1.4 kindliche Sprachstörungen Flashcards
(15 cards)
Was sind die kindlichen Sprachstörungen?
▪ Phonologische Störungen
▪ Spezifische Sprachentwicklungsstörung
▪ Sprachstörung bei intellektueller Beeinträchtigung
Was sind die Ursachen der kindlichen Sprachstörungen?
- genetische Erkrankungen (z.B. Fragiles X Syndrom)
- Geburtskomplikationen (z.B. hypoxischer Hirnschaden)
- Meningitis
- Störung unklarer Genese
(bei Kindern ohne offensichtlichen Störfaktor (wie bsp. Intelligenzminderung) kann es auch zu einer Beeinträchtigung in der sprachlichen Entwicklung kommen. Trotz der sprachlichen Fehlleistungen zeigen Kinder mit diesem Störungsbild eine altersgemäße Entwicklung in anderen Bereichen.)
Unter den Bereich der kindlichen Sprachstörungen werden auch Ereignisse subsumiert, die den Prozess des Spracherwerbs plötzlich unterbrechen. Demzufolge verlieren Kinder beispielsweise aufgrund eines Schädel-Hirn-Traumas bereits erworbene sprachliche Kompetenzen.
Was ist eine phonologische Störung?
Es ist eine Störung in der Sprachproduktion von Lauten. Zugrundeliegende Ätiologie ist bislang unklar.
Phonologische Aussprachestörung vs. phonetische Aussprachestörung:
- Phonologisch: Bildung des Lautes korrekt, aber Anwendung fehlerhaft (z.B. Schule > Sule)
- Phonetisch: Unfähigkeit einzelne Laute zu bilden („Lispeln“; z.B. interdentale s-Bildung > reine Sprechstörung)
Was sind die Leitsymptome einer phonologischen Störung?
Leitsymptom: phonologische Fehler
- Silbenstruktur (z.B. Elision von Konsonanten in Finalposition) - Ort, Art oder Stimmhaftigkeit von Konsonanten (z.B. Vorverlagerung von velaren Konsonanten) - Assimilationsprozesse
Viele phonologische Prozesse sind Teil der physiologischen Sprachentwicklung. Die Aufgabe Klinischer Linguisten besteht darin, eine Störung im Bereich der phonologischen Entwicklung vom altersgemäßen Spracherwerb zu unterscheiden. Folgende Kriterien sprechen für eine phonologische Störung:
- Persistieren physiologischer phonologischer Prozesse
(Der Prozess der Konsonantenassimilation wird für gewöhnlich mit einem Alter von drei Jahren überwunden. Besteht dieser über das Alter von
vier Jahren und darüber hinaus fort, kann von einer phonologischen Störung ausgegangen werden.) - Bestehen eines chronologischen Mismatch
(Es treten altersgemäße Prozesse auf, während entwicklungsmäßig frühe Prozesse nicht etabliert sind.) - Variabler Gebrauch phonologischer Prozesse
(Konsonanten in finaler Position werden einmal weggelassen, ein anderes Mal durch einen Glottallaut ersetzt.) - Systematische Lautpräferenz
(Ein phonologisch auffälliges Kind ersetzt eine ganze Lautgruppe durch einen einzigen Laut derselben Artikulationsart.) - Vorliegen idiosynkratischer (pathologische) Prozesse
(Darunter versteht man ungewöhnliche phonologische Prozesse)
Was sind Spezifische Sprachentwicklungsstörungen?
Beeinträchtigung im Sprachverständnis, in der Sprachproduktion, in der Anwendung gesprochener und geschriebener Sprache.
Diagnosestellung bei einer spezifischen Sprachentwicklungsstörung?
Die Defizite lassen sich nicht auf soziale oder kulturelle Faktoren (z.B. regionale Dialekte) zurückführen und treten auch nicht im Rahmen anatomischer Fehlbildungen oder neuronaler Störungen auf.
Die Diagnosestellung erfolgt folglich mittels Ausschluss von sensorischen Schädigungen (z.B. Hörstörung), psychiatrischen Auffälligkeiten, geistige Behinderung, etc.
Charakteristische Symptome bei einer spezifischen Sprachentwicklungsstörung?
Die Symptome können individuell stark variieren, dennoch lassen sich charakteristische Merkmale ableiten:
- verspäteter und verlangsamter Spracherwerb
- Probleme im Bereich der Wortfindung (> Semantik, z.B. eingeschränkter Wortschatz)
- Formulierungsschwierigkeiten
- Probleme im Sprachverständnis UND in der Sprachproduktion (→ _Diskrepanz zwischen rezeptiven und expressiven Leistungen)
- Defizite auf morphologischer und syntaktischer Ebene
- Häufig mit Störung der Lautbildung (> phonetisch-phonologische Ebene) assoziiert
Was kennzeichnet kognitive, intellektuelle oder Lernstörungen?
Kognitive, intellektuelle oder Lernstörungen sind gekennzeichnet durch sprachliche Defizite und eine unterdurchschnittliche allgemeine Intelligenz. Der Grad der Intelligenzminderung wird stets mittels Intelligenzquotienten (IQ) angegeben.
Ab wann sprich tman von einer Intelligenzminderung?
(IQ < 70)
Eine Intelligenzminderung (IQ < 70) schließt das Vorliegen einer Lernstörung mit ein und wird mit folgenden Erkrankungen in Verbindung gebracht:
- Chromosom- und Gendefekte (z.B. Down Syndrom)
- Infektionskrankheiten (z.B. Meningitis)
- Pränatale Exposition von Kokain und Alkohol (z.B. fetales Alkoholsyndrom)
- Sauerstoffmangel während der Geburt
- Stoffwechselerkrankungen (z.B. Phenylketonurie22)
Beschreibe die sprachlichen Leitmotive bei „Down-Syndrom“
- Muskelhypotonie im orofazialen Bereich
- Interdentale Zungenlage
- Verminderte Sprechverständlichkeit
- Einschränkungen in Kognition und Sprache
Verkürzte Aufmerksamkeitsspanne, Defizite im abstrakten Denken
Diskrepanz zw. rezeptiven und expressiven Leistungen
Verzögerte Wortschatzentwicklung
Defizite in der Pragmatik
Diagnostik sprachauffälliger, intelligenzgeminderter Kinder
- Anamnese
- Formale Überprüfung der expressiven, rezeptiven-
und ergänzende Untersuchungsmethoden kommunikativ-pragmatischer Leistungen - Erhebung der Ressourcen und Stärken
- Überprüfung nonverbaler Fähigkeiten
(da diese (indirekt) mit sprachlichen und kommunikativen Leistungen korrelieren (z.B. Gedächtnis, Aufmerksamkeit))
Therapie/Behandlung sprachauffälliger, intelligenzgeminderter Kinder
- Symptomorientierte Therapie
- Übungsverfahren zur pragmatischen und sozialen Kommunikation (→ Transfer der Verbesserungen in die alltägliche Kommunikation (d.h. unterschiedliche Kontexte)
- Kompensationsstrategien
- ev. Einsatz alternativer Kommunikationsmittel