. Deshalb im Vorfeld darauf hinweisen, dass es darum nicht geht und dies auch in den Kontakten thematisieren.
71
Was sind Behandlungsbausteine der Angehörigenarbeit in der Suchttherapie?
Angehörigenseminare Paar- und Familiengespräche Verhaltenserprobungen im häuslichen Umfeld - Vorbereitung: Welche Interaktion soll wann mit wem und mit welchem Ziel stattfinden? - Erprobung schwieriger Situationen im Rollenspiel -Nachbereitung: Was gelang gut? Was nicht? Kam es zu Suchtmittelverlangen? Was soll in Zukunft noch verbessert werden?
72
Wofür steht CRA in der Suchttherapie?
Community Reinforcement Approach
73
Beschreibe den Community Reinforcement Approach
**Grundprinzipien** Abbau der positiven Verstärkung des Trinkens oder anderen Suchtmittelgebrauchs Entwicklung positiver Verstärker abstinenten bzw. cleanen Verhaltens Gezielter Einbezug des sozialen Umfeldes **Eliminierung positiver Verstärker des Trinkens oder anderen Suchtmittelgebrauchs** Einstieg über eine befristete, aber verbindliche Abstinenzabsprache (“Sobriety Sampling”) Absicherung der Abstinenz durch medikamentöse Hilfen, z.B. Disulfiram oder Naltrexon
74
Beschreibe das Verstärkerprogramm im Rahmen des Community Reinforcement Approach
Aufbau eines gezielten Verstärkerprogramms für abstinentes Verhalten durch Einbezug und konsequente Nutzung des Verhaltens des sozialen Umfeldes Behandlungsbausteine - Die Zufriedenheitsskala - Der Zielebogen - Verhaltensanalyse drogenkonsumierenden Verhaltens - Verhaltensanalyse abstinenzorientiertes Verhalten - Kommunikationstraining - Problemlösetraining - Ablehnungstraining
75
Was sind die Ziele des Cognitive Reinforcement Approach - *Family Training?*
Im Focus steht der/die Angehörigen **Ziele** Beendigung von Verstärkung konsumierenden Verhaltens Gezielte Verstärkung von abstinenten, funktionalen Verhaltensweisen Verringerung des Substanzkonsums der konsumierenden Person Behandlungsaufnahme durch die konsumierende Person Unabhängige Verbesserung der Lebenszufriedenheit der Angehörigen
76
Wofür steht CRAFT in der Suchttherapie?
Community Reinforcement Approach Family Training
77
Was sind Ein- und Auschlusskriterien des Community Reinforcement Approach Family Training?
Mind. 18 Jahre alt Angehörige von Personen mit alkoholbezogener Störung Mit IP zusammenlebend od. mind. 15-20 Std./Woche Kontakt Keine eigene Alkohol-/ Drogenabhängigkeit Keine aktuelle Behandlung des IP Keine schwerwiegenden Übergriffe in der Vorgeschichte
78
Was sind Bausteine des Community Reinforcement Approach Family Training?
Motivieren der Angehörigen Gewaltpräventive Strategien Funktionale Verhaltensanalyse Kommunikationstraining Nutzung positiver Verstärkung Nutzung negativer Konsequenzen Verbesserung der Lebensqualität des Angehörigen Vorbereitung einer Behandlung für IP
79
Was ist bei der Vorbereitung der Nachsorge bzw. Weiterbehandlung in der Suchttherapie wichtig?
Klärung des suchtspezifischen Nachsorgebedarfs (ambulante Reha-Nachsorge, Selbsthilfegruppe, Adaption, betreutes Wohnen etc.) Klärung des medizinischen, psychiatrischen und psychotherapeutischen Weiterbehandlungsbedarfs Motivierung zur Inanspruchnahme von Nachsorge Unterstützung bei der Herstellung von Kontakten zu Nachsorgeeinrichtungen Erstellen von Nachsorgeanträgen
80
Welche Bereiche kann die Nachsorge in der Suchttherapie umfassen?
Unterstützung bei der Beibehaltung von Alternativen Unterstützung bei der Rückfallvorbeugung Rückfallmanagement Erproben und verbessern der Selbstkontrollmöglichkeiten, => Stärken der Selbstwirksamkeitsüberzeugung Etablierung von Verstärkung für das Alternativverhalten. Aufbau von sozialer Unterstützung für das Alternativverhalten.
81
Welche Themen sollten in den Nachsorgesitzungen einer Suchttherapie Raum finden?
Vergleich und Diskrepanz zwischen formuliertem Ziel und Verhalten Wie erfolgreich konnten Pläne und Verhaltensalternativen umgesetzt werden? Was hat gut funktioniert und was muss verändert werden? Wie wurde mit Rückfällen umgegangen? Gab es einen Abstinenzverletzungseffekt? Wie sehen jetzt die Pläne für mögliche zukünftige Rückfälle aus? Welche zusätzlichen Hochrisikosituationen wurden seit dem Ende der Therapie erkannt? Welche Vorteile hat die Abstinenz oder die Begrenzung des Konsums bisher gehabt? Erfolgreiche Verhaltenskontrolle und -veränderung in der Vergangenheit als Basis für Selbtswirksamkeitserleben nutzen. Welche Rückschlüsse können aus den Erfolgen der letzten Monate für die Zukunft gezogen werden? Wie können die Fortschritte aufrechterhalten und fortgesetzt werden?
82
Welche Besonderheiten gibt es in der Suchttherapie im Rahmen einer ambulanten Psychotherapie?
Behandlung wird i.d.R. wegen einer anderen psychischen Störung gesucht. Wenn Alkoholprobleme gemeinsam mit einer psychischen Störung auftreten, sind beide schwieriger zu behandeln. Das Risiko der Selbst- und Fremdgefährdung ist bei Vorliegen einer Alkoholproblematik erhöht (Suizidalität, Entzugssymptomatik, Unfälle, gewalttätige Entgleisungen). Begrenzter Behandlungsrahmen: In 10 Sitzungen muss Abstinenz erreicht sein. Konsequenzen für die therapeutische Beziehung: - Kontrolle der Einhaltung bzw. Erreichung von Abstinenz - Umgehen mit Fernbleiben von einer Sitzung - Umgehen mit Intoxikation und Rückfällen - Loyalitätskonflikt bei Nicht-erreichen des Abstinenzzieles
83
Wie sollte das Screening und die Differentialdiagnostik zum Thema Sucht/Konsum in der ambulanten Psychotherapie ablaufen?
84
Was sind mögliche Gründe für die Vermittlung von Patienten aus der ambulanten Therapie in das Suchthilfesystem?
Wenn Alkoholprobleme gemeinsam mit einer anderen psychischen Störung vorliegen, haben beide eine ungünstigere Prognose. Parallele oder sequentielle Behandlung, ohne sinnvolle Integration ist wenig effektiv. „Sekundärer Alkoholismus“ kann nicht durch eine Behandlung der „Primärstörung“ überwunden werden. Einschränkungen der Selbstregulation und soziale Folgeschäden Früher Kontakt zum Suchthilfesystem verbessert die Behandlungschancen
85
Was sind Gründe für die Mitbehandlung von riskantem oder schädlichem Konsum?
Die Behandlungschancen einer psychischen Störung sind bei gleichzeitigem Substanzgebrauch erheblich gemindert. Veränderungen im Erleben und Verhalten können nicht sicher beurteilt werden. Das Risiko für Unfälle, emotionale Entgleisungen, Suizidalität ist erhöht Es ist ethisch nicht vertretbar zu warten, bis der/die Betreffende an einem „Tiefpunkt“ angekommen ist. Psychotherapeut*innen sind aufgrund ihrer Interaktionsfähigkeiten bestens qualifiziert zu einer Mitbehandlung von riskantem oder schädlichem Konsum zu motivieren.
86
Was sind die Therapieprinzipien bei der Mitbehandlung von riskantem oder schädlichem Konsum?
Unmittelbare Veränderung des Trinkverhaltens: Das Trinkverhalten ändert sich nicht von alleine, wenn das „Primärproblem“ gelöst ist. Wahlmöglichkeit bezüglich der alkoholbezogenen Therapieziele. Unterscheidung zwischen kritischen und problemlosen Trinksituationen (kein „kontrolliertes Trinken“). Konzept der Punktabstinenz: - Kein Alkohol am ungeeigneten Ort - Kein Alkohol zum ungeeigneten Zeitpunkt - Kein Alkohol für bestimmte Personen Motivationsänderung vor Fertigkeitstraining. Verhaltensrückfälle sind normal