Vorlesung 9 Flashcards
(7 cards)
Was sind die unterschiedlichen Charakteristika von Behaviorismus und Kognitivismus?
Behaviorismus:
- Verhalten beobachten, ohne kausale Zusammenhänge verstehen zu wollen (alleine durch Beobachtung und ohne Introspektion oder Einfühlung) –> man beobachtet ohne erklären zu können
Kognitivismus:
- Versucht Zusammenhänge zu erklären (basiert auf Annahme, innerpsychologische Vorgänge als Kette von inneren Reizen und Reaktionen) –> man erklärt ohne beobachten zu können
- Kognitive Verzerrung: (falsche Sinnesvorstellung) beeinflusst das Verhalten und beschreibt Entscheidungsfindung unter Unsicherheit
Welche Wahrnehmungsverzerrungen mit Auswirkungen auf unser rationales Urteilsvermögen werden von der “Prospect-Theory” klassifiziert?
- Priming: Entscheidungen werden durch vergangene/gespeicherte/unbewusste Erfahrungen beeinflusst
- Framing: Effekte durch ungerechtfertigte Einflüsse von Formulierungen auf Überzeugungen und Präferenzen (z.B. wie viel Geld behalten vs. Wie viel Geld verloren)
- Vermessenheitsverzerrung: Überschätzen der eigenen Fähigkeiten/ des eigenen Einflusses, Fehleinschätzung der Fähigkeit anderer
- Ankerheuristik (anchoring effect) : an einmal gemachten Aussagen (Meinungen) wird festgehalten, auch wenn die Aussage von einer Quelle stammt, die nicht besser informiert ist als man selbst
- Sturheit: Eine einmal eingenommene Position wird nicht gerne aufgegeben
- Nähe-Verzerrung: Die Kenntnis einer bestimmten Problematik verzerrt die Wahrnehmung in Richtung des Bekannten; anderweitige Optionen werden ignoriert
- Status-Quo-Verzerrung : Menschen gehen größere Risiken ein, um den Status quo zu erhalten, als um die Situation zu ändern
- Gewinn und Verlust: Menschen fürchten Verlust mehr, als sie Gewinn begrüßen -> Vorteile werden nicht wahrgenommen, um entferntere Möglichkeit des Versagens zu vermeiden
- Täuschung: Falsche Entscheidungen werden gerne schön geredet
- Nudging
Welche Auswirkungen hat die “Prospect-Theory” in der Entscheidungstheorie?
- Riskante Entscheidungen werden in Bezug auf einen Referenzpunkt getroffen und nicht absolut/statistisch bewertet
- Verlustaversion -> Entscheider versuchen Verluste zu vermeiden (risikoavers) und streben meist nur kleine Zugewinne um den Referenzpunkt an
- Risikoavers in Gewinnzone, risikofreudig in der Verlustzone
- Entscheider übergewichten Ereignisse mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit und untergewichten Ereignisse mit hoher Wahrscheinlichkeit ( z.B. Lotto)
- Preistrends, die immer weiter gehen, obwohl sie schon wieder fallen müssten (ökonomisch)
Beschreiben Sie den Unterschied zwischen Priming und Framing
Framing:
- Entscheidung wird davon beeinflusst, wie etwas formuliert wird (Z.B. 50 Menschen retten vs. 50 Menschen sterben lassen). Auch wenn Inhalt gleich ist, beeinflusst die Formulierung die Entscheidung
Priming:
- Entscheidungen werden durch vergangene/gespeicherte/unbewusste Erfahrungen beeinflusst
Was kennzeichnet das schnelle Denken (System 1) und was das langsame Denken (System2)?
System 1: (Intuition)
- Zeichnet sich durch Zeitknappheit und schnelle Reaktionsfähigkeit aus Intuitiv, automatisch, unbewusst, ohne Anstrengung, assoziativ, schnelle Reaktion,
- arbeitet mit Ähnlichkeiten, ohne statistischen Abgleich, naiv und leichtgläubig, heuristisch
- Signalgesteuert
- Beschreibt die normalen Entscheidungen
- Die meisten/wichtigen/weitreichenden Entscheidungen werden mit System 1 getroffen
- System 1 Entscheidungen weichen stark von der Vorhersage des ökonomischen Standartmodells ab
- System 1 Entscheidungen beinhalten systematische Fehler in der Entscheidungsfindung
System 2: (Bewußt-Rationale Handlung)
- Entscheidungen können gut vorbereitet und durchdacht werden, es bestimmen umfangreiche Kommunikationsprozesse die Entscheidungsfindung
- Bewusst, langsam, kontrolliert, reflektiert und abgewogen, aufwändig, bemüht und fleißig, statistisch unterlegt, misstrauisch und von Verdachtsmomenten geprägt, träge, sehr teuer in der Anwendung
- Wissensgesteuert
- Entscheidungen werden in Institutionen getroffen
- Beteiligt sich, wenn die Bedingungen eine ausführliche Erörterung zulassen
- Information ist auch hier nicht vollständig und in ausreichendem Maße verfügbar
Welche Auswirkungen hat die Verhaltensökonomie im Bereich der Finanzen (Behavioral Finance)?
- Verhaltensökonomie fügt dem Standartmodell die Erweiterung hinzu, dass Entscheidungen auf unklaren Informationssituationen aufbauen und durch Prägung der menschlichen Natur beeinflusst werden
- Schätzungen und unzureichende Verankerungen: verschiedene Ausgangswerte -> verschiedene Schätzungen, die in Richtung Ausgangswert verzerrt sind
- Unterschiede bei konjunkten und disjunkten Strukturen: konjunkte Strukturen -> Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs wird zu hoch eingeschätzt (ungerechtfertigter Optimismus), disjunkte Strukturen -> Risiken werden unterschätzt
- Ankereffekte bei der Beurteilung subjektiver Wahrscheinlichkeiten: bei Schätzung von Entwicklungswerten (z.B. DAX) in Verbindung mit der Eintrittswahrscheinlichkeit, Teilnehmer geben oft zu enge Konfidenzintervalle an und signalisieren zu hohe Wahrscheinlichkeit / zu geringe Wertvarianz
- Menschen messen weniger mit Vermögen als Wert, als vielmehr mit Gewinnen/Verlusten
- Zugeschriebene Entscheidungsgewichte der Ergebnisse unterscheiden sich von der Wahrscheinlichkeit ihres Eintreten
Beschreiben sie die ethische Problematik im Zusammenhang mit “Nudging”