Redeflussstörungen Flashcards
(18 cards)
Ursache für nicht-pathologische Sprechunflüssigkeiten liegt in
Sprechplanungsprozessen
Wie heißen die Redeflussstörungen?
Stottern und Poltern
Was ist Stottern?
Störung im Sprechfluss
, die in der Kindheit beginnend, meist über einen längeren Zeitraum hinweg andauert und durch ausgeprägtes Auftreten von mindestens einer der für Stottern typischen Unflüssigkeiten charakterisiert ist.
Kindliches Stottern, Abgrenzung:
Bei kindlichem Stottern ist es wichtig nicht-pathologische von pathologischen (stotter-typischen) Sprechunflüssigkeiten abzugrenzen.
Die Häufigkeit nicht-pathologischer Sprechunflüssigkeiten nimmt mit Beeinträchtigungen in den Bereichen Wortschatz und Syntax zu, sodass eine Abklärung bezüglich einer möglicherweise vorliegenden Sprachentwicklungsstörung von Bedeutung ist.
Normale Sprechunflüssigkeiten:
- Pausen
- Iteration von Wörtern und Wortverbindungen
- Revision von Wörtern und Wortverbindungen
- Abgebrochene Wörter
Für das Stottern typische Unflüssigkeiten:
- Wiederholungen von Lauten, Silben oder einsilbigen Worten
- Lautdehnungen
- Wortunterbrechungen
- Blockierungen
Mögliche Sekundärsymptomatik beim Stottern:
- Parakinese
- Tremor
- Orale Geräusche
- Veränderungen des nonverbalen Kommunikationsverhaltens
- Vegetative Reaktionen (Erröten, Schwitzen, Tachykardie)
- Leidensdruck
Welche entwicklungsbedingten Redeflussstörungen gibt es?
Stottern > originäres Stottern
1. Originäres neurogenes nicht-syndromales Stottern (kindliches Stottern unklarer Genese)
2. Originäres neurogenes syndromales Stottern (z.B. Trisomie 21)
Welche erworbenen Redeflussstörungen gibt es?
Erworbenes Stottern und Poltern
1. erworbenes neurogenes Stottern
(organische und funktionelle Hirnschädigung)
2. Psychogenes Stottern
(psychische Traumata oder psychiatrische Grunderkrankungen)
Was ist Poltern?
„[…] eine Redeflussstörung mit einer Sprechweise, die entweder zu schnell oder irregulär oder beides erscheint.“
Kardinalsymptome des Polterns:
▪ Sprechtempo:
abnorm schnell, irregulär, oder beides
▪ Sprechunflüssigkeiten:
u.a. Wiederholungen von Silben, Wörtern, Phrasen; Einschub von Lauten oder Silben („Embolophonien“, z.B. „äh“) oder sinnleeren Floskeln („Embolophrasien“, z.B. „irgendwie halt“)
▪ Phonetisch-temporale und phonologische Auffälligkeiten
z.B. Reduktion von Lautfolgen und Wörtern, Lautsubstitutionen und -veränderungen; unangepasste Intonation und Betonung, monotone Sprechweise
Häufig treten auch kommunikativ-pragmatische Störungen (z.B. Probleme im Einhalten der Regeln zum Sprecherwechsel) sowie ein eingeschränktes Störungsbewusstsein auf.
Diagnostik von Redeschlussstörungen
Ermittlung von
- Art
- Beginn
- Dauer
- Schweregrad
Und Erfassung von
- Komorbiditäten
- Begleitstörungen
- Sekundärsymptomatik
Basierend auf dem ICF-Modell werden im diagnostischen Prozess von Redeflussstörungen nicht nur die Kern- und Begleitsymptome (> Körperfunktion) erfasst, sondern auch die psychosoziale Belastung (personenbezogene Faktoren), die Kommunikationsfähigkeit im Alltag sowie die soziale Einbindung in der Gesellschaft (> Aktivität und Teilhabe). Auch die Inspektion des sozialen Umfelds (> Umweltfaktoren), das für den Betroffenen eine mögliche Barriere oder Unterstützung darstellen kann, sind Teil der ICF-basierten Befunderhebung.
Wie erfolgt die Befunderhebung des Stotterns?
Auf drei Ebenen:
1.
Objektive Maße: Untersuchung der sprechmotorischen Ausführung > Erhebung der Primär- und Sekundärsymptomatik
2.
Fremdperzeptive Maße: Beschreibung der Primär- und Sekundärsymptomatik durch den Therapeuten oder durch Dritte
3.
Selbstperzeptive Maße: subjektive Beschreibung der Symptomatik und deren Auswirkungen auf das alltägliche Leben
Mit:
Anamnese
Tests, Screenings
Fragebögen
Spontansprachproben
Wie erfolgt die differentialdiagnostische Abgrenzung des Polterns von Stottern?
über die Ermittlung von Dehnungen oder Blockierungen, die zu den Leitsymptomen des Stotterns zählen.
Poltern: erhöhtes/irreguläres Sprechtempo, phonetisch-phonologischen Auffälligkeiten
Wie erfolgt die Befunderhebung beim Poltern?
Es wird folgendes erhoben:
- Sprechtempo
- Sprechflüssigkeit
- Artikulation
- Sprachliche Fähigkeiten
- Wahrnehmungs- und soziale Aspekte
- Selbstwahrnehmung der Poltersymptomatik
Ziel der klinisch-linguistischen Intervention von Redeflussstörungen?
- Anstrengungsfreies Sprechen
- Verbesserung der Sprechflüssigkeit
- Abbau von Sekundärsymptomatik
- Optimierung von Coping Strategien
- Erfolgreiche Teilhabe am sozialen Leben
- Verbesserung der Lebensqualität
Entscheidend ist auch die Aufklärung des Betroffenen und seiner Angehörigen darüber, dass mit dem Störungsbild oftmals keine vollständige Remission zu erwarten ist (Vollständige Remission des Stotterns am ehesten noch im Kindergartenalter).
Behandlungsansätze für Stottern
a) Indirekte Verfahren: Anpassung des Umfelds (v.a. im Kindergartenalter)
b) Operante Verfahren: Verbesserung der Sprechflüssigkeit durch positive Verstärkung stotterfreien Sprechens
c)Verfahren der Sprechstrukturierung: Erlernen von Sprechtechniken mit dem Ziel einer verbesserten Sprechflüssigkeit
d) Verfahren der Stottermodifikation: mit Hilfe einer erlernten Sprechtechnik sollen auftretende Stottermomente direkt gestoppt und in eine stotterfreie Artikulation überführt werden
Eine Kombination aus c) und d)
Behandlungsansätze für Poltern
Im Hinblick auf die Behandlung des Polterns gibt es nur wenige Therapiestudien. Erfolgsversprechend scheint die Anwendung des Fluency Shaping-Verfahrens zu sein.