Vorlesung 10 Flashcards
(5 cards)
Welche Aspekte menschlichen Handelns werden unterschiedenund kommen insbesondere durch das Konzept des „homo socialis“hinzu?
Es werden 3 Ausprägungen unterschieden:
- Homo Oeconomicus -> zielorientierte, rationale Aspekte (Rational Choice)
- Homo Psychologicus -> verhaltensorientierte, regelorientierte, erlernte und in sozialer Interaktion bestätigte Verhaltensweisen (Behaviorismus)
- Homo Socialis -> kommunikative, sprachliche, kontingente (deutungsoffene) und reziproke (wechselseitige) Aspekte
Welche Unterscheidungen werden durch die Festlegung auf positive und auf normative Modelle der Handlungsbeschreibung getroffen?
- Tom Donaldson
- Klare Trennung zwischen positiven und normativen Beschreibungen/Erklärungen
- Diese Unterscheidung bestimmt über die Systematik der ethischen Bewertung von Handlungsstrategien und Handlungsfolgen
- Normativ (Was soll sein?), Positiv (Was ist und warum ist es so, wie es ist?)
Welche Unterscheidungen lassen sich innerhalb von Routinen treffen?
Definition Routinen:
- da Entscheidungen hohen sachlichen und zeitlichen Aufwand haben, handeln Menschen nach Routinen und Regeln um dies zu erleichtern
Ostentive Aspekte von Routinen:
- Verkörpern Strukturen (dokumentiert) wie Beschreibungen, Tipps und Regeln
- Ermöglichen Menschen die Vorstellungen von Routinen zu erklären und sich darauf zu beziehen
Performative Aspekte:
- Diese sind gelebt -> einzelne Aktionen von einzelnen Personen, die die Routine im alltäglichen Leben umsetzen
- Diese Beziehung sorgt für eine stetige Entwicklung, Variation und Selektion innerhalb der Routinen und sorgt für eine große Bandbreite von Ergebnissen
Was kennzeichnet kontingente Handlungen und welche Rationalitätsprobleme tauchen darin auf?
- Kontingente Handlungen werden in Situationen durchgeführt, bei denen nicht alle relevanten Faktoren berücksichtigt werden können
- Situationen sind kontingent, also deutungsoffen: –> hinsichtlich der Einschätzungen der Möglichkeiten, der Beurteilung der Situation, nichtlinearer Wirkungszusammenhänge
- Kontingenz muss durch konkretes Handeln überwunden werden
- Kontingenz kann nur durch prozedurale Rationalität überwunden werden, das heißt durch Teilentscheidungen, die auch revidiert werden können
- Kontingente Situationen müssen in der Ethik mit statistischen Analyseinstrumenten betrachtet werden, die die Wahrscheinlichkeit von Ereignissen berücksichtigen
- Kontingenzen benötigen Steuerungseingriffe, die verantwortungsvolle Entscheidungen möglich machen und zielgerichtet sind, aber keinen Anspruch auf Determinierung der Ergebnisse beansprucht
Welche Handlungsstrategien werden im sogenannten„Inkrementalismus“ unterschieden?
Inkrementalismus bezeichnet Lehren, welche eine Totalplanung ablehnen und stattdessen Steuerung in kleinen/überschaubaren Schritten vorschlagen (basiert auf bounded rationality)
- Reaktive Problemfixierung: situativer Opportunismus (Probleme bearbeiten, die in Situation aktuell sind), räumliche/zeitliche/soziale Nähe als Indiz von Kausalität interpretieren
- Reduzierte Informationsverarbeitung: wird möglich, da es keinen „großen“ Plan gibtund eine schrittweise Verarbeitung (vertikale Dekomposition) von Informationen, unterteilt in verschiedene Sachaspekte (horizontale Dekomposition), durchgeführt wird
- Partisan Mutual Adjustment (Integration sozialer Strukturen): nur die Meinung von einflussreichen Akteuren wird beachtet; Rationalitätsniveau ist abhängig von Menge der Beteiligten und Komplexität der sozialen Situation
- Satisficing: erstbeste befriedigende Alternative wird gewählt, auch wenn es noch optimaler gehen würde (Kosten/Nutzen der weiteren Informationsbeschaffung usw.)
- Muddling Through: Politik in kleinen Schritten, Iterative Problemverschiebung in die Zukunft, Reflexive Selbstkorrektur: Trial-and-Error-Learning
- Fehlerfreundlichkeit: Vorkehrung zur Begrenzung von Auswirkungen möglicher Fehler einer Entscheidung
- Zusammenfassung: inkrementelle Vorgehensweisen erkennen Unmöglichkeit vollständig rationaler Entscheidungen und leitet neue Methoden ab, die die Steuerungsbemühungen der Akteure verantwortbar machen