Stimmstörungen Flashcards
(20 cards)
Anatomische Strukturen (von Stimmstörungen)
Die menschliche Stimme stellt die Grundlage sprachlicher Äußerungen dar und ist auf ein funktionierendes Zusammenspiel intakter anatomischer Strukturen angewiesen. Zu diesen anatomischen Strukturen zählen
a) Kehlkopfknorpel
b) Kehlkopfmuskulatur
Was ist eine Stimmstörung?
Die Strukturen des Kehlkopfes werden motorisch und sensorisch über laryngeale Nervenfasern innerviert (Nervus laryngeus superior, Nervus laryngeus recurrens, Nervus laryngeus inferior), die Informationen von der motorischen Hirnrinde erhalten.
Tritt eine Schädigung in diesen Bereichen auf, ist eine Stimmstörung (> Dysphonie) die Folge.
Wie werden Dysphonien klassifiziert?
entsprechend ihrer zugrundeliegenden Ätiologie
* Bei Vorliegen einer organischen Ursache > Organische Stimmstörung (oder: organisch bedingte Dysphonie)
* Wenn eine medizinische Ursache ausgeschlossen werden kann > Funktionelle Stimmstörung (oder: Funktionell bedingte Dysphonie)
* Wenn psychische Faktoren als Ursache in Frage kommen > Psychogene Stimmstörung mit Aphonie oder Dysphonie
Generelle Symptome einer Dysphonie:
- Heiserkeit
- Rauigkeit oder Behauchtheit
- Stimmanstrengung, die bis zur Aphonie führen kann
- Einschränkungen in der Sprechlautstärke und – ausdauer
- Häufig: Räuspern, Husten, Globusgefühl (Fremdkörpergefühl)
Ursachen einer organische bedingten Dysphonie:
Störung der Stimmfunktion aufgrund von neurologischer oder strukturelle Schädigungen
- Fehl- oder Missbildungen des Kehlkopfes
- Kehlkopftraumen,
- Tumorerkrankungen
- Neurologische oder hormonelle Erkrankungen
- Stimm- und Kehlkopfveränderungen im Alter
Was sind die häufigsten strukturellen und neurolog. Veränderungen?
- Stimmlippenknötchen und -polypen meist infolge stimmlichen Fehlgebrauchs
- Reinke-Ödem, begünstigt durch chronischen Nikotin- und Alkoholabusus
- Stimmlippenzysten, die sich aus kleinen Schleimdrüsen der Stimmlippenoberfläche entwickeln.
- neurologische Erkrankungen (z.B. Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, Myasthenia gravis, Stimmlippenparese nach Schlaganfall)
gehen häufig mit Störungen der Stimmfunktion einher.
Leitsymptomen einer organisch bedingten Stimmstörung
- Heiserkeit, Behauchtheit bis hin zur Aphonie (Stimmlosigkeit)
- Eingeschränkte Belastbarkeit der Stimme
- Veränderung der Stimmlage und Tonhöhe
- gestörte Phonationsatmung
- Räusperzwang, Reizhusten
- Druck- und Schmerzempfinden
- neuromuskuläre Störung im Halswirbelbereich
Ursache funktionell bedingter Dysphonie
- organische Auffälligkeiten können als Ursache ausgeschlossen werden
- Fehlgebrauch des Phonationssystems
- Meist wird eine funktionell bedingte Stimmstörung multifaktoriell ausgelöst. Das bedeutet, dass verschiedene Faktoren zur Entstehung der Störungsbildes beitragen.
- Haltungsfehler
- Veränderungen des Körpertonus (z.B. Verspannungen)
die Entstehung einer Stimmstörung begünstigen, - psychische Belastungen
- Der Fehlgebrauch (> unphysiologischer Stimmgebrauch) der Stimme entwickelt sich meist über einen Zeitraum von mehreren Monaten, wenn nicht Jahren.
Wer ist häufig von funktionell bedingter Dysphonie betroffen
aufgrund ihrer hohen Stimmbelastung Personen, die in einem Sprechberuf tätig sind (z.B. Lehrer und Kindergartenpädagogen, Schauspieler, Sänger).
Welche Arten der funktionellen Dysphonie gibt es?
hyperfunktionelle Dysphonie
hypofunktionellen Dysphonie
gemischte Dysphonie
Welche Dysphonie ist die häufigste?
Das klinische Erscheinungsbild entspricht vorwiegend der
hyperfunktionellen Dysphonie sowie der
gemischten Dysphonie, seltener der
hypofunktionellen Dysphonie.
Beschreibe die zwei funktionellen Dysphonien
Hyperfunktionelle Dysphonie = Folge des erhöhten Kraftaufwands der Phonation (> übermäßige Stimmbelastung)
Stimmklang: eher hart, gepresst, resonanzarm
Hypofunktionellen Dysphonie verminderter Kraftaufwand der Phonation, sodass es zu einem unzureichenden Stimmbandschluss kommt (> Entweichen der Luft führt zur Behauchtheit der Stimme). Stimmklang: eher weich, verhaucht, resonanzarm
Gemischte Dysphonie: Symptome der hyper- und hypofunktionellen Dysphonie liegen vor. Diese Form der Stimmstörung ist im praktischen Alltag sehr häufig anzutreffen.
Ursache psychogener Stimmstörungen
psychische Belastungen oder Stresssituationen angenommen
Differentialdiagnostik der psychogenen Stimmstörungen im Gegensatz zur funktionellen Stimmstörung
Stimmstörung akut und unabhängig von der Sprechbelastung auftreten.
Zudem verblassen die Symptome, sobald die auditive Rückkoppelung ausgeschaltet wird (z.B. durch Vertäubung der Ohren).
Ziel der Diagnostik bei Stimmstörungen:
Leistungsfähigkeit der Stimme und das Kommunikationsverhalten des Betroffenen einschätzen
Auf Basis der Daten aus dem Anamnesegespräch und der Befunderhebung bei Stimmstörungen können
- (Teil-)Ziele abgeleitet,
- die Indikation (Grund) der Therapie geprüft
- sowie die Therapie geplant werden.
Wie sieht die Diagnostik bei einer Stimmstörung aus?
Zur genauen Abklärung einer Stimmstörung ist eine Untersuchung durch den HNO-Arzt/Phoniater erforderlich.
Ziel ist es mittels Laryngoskopie die Ursache der Heiserkeit festzustellen.
Im Anschluss an den phoniatrischen Befund findet die
klinisch-linguistische Befunderhebung statt.
Hierbei finden objektive und subjektive Untersuchungsmethoden Anwendung.
Objektive Methoden:
- computergestützte Verfahren (z.B. Praat) zur Durchführung von Frequenz-, Amplituden-, Formant- und Heiserkeitsanalysen.
- Messung der Ausatmungs- und Tonhaltedauer, mittlere Sprechstimmlage, Stimmfeldmessung.
Subjektive Verfahren:
- auditive Beurteilung der Stimme nach dem RBH-System
- Beschreibung der Stimmqualität durch den Klinischen Linguisten
- Selbsteinschätzung der Stimmstörung durch den Patienten mit Voice Handicap Index (VHI)
Behandlung von Stimmstörungen sollte interdisziplinär orientiert sein und miteinschließen:
- HNO-Arzt/Phoniater,
- Internisten,
- Psychologen,
- Ergotherapeuten und
- Radiologen
Behandlungsverfahren organisch bedingter Stimmstörungen:
Organisch bedingte Stimmstörungen:
- nicht selten operative Verfahren (z.B. Abtragen von Stimmlippenknötchen), Chemo- und/oder Strahlentherapie
- Gabe von Medikamenten
Die klinisch-linguistische Intervention beruht auf den Einsatz unterschiedlicher Therapieansätze, deren Wirksamkeit zum Großteil bislang nicht belegt wurde.
In Fachkreisen herrscht jedoch Einigkeit darüber, dass in der Stimmtherapie ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt werden soll. Demnach ist die isolierte Behandlung der Stimmfunktion zu wenig für einen zu erwartenden nachhaltigen Therapieerfolg.
Was sind die fünf Therapiebausteine in der stimmtherapeutischen Arbeit?
Vor dem Hintergrund der individuellen Symptomatik und Präferenzen des Patienten basiert die stimmtherapeutische Arbeit auf folgenden fünf Therapiebausteinen
a) Tonus, Haltung und Bewegung:
tonusregulierende Maßnahmen, Verbesserung der Körperhaltung
b) Atmung:
Verbesserung der Ruhe- und Sprechatmung durch Atemwahrnehmungsübungen
c) Artikulation:
zur Verbesserung der Resonanzbildung und Artikulationspräzision
d) Phonation:
z.B. Übungen zur Stimmwahrnehmung, zum Resonanzaufbau, zur Stabilisierung der Stimmführung, zur Erweiterung des Stimmumfangs, zur Kräftigung des Stimmvolumens
e) Person: Auseinandersetzung mit der eigenen Stimme (Selbstbeobachtung)
Darüber hinaus: Aufklärung über stimmhygienische Maßnahmen
Informationen geben: negative Auswirkungen
von beispielsweise Alkohol, Rauchen, der Konsum stark gewürzter Speisen oder Reflux (Rückfluss von Magensäure) auf die Stimmfunktion.