8. Einkommen und Vermögen, Armut und Wohlstand, Inklusion und Exklusion Flashcards

(34 cards)

1
Q

Thomas Pikettys These

A

(global) wachsende Ungleichheiten, die langfristig Demokratie und Wirtschaft gefährden

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2
Q

Ursachen der These von Thomas Piketty

A

Ursachen nach Piketty:

  1. Bezieher hoher Einkommen vergrößern ihre Einkommenschancen, was aber nicht höherer Produktivität entspricht
  2. Rendite aus Kapital / Vermögen wächst schneller als Gesamtwirtschaft (r > g)
    - > Ungleichheit wird größer (auch global)
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3
Q

Folgerung Pikettys

A

Staatliche Eingriffe, v.a. durch Besteuerung

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4
Q

Modernisierungstheorie:

A
  • Davis/Moore: funktionale Schichtungstheorie, Meritokratie … -> Kritik siehe VL 2, 4
  • Mill (1806-1873): Verringerung von Ungleichheiten im Verlauf
  • Kuznets (1950er): umgekehrt u-förmige Armutsentwicklung seit der Vormoderne – Industrialisierung – Moderne
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5
Q

Historische Entwicklung (Modernisierung)

A
  • Industrialisierung: Ungleichheit wuchs, war groß
  • Seit 1. Weltkrieg: Wohlstand stieg, 2. Weltkrieg: Einbruch
  • Nachkriegszeit: Wirtschaftswunderzeit, Wohlstandsteigerung
  • Seit 1970er: wachsende Einkommensungleichheiten
  • DDR/Ostdeutschland: „Wohlstandsschere“ – bis heute!
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6
Q

Vermögen:

A
  • Unmittelbare Geldvermögen
  • Sachwerte, v.a. Immobilien (und Autos, …)
  • Unternehmenswerte (Betriebe)
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7
Q

Einkommen:

A
  • Persönliches Markteinkommen oder Bruttoeinkommen aus Erwerbstätigkeit oder Besitz vor Besteuerung -> primäre Einkommensverteilung
  • Persönliches Nettoeinkommen als alle Markt- und Transfereinkommen nach Abzug von Steuern und Abgaben -> sekundäre Einkommensverteilung
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8
Q

Sekundäre Einkommensverteilung ergibt sich durch…

A

…die staatliche Umverteilung / Besteuerung

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9
Q

zentral bei Besteuerung :

A

progressive Einkommensbesteuerung

  • Zweistufig linear steigend ab Grundfreibetrag (9.168 / 18.336 € in 2019)
  • Von 14 % bis 42 % (42 % ab 55.961 / 111.922 € p.a. in 2019)
  • Ab 265.327 / 530.654 €: 45 % Spitzensteuersatz

Dazu Kinderfreibetrag: 2019: 7.620 € , geplant (nach Familienentlastungsgesetz, Juli 2018): 2020: 7.812 €

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10
Q

Nettohaushaltseinkommen:

A

alle Einkommen eines Haushalts nach Steuern

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11
Q

Netto-Pro-Kopf-Haushaltseinkommen:

A

alle Einkommen eines Haushaltes nach Steuern geteilt durch Anzahl Haushaltsmitglieder

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12
Q

Netto-Äquivalenzeinkommen

A

= bedarfsgewichtetes Netto-Haushaltseinkommen

alte OECD Skala: 1. Erwachsener = 1, weitere Person im HH > 15 = 0,7 Kind unter 15 Jahre: 0,5
neue OECD: Skala 1. Erwachsener = 1, weitere Person im HH > 15 = 0,5 Kind unter 15 Jahre: 0,3

-> Achtung:
•Andere Quoten -> „Veränderung“ des Einkommens…
•Durchschnitt, sagt nichts über faktische Verteilung IM Haushalt!

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13
Q

Messung von Einkommens-/Vermögensungleichheiten

A
  1. Gini-Index Zahl zwischen 0 (keine Ungleichheit, alle verdienen gleich viel) und 1 (größte Ungleichheit: Eine/r verdient alles, der Rest nichts)
    - > Gut geeignet für internationalen Vergleich
  2. Verteilung von Bevölkerungsanteilen auf Wohlfahrtspositionen z.B.: < 50 % des Median-EK = arm, < 200 % = reich
  3. Berechnung von Einkommens-Quantilen welchen Anteil am gesamten Einkommen erzielt ein bestimmter Anteil der Bevölkerung, z.B. das oberste Dezil oder Fünftel?
  4. Relationen der Dezile, Fünftel usw. zueinander
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14
Q
  1. Gini-Index
A

Zahl zwischen 0 (keine Ungleichheit, alle verdienen gleich viel) und 1 (größte Ungleichheit: Eine_r verdient alles, der Rest nichts)
-> Gut geeignet für internationalen Vergleich

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15
Q
  1. Verteilung von Bevölkerungsanteilen auf Wohlfahrtspositionen
A

z.B.: < 50 % des Median-EK = arm, > 200 % = reich

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16
Q
  1. Berechnung von Einkommens-Quantilen
A

welchen Anteil am gesamten Einkommen erzielt ein bestimmter Anteil der Bevölkerung, z.B. das oberste Dezil oder Fünftel?

17
Q
  1. Relationen der Dezile, Fünftel usw. zueinander
A

Verhältnisse, Bsp Folie 25

18
Q

Gute Einkommenschancen

A
  • Bildung / hoch Qualifizierte (Singles)
  • Doppelverdiener-/Doppelkarriere-Paare ohne Kinder
  • (Paare ohne, mit 1 oder 2 Kindern)
19
Q

Schlechte(re) Einkommenschancen:

A
  • Gering(er) Qualifizierte, Personen ohne Abschluss / Ausbildung
  • Personen mit Migrationshintergrund
  • Frauen
  • Ostdeutschland vs. Westdeutschland
  • Alleinerziehende und Familien mit 3 oder mehr Kindern
  • Arbeitslose
20
Q

Einige Erklärungen für Einkommensungleichheiten

A

Globale Ökonomische Zusammenhänge / Globalisierung und technologische Entwicklung / Wissensgesellschaft
Hohe Qualifikation -> hohe Löhne Geringe(re) Qualifikation -> geringere Löhne / Arbeitslosigkeit Global zwischen Ländern und innerhalb!

Deutschland: Strukturwandel zu mehr Dienstleistungen
Dienstleistungssektor: niedrigere Löhne

Abnehmende Tarifbindung Niedrigere Löhne, Lohnspreizung, Niedriglohnsektor …

21
Q

Maßnahmen zur Verringerung der ungleichen Einkommen?

A
  • Gewerkschaftliche Maßnahmen gegen Lohnspreizung z.B. Branchenspez. Mindestlohn –
  • ab 1.1.15 gesetzlicher Mindestlohn 8,50 €, ab 1.1.19 9,19 €
  • Sozialstaatliche Maßnahmen – Mindestlohn, Besteuerung (Progression, Spitzensteuersatz …)

Umstritten, u.a. auch Mindestlohn – u.a. Arbeitsplatzverluste befürchtet. Bis jetzt keine negativen wirtschaftlichen Folgen.
ABER: Staatliche Umverteilung wichtig für Verringerung von Ungleichheiten

Unklar: weltweite Maßnahmen gegen steigende Ungleichheiten?

22
Q

Absolute Armut

A

Unterschreiten des physischen bzw. materiellen Subsistenzniveaus
Absolute Grenze, in allen Gesellschaften gleich („Hungergrenze“)

23
Q

Relative Armut

A

Unterschreiten des sozio-kulturellen Grundbedürfnisses („basic needs“)
Relative Armutsgrenzen können zwischen Gesellschaften variieren, abhängig vom jeweiligen gesellschaftlichen (Lebens-)Standard

24
Q

Weitere Konzepte (innerhalb relativer Armutskonzepte)

A

Ressourcenansatz

Lebenslagenansatz

Politisch festgelegte Armutsgrenzen

25
Ressourcenansatz
Versorgung mit materiellen Ressourcen, v.a. Geld / Einkommen | Armut: fehlende entsprechende (relative) Ressourcen
26
Lebenslagenansatz
Armut als Unterversorgung in mehreren Dimensionen, etwa Wohnen, Ernährung, Bekleidung, Bildung, Gesundheit, Arbeitsbedingungen, Einkommen, Ansehen, Freizeit, Zeit, … -> mehrdimensional Vorteile: kann tatsächliche Lebensbedingungen besser erfassen
27
Politisch festgelegte Armutsgrenzen
= „bekämpfte“ Armut SGB II / (Hartz IV / ALG II)-Bezug; Höhe: 416 € [+Wohngeld] - 1965: 500.000 Menschen HLU - 2018: 6,18 Mio. im SGB II
28
Politisch festgelegte Armutsgrenzen Schwierigkeiten:
-„Verdeckte Armut“: geschätzt 4 Mio. Anspruchsberechtigte stellen ihre Ansprüche nicht (aus Unkenntnis, Angst, Scham, …) - politisch veränderbar durch Änderung des Existenzminimums - per definitionem keine Armut mehr, da ja „bekämpft“ - Internationaler Vergleich schwierig ->Daher oft relative Einkommensarmut herangezogen
29
relative Einkommensarmut Einkommensarmut bzw. Einkommensarmutsrisiko (Armuts- und Reichtumsbericht)
i. d.R. Menschen, die < als 60 % des Median (!) des (Äquivalenz-) Einkommens der Bevölkerung zur Verfügung haben - > „Einkommensarmutsrisikoschwelle“. manchmal auch 50 % = strenge Einkommensarmutsgrenze 60%-Grenze derzeit etwa bei 1-Personen HH 1.063 € 2-Personen HH 1.594 € Alleinerz., 1 Kind < 14 J. 1.381 € Familie mit 2 Kindern < 14J. 2.234 €
30
Schwierigkeiten bei relativer Einkommensarmut
- Misst nicht unbedingt „Armut“, sondern relative Armut – und soziale Ungleichheiten (Einkommensungleichheiten) - Relatives Maß -> abhängig vom Gesamtniveau des Vergleichsmaßstabes - > Immer auch absolute Höhe bei Interpretation berücksichtigen!
31
Zeitliche Dimension bei Armut
- Dynamische Armutsforschung betont Verweildauern in Armut - 1/10 bis 1/3 der Armen dauerhaft arm, ein Teil nur einmal, ein größere Teil mehrfach („Zone der Prekarität“) 1 Million ALG-II Empfänger seit 10 Jahren im Bezug - Verweildauern auch beeinflusst von sozialstrukturellen Merkmalen (Alter, Bildung, …)
32
Folgen von Armut
- Armut ist mehrdimensional, nicht nur materielle Ressourcen - Umfassende Lebens- und Teilhabechancen: Wohnen, Bildung, Gesundheit, Freizeit, Konsum, soziale Kontakte – also gesellschaftliche, kulturelle, politische, soziale Teilhabe - > umfassende Verwirklichungschancen werden eingeschränkt
33
Ursachen von Armut (u.a.)
- Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigung, Lohnspreizung … - Festhalten am Ernährermodell, unzureichende soziale Absicherung pluraler Lebens- und Familienformen / Kinder - Schlechte Vereinbarkeit Familie / Beruf (Alleinerziehende, Mehrkindfamilien)
34
Fazit und Ausblick … Verringerung von Armut?
- Arbeitsmarkt-, Beschäftigungs- und Lohnpolitik - Einkommensbesteuerung - Bedingungsloses Grundeinkommen? - Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Absicherung von Familien, rentenrechtliche Anrechnung von Kindererziehungszeiten … - Bildungs- und Migrationspolitik als Sozialpolitik - …