VL9 Methoden diagnostischer Informationsgewinnung Projektive Verfahren und Objektive Tests Flashcards

(34 cards)

1
Q

Was sind objektive Tests im Kontext der Persönlichkeitsdiagnostik?

A

Objektive Tests sind Verfahren, die das Verhalten in standardisierten Situationen erfassen, ohne dass sich die Testperson selbst beurteilen muss. Sie weisen keine offensichtliche Augenscheinvalidität auf.

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2
Q

Was misst der Objektive Leistungsmotivationstest (OLMT)?

A

Er misst leistungsbezogene Motivation durch Verhalten in Speedtests unter unterschiedlichen Bedingungen: ohne Anreiz, mit Zielvorgabe, unter Konkurrenz.

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3
Q

Was ist ein Impliziter Assoziationstest (IAT)?

A

Ein computergestützter Test, der Reaktionszeitdifferenzen nutzt, um Assoziationsstärken zwischen mentalen Repräsentationen zu messen, z. B. Ich–motiviert vs. Ich–träge.

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4
Q

Was sind zentrale Vorteile objektiver Verfahren?

A

Sie sind unverfälschbar, besonders geeignet bei sozial sensiblen Konstrukten und erlauben die Erfassung des impliziten Selbstkonzepts.

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5
Q

Welche Validitätsprobleme haben IATs?

A

Sie zeigen nur schwache Korrelationen mit Fragebögen und haben keine Normdaten – sind daher nicht für Einzelfalldiagnostik geeignet.

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6
Q

Was ist Projektion im Sinne projektiver Verfahren?

A

Ein unbewusster Abwehrmechanismus, bei dem eigene Eigenschaften oder Motive auf mehrdeutiges Testmaterial übertragen werden.

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7
Q

Welche Arten projektiver Verfahren gibt es?

A

Formdeuteverfahren (z. B. Rorschach-Test), verbal-thematische Verfahren (z. B. TAT), zeichnerische Verfahren (z. B. Familie in Tieren).

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8
Q

Wie funktioniert der Rorschach-Test?

A

10 Tafeln mit Tintenklecksen werden vorgelegt. Die Testperson beschreibt, was sie sieht. Die Antworten werden protokolliert und tiefenpsychologisch analysiert.

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9
Q

Welche Gütekriterien erfüllt der Rorschach-Test?

A

Durchführungsobjektivität ist gegeben, Auswertungsobjektivität durch das Comprehensive System verbessert. Reliabilität und Validität jedoch problematisch.

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10
Q

Was misst der Thematische Apperzeptionstest (TAT)?

A

Er erfasst implizite Motive wie Leistung, Anschluss und Macht durch Geschichten zu mehrdeutigen Bildtafeln.

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11
Q

Was ist die Picture Story Exercise (PSE)?

A

Eine standardisierte Weiterentwicklung des TAT mit kodierten Kategorien (z. B. für Affiliation). Kodierung erfolgt mithilfe eines Manuals.

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12
Q

Was misst der PACT-Test?

A

Implizite Motive in Partnerschaften, z. B. Bedürfnis nach Nähe (Communion) und Unabhängigkeit (Agency).

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13
Q

Welche Kritikpunkte gelten für projektive Verfahren allgemein?

A

Hoher Zeitaufwand, geringe Reliabilität und Validität, kaum Normen vorhanden. Eignung beschränkt auf explorative Zwecke, v. a. bei Kindern.

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14
Q

Was sind semi-projektive Verfahren?

A

Tests mit mehrdeutigen Situationen und vorgegebenen Antwortmöglichkeiten (z. B. Multi-Motiv-Gitter), objektiver und reliabler als klassische projektive Verfahren.

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15
Q

Was ist das Ziel objektiver/indirekter Verfahren?

A

Persönlichkeitsaspekte sollen indirekt erfasst werden – ohne bewusste Selbstbeurteilung der Person. So wird z. B. soziale Erwünschtheit reduziert.

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16
Q

Wann sind objektive Verfahren besonders sinnvoll?

A

Bei sozial sensiblen Konstrukten wie Pädophilie, Vorurteilen oder Suchtverhalten – also überall dort, wo soziale Erwünschtheit eine Rolle spielt.

17
Q

Welche Reaktionszeitmuster nutzt der IAT?

A

Schnellere Reaktionen bei stark assoziierten Konzepten (z. B. Ich – motiviert) deuten auf eine starke Verbindung im Gedächtnisnetzwerk hin.

18
Q

Was bedeutet „Explizites vs. Implizites Selbstkonzept“?

A

Explizit = bewusst zugänglich, direkt messbar (Fragebogen)
Implizit = automatisch aktiviert, indirekt messbar (z. B. IAT)

19
Q

Wie wird der Rorschach-Test ausgewertet?

A

Lokalisierung (Ganzbild vs. Details)

Determinanten (Form, Bewegung, Farbe)

Inhalte (Menschen, Tiere, Objekte)

Häufigkeit (vulgär vs. originell)

Besondere Phänomene (z. B. lange Pausen, Reaktionszeit)

20
Q

Welche Probleme gibt es bei der Reliabilität projektiver Verfahren?

A

Unterschiedliche Testteile (inhomogen)

Retest schwierig, da Erinnerung die Antwort beeinflusst

Interne Konsistenz oft niedrig

21
Q

Was ist das „Comprehensive System“ beim Rorschach-Test?

A

Ein standardisiertes System zur Durchführung und Auswertung (Exner, 2003), das die Objektivität erhöht und Normwerte für Kinder & Erwachsene enthält.

22
Q

Wie ist der Thematische Apperzeptionstest (TAT) aufgebaut?

A

30 Bildtafeln mit mehrdeutigen Szenen, zu denen Proband*innen Geschichten erzählen – zur Erfassung unbewusster Motive.

23
Q

Was ist ein „Need“ nach Murray?

A

Ein innerer Antrieb (z. B. Leistungsmotiv), der die Informationsverarbeitung und das Verhalten beeinflusst.

24
Q

Was ist ein „Press“ nach Murray?

A

Eine äußere Bedingung/Situation, die die Bedürfnisbefriedigung erleichtert oder erschwert (z. B. neue Stadt bei hohem Anschlussmotiv).

25
Was ist das Multi-Motiv-Gitter (Schmalt et al., 2009)?
Ein semi-projektives Verfahren mit bildlichen Situationen und Multiple-Choice-Antworten, standardisiert und reliabler als TAT.
26
Was misst der Test „Familie in Tieren“?
Kinder sollen ihre Familie als Tiere zeichnen. Die Zeichnungen werden inhaltlich/formal interpretiert. Theoretische Grundlage und Gütekriterien fehlen.
27
Was sind die Hauptkritikpunkte am TAT?
Geringe Objektivität (frei in Tafelauswahl und Auswertung) Geringe Reliabilität (Cronbach’s α .30–.40) Geringe Validität (schwache Zusammenhänge mit anderen Verfahren)
28
Wie funktioniert die PSE-Auswertung (nach McClelland)?
Kodierung über Manuale in Kategorien (z. B. Affiliation). Zwei Kodierende werten idealerweise unabhängig und vergleichen Ergebnisse.
29
Wie aufwändig ist die PSE-Kodierung?
30 Std. für Kodier-Manual lernen 30 Min. Erhebung pro Person 15–25 Min. Auswertung pro Person → ca. 27 Std. Auswertungszeit für 80 Proband*innen
30
Wie lässt sich die niedrige Reliabilität mit der vorhandenen Validität erklären?
Mögliche Erklärung: Heterogenität der Aufgaben und stark kontextabhängige Reaktionen verringern die Konsistenz, ermöglichen aber spezifische Verhaltensvorhersagen.
31
Was bedeutet „indirekte Messung“?
Erhebung von Persönlichkeitsmerkmalen ohne direkte Selbstauskunft Ziel: Umgehung bewusster Kontrolle, sozialer Erwünschtheit oder mangelnder Introspektionsfähigkeit Typisch für: Objektive Tests (z. B. OLMT) Implizite Verfahren (z. B. IAT) Projektive Verfahren (z. B. Rorschach-Test, TAT)
32
Was lässt sich zur Güte von Impliziten Assoziationstests (IATs) sagen?
🟩 Reliabilität Interne Konsistenz: ~.80 Test-Retest-Reliabilität: ca. .50 🟨 Validität Korrelationen mit Fragebögen gering bis mittel (z. B. r = .17 bei Persönlichkeit) Prädiktive Validität vergleichbar mit Fragebögen (~ r = .30) Nützlich v. a. bei sozial sensiblen Konstrukten (z. B. Pädophilie, Rassismus) Keine Normdaten → nicht für Einzelfalldiagnostik geeignet
33
Welcher Gedanke / welche Theorie steht hinter den projektiven Testverfahren?
Theorie: Projektion als unbewusster Abwehrmechanismus (psychoanalytisch) Grundannahme: Ambigues Testmaterial → Person projiziert eigene unbewusste Motive, Wünsche, Konflikte Interpretation dieser Reaktionen ermöglicht Rückschlüsse auf Persönlichkeit
34
Was lässt sich zur psychometrischen Güte projektiver Verfahren sagen?
🟦 Objektivität Durchführung oft standardisiert (z. B. Rorschach nach Exner) Auswertung teilweise objektivierbar (je nach System & Schulung) 🟨 Reliabilität Meist gering bis sehr gering (z. B. Cronbach’s α < .50) Retest-Reliabilität häufig problematisch 🟥 Validität Schwache Korrelationen mit etablierten Verfahren Bei Kindern als Explorationshilfe teils sinnvoll Hoher Interpretationsspielraum → Gefahr subjektiver Verzerrung