2. Grundbegriffe der Sozialstrukturanalyse Flashcards

(34 cards)

1
Q

Definition soziale Ungleichheiten

A

Soziale Ungleichheit…

–wenn Menschen (als Zugehörige zu sozialen Kategorien) ungleichen Zugang zu sozialen Positionen haben

–diese Positionen systematisch mit vorteilhaften oder nachteiligen Handlungs- und Lebensbedingungen verbunden sind

–diese Begünstigungen / Benachteiligungen (relativ) dauerhaft sind.

Solga/Berger/Powell (2009): Einleitung. In: (Dies.): Soziale Ungleichheit. Klassische Texte zur Sozialstrukturanalyse. Frankfurt/New York: Campus, S. 15.

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2
Q

Zentrale Begriffe

A

1) soziale Kategorien:
sozial hergestellte Merkmale, die
Zuweisung zu Positionen bewirken

2) soziale Positionen: „soziale Plätze“ mit Aufgaben, Erwartungen, Ressourcen, unabh. von konkreten Personen
3) Ressourcen: gelten als wertvoll und sind knapp; materiell (Einkommen,…) oder immateriell (Bildung, Anerkennung ..
4) Lebensbedingungen

5) Handlungsmöglichkeiten und Lebenschancen
(inwieweit kann ein „gutes Leben“ geführt werden?)

Vgl.: Solga/Berger/Powell (2009), S. 12-24; Hradil(2006): S. 195-197, Kreckel (1997): S.13-31

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3
Q

Zentrale Begriffe

strategische Ressourcen nach Kreckel:

A
  • ungleich verteilte Güter – ungleiche Lebenschancen -> strukturierte Verteilungsungleichheit (distributive Ungleichheit) (-> ungleiche Lebenschancen)
  • asymmetrische Beziehungen -> strukturierte Beziehungsungleichheit (relationale Ungleichheit) ( -> ungleiche Handlungsmöglichkeiten)

Beides (also Position und Person) ist nach Kreckel nicht voneinander zu trennen
Vgl. Kreckel (1997): S. 13-31

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4
Q

Definition soziale Ungleichheiten

A

Soziale Ungleichheit …

–wenn Menschen (als Zugehörige zu sozialen Kategorien) ungleichen Zugang zu sozialen Positionen haben

–diese Positionen systematisch mit vorteilhaften oder nachteiligen Handlungs- und Lebensbedingungen verbunden sind

–diese Begünstigungen / Benachteiligungen (relativ) dauerhaft sind

Solga/Berger/Powell (2009): Einleitung. In: (Dies.): Soziale Ungleichheit. Klassische
Texte zur Sozialstrukturanalyse. Frankfurt/New York: Campus, S. 15

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5
Q

Soziale Differenzierung

A

gesellschaftlich verankerte (überindividuelle) Unterschiede, die nicht (notwendig) mit Vor-und Nachteilen und damit nicht mit Asymmetrien in den Handlungsbedingungen verbunden sind

Solga/Berger/Powell (2009): Einleitung. In: (Dies.): Soziale Ungleichheit. Klassische Texte zur Sozialstrukturanalyse. Frankfurt/New York: Campus, S. 15-16.

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6
Q

Verschiedenartigkeit

A

Sozial nicht relevante (individuelle) Unterschiede
(z.B. Augenfarbe, Lieblingsfarbe, Körpergröße …)

Solga/Berger/Powell (2009): Einleitung. In: (Dies.): Soziale Ungleichheit. Klassische Texte zur Sozialstrukturanalyse. Frankfurt/New York: Campus, S. 15-16.

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7
Q

Ungleichheit –Differenzierung – Verschiedenartigkeit

A

Differenzierung und Verschiedenartigkeit
KÖNNEN zu sozialen Ungleichheiten werden – da soziale Ungleichheiten gesellschaftlich hergestellt und wandelbar sind! (und damit auch: reduzierbar sind)

Solga/Berger/Powell (2009): Einleitung. In: (Dies.): Soziale Ungleichheit. Klassische Texte
zur Sozialstrukturanalyse. Frankfurt/New York: Campus, S. 15-16; Kreckel 1997: 13-31

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8
Q

!!Strukturebenen sozialer Ungleichheit

A

siehe Schaubild Folie 10, Determinanten und Dimensionen

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9
Q

!!Determinanten …

A

… soziale Merkmale, die Zugehörigkeiten zu sozialen Gruppen (Sozialkategorien) definieren, die Grundlage für Vor- oder Nachteile in bestimmten Handlungs- und Lebensbedingungen darstellen

z.B. soziale / regionale Herkunft, Alter, Behinderung,
Geschlecht, Bildung, Beruf, Familienstand

Solga/Berger/Powell (2009): Einleitung. In: (Dies.) Soziale Ungleichheit. Klassische Texte zur
Sozialstrukturanalyse. Frankfurt/New York: Campus, S. 17 ff.

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10
Q

Strukturebenen sozialer Ungleichheit

soziale Gruppen / Sozialkategorien:

A

zugeschriebene Merkmale (ascribed):

  • Vom einzelnen nicht / kaum beeinflussbar (z.B. Geschlecht, soziale / regionale Herkunft, Alter, Behinderung)
  • Erscheinen ‚biologisch‘, sind aber sozial konstruiert
Erworbene Merkmale (achieved): 
-Durch eigenes Zutun entstanden und prinzipiell veränderbar (z.B. Bildung, Beruf, Familienstand). 

Solga/Berger/Powell (2009): Einleitung. In: (Dies.) Soziale Ungleichheit. Klassische Texte zur
Sozialstrukturanalyse. Frankfurt/New York: Campus, S. 17 ff.

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11
Q

!!Dimensionen…

A

… die wichtigsten Arten von Vor- und Nachteilen (materieller Wohlstand, Einkommen, Macht, Prestige, Bildung, Wohnbedingungen, Arbeits- und Beschäftigungsverhältnisse, Gesundheitsbedingungen und andere zentrale Lebensbedingungen)

  • Vertikale Ungleichheiten (v.a. qua Einkommen/Beruf -> Schichten/Klassen)
  • Horizontale Ungleichheiten (qua Geschlecht, regionaler Herkunft u.v.a…. -> vielfältige Dimensionen!)

Solga/Berger/Powell (2009):, S. 17ff

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12
Q

Strukturebenen sozialer Ungleichheit

Auswirkungen …

A

…die Konsequenzen derart
sozial strukturierter Vor- und Nachteile

Solga/Berger/Powell (2009): Soziale Ungleichheit. Klassische Texte zur
Sozialstrukturanalyse. Frankfurt/New York: Campus, S. 17ff.

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13
Q

Strukturebenen sozialer Ungleichheit

Mechanismen …

A

… soziale Prozesse oder Mechanismen, durch die die Zugehörigkeit zu bestimmten Sozialkategorien in einer Art und Weise sozial relevant wird, dass dies zu Vor- und Nachteilen in anderen Lebensbereichen (Dimensionen) führt.

-> Nur damit ist ERKLÄRUNG möglich!

Solga/Berger/Powell (2009): Einleitung. In: (Dies.) Soziale Ungleichheit. Klassische Texte zur
Sozialstrukturanalyse. Frankfurt/New York: Campus, S. 17 ff.

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14
Q

Beispiele für Mechanismen sozialer Ungleichheit

Bsp Geschlecht

A

zugeschriebenes Merkmal: Geschlecht

  • > Mechanismus: Statistische Diskriminierung
  • > Dimension: Ungleicher Zugang zu Führungspositionen
  • > Auswirkung: Einkommensungleichheiten
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15
Q

Beispiele für Mechanismen sozialer Ungleichheit

Bsp Klassenlage

A

zugeschriebenes Merkmal: Klassenlage

  • > Mechanismus: Ausbeutung (->Marx/Engels)
  • > Dimension: Einkommensungleichheiten
  • > Auswirkung: Lebensführung und -stile
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16
Q

Beispiele für Mechanismen sozialer Ungleichheit

Bsp Soziale Herkunft

A

zugeschriebenes Merkmal: Soziale Herkunft

  • > Mechanismus: Kulturelles Kapitel (-> Bourdieu)
  • > Dimension: Bildungsungleichheiten
  • > Auswirkung: Ungleiche Arbeitslosigkeitsrisiken
17
Q

Beispiele für Mechanismen sozialer Ungleichheit

Bsp Bildungsungleichheiten

A

erworbenes Merkmal: Bildungsungleichheiten

  • > Mechanismus: Kopplung des Zugangs zu Arbeitsplätzen an Bildungsabschlüsse
  • > Dimension: Ungleiche Einkommen
  • > Auswirkung: Ungleiche Armuts- und Gesundheitsrisiken
18
Q

Beispiele für Mechanismen sozialer Ungleichheit

Bsp Erlernter Beruf

A

erworbenes Merkmal: Soziale Herkunft

  • > Mechanismus: Monopolisierung von Marktsegmenten und -chancen (->Weber; -> Parkin)
  • > Dimension: Ungleiche Arbeitslosigkeitsrisiken
  • > Auswirkung: Ungleiche Armuts- und Gesundheitsrisiken
19
Q

Funktionalistische Schichtungstheorie

These

A

Soziale Ungleichheit (Ergebnisungleichheit) notwendig für gesellschaftlichen Fortschritt

  • Die ‚fähigsten‘ Personen müssten die funktional wichtigsten gesellschaftlichen Positionen einnehmen
  • Knappheit an ‚Talenten‘
  • Anstrengungen nötig, um die Positionen zu erreichen und auszufüllen
  • > Belohnungen (Einkommen, Prestige, …) nötig, um die ‚fähigen‘ Personen in die wichtigen Positionen zu bringen
  • > Ergebnisungleichheit sei funktional und notwendig

Davis/Moore (1945), gekürzt in Solga/Berger/Powell (2009),S.49-55.Vgl. auch Solga/Berger/Powell (2009),S.23

20
Q

Funktionalistische Schichtungstheorie: Kritik

A
  • Negatives Menschenbild: Anreize notwendig
  • unzutreffende Annahme, es existiere Chancengleichheit und freier Marktwettbewerb
  • keine Knappheit an ‚Talenten‘, sondern an Positionen
  • Funktionale Bedeutung und Belohnung stimmen nicht immer überein (z.B. unbezahlte Fürsorgearbeit u.a.)
  • Unklar, wer die Bedeutung von Positionen bestimmt
  • Unklar, wie viel Ungleichheit in einer Gesell. nötig sei
  • Unklar, wie sich Ungleichheiten ändern
  • dysfunktionale Aspekte von Ungleichheit vernachlässigt
  • Macht, Herrschaft und Konflikte vernachlässigt

Vgl. auch Solga/Berger/Powell (2009), S. 23-24; Mayntz in Solga et al., S.57-62

21
Q

Soziale Gerechtigkeit

A

Soziale Ungleichheit enthält keine Aussage über soziale Gerechtigkeit und damit keine Aussage, wie legitim / illegitim Ungleichheiten sind

  • > Soziale Gerechtigkeit ist normative Frage, wird üblicherweise in Sozialphilosophie thematisiert
  • > Soziolog_innen beantworten die Frage unterschiedlich je nach theoretischem Standpunkt (Kritische Theorie: Ungleichheiten nicht legitim Funktionalismus: Ungleichheit notwendig …)
22
Q

Soziale Gerechtigkeit – Prinzipien

Ergebnisgleichheit / Verteilungsgleichheit:

A

alle erhalten das gleiche (wichtig für Umverteilung: Sozialsysteme, Steuer)

23
Q

Soziale Gerechtigkeit – Prinzipien

Leistungsgerechtigkeit:

A

Verteilung nach persönlichem Beitrag ([Zeit-]Aufwand oder „Effektivität“ -> unklar: was ist „Leistung“?

24
Q

Soziale Gerechtigkeit – Prinzipien

Chancengerechtigkeit / -gleichheit:

A

alle haben die gleichen (Start-)Chancen im Wettbewerb um Güter und Positionen; ungleiche Ergebnisse sind legitim -> verbreitetes Konzept, aber nicht umgesetzt!

25
Soziale Gerechtigkeit – Prinzipien Bedarfsgerechtigkeit:
entspricht dem, was jemand braucht, oft Mindestbedarf (SGB II)
26
Soziale Gerechtigkeit – Prinzipien 4
1) Ergebnisgleichheit / Verteilungsgleichheit 2) Leistungsgerechtigkeit 3) Chancengerechtigkeit / -gleichheit 4) Bedarfsgerechtigkeit
27
Soziale Gerechtigkeit Widersprüche und Forschung
Soziale Gerechtigkeit Die Prinzipien widersprechen sich teilweise – Leistungsgerechtigkeit vs. Ergebnisgleichheit – Bedarfsgleichheit vs. Leistungs- vs. Ergebnisgleichheit … Empirische Gerechtigkeitsforschung: Fragt nach Einstellungen der Bevölkerung zu sozialer Gerechtigkeit
28
Methodische Grundlagen
Strukturen: nicht vorgegeben, sondern durch soziales Handeln entstanden, beeinflussen zugleich Handeln  wechselseitiger Zusammenhang Mikroebene: ->wie beeinflussen Strukturen das Handeln? Makroebene: - >wie sehen soziale Strukturen in größeren Zusammenhängen aus? - >Wie verteilen sich sozialstrukturell relevante Merkmale? - >Wie hängen sie mit anderen Kollektivmerkmalen zusammen?
29
Colemans „Badewanne“ – Mikro-Makroanalysen Grundschema der „Erklärenden Soziologie“
Siehe Folie 25 und 26
30
Analyseebenen | Makroebene:
Kollektivmerkmale von Gruppen, Gesellschaften …. (z.B. Arbeitslosigkeitsquote, Bruttosozialprodukt, …)
31
Analyseebenen | Mikroebene:
Individualmerkmale (z.B. Einkommen,…) | Aber: keine ‚einfache‘ Unterscheidung, z.B. Einkommen kann beides sein (einer Person oder Durchschnitt eines Landes)
32
Mikro-Makroanalysen: Analyseebenen
-> es ist immer erforderlich, genau anzugeben, worauf man sich in einer Aussage bezieht (Personen, Familien, Gruppen, Gesellschaften …) Beispiel: Zusammenhang zwischen Reichtum und Gesundheit - Reiche Menschen sind tendenziell gesünder als Arme - Menschen in reichen Gesellschaften sind tendenziell gesünder als in armen Gesellschaften - Je spezifische Daten nötig!
33
Mikro-Makroanalysen: Mehrebenen-Fehlschlüsse
- KEIN automatischer Schluss von Zusammenhängen zwischen Individualmerkmalen auf gleiche Zusammenhänge auf Ebene von Kollektivmerkmalen erlaubt – und umgekehrt! - >Mehrebenen-Fehlschlüsse
34
Mikro-Makroanalysen: Mehrebenen-Fehlschlüsse | BEISPIEL
Bsp: Arbeitslosigkeitsquote und Wahl rechtsextremer Parteien a) In Bezirken mit hoher Arbeitslosenquote werden überdurchschnittlich häufig rechtsextreme Parteien gewählt (Zusammenhang zwischen Kollektivmerkmalen) b )Arbeitslose wählen überdurchschnittlich häufig rechtsextrem (Zusammenhang zwischen Individualmerkmalen) B = Falscher Schluss! Wenn a zutrifft, kann b zutreffen oder nicht