VL9 Methoden diagnostischer Informationsgewinnung Projektive Verfahren und Objektive Tests Flashcards
(34 cards)
Was sind objektive Tests im Kontext der Persönlichkeitsdiagnostik?
Objektive Tests sind Verfahren, die das Verhalten in standardisierten Situationen erfassen, ohne dass sich die Testperson selbst beurteilen muss. Sie weisen keine offensichtliche Augenscheinvalidität auf.
Was misst der Objektive Leistungsmotivationstest (OLMT)?
Er misst leistungsbezogene Motivation durch Verhalten in Speedtests unter unterschiedlichen Bedingungen: ohne Anreiz, mit Zielvorgabe, unter Konkurrenz.
Was ist ein Impliziter Assoziationstest (IAT)?
Ein computergestützter Test, der Reaktionszeitdifferenzen nutzt, um Assoziationsstärken zwischen mentalen Repräsentationen zu messen, z. B. Ich–motiviert vs. Ich–träge.
Was sind zentrale Vorteile objektiver Verfahren?
Sie sind unverfälschbar, besonders geeignet bei sozial sensiblen Konstrukten und erlauben die Erfassung des impliziten Selbstkonzepts.
Welche Validitätsprobleme haben IATs?
Sie zeigen nur schwache Korrelationen mit Fragebögen und haben keine Normdaten – sind daher nicht für Einzelfalldiagnostik geeignet.
Was ist Projektion im Sinne projektiver Verfahren?
Ein unbewusster Abwehrmechanismus, bei dem eigene Eigenschaften oder Motive auf mehrdeutiges Testmaterial übertragen werden.
Welche Arten projektiver Verfahren gibt es?
Formdeuteverfahren (z. B. Rorschach-Test), verbal-thematische Verfahren (z. B. TAT), zeichnerische Verfahren (z. B. Familie in Tieren).
Wie funktioniert der Rorschach-Test?
10 Tafeln mit Tintenklecksen werden vorgelegt. Die Testperson beschreibt, was sie sieht. Die Antworten werden protokolliert und tiefenpsychologisch analysiert.
Welche Gütekriterien erfüllt der Rorschach-Test?
Durchführungsobjektivität ist gegeben, Auswertungsobjektivität durch das Comprehensive System verbessert. Reliabilität und Validität jedoch problematisch.
Was misst der Thematische Apperzeptionstest (TAT)?
Er erfasst implizite Motive wie Leistung, Anschluss und Macht durch Geschichten zu mehrdeutigen Bildtafeln.
Was ist die Picture Story Exercise (PSE)?
Eine standardisierte Weiterentwicklung des TAT mit kodierten Kategorien (z. B. für Affiliation). Kodierung erfolgt mithilfe eines Manuals.
Was misst der PACT-Test?
Implizite Motive in Partnerschaften, z. B. Bedürfnis nach Nähe (Communion) und Unabhängigkeit (Agency).
Welche Kritikpunkte gelten für projektive Verfahren allgemein?
Hoher Zeitaufwand, geringe Reliabilität und Validität, kaum Normen vorhanden. Eignung beschränkt auf explorative Zwecke, v. a. bei Kindern.
Was sind semi-projektive Verfahren?
Tests mit mehrdeutigen Situationen und vorgegebenen Antwortmöglichkeiten (z. B. Multi-Motiv-Gitter), objektiver und reliabler als klassische projektive Verfahren.
Was ist das Ziel objektiver/indirekter Verfahren?
Persönlichkeitsaspekte sollen indirekt erfasst werden – ohne bewusste Selbstbeurteilung der Person. So wird z. B. soziale Erwünschtheit reduziert.
Wann sind objektive Verfahren besonders sinnvoll?
Bei sozial sensiblen Konstrukten wie Pädophilie, Vorurteilen oder Suchtverhalten – also überall dort, wo soziale Erwünschtheit eine Rolle spielt.
Welche Reaktionszeitmuster nutzt der IAT?
Schnellere Reaktionen bei stark assoziierten Konzepten (z. B. Ich – motiviert) deuten auf eine starke Verbindung im Gedächtnisnetzwerk hin.
Was bedeutet „Explizites vs. Implizites Selbstkonzept“?
Explizit = bewusst zugänglich, direkt messbar (Fragebogen)
Implizit = automatisch aktiviert, indirekt messbar (z. B. IAT)
Wie wird der Rorschach-Test ausgewertet?
Lokalisierung (Ganzbild vs. Details)
Determinanten (Form, Bewegung, Farbe)
Inhalte (Menschen, Tiere, Objekte)
Häufigkeit (vulgär vs. originell)
Besondere Phänomene (z. B. lange Pausen, Reaktionszeit)
Welche Probleme gibt es bei der Reliabilität projektiver Verfahren?
Unterschiedliche Testteile (inhomogen)
Retest schwierig, da Erinnerung die Antwort beeinflusst
Interne Konsistenz oft niedrig
Was ist das „Comprehensive System“ beim Rorschach-Test?
Ein standardisiertes System zur Durchführung und Auswertung (Exner, 2003), das die Objektivität erhöht und Normwerte für Kinder & Erwachsene enthält.
Wie ist der Thematische Apperzeptionstest (TAT) aufgebaut?
30 Bildtafeln mit mehrdeutigen Szenen, zu denen Proband*innen Geschichten erzählen – zur Erfassung unbewusster Motive.
Was ist ein „Need“ nach Murray?
Ein innerer Antrieb (z. B. Leistungsmotiv), der die Informationsverarbeitung und das Verhalten beeinflusst.
Was ist ein „Press“ nach Murray?
Eine äußere Bedingung/Situation, die die Bedürfnisbefriedigung erleichtert oder erschwert (z. B. neue Stadt bei hohem Anschlussmotiv).